Was macht ein Käsemacher in einem Rheingauer Weingut? Nun, Käsefondue zum Beispiel. Und richtig gute Rheingauer Weine: 2013 kaufte Urban Kaufmann das Hattenheimer Weingut Hans Lang, gemeinsam mit Eva Raps krempelt er seither das altehrwürdige Weingut gründlich um. Neue Weine, ein neues Design mit leuchtend rotem K und ein neuer Name: Weingut Kaufmann. Eva Raps aber ist nicht irgendwer: 17 Jahre lang arbeitete die gebürtige Fränkin als Geschäftsführerin für den Verband der Prädikatsweingüter VDP, dem Zusammenschluss der Spitzenweingüter in Deutschland. Doch für die Powerfrau war das nicht genug: sie wollte etwas eigenes, ankommen in einem eigenen Weingut. Mainz& hat sie Anfang des Jahres in Hattenheim besucht.

Eva Raps in der neuen Vinothek des Weinguts Kaufmann in Hattenheim. – Foto: gik

Auf dem Tisch ist alles fürs Käsefondue bereitet, die Tischdecke leuchtet in rot, verziert mit weißen Kreuzen. Käsefondue in einem Weingut? „Das Rot und das Kreuz kommen von der Schweiz, diese Geschichte macht uns einfach aus“, sagt Eva Raps. Es ist die Geschichte eines Schweizer Käsemachers, der zum Winzer wurde und ein Weingut im Rheingau kaufte: Zwölf Jahre lang produzierte Urban Kaufmann Appenzeller-Käse in der Nähe von Sankt Gallen, 2013 kaufte er das Rheingauer Weingut Hans Lang – mit Eva Raps an seiner Seite.

„Vielleicht war’s verrückt“, sagt Raps, „aber ich wusste einfach: Wein ist das Thema für mein Leben.“ 17 Jahre lang arbeitete die 50-Jährige für den Verband der Prädikatsweingüter (VDP), die Vereinigung der besten Weingüter Deutschlands, war Geschäftsführerin, Organisatorin, Mädchen für alles. Der VDP führte damals in den 90er Jahren ein Nischendasein, Eva Raps brachte gemeinsam mit Ko-Geschäftsführerin Hilke Nagel den Verband in die Moderne – aus einem Büro in Bad Kreuznach.

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„Hilke war der Motor, die Ideengeberin, ich das Arbeitstier, die Perfektionistin“, erinnert sich Raps. Gemeinsam entstaubte das Powerfrauen-Duo die Weinbörse, die große Präsentation der VDP-Weine im Frühjahr, initiierte den Ball des Weins, rief die Verkostung des Großen Gewächses in Wiesbaden ins Leben. „Ich hab ja angefangen als nichts“, sagt Raps lachend, „wir hatten den Ehrgeiz, da muss jetzt was passieren.“

Ein Schweizer Käsemacher goes Rheingauer Wein: Urban Kaufmann sattelte auf Winzer um, hier am Stand bei der Rheingauer Weinwoche. – Foto: gik

Aufgewachsen ist die 50-Jährige im fränkischen Essfeld bei Giebelstadt, der Vater hatte Landwirtschaft. Nebenher machte er eine Ausbildung zum Berufspiloten, fand eine Anstellung bei Heilbronn in der Schädlingsbekämpfung. „So kam er in Berührung mit dem Weinzirkus“, sagt Raps. Für einen Freund bei Ochsenfurt übernahm der Vater die Bewirtschaftung eines Weinbergs, machte eine Heckenwirtschaft auf – der erste Kontakt zum Wein war da.

„Mein Traumziel war, Stewardess zu werden“, erzählt Raps. Also machte sie nach der Mittleren Reife erst einmal eine Ausbildung als Köchin und hängt gleich noch die Hotelfachfrau dran. Auf der Schwäbischen Alp arbeitete sie in einem Gasthaus, doch die Sehnsucht nach mehr blieb. „In der Gastronomie habe ich gemerkt, der Wein, das macht Spaß“, erzählt sie, „da könntest du dich doch spezialisieren.“

Sie machte einen Französisch-Sprachkurs in La Rochelle, arbeitete drei Monate auf einem Weingut im Bordeaux, besuchte Kurse auf der Ecole du Vins in Bordeaux. Eine Weinhandlung in Darmstadt wollte sie, gleichzeitig rief der VDP an: „Hilke Nagel suchte jemanden für eine Veranstaltung in Hamburg“, erinnert sich Raps – es war der Beginn einer 17 Jahre währenden Kooperation. Die Unruhe blieb: „Ich war permanent auf der Suche, wo ist der Sinn meines Lebens“, sagt Raps. Familie und Kinder hatte sie nicht, es blieb die Frage: „Also was bewege ich?“

Drei Wochen ging sie über den Jakobsweg. „Die Idee war da: ein Weingut, ein eigenes – und den Winzer meines Lebens“, sagt Raps. Ein Bekannter erzählte ihr von diesem Schweizer, der ein Weingut suchte, sie nahm Kontakt auf. „Es passte einfach“, sagt Raps. 2013 erzählte der Rheingauer Winzer Hans Lang, er suche einen Nachfolger, binnen vier Wochen besiegelten sie den Kauf. Anfang 2014 übernahmen Kaufmann und Raps den Betrieb mit fast zwanzig Hektar Rebflächen – und begannen mit der Modernisierung. Mangels Nachfolger hatten die Langs nicht mehr investiert, das Image bröckelte.

Inzwischen steht ein strahlend rotes K vor der Tür der neuen Vinothek den Neuanfang. Die Weine heißen jetzt schon mal „Tell“ und das weiße Kreuz auf rotem Grund ist zum Markenzeichen geworden. Mitte 2015 füllten sie die ersten drei Weine der neuen Kaufmann-Linie, es sind elegante Weine mit hoher Mineralik. „Ich wollte immer eine saubere, klare Aromatik, schlank, geradlinig“, sagt Raps, „und der Trinkfluss ist wichtig, der Wein muss fließen.“ Bio-dynamisch wird das Weingut gerade, ihre Weine stehen demnächst bei Tegut und bei Lidl – und die Ziele sind hoch: „Wir wollen unter die besten fünf Weingüter im Rheingau“, sagt Raps. War es ein Risiko? „Wenn Du es mit dem richtigen Geist machst“, sagt Raps, „kann es nicht schief gehen.“

Info& auf Mainz&: Mehr zum Weingut Kaufmann findet Ihr natürlich im Internet – genau hier geht’s zur Homepage.

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