Die Fastnacht in Mainz ist für ihre geschliffenen Büttenreden berühmt, doch seit einigen Jahren blüht und gedeiht auch ein anderer Zweig immer mehr: Die musikalische Fastnachtsszene in Mainz kann sich inzwischen richtig sehen lassen. Daran nicht ganz unschuldig ist der SSC – der Stehungs Vision Song Contest des Gonsenheimer Carneval Vereins (GCV). Der suchte am Samstag zum vierten Mal den Ohrwurm der neuen Kampagne – und wurde gleich mehrfach fündig. Die Siegertrophäe des Gläsernen Stehers konnte am Ende aber nur eine Band davontragen – und es waren nicht Dobbelbock.

„Ihr seid disqualifiziert“, stellte Theresa Betz gleich mal als erstes fest, und die, die so tituliert wurden, guckten nicht einmal unglücklich dabei: Andreas und Mathias Bockius alias „Dobbelbock“ hatten schließlich die ersten drei SSC Song Contests des GCV allesamt gewonnen. Nun durfte das Brüderpaar schlicht nicht mehr antreten: „Wir haben ein Vorbild: die ZDF Hitparade – wer dreimal siegt, der fliegt“, erklärte GCV-Programmchef Thomas Becker, der gemeinsam mit Theresa Betz den SSC des Jahres 2025 moderierte.
Zum vierten Mal hatte der Gonsenheimer Carneval Verein (GCV) nun schon zum großen Song Contest der Mainzer Fastnacht geladen, und die Spannung war groß: Wer würde in diesem Jahr den Wettbewerb um den besten Kampagnensong in Mainz gewinnen – wenn Dobbelbock nicht dabei sind? 12 Bands traten auch in diesem Jahr zum Contest im Mainzer KUZ an, alle 12 Teilnehmer mussten einen neuen Kampagnensong präsentieren – und so waren auch in diesem Jahr wieder neue Wettbewerber dabei.
Neue Ohrwürmer von „Humbas“ und „Kammersänger“ Bersch
„Vierfarbbunt ist unsre Welt, weil sie uns so gut gefällt“, sang da gleich zu Beginn die Spassmacher Company. Die Gesangstruppe vom KCK aus Mainz-Kastel feiert in diesem Jahr ihr 40-jähriges Bestehen, und hatte aus dem Anlass eine Hymne auf die Meenzer Fastnacht gedichtet – ein gut gelaunter Einstieg in den Abend. Jede Band trat für einen Mainzer Stadtteil an, für die Neustadt hatte erneut Solist Michi Hay einen Rapsong über das bunte und vielfältige Mainz im Gepäck.

Neu dabei aber war das Pop-Jazz-Duo „That’s Chic“, die mit ihrem funkigen Loblied auf die Fastnacht den Wild Card-Wettbewerb des SSC gewonnen hatten , und nun für Laubenheim antraten. Wobei das mit den Mainzer Stadtteilen nicht gar so Ernst zu nehmen war: Bischofsheim gehörte zwar auch einmal zu Mainz, wird aber nun schon seit 1945 zum hessischen Groß-Gerau sortiert – kein Problem für die „Kammersänger“ Johannes Bersch und Sebastian Kraus. Die beiden präsentieren erneut ein kleines närrisches Geniestück, das zwar mit bekannter Melodie, aber neuem Text daherkommt. Wir sagen nur: „So schee – isses gar nit?“ Isses doch!
Womit wir beim Thema Ohrwurm wären: Das „Kammersänger“-Stück hat fraglos das Zeug dazu, das Publikum im KUZ singt bereits nach Sekunden lautstark mit. Überhaupt nicht mehr aus dem Ohr geht wiederum der neueste Hit der „Humbas“: Thomas Neger und seine Band haben das aktuelle Mainzer Fastnachtsmotto vertont, ihr „Don’t forget, don’t forget the Zuchplakett'“ rockt nicht nur satt den Saal, sondern setzt sich auch ganz hartnäckig in den Gehörgängen fest – probiert es selbst mal mit unserem Mainz&-Facebookvideo aus! „Ich fand das Motto sofort geil“, verriet Thomas Neger auf der Bühne – da sei der Song quasi von alleine entstanden.
Fastnachts-Hymnen an Moguntia und den Rosenmontag in Mainz
Potenziellen Kult-Charakter hat aber auch das fetzige „Rosenmontag in Mainz“ von der GCV-Rockband „Voll auf die 11“ – eine tolle Rocknummer über das fröhliche und friedliche Narrentreiben am höchsten närrischen Feiertag der Stadt. Am Ende landet die Rocknummer auf Platz fünf des Publikums-Votings – aber dazu später mehr. Die Fahne der Frauen im Wettbewerb hielten erneut Laura Heinz und Lea Hieronymus hoch. Heinz hat dabei mit „Weck, Worscht und Woi“, erneut eine hochprofessionelle Schlager-Nummer im Gepäck, Hieronymus tanzt wie schon im Vorjahr eher im Ballermann-Modus auf der LU.

