Jedes Jahr zur Mainzer Johannisnacht frönt die Buchdruckerkunst einem uralten Brauch aus dem Mittelalter: Beim großen Buchdrucker-Gautschen wird Lehrlingen die schwarze Farbe der Lehrlingszeit abgewaschen, auf dass sie fortan zur Zunft der Buchdruck-Gesellen gehören. Die Gaudi auf offener Bühne findet standesgemäß im Schatten des Doms statt, was also lag näher, als dem Mann ein Bad im großen Zuber zu verschaffen, der das gleichnamige Lied zum großen Hit gemacht hat? Richtig: Thomas Neger, Mainzer Fastnachtsstar war am Samstag der Ehrengautschling. Drum herum und danach wird in Mainz kräftig und höchst entspannt gefeiert.

625 Jahre Gutenberg feiert die Stadt Mainz in diesem Jahr, denn der berühmte Erfinder des Buchdrucks mit beweglichen Lettern wurde im Jahr 1400 geboren – oder jedenfalls um das Jahr herum. Mit der Mainzer Johannisnacht verbeugt sich Mainz jedes Jahr vor dem großen Sohn der Stadt, in diesem Jahr umso mehr. Und was ist das auch für ein Fest: Bereits am Freitagnachmittag strömten die Menschen in die Mainzer Innenstadt, die Festmeile vom Schillerplatz bis zum Rheinufer war gut gefüllt, aber nicht übervoll – Mainz traf sich, feierte und genoss einen perfekten Sommerabend bis spät in die Nacht hinein.
„Wir alle in Mainz, wir feiern gern, wir trinken auch gerne mal einen Schoppen“, sagte Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) bei der Eröffnung am Freitagabend auf der Bühne am Schillerplatz. „Aber wir sollten auch nicht vergessen, was diese Stadt für eine wahnsinnige Geschichte haben: Wir haben 2000 Jahre Geschichte hier in Mainz wurde der Buchdruck erfunden, der Buchdruck mit beweglichen Lettern“, sagte das Stadtoberhaupt: „Hier ging die Medienrevolution los – und ich finde, das kann man dann auch mal richtig gut feiern.“
Mainzer Johannisnacht: Verneigung vor Gutenberg & Geschichte
Und genau das tut Mainz nu vier Tage lang, und verneigt sich dabei ganz besonders vor Johannes Gutenberg. Das geschieht mit der größten Bibelseite der Welt, die derzeit im Mainzer Dom zu sehen ist. Ein weiteres Highlight soll am Montagabend die neue Drohnenshow am Rheinufer werden, die statt des traditionellen Feuerwerks des Nachthimmel erhellen soll. Die Show werde „Gutenberg in den Himmel malen“ und mit Musik untermalt, die zeitgleich von allen Ständen der Mainzer Schausteller zu hören sein werde, versprach Haase: „Wir können die Stadtgeschichte am Himmel genießen, und auch ein bisschen Mainz 05 einbauen“ -der Fußballclub feiert 120. Bestehen.

Eines der großen Highlights der Johannisnacht ist aber fraglose das große Buchdrucker-Gautschen am Samstagnachmittag, und das fand in diesem Jahr bei perfekten Bedingungen statt: Bei 30 Grad und strahlendem Sonnenschein war das Bad im eiskalten Zuber auf offener Bühne eine große Gaudi und gut zu verschmerzen. In dem Zuber landeten junge, angehende Mediengestalter von allerlei Verlagen und auch Designfirmen aus Mainz und dem Umland, insgesamt 29 junge Leute stellte Gautschmeister Jürgen Schunk dem Publikum vor.
Und dann hieß es zur Gaudi des Publikums „Tunkt ihn tiiiiief, tunkt ihn länger!“ Wobei die Packer der „Jünger Gutenbergs“ in den meisten Fällen in diesem Jahr recht gnädig waren, nur wenige Gautschlinge mussten mehr als drei Tauchgänge über sich ergehen lassen. Und dann landete unter den Klängen des Trompetenchors einer im Zuber, der hier geradezu hingehörte: Thomas Neger, Enkel des legendären singenden Dachdeckers Ernst Neger, und selbst längst einer der großen Fastnachtsstars, wurde die Ehre zuteil, im Zuber gegautscht zu werden.
Erhrengautschling 2025: Fastnachtsstar Thomas Neger
Neger steht seit viele Jahren mit seiner Band, den „Humbas“ auf den Mainzer Fastnachtsbühnen, der 54-Jährige ist im wahren Leben ebenso Dachdeckermeister wie einst sein Opa und sein Vater. Dazu sitzt Neger seit vielen Jahren für die CDU im Mainzer Stadtrat und lenkt im Vorstand des Mainzer Carneval Vereins die Geschicke der Mainzer Straßenfastnacht mit.

Bekannt ist Thomas Neger aber natürlich vor allem für seine großen Fastnachtshits, von der „Lebberworscht“ über „Wenn Margit singt“ bis hin zum Fastnachtshit der Kampagne 2025, als die Humbas das aktuelle Fastnachtsmotto vertonten: „Don’t forget the Zuuchplakett“ war einer der großen Ohrwürmer der Kampagne.
Negers unangefochtener Nummer 1-Hit aber ist genau das Lied, das so perfekt zum Gautschen passte wie sonst wohl keines: „Im Schatten des Doms“ – und genau dort wurde Thomas Neger am Samstag in die Riege der „Jünger Gutenbergs“ aufgenommen. „Ich fühle mich zutiefst geehrt“, sagte Neger gegenüber Mainz&, nachdem er im Zuber sichtlich nach Luft geschnappt hatte. Jürgen Schunk überreichte den Ehrengautschbrief, das traditionelle Glas Wein durfte auch nicht fehlen – und natürlich nicht die Mainzer Hymne, gesungen aus aus Tausenden Kehlen. Das Video dazu findet Ihr hier auf unserem Mainz&-Facebookkanal.
Büchermarkt und Kunsthandwerk, Drohnenshow am Montag
Und dann ging es auch schon weiter, auf den großen Johannismarkt-Büchermarkt rund um den Ballplatz oder über den Künstlermarkt am Rheinufer und gleich weiter auf die Kirmes vor dem Kurfürstlichen Schloss. Noch bis Montagabend tobt die Party in Mainz, die ersten 24 Stunden waren nach Angaben der Mainzer Polizei „friedlich und ausgelassen.“
Am Ende hieß es beim Buchdrucker-Gautschen: „Ihr seid nun als Schwarzkünstler anerkannt, wollt Ihr Euch stets solcher guten und kollegialen Art befleißigen?“ Und die frisch Gegautschten Jünger Gutenbergs schworen laut und vernehmlich: „Ja, wir wollen!“ Und so sprach der Gautschmeister: „Mag nun der edle Saft aus einem Glase in die Kehle rinnen. Gott grüß die Kunst – und Ihr wart Zeugen!“
Info& auf Mainz&: Mehr zum Programm der Mainzer Johannisnacht 2025 lest Ihr ausführlich hier auf Mainz&. Und natürlich darf auch unsere Fotogalerie nicht fehlen: