Die Forderung gibt es schon länger, seit Anfang 2022 aber nimmt sie an Fahrt auf: Menstruationsprodukte für Frauen wie Binden oder Tampons sollten kostenfrei sein, das fordern unter anderem Verbände wie Pro Familia. Nun greift die FDP in Mainz das Thema auf: Die FDP-Stadtratsfraktion und die Liberale Hochschulgruppe Mainz sprechen sich nun für kostenfreie Hygieneartikel an den Mainzer Hochschulen aus. An Mainzer Schulen gibt es so etwas bereits – hier müssen die Schülerinnen aber ins Sekretariat. Wiesbaden plant nun kostenfreie Menstruationsprodukte für alle Schulen, und zwar auf den Toiletten.

Die FDP in Mainz will kostenlose Hygieneprodukte an allen Hochschulen. - Foto: FDP Mainz
Die FDP in Mainz will kostenlose Hygieneprodukte an allen Hochschulen. – Foto: FDP Mainz

„Die Periode wird immer noch stigmatisiert, dabei ist sie für rund 60 Prozent der Studierenden an der Universität Mainz etwas ganz Natürliches“, betont Katharina Lauterbach, Vorsitzende der Liberalen Hochschulgruppe (LHG) Mainz. Euphemismen wie „Zeit des Monats“ oder „Erdbeerwoche“ zeigten, mit wie viel Stigmatisierung das Thema immer noch behaftet sei, insbesondere in der Kommunikation zwischen Männern und Frauen. „Die Berührungsängste, die insbesondere Männer mit dem Thema haben, müssen wir auch und gerade an den Hochschulen ernsthaft angehen“, fordert die Nachwuchspolitikerin.

Gemeinsam mit David Dietz, Fraktionschef der Liberalen im Mainzer Stadtrat, spricht sich Katharina Lauterbach deshalb nun für kostenlose Hygieneartikel an den Mainzer Hochschulen aus. „Insbesondere an Hochschulen, wo viele junge Menschen zusammenkommen, müssen wir ansetzen“, fordert sie, und verweist darauf: Diverse Universitäten und Hochschulen böten auf ihren Toiletten bereits Hygieneartikel wie Tampons oder Binden kostenlos an. Zuletzt habe die Universität Bonn ein Pilotprojekt gestartet, „die Mainzer Hochschulen sollten es diesen gleichtun“, so Lauterbach weiter.

- Werbung -
Werben auf Mainz&

 

Die Forderung ist nicht neu, Frauenverbände weisen schon lange darauf hin, dass gerade Menstruationsprodukte in Deutschland enorm teuer sind und für viele Frauen eine echte finanzielle Belastung darstellen. Schottland hatte deshalb vor zwei Jahren beschlossen, Binden und Tampons kostenlos zu machen. „Menstruation ist ein Thema, das weltweit etwa die Hälfte der Bevölkerung betrifft“, sagte Dietz nun. Für die Frauen sei der Gebrauch von Hygieneprodukten während der Menstruation „genauso allgegenwärtig wie der Gebrauch von Klopapier oder Seife und aktuell Desinfektionsmitteln“, betonte Dietz: „Dennoch müssen sich die Betroffenen selbst um die Versorgung mit den entsprechenden Menstruationsprodukten kümmern – und das muss sich ändern.“

7 Prozent leiden unter „Periodenarmut“

Egal ob Binde oder Tampon: Menstruationsprodukte sind teuer. - Foto: Open Petition
Egal ob Binde oder Tampon: Menstruationsprodukte sind teuer. – Foto: Open Petition

Schätzungsweise 7 Prozent der Studierenden litten deutschlandweit unter sogenannter „Periodenarmut“, sie könnten sich diese Produkte schlicht nicht leisten, sagen die beiden liberalen Politiker weiter. Ein normaler Zyklus koste eine Frau im Jahr immerhin rund 540 Euro – Experten schätzen, eine Frau zahle in ihrem Leben rund 20.000 Euro für Menstruationsprodukte. Auch könne „das schambehaftete Thema Periode zu einer Abwesenheit von den Lehrveranstaltungen führen, die für Studierende häufig große Probleme mit sich bringen“, argumentiert Katharina Lauterbach – das wirke sich nicht zuletzt auf Anwesenheitspflichten in Veranstaltungen aus.