Die Amigos del Sol wiederum haben mit ihrem „Konfetti im Rhein“ in diesem Jahr eine lustige, eher Comedy-artige Nummer im Gepäck, konnten sich aber damit nicht so Recht durchsetzen. Den „Moritzen“ erging es da besser: Das coole Trio aus der Altstadt hatte mit „Moguntia“ eine tolle neue Hymne im Gepäck, die am Ende auf Platz vier landete – völlig zu Recht. Vor ihnen landeten nur die „Kammersänger“, die Platz 3 eroberten, und sich nur zwei Formationen geschlagen geben mussten: Platz zwei eroberten die Schnorreswackler mit ihrer mitreißenden Tanz-Polka „Tanz um den Fastnachtsbrunnen“.
Die Gesangstruppe des GCV hatte zum neuen Hit auch eine Choreo mitgebracht, die das KUZ zum Rocken brachte – nach Platz 3 im Vorjahr, kletterten die Gonsenheimer damit in diesem Jahr auf Platz 2. Gegen 22.00 Uhr hatten nämlich die Moderatoren das Publikum zum Voting via Online-Plattform ausgerufen, und wie beim großen Bruder ESC waren auch hier die Leitungen für rund zehn Minuten geschaltet. Zur Abstimmung schritten dabei aber nicht nur die rund 350 Zuschauer im KUZ: 700 Livestreams waren außerdem zugeschaltet, am Ende stimmten so 2.500 Zuschauer über den Hit der Kampagne 2025 ab.
SSC wird zur Hitmaschine: Songs werden in Kneipen gespielt
„Wir wollen die Veranstaltung einfach breiter streuen und die Lieder bekannter machen“, sagte Stephan Schuth vom GCV zur Erklärung. Und dass das auch funktioniert, zeige sich immer mehr, betonte Thomas Becker. „Es hat sich gezeigt, wer hier gewinnt, hat auch Bestand – der Song wird in allen Kneipen gespielt, und meist sogar auch bei der Mutter aller Fernsehsitzungen, Mainz bleibt Mainz.“ Das traf in jedem Fall auf die Vorjahressieger Dobbelbock zu, die in diesem Jahr außer Konkurrenz auftraten, und zwischendurch als Außenreporter eine Geburtstagsparty in Harxheim beglückten, wo allein 60 Gäste gemeinsam beim SSC-Stream feierten.

Richtig spannend wurde es dann am Schluss: Wer würde denn nun die Siegestrophäe mit nach Hause nehmen? Die heißesten Kandidaten für den Sieg war die Gruppe, die schon zwei Mal hinter Dobbelbock zweite geworden, und das Brüderduo im Vorjahr beinahe sogar geschlagen hätten – die Band „Handkäs und sei Mussig“. Die traten in diesem Jahr mit einer tollen Lebensfreude-Hymne unter dem Titel „Die Fee von gestern Nacht“ an, und schmetterten ein höchst tanzbares „geht das Leben immer weiter!“
„Wir haben ja extra für Euch Dobbelbock aus dem Weg geräumt“, fragte da Thomas Becker: „Reicht das jetzt zum Sieg?“ Es reichte – auch wenn es auch in diesem Jahr wieder ungeheuer knapp wurde: Mit 13 Prozent Zustimmung lagen die Sieger am Ende knapp vor Platz zwei mit 12 Prozent und Platz 3 mit 11 Prozent – damit verteilten sich fast 47 Prozent der Stimmen sogar noch auf die Plätze 6 bis 10. „Handkäs und sei Mussig“ freuten sich umso mehr über ihren Sieg: „Wir haben ernsthaft nicht damit gerechnet“, bekannte Frontsänger Oliver Wiesmann, „aber nach zwei Mal Zweiter freuen wir uns jetzt riesig!“
Info& auf Mainz&: Den Siegersong sowie den Zugplakettcher-Hit der Humbas könnt Ihr Euch hier auf unserem Mainz&-Facebookprofil ansehen. Und was fehlt noch? Richtig: die Fotogalerie!