Die Omikron-Welle rollt mit Macht durch Mainz: Am Freitag durchbrach die Sieben-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen erstmals die Marke von 1000, Mainz ist damit weiter der Corona-Hotspot von Rheinland-Pfalz. Die höchsten Inzidenzen gebe es bei den unter 20-Jährigen heißt es aus dem Gesundheitsamt Mainz-Bingen, im Landkreis Mainz-Bingen sowie der Stadt Mainz seien insgesamt rund 120 Schulen von Corona-Ausbrüchen betroffen. Angesichts von mehr als 4700 aktuell Infizierten stellt das Gesundheitsamt inzwischen nun die Kontaktnachverfolgung in jedem einzelnen Fall ein. Infizierte werden automatisch per SMS informiert, man müsse sich jetzt vorrangig um Altenheime, Kindergärten und Schulen kümmern.

Mainz ist inzwischen Corona-Hotspot Nummer eins in Rheinland-Pfalz. - Foto: gik
Mainz ist inzwischen Corona-Hotspot Nummer eins in Rheinland-Pfalz. – Foto: gik

Seit Tagen schießen die Infektionen mit dem Coronavirus in Mainz wegen der neuen Omikron-Variante nun schon in bisher nie gekannt Höhen: Mehr als 350 Neuinfektionen meldete das Gesundheitsamt Mainz-Bingen für die Stadt Mainz am Wochenbeginn pro Tag, am Freitag waren es dann bereits 507 neue Fälle binnen 24 Stunden. Die Sieben-Tage-Inzidenz kletterte unaufhaltsam von 738 auf 840 – und erreichte am Freitag schließlich den Rekordwert von 1036 – so hoch lag die Inzidenz seit Beginn der Pandemie vor zwei Jahren noch nie.

Grund ist die neue Omikron-Mutante des Coronavirus: Sie gilt als nicht nur noch einmal ansteckender als die seit Herbst 2021 vorherrschende Delta-Variante, Omikron kann auch den Impfschutz teilweise umgehen und somit vollständig geimpfte Personen ebenfalls infizieren. Die Impfung verhindert dabei immer noch schwere Verläufe und Todesfälle, die Krankenhauseinweisungen verharren deshalb bisher noch auf niedrigem Niveau – Experten warnen jedoch, das könne sich in rund zwei Wochen ändern, wenn sich die Folgen der neuen Omikron-Welle gerade auch bei Ungeimpften zeigen. Tatsächlich stieg die Hospitalisierungsinzidenz von 2,8 am Montag auf 3,3 am Dienstag und 4,42 am Donnerstag – und kletterte am Freitag sogar auf 4,96 pro 100.000 Einwohner.

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Der Leiter des Gesundheitsamtes Mainz-Bingen, Dietmar Hoffmann. - Foto: gik
Der Leiter des Gesundheitsamtes Mainz-Bingen, Dietmar Hoffmann. – Foto: gik

Schon jetzt würden sich die hohen Infektionszahlen „so langsam auch in den Krankenhäusern niederschlagen“, sagte auch der Leiter des Gesundheitsamtes, Dietmar Hoffmann: „Die Einweisungen steigen, aber die Zahlen auf den Intensivstationen sind weiterhin stabil.“ Die höchsten Infektionszahlen „haben wir derzeit, wie in allen anderen rheinland-pfälzischen Gebietskörperschaften, bei den unter 20-Jährigen“, sagte Hoffmann weiter. Das mache sich auch bei den Infektionsfällen in Schulen und Kitas bemerkbar: „Derzeit sind alleine im Landkreis Mainz-Bingen 60 Schulen betroffen und eine vergleichbare Zahl auch in Mainz“, betonte der Gesundheitsamtschef.

Angesichts von derzeit mehr als 4.700 akut Infizierten im Landkreis und der Stadt Mainz gibt das Gesundheitsamt nun die Kontaktnachverfolgung in jedem Einzelfall auf: Es sei „unmöglich eine Kontaktnachverfolgung, wie wir sie bisher praktiziert haben, aufrecht zu erhalten“, sagte der für das Gesundheitsamt zuständige Kreisbeigeordnete Erwin Malkmus.  Die 76 Mitarbeiter im Gesundheitsamt seien derzeit hochgradig belastet, zumal man ja auch noch andere Aufgaben bewältigen müsse, sagte Malkmus weiter. Im Gesundheitsamt sind deshalb weiter acht Bundeswehrsoldaten zur Unterstützung im Einsatz, ihr Einsatz soll Ende des Monats noch einmal 8um zwei Wochen verlängert werden.

