Die Bundestagsabgeordnete Tabea Rößner ist jetzt auch offiziell Oberbürgermeister-Kandidatin der Mainzer Grünen. Ein Parteitag kürte sie am Dienstagabend mit 98 Prozent zur Kandidatin der Grünen. Für Rößner votierten 61 von 62 anwesenden Parteimitglieder. Rößner selbst sagte, die Grünen hätten die Chance, in Mainz Geschichte zu schreiben: „Eine grüne Oberbürgermeisterin hat es in Deutschland noch nie gegeben“, sagte sie, „ich finde, es ist endlich an der Zeit.“ Als Geschenke gab es vom grünen Bürgermeister Günter Beck einen Staffelstab, eine rosa Glückssau, eine Spardose für die Wahlkampf-Finanzierung – und ein großes Plakat der Drachenmutter aus der Kult-Serie „Game of Thrones“. „So ein bisschen geht es jetzt ja auch in Mainz um den Thron der Macht“, sagte Beck.
Rößner selbst betonte in ihrer Vorstellungsrede vor allem, sie wolle „Wandel und Kontinuität, Aufbruch und Sicherheit, Durchstart statt komplettem Neustart.“ Das Ziel sei, Mainz fit für die Zukunft zu machen und so zu gestalten, dass „alle gut und gesund hier leben“ könnten. „Mir ist wichtig, dass Mainz Mainz bleibt“, betonte Rößner, „aber Mainz bleibt Mainz – wenn wir es besser machen.“ Die Stadt müsse sich dem Wandel stellen, Klimaschutz und Verkehrswende konsequent angehen. „Wir müssen heute die Weichen stellen, damit wir auch in Zukunft sagen können: das ist das Mainz, das wir lieben, das ist unser Zuhause“, sagte Rößner: „Dafür werde ich arbeiten, mit Herzblut und Leidenschaft, aber auch mit langem Atem.“
Für sie gehe es als Oberbürgermeisterin darum, Perspektiven zu eröffnen, wie sich die Stadt entwickeln müsse, Veränderungen zu eröffnen und Chancen aktiv zu ergreifen. „Der Stillstand von heute ist der Rückstand von morgen, darum muss Mainz in Bewegung bleiben“, betonte Rößner, und erinnerte daran, dass Johannes Gutenberg selbst „Unternehmer war – er war revolutionär, nicht reaktionär.“ Zugleich setze sie auf Teamwork: „Wenn es gut läuft, klopft der OB auf die Schulter, vorzugsweise seine eigene, wenn es schlecht läuft, lädt er die Schuld bei den Dezernenten ab“, stichelte Rößner in Richtung Amtsinhaber Michael Ebling (SPD): „Das ist nicht meine Vorstellung von Teamwork.“
In ihren Gesprächen mit den Mainzer sei in den vergangenen Wochen „immer wieder ein Wort aufgetaucht: Wechsel“, sagte Rößner weiter. Die Mainzer wollten nach 70 Jahren SPD-Regierung einen Wechsel. „Ja, die Mainzer sehen Probleme in der Stadt, und sie sehen auch Baustellen, sie sehen aber auch, wie wir Grüne in Mainz in den vergangenen Jahren vieles besser gemacht haben“, sagte Rößner. Als grüne Erfolge nannte sie den Bau der Mainzelbahn, die Einführung des Mietradel-Systems sowie die Verhinderung des Mainzer Kohlekraftwerks – letzteres ist allerdings zehn Jahre her.
Inhaltlich skizzierte Rößner erneut ihre Ideen, die sie bereits bei der Ankündigung ihrer Kandidatur vorgelegt hatte. Neu gefragt wurde sie nach ihrer Haltung zum Ausbau der Autobahn A643, zur Citybahn und zur Bebauung der Ludwigsstraße. Bei der A643 sei es ihr immer ein Anliegen gewesen, das einzigartige Naturschutzgebiet Mainzer Sand zu retten, sagte Rößner – und kündigte an, im Planfeststellungsverfahren mit Eingaben Möglichkeiten gegen den Ausbau zu suchen.
Die Citybahn nannte sie eine „wichtige Verbindung“ zwischen Mainz und Wiesbaden, es sei sinnvoll, beide Städte enger aneinander anzubinden. „Es wäre ja Quatsch wenn wir den Ausbau für zu kleine Züge machen würden“, sagte Rößner auch – und sprach sich damit für einen Ausbau für die langen Doppeltraktion-Züge aus. An der LU plädierte sie dafür, mit einem Ausbau „dort wieder eine Attraktivität zu schaffen, die Freiräume bietet.“ Sie wolle sich dafür einsetzen, dass es in dem Zentrum nicht nur Ketten und Filialen gebe, sondern inhabergeführte Läden.
Die Ausgangslage für die Grünen für die OB-Wahl sei nach dem Erfolg der Kommunalwahl gut, „aber das Rennen wird verdammt eng“, warnte Rößner zugleich. Ihre beiden Mitbewerber „sind mit allen Wassern gewaschen“, hätten aber die Zukunftsfragen wie Klimaschutz oder Verkehr „wahlweise verschlafen oder verbockt.“ Sie setze auf „einen fairen Wahlkampf, und auf das bessere Argument“, betonte Rößner, „Politik funktioniert eben nicht als Kommentar von der Seitenlinie, man muss mitten rein ins Spielfeld – und dazu bin ich bereit.“
Ihre Partei feierte sie dafür mit minutenlangen stehenden Ovationen – und einem Ergebnis von 98 Prozent Zustimmung. „Glaube an Dich selbst, dann wirst du das wuppen“, sagte Beck, und versprach: „Wenn es eine Schlammschlacht gibt hier in Mainz, dann werde ich mich schützend vor Dich stellen und Deine „Hand“ sein.“ Der Parteitag wählte danach die Landtagsabgeordnete Katharina Binz zur neuen Kreischefin und bestätigte Kreischef Christian Viering im Amt.
Info& auf Mainz&: Einen ausführlichen Bericht über die Vorstellungen von Tabea Rößner für Mainz samt einem Porträt der Bundestagsabgeordneten lest Ihr hier bei Mainz&. Rößner ist die dritte, die ihren Hut in den Ring um das Rennen als Oberbürgermeister von Mainz wirft – die Wahl ist am 27. Oktober 2019. Die SPD will am Mittwoch offiziell die Kandidatur von Amtsinhaber Michael Ebling (SPD) verkünden. Die CDU nominierte bereits im Februar den parteilosen Nino Haase als Kandidaten.