Die Mainzer Universitätsmedizin ist derzeit mitten im Umbruch, das gilt auch und gerade für ihren Gebäudebestand: Seit Monaten wird auf dem Gelände der Uniklinik abgerissen und neu gebaut, nun wurde für die Umsetzung des Baumasterplans ein weiterer wichtiger Schritt gemacht. Am Mittwoch unterzeichneten Land, Stadt Mainz und Universitätsklinikum selbst ein „Memorandum of Understanding“. Sein Inhalt: Eine Einigung über den Bau des neuen Zentralgebäudes – dafür müssen nämlich nun zwei denkmalgeschützte Gebäude auf dem Gelände weichen.
Im September 2022 hatte das Land Rheinland-Pfalz ein Mammutprojekt verkündet: Einen grundlegende Neubau und Neuordnung der Mainzer Uniklinik. Die Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist mit mehr als 60 Kliniken, Instituten und Abteilungen sowie rund 8.700 Mitarbeitern die größte Klinik in Rheinland-Pfalz. Zuhause ist sie auf einem historisch gewachsenen Gelände in der Mainzer Oberstadt, auf dem über die Jahrzehnte hinweg eine Vielzahl von Gebäuden entstand – für den Betrieb eines modernen Großklinikums wurde das zunehmend unpraktisch und ineffizient.
Mit einem 2,2 Milliarden Euro schweren Bauprogramm soll das Uniklinikum deshalb nun in den kommenden zehn Jahren zu einer modernen Hochleistungsklinik werden. Dafür wurde eigens ein Baumasterplan mit einer völligen Neukonzeptionierung der Gebäudestruktur entwickelt. „Damit werden wir künftig sehr viel attraktiver für Patienten und Mitarbeitende“, freute sich Uniklinik-Vorstandschef Norbert Pfeiffer im September 2022: Künftig würden die Arbeitsabläufe vereinfacht, die Wege zwischen den Abteilungen kürzer. „In zehn Jahren kann die Universitätsmedizin Mainz auch bei der Gebäude- und Infrastruktur zu den besten Kliniken Europas gehören“, betonte Pfeiffer.
Kesselhaus und alte Villa müssen neuem Zentralbau weichen
Kernstück der Bau-Masterplanung ist ein zentraler Bau für die Krankenversorgung im südwestlichen Teil des Campusgeländes, der sich direkt an die denkmalgeschützte Mitte um den Park anschließen wird. Dieser Zentralbau soll einen dreigeschossigen Sockel bekommen und darauf Bettenhäuser, in denen ein großer Teil der Pflegeflächen der Universitätsmedizin Mainz Platz finden werden. In folgenden Bauabschnitten soll eine Erweiterung der allgemeinen Flächen der Krankenversorgung stattfinden und schließlich ein Eltern-Kind-Zentrum angeschlossen werden, das die bisherige Kinderklinik und Gynäkologie ersetzt.
Der neue Zentralbau soll die medizinische Nutzung bündeln und neben der Kinderklinik insbesondere die Gebäude der Neurologie (503), der Chirurgie (505) und der Urologie (604) ersetzen, die langfristig abgerissen werden sollen. Es brauche einen Zentralbau, um die medizinischen Fachgebiete eng miteinander zu verknüpfen und bestehende Infrastruktur effizient nutzen zu können, betont man bei der Unimedizin. Um Platz für den neuen Zentralbau zu schaffen, müssen nun allerdings zwei denkmalgeschützte Gebäude weichen: Das ehemalige Kesselhaus (Gebäude 305) sowie die ehemalige Villa des Ärztlichen Direktors (Gebäude 211), die aktuell einen Anbau der Kinderklinik darstellt, werden für den neuen Zentralbau abgerissen.
Darauf verständigten sich nun das Land Rheinland-Pfalz, die Stadt Mainz und die Universitätsmedizin Mainz und unterzeichneten dafür am Mittwoch ein „Memorandum of Understanding“. „Wir treiben die bauliche Erneuerung jetzt konsequent voran“, betonte Wissenschaftsminister Clemens Hoch (SPD) – alle drei Beteiligte hätten sich eng abgestimmt. Der Mainzer Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) betonte, mit dem Memorandum gehe man „den richtigen Weg für die Zukunft unserer Universitätsklinik, für moderne Gesundheitsversorgung, wegweisende Forschung und nachhaltiges Bauen.“
Klinikpavillons und Park bleiben erhalten
Dass mit der Modernisierung auch dem Denkmalschutz Rechnung getragen werden müsse, „das war von Anfang an klar“, sagte Haase weiter, und unterstrich: Die Stadt wolle historische Bauten und Strukturen auf unserem Klinikcampus schützen. So würden die denkmalgeschützten Klinikpavillons um den Park erhalten und weiter genutzt, der Park selbst solle das Herzstück des Klinikums bleiben. „Der Erhalt der Grünfläche ist in Zeiten von steigendem Platzbedarf sehr wichtig, und ich freue mich, dass diese Fläche erhalten bleiben wird“, betonte Haase.
Die heutige Unimedizin wurde zwischen 1911 und 1914 als städtisches Allgemeines Krankenhaus von Adolf Gelius im so genannten Pavillonsystem erbaut – damals ein hochmodernes und funktionales System, das Ansteckungen verhinderte. Im Mittelpunkt steht bis heute ein zentrale Gartenanlage mit Brunnenschale, das Gebiet ist großflächig als Denkmalzone ausgewiesen. 1946 erfolgte die Neugründung nach dem Zweiten Weltkrieg als Universitätsklinikum, viele Gebäude entstanden in den 1960er und 1970er Jahren – und sind heute entsprechend veraltet.
Baubeginn für den Zentralbau soll 2026 sein, das Gebäude selbst noch im Zuge eines Architektur-Wettbewerbs entwickelt werden – die Fertigstellung ist nicht vor 2031 einkalkuliert. „Durch diese Einigung, auf die wir uns nun verständigt haben, konnten wir ein zusammenhängendes Baufeld für den geplanten Zentralbau erreichen“, freute sich Pfeiffer am Mittwoch: „Das ist die Voraussetzung dafür, unsere Vision einer modernen Medizin umzusetzen.“ Er sei den Vertretern des Landes – und dabei vor allem der Generaldirektion Kulturelles Erbe – sowie der Stadt Mainz „sehr dankbar, dass wir diese Absprache erreicht haben.“ So könnten die Belange des Denkmalschutzes „an einem Traditionsstandort mit unseren baulichen Plänen bestens in Einklang gebracht werden.“
Info& auf Mainz&: Einen Bericht über die Turbulenzen an der Mainzer Universitätsmedizin in den vergangenen Monaten lest Ihr hier bei Mainz&.