Seit Juli 2021 ist das jüdische Erbe der Schum-Städte Teil des Weltkulturerbes der Menschheit, dazu gehört auch Mainz mit der Synagoge und dem Alten Jüdischen Friedhof an der Mombacher Straße. An diesem Mittwoch wurden nun mit anderthalb Jahren Verspätung die Ernennungsurkunden übergeben – Bundespräsident Frank Walter Steinmeier kam dafür eigens nach Mainz. Aus diesem Anlass hier noch einmal unser Artikel vom Juli 2021.

Der alte jüdische Friedhof am Judensand ist jetzt Unesco Weltkulturerbe. - Foto: gik
Der alte jüdische Friedhof am Judensand ist jetzt Unesco Weltkulturerbe. – Foto: gik

Tolle Nachricht am Dienstag: Jetzt ist auch Mainz ein Stück Weltkulturerbe! Das Welterbe-Komittee der Unesco nahm am Dienstag das jüdische Erbe der SchUM-Städte Mainz, Worms und Speyer in die Liste des Welterbes der Menschheit auf. Damit würdigt die Unesco vor allem die 1000 Jahre alte Geschichte des Judentums in den drei Städten am Rhein, in denen um das Jahr 1000 herum das moderne Judentum maßgeblich mit definiert wurde. Die Auszeichnung kommt ausgerechnet im Jubiläumsjahr „1700 Jahre jüdisches leben in Deutschland“ und bedeutet eine tiefe Verbeugung vor der langen historischen Tradition jüdischen Lebens am Rhein.

 

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Mit der Aufnahme der SchUM-Stätten in Speyer, Worms und Mainz in die Welterbeliste wird der außergewöhnliche universelle Wert der SchUM-Stätten mit ihren Synagogen, Fraunschulen, Mikwen und Friedhöfen anerkannt, heißt es in der offiziellen Mitteilung vom Land Rheinland-Pfalz.

SchUM-Stätten Monumente des europäischen Judentums

Bei den SchUM-Stätten handele es sich „um richtungsweisende jüdische Gemeindezentren und Friedhöfe, deren Form und Gestaltung die jüdische Architektur, Ritualbauten und die Bestattungskultur in ganz Mitteleuropa nördlich der Alpen, in Nordfrankreich und England maßgeblich beeinflussten“, heißt es in der Begründung des Unesco-Welterbekomitees, einem Gremium aus 21 gewählten Vertretern der Mitgliedstaaten. „An keinem anderen Ort könne ein vergleichbares Spektrum jüdischer Gemeindezentren und Friedhöfe die kulturellen Leistungen europäischer Jüdinnen und Juden in der Formationsphase der lebendigen Tradition des aschkenasischen Judentums bezeugen“, so die Begründung weiter.

Die neue Synagoge in Mainz ist das sichtbarste Zeichen des Judentums im heutigen Mainz. - Foto: gik
Die neue Synagoge in Mainz ist das sichtbarste Zeichen des Judentums im heutigen Mainz. – Foto: gik

Die lange ersehnte Anerkennung löste umgehend großen Jubel aus: „Ich freue mich aus tiefstem Herzen über diese wichtige Entscheidung der Unesco für unser Land“, sagte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD). Dieses Votum sei „von unschätzbarem Wert für die kulturelle und historische Vielfalt in Rheinland-Pfalz.“ Die Denkmäler der SchUM-Städte seien „nicht nur steinerne Zeitzeugen einer außergewöhnlich reichen jüdischen Geschichte in unserem Land, sie stehen auch für den Kulturtransfer zwischen Christentum und Judentum und mahnen uns, dies als gemeinsame, große Chance zu sehen“, betonte Dreyer.

Die Anerkennung als Welterbe unterstreiche die Bedeutung der SchUM-Stätten „als einzigartige Monumente der tausendjährigen Geschichte von Juden nördlich der Alpen“, freute sich auch Innenminister Roger Lewentz (SPD): „Wir sind stolz, dass dieses herausragende jüdische Erbe Teil unserer kulturellen Identität in Rheinland-Pfalz ist.“ Die Anerkennung als Welterbe werde „dazu beitragen, den Schutz und Erhalt der Monumente für künftige Generationen sicherzustellen und das Bewusstsein für die lange deutsch-jüdische Geschichte mit all ihren Licht- und Schattenseiten wachzuhalten“, sagte Lewentz weiter.

Älteste jüdische Grabsteine Mitteleuropas in Mainz

Der alte Jüdische Friedhof and er Mombacher Straße gehört zu den ältesten Europas. - Foto: gik
Der alte Jüdische Friedhof and er Mombacher Straße gehört zu den ältesten Europas. – Foto: gik

„Von heute an wird unsere Stadt eine andere sein: in ihr wird das reiche jüdische Erbe wieder sichtbar und lebendig werden – und zwar für die gesamte Menschheit“, sagte der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD). Mainz hatte sich in erster Linie mit dem Kulturdenkmal „Alter jüdische Friedhof am Judensand“ beteiligt, der Friedhof auf dem Judensand birgt nicht nur die ältesten Grabsteine Mitteleuropas, er war seinerzeit auch der größte seiner Art. „Dieser einzigartige Ort ist jetzt offiziell Welterbe“, betont Ebling. Bislang allerdings gibt es an dem Friedhof weder ein Besucherzentrum noch regelmäßige Öffnungen für die Besucher – die Pläne sind noch immer in der Umsetzung.

 

Für  Speyer ist es bereits der zweite Welterbe-Titel, dort ist der Kaiserdom bereits Teil der Liste des Welterbe der Menschheit, nun kommen noch die dortigen jüdischen Stätten hinzu. Worms bringt gleich eine ganze Reihe jüdischer Stätten ein wie das mittelalterliche Gemeindezentrum mit Synagoge, den Frauenschul, dem Ritualbad Mikwe und dem ehemaligem Gemeindehaus sowie dem alten jüdischen Friedhof „Heiliger Sand“.

Auch der jüdische Friedhof in Worms gehört nun zu dem Unesco-Welterbe. - Foto: gik
Auch der jüdische Friedhof in Worms gehört nun zu dem Unesco-Welterbe. – Foto: gik

„Dies ist ein Tag großer Freude“, sagte auch die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Mainz und Worms, Anna Kischner, die auch im Namen ihrer Gemeindemitglieder „Dank und Hochachtung“ aussprach. „Die Jüdische Gemeinde ist stolz darauf, dass wir Juden zum weltweiten Ansehen von Rheinland-Pfalz beitragen können“, sagte Kischner: „Mögen die Blicke der Touristinnen und Touristen angesichts der mittelalterlichen Vermächtnisse geweitet werden für die Schönheit unserer Kultur, mögen sie die Zusammenhänge erkennen und Botschafter werden nicht nur für die mittelalterlichen SchUM-Gemeinden, sondern auch für uns, für die jüdischen Leute, die heute hier am Rhein leben.“

Info& auf Mainz&: Mehr zum jüdischen Erbe von Mainz, insbesondere des jüdischen Friedhofs, lest Ihr hier bei Mainz&. Mehr zur neuen Synagoge in Mainz und ihrer Geschichte könnt Ihr hier bei Mainz& nachlesen.

 

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