Es war am 18. März 2022, als Marko mit seiner Familie endlich in Sicherheit war: Der 13-Jährige kam mit seinen Eltern, den Geschwistern sowie der Familie von Tante und Onkel am Mainzer Hauptbahnhof an – nach tagelanger Flucht aus der Ukraine. Seither geht Marko in die 7. Klasse des Rabanus-Maurus-Gymnasium in Mainz, Halt und Zugang fand er hier vor allem durch eines: die Musik. Marko spielt Fagott – doch am 2. Juni passierte das Drama: Marko ließ sein Fagott im Bus liegen, seither ist das wertvolle Instrument spurlos verschwunden. Nun hat die Gonsenheimerin Sylvia Kindling eine Hilfsaktion gestartet.

Der 13 Jahre alte Marko Poberezhnyi mit seinem Fagott in Mainz. - Foto: Kindling
Der 13 Jahre alte Marko Poberezhnyi mit seinem Fagott in Mainz. – Foto: Kindling

Die Familie Poberezhnyi stammt auf Lviv im Westen der Ukraine, „es ist eine hochgradig künstlerisch-musikalische Familie“, berichtet Sylvia Kindling im Gespräch mit Mainz&. Der Vater arbeitete für ein Museum, die Mutter an der Universität, alle Kinder spielten ein Instrument – und das auf hohem Niveau. „Die älteren Geschwister sind in der Ukraine auf spezielle Musik-Fachschulen gegangen“, erzählt Kindling, „die wollen alle klassische Musik studieren – und sie sind wirklich enorm gut.“

Auch Marko Poberezhnyi, der 13 Jahre alte Sohn, spielt bereits seit Jahren Fagott, wie die ganze Familie spielt er auf Konzerten, im Rama auch in der Schulband. Das Peter-Cornelius-Konservatorium in Mainz nahm den jungen Musiker im Handumdrehen auf – die Musik sei für Marko und die gesamte Familie eine ganz wichtige Integrations-Schiene, berichtet Kindling. Sie selbst kennt die Poberezhnyis seit Jahren: „Wir waren lange Brieffreunde“, erzählt die Gonsenheimerin, die mit ihrer Narrenkappen-Manufaktur „Starkapp“ bekannt geworden ist.

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Als am 24. Februar 2022 der Krieg in der Ukraine ausbrach, zögerte Kindling deshalb keine Sekunde: Als die Familie aus Lviv vor den auch dort fallenden Bomben floh, holten die Mainzer die Poberezhnyis umgehend an den Rhein. Am 18. März kamen die beiden Familien mit vier Erwachsenen und insgesamt neun Kindern auf dem Hauptbahnhof an, seither versuchen sie, hier ihr Leben zu meistern. Einfach sei das nicht, berichtet Kindling: Die älteren Geschwister machten parallel zum Unterricht in Deutschland noch ihre Schulabschlüsse in Lviv, alles über Fernunterricht.

Familie Poberezhnyi auf einer Demo in Mainz gegen den Krieg in ihrer Heimat Ukraine. - Foto: Kindling
Familie Poberezhnyi auf einer Demo in Mainz gegen den Krieg in ihrer Heimat Ukraine. – Foto: Kindling

„Der Unterricht wird bis heute regelmäßig durch Bombenalarm unterbrochen“, berichtet sie, „der Krieg zuhause, das lässt sie nicht los.“ Umso wichtiger sei für die hochgradig künstlerische Familie die Musik, immer wieder träten sie auch bei Benefizkonzerten zugunsten der Ukraine auf, wie gerade in Bischofsheim. Dass Marko hier wieder Fagott spielen konnte, verdankt er seiner Schule: Das Rabanus-Maurus-Gymnasium stellte dem begabten Schüler das Instrument zur Verfügung.

Und dann das: Am Donnerstag vor Pfingsten kam Marko vom Musikunterricht – und ließ in einem Augenblick der Unachtsamkeit sein Instrument im Bus liegen. „Er hat es sofort gemerkt, als er aus dem Bus ausgestiegen war, aber da war es schon zu spät“, berichtet Kindling: „Der Bus war schon weg.“ Die Familie habe den Verlust noch am gleichen Tag bei der Mainzer Mobilität gemeldet, beim Fundbüro in Mainz und sogar bei der Mainzer Polizei – doch nichts geschah.

 

„Es ist wirklich komisch“, sagt Kindling, „aber das Instrument taucht einfach nicht wieder auf.“ Dabei habe sie noch gedacht, das werde sich schnell wiederfinden, „wer kann denn mit einem Fagott was anfangen?“ Das Instrument sei doch eher ungewöhnlich und eigentlich auch zu groß, um es einfach in eine Ecke zu stellen. Doch weder bei sämtlichen Fundstellen noch auf Ebay im Internet zeigte sich bisher irgendeine Spur.

Das am Donnerstag vor Pfingsten in der Buslinie 76 in Mainz verlorene Fagott. - Foto: Kindling
Das am Donnerstag vor Pfingsten in der Buslinie 76 in Mainz verlorene Fagott. – Foto: Kindling

Das Problem dabei: Fagotts sind teuer. Das verlorene Instrument war ein hochwertiges Schreiber-Fagott, die rund 7.200 Euro oder sogar mehr kosten. Nun ist guter Rat teuer, denn das sei auch für die Schule keine Kleinigkeit, sagt Kindling: „Und so ein Instrument hat eben nicht jeder einfach ‚rumliegen wie eine Blockflöte.“ Und auch die Fagott-Tasche der Marke Stölzel koste eine ordentliche Stange Geld, das komme noch dazu.

Kindling hat deshalb nun eine Spendenkampagne gestartet, damit das Fagott neu gekauft werden kann – und damit Marko seine Musikausbildung fortsetzen kann. „Die Familie ist totunglücklich, das ist echt eine Katastrophe“, berichtet sie, „die Musik bedeutet so viel, wenn Du sonst nichts hast – und dann hat man über so etwas die Möglichkeit der Integration einem fremden Land.“ Unglücklich seien Mirko und seine Eltern auch, weil sie die ungeheure Hilfsbereitschaft in Mainz so zu schätzen wüssten, sagt Kindling.

 

Am schönsten wäre es deshalb, wenn der Finder das Instrument einfach zurückgeben würde, sagt die Gonsenheimerin, und appelliert: Vielleicht habe jemand ja nur einfach vergessen, es beim Fundbüro abzugeben. „Das Instrument ist zu wertvoll, als dass es irgendwo in der Ecke steht“, sagt sie. Verloren wurde das Fagott übrigens am 2. Juni 2022 in der Buslinie 76 in Fahrtrichtung Mainzer Oberstadt.

Für den Fall aber, dass das Fagott nicht wieder auftaucht, suchen sie nun Spender, die bei der Wiederbeschaffung helfen wollen – wer das tun möchte, kann sich entweder bei Sylvia Kindling direkt melden, oder die Spendenkampagne auf der Plattform gofundme.org unterstützen.

Info& auf Mainz&: Wer Marko helfen möchte bei der Wiederbeschaffung des Fagotts, wendet sich am besten an Sylvia Kindling, entweder hier im Internet oder hier via Facebook. Wer diese Möglichkeiten nicht hat, kann uns auch gerne eine Email unter info/at)mainzund.de schreiben, wir leiten den Kontakt dann gerne weiter. Die Spendenkampagne „Fagott für Marko“ findet Ihr hier im Internet. Mehr zu Sylvia Kindling, die mit ihren Narrenkappen schon Bischof und OB ausstattete, lest Ihr hier bei Mainz&:

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