Die Oberbürgermeisterwahl in Mainz wird mit Sicherheit eine der spannendsten OB-Wahlen, die Mainz je gesehen hat: Gleich drei hochkarätige Kandidaten schicken CDU, SPD und Grüne für die Wahl am 27. Oktober 2019 ins Rennen – und der Ausgang ist so ungewiss wie nie. Gerade die Kommunalwahl Ende Mai hat gezeigt: Alte Gewohnheiten greifen immer weniger, Sicherheiten gibt es nicht mehr – und der Wähler ist für manche Überraschung gut. Die Wahl hat auch gezeigt, wie viel in Mainz in Bewegung ist, und so werfen denn alle drei Kandidaten schon jetzt Ideen und Konzepte in den politischen Raum. Der Mainzer Presseclub lädt deshalb alle drei Kandidaten der großen Parteien zum Kandidaten-Check – los geht’s an diesem Mittwoch mit dem unabhängigen Kandidaten Nino Haase.
Haase wurde im Januar überraschend als Kandidat der Mainzer CDU nominiert, im Februar kürte ihn ein CDU-Parteitag hoch offiziell 93,18 Prozent zum Oberbürgermeisterkandidaten der größten Mainzer Oppositionspartei. Der 35 Jahre alte parteilose Chemiker will einen Neustart für Mainz, er setzt auf neue Konzepte wie eine Rheinbrücke zwischen Mainz und Wiesbaden, ein übergreifendes Verkehrskonzept, mehr Wirtschaftsförderung und Ansiedlung neuer Firmen, ein flexiblerer und kostengünstigerer ÖPNV sowie die Nutzung der Strahlkraft des Mainz-Sohns Johannes Gutenberg in einem umfassenden Image- und Marketingkonzept für Mainz – neues Gutenberg-Museum natürlich inklusive.
Haase wurde bekannt als Sprecher der Bürgerinitiative Gutenberg-Museum und maßgeblicher Organisator der Kampagne für ein Bürgerbegehren in Sachen Bibelturm – am Ende votierten die Mainzer mit der überwältigenden Mehrheit von 77,3 Prozent gegen den Turmbau auf dem Liebfrauenplatz. Zu Haases Agenda gehört denn auch die Bewahrung der Mainzer Plätze, mehr Grün in der Stadt, die Aufwertung des Mainzer Rheinufers sowie ein umfassendes Radwegenetz für die Landeshauptstadt, das auch mit dem Umland verzahnt wird. Zu seinen Kernthemen zählen ferner Bürgerbeteiligung und mehr Transparenz im Mainzer Rathaus.
Auch die ÖDP und die Freien Wähler haben inzwischen ihre Unterstützung für Haase kund getan, viele Mainzer allerdings kennen den Politikneuling bislang noch nicht – das könnt Ihr diesen Mittwoch ändern: Am 17. Juli lädt der Mainzer Presseclub Nino Haase zum Kandidatencheck. Das dürfte spannend werden: Bislang hat Haase zwar immer wieder mit Ideen von sich reden gemacht, ein umfassendes Konzept aber bisher noch nicht präsentiert.
Haase ist der erste der drei großen OB-Kandidaten, die sich den intensiven Fragen der Medienexperten stellt. Am 21. August folgt dann Tabea Rößner: Die 52 Jahre alte Bundestagsabgeordnete verkündete 8. Juni ihre Kandidatur für die Mainzer Grünen. Die gelernte Journalistin wäre die erste Frau auf dem Chefsessel im Mainzer Rathaus und setzt ebenfalls auf frischen Wind im höchsten Amt der Stadt. Rößner ist in Mainz alles andere als unbekannt, seit 1999 engagiert sie sich in der Mainzer Kommunalpolitik. Bekannt wurde sie, als sie 2009 mit ihrer beharrlichen Oppositionsarbeit das Mainzer Kohlekraftwerk kippte.
Die medienpolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag hat eine „grüne“ Agenda und will neue Impulse bei moderner Mobilität, einer sozialen Stadt, für Familien, Klimaschutz und ein lebenswertes Mainz setzen. Einem neuen Stadtteil steht Rößner skeptisch gegenüber – im Gegensatz zu Haase – stattdessen will sie lieber eine Quote von mindestens 30 Prozent für geförderten Wohnraum bei Neubauprojekten, eine Stabsstelle Mieterschutz und eine Beratungsstelle für alternative Wohnformen schaffen. Mainz als Fahrradstadt und Smart Green City, der Ausbau des ÖPNV, Digitalisierung und eine Förderung der Kunstszene sind weitere Themen.
Als Dritter im Bunde stellt sich schließlich am 18. September der Amtsinhaber zum Kandidatencheck: Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD), seit acht Jahren im Mainzer Chefsessel, bewirbt sich für eine zweite Amtszeit. Bei seiner Vorstellung kündete er an, er wolle „verlässlich Kurs halten“, das Viertel rund um den Südbahnhof samt Rheinufer mit Hilfe einer Landesgartenschau aufwerten und den Aufbruch und den Ausbau von Mainz fortführen. Für eine Überraschung sorgte Ebling, als er die Idee für einen neuen Stadtteil zwischen Mainz-Hechtsheim und Mainz-Ebersheim präsentierte – eine Idee, die in der SPD zuvor vehement abgelehnt wurde.
Seither hat der OB-Wahlkampf sein erstes großes Thema: Die Frage, wie Mainz den gewaltigen Zuzug und den enormen Wohnungsmangel bewältigen und für bezahlbaren Wohnraum sorgen will. Genug Stoff also für spannende Diskussionen – zum Kandidatencheck des Presseclubs sind auch Nicht-Mitglieder herzlich willkommen. Und ja: Es gibt auch noch einen vierten Kandidaten für die OB-Wahl: Die Satirepartei „Die Partei“ hat offenbar verkündet, sie wolle ebenfalls einen Kandidaten ins Rennen schicken. Da „Die Partei“ es bislang aber nicht für nötig hielt, uns in offizieller Form dazu Informationen zukommen zu lassen und auch auf Anfragen nur mit einem „irgendwann“ reagierte – nun, dann berichten wir eben auch irgendwann mal bei Gelegenheit darüber.
Info& auf Mainz&: Kandidatencheck zur OB-Wahl im Mainzer Presseclub am Mittwoch, den 17. Juli 2019, um 19.00 Uhr im Erbacher Hof. Die Veranstaltung ist auch für Gäste offen, der Presseclub bittet aber eindringlich darum, sich anzumelden – der Raumgröße wegen. Den Link zur Anmeldung findet Ihr hier. Die Fotos aus der Titelcollage stammen von Henning Fox. Mehr zur Nominierung Ninos Haases und den Gründen für seine Kandidatur lest Ihr hier bei Mainz&, ein Porträt des Chemikers und Raab-Bezwingers findet Ihr hier bei Mainz&. Die weiteren Termine: 21.8.2019: Tabea Rößner, 18.9.2019: Michael Ebling. Zur OB-Wahl 2019 haben wir Übrigens eine eigene Kategorie auf Mainz& erstellt: Unter „OB-Wahl Mainz 2019“ findet Ihr alle Berichte zu allen OB-Kandidaten, Porträts, Programme und viele Zusatznachrichten.