Was für eine Gaudi! Das traditionelle Buchdruckergautschen hatte im Jubiläumsjahr 50 Jahre Mainzer Johannisnacht einen ganz besonderen Gast: Niemand Geringeres als die neue Ehrenbürgerin der Stadt Mainz landete im Bottich – Margit Sponheimer! Es Margittche bestand seine nasse Taufe natürlich mit Bravour und musste anschließend auf der Bühne auch noch singen. Auch sonst war das Buchdruckergautschen wieder einer der Höherpunkte der Mainzer Johannisnacht. Nur der Künstlermarkt schwächelt nach unserem Eindruck ein wenig: zu viele Schmuck und Klamottenstände mit dem immer Gleichen, zu wenig echte Handwerkskunst. Unsere Highlight 2018 bisher: das historische Karussell, die spanische Falla und die Heldenherzen in der Rheingoldhalle.
Das dreifache „Helau“ musste natürlich sein, wenn eine Fastnachtsikone im Bottich landet: Margit Sponheimer war der Ehrengautschling des Jahres 2018, war die 75 Jahre alte Fastnachtssängerin doch gerade im Februar Mainzer Ehrenbürgerin geworden. „Liebe Mainzer, wolle mer se roilasse?“. Fragte Gautschmeister Harro Neuhardt standesgemäß, während „Es Margittche“ – schon im Griff der Packer – noch fröhlich der Menge zuwinkte. Dann floss das Wasser von oben, und die Packer tunkten – „Tief!Tief!“ – die Grande Dame der Mainzer Fastnacht in den Bottich auf der großen Bühne auf dem Liebfrauenplatz. Das Video dazu gibt es hier auf unserem Mainz&-Youtube-Kanal.
Das Buchdruckergautschen ist eines der großen Highlights der Mainzer Johannisnacht. Mit dem alten Brauch der Buchdruckerzunft wird traditionell die Druckerschwärze am Ende der Lehrzeit abgewaschen. Zur 1968 gegründeten Johannisnacht ließ die Stadt Mainz den Brauch wieder aufleben, seither kommen auf offener Bühne Gautschlinge der Drucker- und Medienzunft in den Bottich. Das nasse Vergnügen zieht Hunderte von Schaulustigen an – und manch einer in der ersten Reihe wird dabei ebenso ordentlich geduscht.
Rund ein Dutzend Gautschlinge landeten am Samstagnachmittag im Zuber, bei nicht ganz sommerlichen Temperaturen ein kühles Vergnügen. Auch im Publikum war man keineswegs sicher vor den Packern der „Jünger Gutenbergs“: die Künstlerin und Karikaturistin Bianca Wagner landete ebenso im Bottich wie ihre bessere Hälfte, der Journalist Andreas Toschka. Da galt es schnell, Jacke, Handy und Brille zu entsorgen, bevor die Packer ihr Opfer auf die Bühne und in den Zuber hievten. Entkommen unmöglich. „Setzt sie tief in die Bütten hinein, das sind die Sitten, egal ob sie Flehen oder Bitten“, rezitierte Gautschmeister Harro, „so sei Sitte und Begehr, Johannes Gutenberg zu Ehr!“ Das ganze Video könnt Ihr hier auf Youtube ansehen.
Besonders groß ist das Interesse natürlich, wenn Prominente im Zuber landen. Seit 2014 vergeben die „Jünger Gutenbergs“ einen Ehren-Gautschbrief, in den vergangenen Jahren war das etwa Comedian Sven Hieronymus. In diesem Jahr ging der Ehrengautschbrief natürlich an Margit Sponheimer, und die machte den Spaß gut gelaunt mit, alberte mit einer Badekappe herum. „Wochenend und Sonnenschein“ spielte die Kappelle, und „Es Margittche“ musste natürlich mitsingen – ein großer Spaß!
Schon ab Freitagabend drängte sich die Festmenge in der Mainzer Innenstadt, schob sich über die Ludwigsstraße, bummelte über Künstlermarkt und Rummel am Rhein. Auf dem Künstlermarkt klafften gerade am Fischtorplatz einige irritierende Lücken, überhaupt fiel eine sehr große Dichte von Schmuckständen auf. Auch boten viele Stände die immer gleichen Kleidungsstücke an – einen bestimmten Rocktyp sahen wir gleich drei oder viermal an verschiedenen Ständen auf dem Markt. Mit Kunsthandwerk hat das nicht mehr viel zu tun, überhaupt scheinen die Stände mit echter Kunst und Handwerk immer weniger zu werden. Herausragend: ein Stand mit Büchern aus Stein, eine großartige Verneigung vor Buchdruckerfinder Johannes Gutenberg.
