Mainz& war am Mittwoch in besonderer Mission unterwegs: Unsere Chefin Gisela Kirschstein war Mitglied der Jury der EcoWinner 2015. EcoWinner ist der Weinwettbewerb des Ökoweinverbandes Ecovin, jedes Jahr werden hier die verbandsinternen besten Weine gekürt. Und das geschieht durch eine vielfältig zusammengesetzte Jury von rund 30 Leuten. Fünf Stunden lang wurde also am Mittwoch im DLR in Oppenheim geschnüffelt, gekostet und gewertet – am Ende räumten die Rheinhessen bei den EcoWinnern ab.

Arbeitsplatz Weinjury
Arbeitsplatz eines Jurymitglieds – Foto: gik

Es ist schon eine besondere Aufgabe, 40 Weine zu verkosten, und sie möglichst gerecht zu bewerten. Das Wort objektiv haben wir jetzt extra nicht gewählt – denn was kann in Sachen Geschmack schon objektiv sein? Geschmack ist selbstverständlich subjektiv, dennoch urteilen auch Weinkritiker nach Kriterien: Wie ist der Duft des Weines? Welche Aromenvielfalt kommt dabei herüber? Ist der Geschmack frei von Fehlern, der Wein rein?

Und dann geht es in die große weite Welt der Sensorik: fruchtig oder blumig, Holztöne, Citrusnoten bei den Weißen, Beerenaromen bei den Roten – jede feine Nuance entscheidet, ob der Wein langweilig oder spannend, eindimensional oder vielschichtig ist. Daszu kommt noch das Kriterium der Rebsorte: Ist das da im Glase ein typischer Riesling, ein ungewöhnlicher Weißburgunder, ein noch junger Rotwein mit viel Potenzial?

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In der Aula des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum in Oppenheim wurde so am Mittwoch getestet, und es wurde beratschlagt. In Gruppen zu vier Personen nahmen die Tester jeweils eine Kategorie des Weinwettbewerbs unter die Lupe: Rieslinge, Burgunder und sonstige Weißweine in trocken oder mit Restzucker, jeweils mit wenig oder mit mehr als 12,5 Prozent Alkohol. Dazu Spätburgunder, andere Rotweine, Barrique-Weine sowie pilzresistente neue Rebsorten wie Cabernet Blanc oder Léon Milot – alles wurde kritisch unter die Lupe genommen. 366 Stück aus ganz Deutschland.

EcoWinner Kategorie Burgunder
Eine der EcoWinner Kategorien: Weiße Burgunder – Foto: gik

„Wir wissen dann: das sind die Besten“, sagte Andreas Hattemer, Bundesvorsitzender des Ökoverbandes Ecovin. Das sei zum einen für die Winzer selbst wichtig, eine Rückmeldung, wo ihre Weine stehen. Zugleich aber könne der Verband so auf die aktuellen Top-Weine für Präaentationen und Veranstaltungen zurückgreifen, erklärte Hattemer.

Zum 19. Mal fand der EvoWinner-Wettbewerb bereits statt, als er 1997 erfunden wurde, war der Markt für Bioweine noch sehr viel überschaubarer. Ökowinzer galten als belächelte Subspezies, die niemand so richtig ernst nahm. Das hat sich geändert: die Anbaufläche für Ökoweine hat sich in den vergangenen sechs Jahren fast verdoppelt. Und weltweit stellen Spitzenweingüter ihre Weinberge auf ökologische Bewirtschafttung um, benutzen dadurch keine mineralischen Dünger und keine chemischen Pflanzenschutzmittel mehr. „Die Winzer stellen fest, dass sie dadurch intensivere, charaktervolle Weine bekommen“, sagt Hattemer.

Der Verband Ecovin feiert in diesem Jahr sein 30-jähriges Jubiläum, als sich Biowinzer damals zusammenschlossen, war das Wort „Öko“ noch gar nicht erfunden. Was sie trieb, war das Bedürfnis, den Boden nicht mit chemischen Erzeugnissen zu bearbeiten, sondern mit der Natur zu leben und ihre Potenziale für den Wein zu nutzen. „Ich denke schon, dass Ecovin-Winzer noch eine Ticken mehr Herzblut in die Sache reinstecken“, sagt Hattemer.

