Mainz ist geschockt von den brutalen Anschlägen in der französischen Hauptstadt Paris. Das ganze Wochenende über legten Menschen am Institut Français am Schillerplatz Blumen nieder und stellten brennende Kerzen auf. Ein kleiner Trauerzug bewegte sich am Samstagnachmittag vom Hauptbahnhof zum Institut Français. „Wir sind alle zutiefst erschüttert und in Gedanken bei unseren französischen Freunden“, sagte Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD). Doch in den Schock und die Trauer mischte sich auch Wut: „Wir lassen uns unsere Lebensweise nicht kaputt machen“, betonte der Präsident des Gonsenheimer Carnevals Vereins (GCV), Horst Ernerth, am Samstagabend.

Vive la France
„Vive la France“ – es lebe Frankfreich, Schild, Blumen und Kerzen am Institut Francais in Mainz – Foto: gik

„Vive la France“ steht auf einem Pappschild, das auf den Stufen des Institut Français lehnt, „Vive la Liberté“ auf einem anderen. Blumen liegen hier, ganze Sträuße von Rosen und viele, viele Kerzen. „Unsere Gedanken sind in Frankreich, bei den Opfern der schrecklichen Attentate dieses Freitags“, hat jemand auf Französisch auf einen Zettel geschrieben. Das ganze Wochenende über legten Menschen auf den Stufen des Institut Francais am Schillerplatz Blumen nieder und entzündeten Kerzen. Viele kamen, um zu trauern.

Am Freitagabend hatten mutmaßlich sieben Attentäter in drei Gruppen Anschläge in Paris verübt. Die eine Gruppe wollte im Fußballstadion Stade de France Bomben zünden, während des Freundschaftsspiels Deutschland-Frankreich. Die Gruppe kam nicht ins Stadion, stattdessen zündeten die Attentäter drei Bomben in der Umgebung des Stadions und sprengten sich selbst dabei in die Luft.

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Institut Francais mit Blumen geschmückt kleiner
Das Institut Francais – mit Blumen geschmückt – Foto: gik

Eine zweite Gruppe stürmte die Konzerthalle Bataclan während eines Metal Konzerts und schossen wild in die Menge, mindestens 80 Menschen sollen gestorben sein. Die Polizei stürmte das Theater und erschoss einen der insgesamt drei Attentäter, die beiden anderen sollen sich selbst getötet haben. Eine dritte Gruppe Attentäter schossen auf Menschen in Restaurants und Cafés. Derzeit wird die Zahl der Toten mit rund 120 angegeben, es gibt aber noch viele Schwerverletzte.

Der Anschlag mitten im Alltagsleben der französischen Hauptstadt bewegt auch die Mainzer. „Das hat mich schon erschüttert“, sagte eine Passantin vor dem Institut Français, „man ist einfach gelähmt, ohnmächtig.“ Das sei doch eine „total feige Art“, sich so Menschen vorzunehmen, schimpft ein anderer Trauernder, „das sind doch Zombies, wenn die sich für tot erklären!“

Ihn bewege „das Elend, das da erzeugt wird – aus völlig kaputten Motiven“. Die Anschläge aber seien gegen ganz Europa gerichtet findet er, gegen alle, die ein anderes Weltbild haben als die Terroristen des Islamischen Staats, die sich zu den Anschlägen bekannten. „Das ist im Prinzip eine Kriegserklärung“, sagte der Passant, „wir müssen uns da stärker zur Wehr setzen.“

Staatstheater Mainz mit Tricolore
Die französische Tricolore auf dem Mainzer Staatstheater – Foto: Staatstheater

Eine Art das zu tun demonstrierten am Samstagabend die Narren des Gonsenheimer Carnevals Vereins (GCV): „Ich habe lange überlegt, ob wir den Abend absagen“, sagte GCV-Präsident Horst Ernerth zu Beginn der Närrischen Kammerspiele. Doch das sei aus seiner Sicht das falsche Signal, betonte er: „Wir haben uns entschlossen weiter zu machen“, unterstrich Ernerth: „Wir dürfen uns von irrsinnigen Verbrechern unsere Lebensweise nicht kaputt machen lassen.“ Der Saal applausierte tosend.

Auch quer durch die Stadt gab es immer wieder Zeichen der Trauer und Solidarität: Ein kleiner Trauerzug zog am Samstagnachmittag vom Hauptbahnhof zum Institut Français – und das Mainzer Staatstheater erstrahlte in der französischen Tricolore blau-weiß-rot.

In Mainz wehten schon am Wochenende die Fahnen auf Halbmast – das aber hatte erst einmal gar nichts mit Paris, sondern mit dem Volkstrauertag am Sonntag zu tun. Doch der traditionelle Trauertag für die Opfer von Krieg bekam eine ganz neue Aktualität und Dringlichkeit: „Verbunden damit ist die klare Botschaft, dass der europäische Frieden ein wertvolles Gut ist, für dessen Erhalt wir stetig arbeiten müssen“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) bei der offiziellen Feier zum Volkstrauertag.

Vibe la Liberté kleiner
Vive la Liberté – Es lebe die Freiheit. Plakat am Institut Francais in Mainz nach den Anschlägen von Paris. Und die neue Losung: Nous sommes Unis – Wir sind Eins – Foto: gik

Und die Ministerpräsidentin verknüpfte das mit einer klaren Mahnung: „Flüchtlinge, die Schutz in Europa suchen, dürfen nicht unter der Terrordebatte leiden. Sie fliehen vor denjenigen, die die barbarischen Taten in Paris verübt haben“, betonte Dreyer: „Wir alle sind aufgerufen mit klarer Haltung und unmissverständlich die Freiheit jedes Einzelnen zu verteidigen und die Demokratie zu stärken.“

Dies sind schwere Tage für ganz Europa“, sagte der Mainzer OB Ebling, Mainz sende seine Anteilnahme auch in die Mainzer Partnerstadt Dijon. „Seit‘ an Seit‘ mit unseren französischen Freunden werden wir Freiheit, Demokratie und unsere Art zu leben verteidigen“, schwor Ebling.Und es gibt ein neues Zeichen der Solidarität: Nach „Nous sommes Charlie“, „Ich bin Charlie“, dem Zeichen nach den Anschlägen auf das französische Satiremagazin Charlie Hebdo in Paris im Januar 2015 heißt es nun: „Nous sommes Unis“ – „Wir sind eins.“

Info& auf Mainz&: Als Zeichen der Trauer mit den Opfern des Anschläge von Paris wird die Stadt Mainz dioe Fahnen am Rathaus auf Halbmast setzen. Ab Montag Nachmittag liegt ein Kondolenzbuch im Foyer des Rathauses aus.

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