Ein zusätzliches Problem sei die Unplanbarkeit, mit der die Monatsblutung oft einsetze: „Weder suchen sich die betroffenen Studierenden aus, ob sie ihre Periode bekommen, noch wann“, betont die Politikerin. In der Folge könne es deshalb sein, dass die Studierenden entsprechend unvorbereitet seien, wenn die Periode einsetze – oft müssten die Frauen dann die Universität verlassen und verpassten dadurch Lehrinhalte. „Die Betroffenen sollen nicht mehr beschämt zurück nach Hause laufen oder eine Kommilitonin um Hilfe bitte müssen“, findet Katharina Lauterbach.

 

Deshalb wolle die Liberale Hochschulgruppe zunächst mit Automaten auf den universitären Toiletten, in der Folge auch an anderen öffentlichen Plätzen dafür sorgen, dass jede Frau selbstbestimmt mit ihrer Periode umgehen könne. „Dazu gehört auch, dass das individuelle Hygieneprodukt von der Frau selbst ausgesucht werden kann,“ fordert die Studentin. Eine mögliche Lösung wären Automaten für Periodenprodukte, an denen die Betroffenen diese kostenlos ziehen könnten – „ein kleiner Schritt mit großer Wirkung“, finden Dietz und Lauterbach.

Mainzer Schulen bieten Binden und Tampons im Sekretariat

In den Mainzer Schulen gibt es die Produkte oft im Sekretariat- zuweilen ein weiter Weg. - Foto: gik
In den Mainzer Schulen gibt es die Produkte oft im Sekretariat- zuweilen ein weiter Weg. – Foto: gik

Die FDP hatte im Mainzer Stadtrat Anfang April zudem eine Anfrage gestellt, wie es denn mit entsprechenden kostenlosen Hygieneprodukten an Schulen aussehe. Die Verwaltung antwortete schmallippig: Die Sekretariate der staatlichen Schulen in Mainz hielten Monatshygieneartikel wie Binden und Tampons vor, die bei Bedarf an Schülerinnen herausgegeben würden. „Die Stadtverwaltung Mainz trägt die Kosten für diese Hygieneprodukte“, heißt es in der Antwort weiter.

„Es ist absolut positiv zu bewerten, dass viele Schulen sich dieses Themas angenommen haben“, betonte Dietz. Schülerinnen, die ins Sekretariat der Schule müssten, um sich dort eine Binde oder einen Tampon aushändigen zu lassen, hätten aber weiterhin eine enorm hohe Schwelle zu überwinden. Dazu kommt: Der Weg ins Sekretariat kann sehr weit sein, wenn die Periode unerwartet einsetzt (Anmerkung der Autorin dieses Artikels). „Wir begrüßen, dass es diese Angebote gibt, sprechen uns aber für einfachere Lösungsmöglichkeiten aus“, betont Dietz.

 

Wiesbaden: kostenlose Periodenprodukte auf Schultoiletten

Mädchen bei den Mainzer Tanztagen 2016. - Foto: Bernd Essling
Mädchen bei den Mainzer Tanztagen 2016. – Foto: Bernd Essling

Die Mainzer Liberalen sind nicht die einzigen mit ihrer Idee: Die Nachbarstadt Wiesbaden hatte Mitte Februar angekündigt, man plane kostenlose Menstruationsprodukte an allen Wiesbadener Schulen – und zwar auf den Schultoiletten. Das Wiesbadener Jugendparlament hatte ein Pilotprojekt initiiert, das sei von den Schülerinnen an weiterführenden Schulen gut angenommen worden, sagte Schuldezernent Axel Imholz (SPD). Für die am Pilotprojekt teilnehmenden Schulen wurden Kombi-Spender für Tampons und Binden beschafft und in den Schultoiletten aufgehängt. Manche Schulen entschieden sich dafür, die Produkte in Körbchen oder über andere Alternativen anzubieten.

Einzelne Schulen hätten zu Beginn Bedenken wegen unsachgemäßen Umgangs mit den Hygieneprodukten in den Schultoiletten gehabt, berichtete Imholz weiter. Diese Befürchtungen hätten sich erfreulicherweise aber „nur in recht geringem Umfang bestätigt.“ Zum Teil sei das Thema Menstruation in den Unterricht integriert und somit aus der Tabuzone geholt worden – nun soll das Projekt mit den gewonnen Erfahrungen auf alle weiterführenden Schulen in Wiesbaden ausgeweitet werden.

Info& auf Mainz&: Mehr zum Thema und der Debatte darüber könnt Ihr hier bei den Kollegen vom MDR nachlesen.