Stilleben mit Kuhhörnern bei Lotte Pfeffer nah
Öko-Stilleben mit Kuhhörnern im Weingut Gebrüder Dr. Becker in Dienheim – Foto: gik

Es sei die Auseinandersetzung mit den natürlichen Mitteln im Weinberg, das die Weine am Ende hochwertiger mache, sagt Hattemer: „Ich weiß, dass ich die Böden nicht mit Stoffen belaste, dass der Weinberg eine größere Biodiversität hat – und vor allem: dass es funktioniert.“ Nein, technisch erklären lasse sich das nicht immer sofort, sagt der studierte Weinbauingenieur aus der Weinbauuni Geisenheim – aber das müsse ja gar nicht unbedingt sein.

Tatsächlich behandeln Ökowinzer ihre Reben mit Backpulver und Kamillentee – und sie erzielen damit oft bessere Erfolge, als ihre konventionell arbeitenden Kollegen: Die Weine sind oft dichter und haben eine vielfältigere Aromatik. „Da kann mir die Industrie tausendmal erzählen, dass sich das alles super abbaut“, sagt Hattemer: „Wenn ich doch mit Backpulver hinkomme, stellt sich mir als Vater von zwei Kindern die Frage, warum ich synthetische Mittel einsetzen sollte.“ Den Nachkommen eine intakte Umwelt zu hinterlassen, auch das ist eine wichtige Motivation bei Ökowinzern.

Was aber bringt ein Wettbewerb wie die EcoWinner dem Verbraucher? Orientierung, sagt Hattemer: „Der Winzer kann ja viel erzählen, wie toll seine Weine sind, aber wenn eine unabhängige Kommission das blind verkostet, ist das sicher sehr viel objektiver“, meint der Ecovin-Chef. Für den Verbraucher sei das eine verlässliche Sache.

Jury in der DLR Aula bei der Arbeit
EcoWinner-Jury in der Aula bei der Arbeit – Foto: gik

Aber wie „objektiv“ können Verkostungen sein? „Die Gefahr besteht schon, dass der Mainstream dabei besser wegkommt“, räumt Hattemer ein. Ob einem ein Wein schmecke oder nicht, das hänge schließlich auch von Situation und persönlicher Verfassung ab. Und letztlich gebe es doch ohnehin nur zwei Weinkategorien: „Er schmeckt mir, oder er schmeckt mir nicht.“

Und so könne es dem Verbraucher auch „völlig egal, wie den Wein ein Weinkritiker beurteilt – wenn er mir nicht schmeckt, schmeckt er nicht, dann helfen mir auch keine 100 Punkte von Parker“, sagte Hattemer mit Blick auf den berühmtesten Weinguide des Amerikaners Robert Parker. Eure Aufgabe also ist es herauszufinden, welcher Weinstil Euch schmeckt – und dafür habt Ihr mit den EcoWinnern tolle Versuchsobjekte.

Weinverkostung Ecovin allgemein - Foto Ecovin
Man kann es auch ganz einfach machen: einfach genießen! – Foto: Ecovin

Die Sieger unter den verkosteten Weinen waren zumindest in unserer Kategorie am Ende vielschichtige, elegante und gehaltvolle Weine mit viel eigenem Charakter. Und die rheinhessischen Winzer schnitten dabei ausgesprochen gut ab: Acht von 17 ersten Plätzen räumte Weingüter aus Rheinhessen ab – Hut ab! Darunter waren vor allem die Weißwein-Kategorien, da sind die Rheinhessen mit ihren Kalkböden einfach kaum zu schlagen. Sechs Siegerweine kamen aus Württemberg, auch nicht schlecht 😉

In Rheinhessen wiederum stachen die Weingüter Brüder Dr. Becker in Dienheim und der Hirschhof in Westhofen heraus – und natürlich der Rotweinpapst Arndt F. Werner aus Ingelheim, dessen Frühburgunder Qualitätswein trocken des Jahrgangs 2013 den Sieg bei den Rotweinen ab 12,5 % Alkohol holte.