Acht Bundeswehrsoldaten helfen auch weiter bei der Kontaktnachverfolgung im Gesundheitsamt in Mainz. - Foto: gik
Acht Bundeswehrsoldaten helfen auch weiter bei der Kontaktnachverfolgung im Gesundheitsamt in Mainz. – Foto: gik

Das Gesundheitsamt werde künftig „nicht mehr mit jedem Infizierten persönlich in Kontakt treten“, heißt es weiter. Die schriftlichen Quarantänebescheinigungen würden aber entsprechend der Absonderungsverordnung weiter ausgestellt und verschickt. „Die Verpflichtung zur Absonderung bei einer Infektion oder bei engem Kontakt zu einem Infizierten sollte nach fast zwei Jahren bekannt sein“, betonten die Vertreter des Gesundheitsamtes weiter. Infizierte und ihre Kontaktpersonen würden künftig bei positiver Testung automatisch mit einer SMS über die Infektion und die weiteren Schritte informiert. Die Personen würden dann auch aufgefordert, wiederum ihre Kontakte zu informieren.

Das automatisierte System sei bereits Ende Dezember entwickelt worden, „es hat sich bewährt und ist mittlerweile auch von anderen Ämtern im Land übernommen worden“, sagte Malkmus. Mit der SMS gebe es auch den Zugangscode für einen Berechtigungsschein, den sich Kontaktpersonen herunterladen könnten, um damit einen kostenlosen PCR-Test zu machen. In Quarantäne begeben müssen sich die Betroffenen dann aber eigenständig. Der Schwerpunkt der Arbeit liege derzeit neben den Ausbruchgeschehen in den Schulen und Kitas auf Einrichtungen der Behandlung und Pflege und den vulnerablen Gruppen, betonte Malkmus: „Vordringlich kümmern wir uns jetzt um Altenheime, Kindergärten und Schulen, um das Ausbruchgeschehen dort einigermaßen im Griff zu halten.“

Immer mehr Klassenräume an den Schulen bleiben leer: die Omikron-Welle trifft ganz akut Schulen und Kitas. - Foto: gik
Immer mehr Klassenräume an den Schulen bleiben leer: die Omikron-Welle trifft ganz akut Schulen und Kitas. – Foto: gik

Wie gravierend die Infektionswelle die Schulen treffen kann, zeigt etwa ein Elternbrief aus einer Mainzer Grundschule, der Mainz& zugeschickt wurde: Man habe bereits 113 Kinder in Quarantänemaßnahmen und mehr als 20 infizierte Kinder, und die Zahlen „werden weiter steigen“, heißt es da. Drei Klassen seien bereits komplett vom Unterricht freigestellt, weil in ihnen mehr als drei Kinder einen positiven PCR-Test hätten, „und wir davon ausgehen, dass sie in Zusammenhang stehen.“ Man stelle den Eltern deshalb vorerst für die nächsten Tage „frei, ob Sie Ihr Kind weiterhin in die Schule schicken“, heißt es in dem Schreiben weiter – man wisse sich einfach nicht mehr anders zu helfen.

Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) hatte auch zuletzt noch immer betont, man halte auch angesichts der neuen Omikron-Welle am Präsenzunterricht fest: „Unser oberstes Ziel bleibt es, auch im Falle einer Ausbreitung der Omikron-Variante unseren Schülerinnen und Schülern so viel Präsenzunterricht wie möglich bei so viel Gesundheitsschutz wie nötig zu erteilen – unsere Schulen sollen offen bleiben.“ Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte erst diese Woche auf Twitter gewarnt, neueste Daten aus Großbritannien zeigten „bei Kindern erschreckende Werte“ und einen hohen Anstieg von Krankenhauseinweisungen gerade bei Kindern durch die Omikron-Variante.

Info& auf Mainz&: Mehr zum Thema Omikron-Welle und den Infektionsraten in Schulen und Kitas lest Ihr hier bei Mainz&. Die Haltung der rheinland-pfälzischen Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) könnt Ihr hier im Internet beim Bildungsministerium nachlesen.