Die Sanierung des Mainzer Rathauses ist ein Mammutprojekt, seit August 2022 läuft der Abriss der Fassade sowie der Inneneinrichtung – nun bekam die Stadt Mainz dafür die lange versprochene Finanzspritze vom Land Rheinland-Pfalz: Der Förderbescheid in Höhe von 48 Millionen Euro. Reichen wird das nicht: Die Kosten für das Gesamtprojekt sind bei 104 Millionen Euro veranschlagt. Man befinde sich im Zeitplan, hieß es am Montag: Bis Herbst 2023 sollen die Rückbau- und Ausbauarbeiten im Inneren abgeschlossen sein.

Das Mainzer Rathaus 2023: verhüllt (fast) wie von Christo für die Bauarbeiten. - Foto: gik
Das Mainzer Rathaus 2023: verhüllt (fast) wie von Christo für die Bauarbeiten. – Foto: gik

Die Geschichte der Rathaussanierung ist lang: Bereits im Februar 2018 beschloss der Mainzer Stadtrat den Grundsatzbeschluss zur Sanierung des maroden, aber denkmalgeschützten Baus aus dem Jahr 1962, dem Beschluss waren jahrelange Debatten voraus gegangen: Sanieren oder nicht sanieren? Die Mainzer Politik konnte sich lange nicht einigen, vor allem die CDU-Opposition befürchtete bis zum Schluss ein „Fass ohne Boden“, ahnte man doch schon damals: Der alte Arne Jacobsen Bau ist zutiefst marode.

Tatsächlich fielen bereits seit Jahren Betonblöcke von der Fassade, drohten die Fenstergitter wegen Rostes abzufallen und stand Wasser im Keller – es war klar: Die Sanierung würde ein Mammutprojekt werden. Tatsächlich hatte der damalige Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) schon 2017 seinen im Oktober 2015 versprochenen Sanierungsdeckel von 50 Millionen Euro Kosten nicht halten können: Nun hieß es, die Sanierung werde mindestens 60 Millionen Euro kosten.

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Kostenplan von einst 50 Millionen inzwischen bei 104 Millionen Euro

Doch auch das war wohl nur die halbe Miete: Im September 2022 beschloss der Mainzer Stadtrat den neuen Kostenplan für die Rathaussanierung – mit einem Volumen in Höhe von 97,4 Millionen Euro. Immerhin seither im Paket mit enthalten: Eine große Freitreppe zum Rheinufer vom Rathausplateau aus. Die Kostenbelaufen sich inzwischen auf 104 Millionen Euro, auch das dürfte nicht der Endstand werden: Im Rathaus wurden bei den Abbrucharbeiten im Inneren jede Menge Schadstoffe in den Wänden, darunter etwa hochgiftige Glaswolle, entdeckt.

Übergabe des Förderbescheids des Landes Rheinland-Pfalz von Innenminister Michael Ebling (SPD) an den neuen Mainzer OB Nino Haase (parteilos). - Foto: Stadt Mainz
Übergabe des Förderbescheids des Landes Rheinland-Pfalz von Innenminister Michael Ebling (SPD) an den neuen Mainzer OB Nino Haase (parteilos). – Foto: Stadt Mainz

An diesem Montag nun erhielt die Stadt Mainz nun offiziell einen ersten Scheck aus der Zusage des Landes Rheinland-Pfalz zur Unterstützung des Sanierungsvorhabens. Ebling, inzwischen Innenminister, übergab seinem Nachfolger Nino Haase (parteilos) den Förderbescheid des Landes in Höhe von 48 Millionen Euro. Bereits in diesem Jahr könne Mainz die ersten Mittel aus dem Landeshauptstadtansatz abrufen, der Abruf richte sich dabei nach dem Baufortschritt: voraussichtlich bis Ende 2025 würden immer wieder Mittel abgerufen.

„Das Rathaus der Stadt Mainz bildet gemeinsam mit dem Rathausplateau und dem Brückenturm ein Ensemble, das Mainz prägt“, unterstrich Ebling bei der Übergabe – schließlich war er es als Stadtchef gewesen, der sich am Ende für die Sanierung des in der Bevölkerung bis heute umstrittenen Rathauses entschieden hatte. Es sei wichtig, dass das Rathaus nun saniert und modernisiert werde, „um mit aktuellen und künftigen Herausforderungen Schritt halten zu können, ohne dabei seinen einzigartigen Charakter zu verlieren“, sagte Ebling weiter.

Rückbauarbeiten seit August 2022, Entkernung läuft

Tatsächlich wird das gesamte Gebäude inzwischen auch innen bis auf die Grundmauern abgerissen, seit August 2022 laufen die Rückbauarbeiten an der Fassade sowie im Inneren des Gebäudes. Man befinde sich „im geplanten Zeitrahmen“, Rückbau und Ausbau würden voraussichtlich im Herbst 2023 abgeschlossen, so die Stadt weiter. In den kommenden Wochen begännen termingerecht die Rohbau- und Betonerhaltungsarbeiten. Alle Planungen und weiteren Ausschreibungen würden parallel dazu weiter erarbeitet.

Rathaus im Rohzustand im Oktober 2022: Da wurde gerade die Fassade demontiert. - Foto: gik
Rathaus im Rohzustand im Oktober 2022: Da wurde gerade die Fassade demontiert. – Foto: gik

Die Zuwendung des Landes werde anteilig für die Finanzierung der baulichen Maßnahmen und der sogenannten Baunebenkosten verwendet, teilte die Stadt weiter mit. Zu den Baunebenkosten zählen beispielsweise Honorare für Planer und Gebühren für Genehmigungen. „Wir sind sehr dankbar, dass das Land Rheinland-Pfalz diese Sanierung mit 48 Millionen Euro fördert“, dankte Haase Innenminister Ebling und Finanzministerin Doris Ahnen (SPD) für die Förderung aus dem rheinland-pfälzischen Landeshauptstadtansatz.

„Unser Rathaus ist ein zentrales Gebäude unserer Stadt, stadtbildprägend am Rhein und architektonisch herausragend“, betonte Haase zudem: „Da das Gebäude unter Denkmalschutz steht, war die Sanierung dringend geboten“, sagte der OB, und dankte ausdrücklich der Projektgruppe Rathaussanierung: „Sie leistet tolle Arbeit in herausfordernden Zeiten.“ Tatsächlich ächzt die Baubranche unter erheblich gestiegenen Preisen, trotzdem betont man bei der Stadt: Die Baumaßnahme befinde sich aktuell weiter im vom Stadtrat beschlossenen Kosten- und Zeitrahmen.

Zur Erinnerung: So sah das Mainzer Rathaus vor der Sanierung aus. - Foto: gik
Zur Erinnerung: So sah das Mainzer Rathaus vor der Sanierung aus. – Foto: gik

Bürgermeister und Finanzdezernent Günter Beck (Grüne) unterstrich denn auch, die Finanzspritze des Landes sei „extrem wichtig und eine sehr hilfreiche Unterstützung.“  Denn die Herausforderungen bei der Sanierung sind groß: „Mangelnder Brandschutz, veraltete Haustechnik und herunterfallende Fassadenplatten“, zählte Beck auf. Nun werde „das bedeutende Kulturdenkmal saniert und im Hinblick auf moderne Verwaltungsarbeit modifiziert“. Bis alles fertig ist, wird es noch dauern: Erst 2027 können die Mainzer mit einem fertig sanierten Rathaus am Rheinufer rechnen.

Info& auf Mainz&: Mehr zur Kostenexplosion in Sachen Rathaussanierung könnt Ihr noch einmal hier bei Mainz& nachlesen.