Faizt: Ein spannender Wettbewerb mit einer großen Bandbreite, der vor allem eines zeigt: Bioweine werden in der breiten Masse immer besser und bringen fantastische Spitzenweine hervor. Und wir verraten Euch noch ein Geheimnis: Viele Winzer des Spitzenverbandes VDP arbeiten auch längst nach ökologischen Maßstäben – sie reden nur nicht so gerne darüber.

Info& auf Mainz&: Mehr zum Bioweinverband Ecovin findet Ihr hier.

Und dies sind die Sieger des 19. EcoWinner-Wettbewerbs 2015:

Kategorie 1 | Sekt
1. Platz: 2013 Chardonnay *Heitersheimer Maltesergarten* Sekt brut | Weingut Zähringer, Baden
2. Platz: 2013 Riesling Qualitätssekt brut| Wein- & Sectmanufactur Stülb, Mosel
3. Platz: 2013 Scheurebe Qualitätssekt brut | Weingut Goldschmidt, Rheinhessen

Kategorie 2 | Secco
1. Platz: 2014 Weißburgunder, Riesling, Traminer Secco Perlwein trocken | Weingärtner Stromberg-Zabergäu,
Württemberg
2. Platz: 2014 Cuvée Secco *Isabell* Qualitätsperlwein trocken | Weingut Goldschmidt, Rheinhessen
3. Platz: 2014 Rivaner, Gewürztraminer, Solaris *Seccolli* Perlwein trocken | Weingut Ollinger-Gelz, Mosel

Kategorie 3 | Rosé/Weißherbst
1. Platz: 2014 Muskat-Trollinger Rosé QbA lieblich | Weingut Halter, Württemberg
2. Platz: 2014 Spätburgunder Weißherbst QbA trocken | Weingut Großmann, Nahe
3. Platz: 2014 Schwarzriesling Rosé *Königheimer Kirchberg* QbA trocken | Weingut Christian Geier, Baden

Kategorie 4 | Riesling trocken, bis 12,5 Vol. %
1. Platz: 2014 Riesling *Heuchelheimer Herrenpfad* Kabinett trocken | Weingut Hohlreiter GbR, Württemberg
2. Platz: 2014 Riesling Kabinett trocken | Weingut Hirschhof, Rheinhessen
3. Platz: 2014 Riesling *Wawerner Jesuitenberg* QbA trocken | Weingut Dr. Frey, Mosel

Kategorie 5 | Burgunderfamilie weiß, trocken, bis 12,5 Vol. %
1. Platz: 2014 Auxerrois QbA trocken | Weingut Hirth, Württemberg
2. Platz: 2014 Grauer Burgunder QbA trocken | Weingut Knobloch, Rheinhessen
3. Platz: 2014 Weißburgunder QbA trocken | Weingut Mohr-Gutting, Pfalz

Kategorie 6 | Weißweine trocken, bis 12,5 Vol. % (außer Riesling und Burgunder)
1. Platz: 2014 Muskateller *Binger Mainzerweg* QbA trocken | Weingut Axel Schmitt, Rheinhessen
2. Platz: 2014 Sauvignon Blanc *Heitersheimer Sonnhohle* QbA trocken | Weingut Zähringer, Baden
3. Platz: 2014 Silvaner *Ingelheimer Steinacker* Selection trocken | Weingut Arndt F. Werner, Rheinhessen

Kategorie 7 | Riesling trocken, ab 12,5 Vol. %
1. Platz: 2014 Riesling *Dienheim* QbA trocken | Weingut Brüder Dr. Becker, Rheinhessen
2. Platz: 2014 Riesling *Lorcher Krone* QbA trocken | Weingut Mohr, Rheingau
3. Platz: 2014 Riesling Spätlese trocken | Weingut Mohr, Rheingau

Kategorie 8 | Weißweine trocken, ab 12,5 Vol. % (außer Riesling)
1. Platz: 2014 Grauburgunder *Westhofener Steingrube* Spätlese trocken | Weingut Hirschhof, Rheinhessen
2. Platz: 2014 Grauburgunder Spätlese trocken | Weingut Ollinger-Gelz, Mosel
3. Platz: 2014 Weißburgunder Selection „K“ *Gruner Altenberg* QbA trocken | Weingut Köpfer, Baden