Dem großen Sohn der Stadt wird bei der Johannisnacht gehuldigt, auch mit Büchermarkt, Stadtschreiber-Lesung und vielem mehr. Am Rheinufer, ziemlich versteckt hinter den Buden, war zudem ein beeindruckendes Geburtstagsgeschenk zu sehen: Die spanische Falla, eine acht Meter hohe Figur aus Pappmaché aus der spanischen Partnerstadt Valencia. Dort sind die Fallas Teil des Unesco-Weltkulturerbes, ihnen ist im März ein ganzes Festival zum Frühjahrsbeginn gewidmet, bei dem die liebevoll, teils haushoch gestalteten Figuren am Ende verbrannt werden. Die Mainzer Valla ist ein wahres Wunderwerk mit zahlreichen Figuren – Maler, Angler, Kapelle – und auch hier wird der Gruß aus Valencia in Flammen aufgehen: am Montagabend um 21.45 Uhr, kurz vor dem großen Abschlussfeuerwerk am Rhein.
Auch ein anderes Geburtstagsgeschenk sorgt für staunende Ooohs und Aaahs von Liebhabern: das mehr als 120 Jahre alte historische Karussell auf dem Fischtorplatz fasziniert Liebhaber und Kinder gleichermaßen. Auf dem einfachen Gebilde stehen statt Figuren zum Reiten rote Kaffeeehausstühle, in der Mitte spielt eine Musikgruppe live französisch angehauchte Musik. Angetrieben wird das Karussell mit reiner Muskelkraft von einem Gondoliere – und nimmt erstaunlich viel Fahrt auf. „Ein tolles Erlebnis“, schwärmten die Mitfahrer am Ende – das Video dazu seht Ihr hier auf unserem Mainz&-Youtube-Kanal.
Und dann ist da natürlich die Galerie der Heldenherzen in der Mainzer Rheingoldhalle: 50, von Künstlern gestaltete Kunststoffherzen. Die Aktion rief der Förderverein für Tumor- und Leukämiekranke Kinder in Mainz ins Leben, namhafte Künstler wie Udo Lindenberg, Liesel Metten, Michael Apitz und viele andere machten mit. Heraus kamen 50 echte Kunstwerke, leuchtende Objekte, faszinierende Gebilde, die zum Staunen und Liebhaben einladen. „Die Herzen bedeuten Liebe, Zuversicht und Freude“, sagte Iris Eggert-Otholt vom Förderverein: „Die Einzigartigkeit der Herzen und das Gemeinsame, das ist das Tolle an dieser Aktion.“
Die Herzen stehen auch für die krebskranken Kinder, die sich mit wahrem Heldenmut ihrer Krankheit entgegen stellen, der Erlös kommt dem Förderverein zugute, der in der Mainzer Kinder-Onkologie Kinderkrankschwestern, Betreuer und so manches medizinische Gerät finanziert. Am Montagabend um 18.00 Uhr werden fünf der schönsten herzen für den guten Zweck versteigert, die Übrigen könnt Ihr zum Preis von je 1.500 Euro erwerben, für den kleinen Geldbeutel gibt es Schmuckerzen für zwischen 80,- und 250,- Euro. Unsere Galerie der Heldenherzen seht Ihr unten.
Bis tief in die Nacht wurde auf den Märkten und Plätzen der Stadt gefeiert, das Weindorf der Winzer rund um den Dom zog Tausende an. Laut Polizei und bisherigem Stand blieb es weitgehend ruhig. Nur einmal rückte die Polizei martialisch aus: Samstagnacht wurde auf einmal gemeldet, an einem Gastronomie-Stand würden Männer mit Schusswaffen hantieren – Polizeibeamte stellten die Männer mit gezogener Waffe. Schnell stellte sich indes heraus: es waren lediglich Spielzeugpistolen, die die Männer an einem Stand auf dem Johannisfest erstanden hatten. Die Polizei entschuldigte ihr Auftreten mit der „allgemeinen prekären Lage“. Es werde nun geprüft, ob es sich bei den Spielzeugpistolen um sogenannte Anscheinswaffen im Sinne des Waffengesetzes handele – deren Handhaben in der Öffentlichkeit wäre verboten. Noch bis Montagabend tobt das große Stadtfest in der Mainzer Innenstadt, Abschluss ist ab 22.15/22.30 Uhr mit dem großen Abschlussfeuerwerk.
Info& auf Mainz&: Mehr zum Programm der Mainzer Johannisnacht 2018 findet Ihr hier bei Mainz&. Nicht verpassen: Die 8 Dinge, die man an der Johannisnacht getan haben muss. Unsere Fotogalerie liefern wir nach…. Mehr zu den Heldenherzen und dem Förderverein für Tumor- und Leukämiekranke Kinder in Mainz hier im Internet.