Kategorie 9 | Riesling, RZ 10-24 g/L
1. Platz: 2014 Riesling QbA halbtrocken | Weingut Jakob Neumer, Rheinhessen
2. Platz: 2014 Riesling *Dalsheimer Hubacker* Spätlese halbtrocken | Weingut Goldschmidt, Rheinhessen
3. Platz: 2014 Riesling *Wolfer Goldgrube* Spätlese halbtrocken | Kirchengut Wolf, Mosel

Kategorie 10 | Weißweine, RZ 10-24 g/L (außer Riesling)
1. Platz: 2014 Scheurebe *Dienheim* QbA halbtrocken | Weingut Brüder Dr. Becker, Rheinhessen
2. Platz: 2014 Kerner Gutswein Spätlese halbtrocken | Weingut Ernst Hoffmann, Mosel
3. Platz: 2014 Riesling & Weißburgunder *ZWO – von der Saar* QbA halbtrocken | Weingut Dr. Frey, Mosel

Kategorie 11 | Alle Rebsorten, RZ größer 25 g/L
1. Platz: 2014 Riesling *Edition* Auslese süß | Ökoweingut Stutz, Württemberg
2. Platz: 2013 Riesling *Edition BA* Beerenauslese edelsüß | Ökoweingut Stutz, Württemberg
3. Platz: 2014 Gelber Muskateller QbA edelsüß | Wein- und Sectmanufactur Stülb, Mosel

Kategorie 12 | leichte Rotweine bis 12,5 Vol. %
1. Platz: 2013 Spätburgunder QbA trocken | Weingut Mohr-Gutting, Pfalz
2. Platz: 2014 Trollinger *S* QbA trocken | Weingut Schäfer, Württemberg
3. Platz: 2013 Cuvée (Cabernet Mitos, Cabernet Dorsa, Acolon) *BLUTSBRÜDER* QbA trocken
Bioweingut Weinreuter, Württemberg

Kategorie 13 | Spätburgunder, ab 12,5 Vol. %, ohne Barrique
1. Platz: 2012 Spätburgunder *Wintersheim Frauengarten* QbA trocken | Weingut Axel Kreichgauer, Rheinhessen
2. Platz: 2013 Spätburgunder *TOURMALIN* QbA trocken | Weingut Knobloch, Rheinhessen
3. Platz: 2013 Blauer Spätburgunder *Ingelheimer Horn* QbA trocken | Weingut Arndt F. Werner, Rheinhessen

Kategorie 14 | Rotweine, ab 12,5 Vol. %, ohne Barrique (außer Spätburgunder)
1. Platz: 2013 Frühburgunder QbA trocken | Weingut Arndt F. Werner, Rheinhessen
2. Platz: 2013 Lemberger QbA trocken | Weingärtner Stromberg-Zabergäu, Württemberg
3. Platz: 2011 Lemberger *Edition F* QbA trocken | Ökoweingut Stutz, Württemberg

Kategorie 15 | Alle Rotweine aus dem Barrique
1. Platz: 2011 Cabernet Sauvignon *Bornheimer Adelberg* QbA trocken | Weingut Dr. Scholl, Rheinhessen
2. Platz: 2012 Merlot *Symphonie* QbA trocken | Weingut Doreas, Württemberg
3. Platz: 2011 Spätburgunder Auslese trocken, Barrique | Weingut Metzler, Rheinhessen

Kategorie 16 | Weiße PIWI
1. Platz: 2014 Cabernet Blanc *Klosterberg* QbA trocken | Weingut zur Römerkelter, Mosel
2. Platz: 2014 Cabernet Blanc QbA trocken | Weingut Mohr-Gutting, Pfalz
3. Platz: 2014 Cabernet Blanc *Symphonie* QbA trocken | Weingut Doreas, Württemberg

Kategorie 17 | Rote PIWI
1. Platz: 2012 Léon Milot *Edition* QbA trocken | Ökoweingut Stutz, Württemberg
2. Platz: 2013 Cabernet Jura *Nierstein* QbA trocken | Weingut Wedekind, Rheinhessen
3. Platz: 2011 Cabernet Carol Auslese trocken | Weingut Ludwig Mißbach, Baden

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