Nach mehreren Streikrunden in den vergangenen Wochen, ruft die Gewerkschaft Ver.di nun am Montag zum Mega-Streik auf: Von Montagfrüh an geht in Deutschland in Sachen Verkehr praktisch nichts mehr. In Mainz und Wiesbaden fahren keinerlei Busse oder Bahnen mehr, verschärft kommt hinzu, dass auch die Eisenbahnergewerkschaft EVG zum Streik aufruft. Die Deutsche Bahn stellt ihren Fernverkehr komplett ein – das gab es wohl noch nie. Wie Schüler zur Schule kommen? Interessiert offenbar nicht. Auch am Frankfurter Flughafen geht am Montag nichts.

Komplett leerer Hauptbahnhof in Wiesbaden - das gab es so zuletzt nach dem Einsturz der Salzbachtalbrücke. - Foto: Grimminger
Komplett leerer Hauptbahnhof in Wiesbaden – das gab es so zuletzt nach dem Einsturz der Salzbachtalbrücke. – Foto: Grimminger

Es ist bereits der dritte Großstreik im Öffentlichen Nahverkehr seit Ende Februar, und das, obwohl die Tarifrunde im Öffentlichen Dienst noch vergleichsweise jung ist: Kommende Woche beginnt gerade einmal die dritte Verhandlungsrunde. Trotzdem macht die Gewerkschaft Ver.di Druck, als gäbe es überhaupt keine Verhandlungen – an diesem Montag wird sie Deutschland verkehrstechnisch weitgehend komplett lahmlegen.

Die Präsidentin der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA), Karin Welge, kritisierte denn auch das Ausmaß des angekündigten Streiks als unangemessen: „Ein solcher Streiktag ist nicht okay in einer Situation, in der Forderung und Angebot zwar noch auseinander liegen, aber die dritte Verhandlungsrunde unmittelbar ansteht“, sagte sie laut FAZ, und fügte hinzu: „Die Gewerkschaften sollten aufpassen, dass sie nicht überziehen.“ Die Gewerkschaften sollten „in ihrer Dramaturgie nicht den Anschein erwecken, dass im öffentlichen Dienst unzumutbare Arbeitsbedingungen herrschen.“

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Verkehrs-Lockdown ab 3.00 Uhr früh in Wiesbaden

Der Streik-Lockdown beginnt am Montagfrüh ab 3.00 Uhr oder 4.00 Uhr, je nach Verkehrsunternehmen. In Wiesbaden fahren bereist ab 3.00 Uhr früh keine Busse mehr bei der ESWE Verkehr. Bis Dienstagfrüh, den 28. März 2023 gegen 3.00 Uhr werde „auf allen Linien kein Busbetrieb stattfinden können“, teilte das Unternehmen mit. Ab 4.00 Uhr streiken dann auch die Bus- und Straßenbahnfahrer der Mainzer Mobilität.

Auch die S-Bahnen werden nicht fahren. - Foto: Deutsche Bahn
Auch die S-Bahnen werden nicht fahren. – Foto: Deutsche Bahn

Durch den Streik würden sämtliche Bus- und Straßenbahnlinien der Mainzer Mobilität entfallen, auch der Schulbusverkehr sowie die Schwimm- und Sportbusse werden davon betroffen sein, heißt es auf Mainzer Seite. Es ist das dritte Mal binnen kürzester Zeit, dass ver.di den gesamten Nahverkehr in Mainz lahmlegt – erst letzte Woche nahmen die Ver.di-Mitglieder zwei volle Tage eine Auszeit. Wer nicht aufs Auto zurückgreifen kann, hatte das Nachsehen – das gilt ganz besonders an diesem Montag.

Denn gleichzeitig mit Ver.di ruft auch die Eisenbahnergewerkschaft EVG zum Streik auf, das Ergebnis: Am Montag werden auch keine S-Bahnen fahren, die Deutsche Bahn stellt den Fernverkehr komplett ein – das dürfte bundesweit ziemlich einmalig sein. Auf den Autobahnen ist damit am Montag mit erheblichen Probleme zu rechnen, zumal auch die Tunnelwärter streiken wollen. Damit die Versorgung in Supermärkten nicht in Gefahr gerät, lockerte das Verkehrsministerium in Mainz, wie viele andere Länder auch, das Sonntagfahrverbot für LKW, die nun schon am Sonntag fahren durften.

Eltern entscheiden, ob Schulbesuch zumutbar ist

„Um die Lieferketten möglichst stabil zu halten und die Versorgung nicht zu gefährden, haben wir entschieden, am kommenden Sonntag das Fahrverbot für LKW auszusetzen“, sagte die rheinland-pfälzische Verkehrsministerin Daniela Schmitt (FDP) – und übte kaum verholene Kritik an dem Streik: „Unsere Unternehmen stehen seit fast drei Jahren vor enormen Herausforderungen“, betonte die Ministerin. Leidtragende des Streiks seien gerade die Betriebe und Beschäftigten, deren Arbeit nicht aus dem Homeoffice erledigt werden könne.

Die Busse bleiben am Montag in Mainz und Wiesbaden im Depot. - Foto: Mainzer Mobilität
Die Busse bleiben am Montag in Mainz und Wiesbaden im Depot. – Foto: Mainzer Mobilität

Ein großes Problem dürfte der Verkehrs-Lockdown für Schüler darstellen, das Mainzer Bildungsministerium teilte dazu mit: „Bei einem großflächigen Ausfall von Bussen und Bahnen aufgrund eines Streiks gilt grundsätzlich, dass die Erziehungsberechtigten am Morgen entscheiden, ob der Schulweg für ihre Kinder noch zumutbar ist.“ Volljährige Schüler könnten dies selbst entscheiden, es müsse aber in jedem Fall die Schule informiert werden, falls man den Weg zum Unterricht nicht schaffe. Die Schulen können zudem selbst entscheiden, ob es aufgrund einer Streiksituation nicht möglich ist, Unterricht stattfinden zu lassen.

Am Frankfurter Flughafen geht am Montag ebenfalls nichts mehr: Da auch hier gestreikt wird, werde es „zu massiven Beeinträchtigungen des Flugverkehrs“ kommen, teilte die Fraport mit: „Alle Aufgaben, die einen vollumfänglichen Flugbetrieb ermöglichen, sind aufgrund des Streiks ausgesetzt.“ Man bitte die Passagiere daher dringend, von einer Anreise zum Flughafen abzusehen. Auch Umsteigeverkehre seien von den Auswirkungen betroffen und könnten nicht stattfinden. Am Montag waren eigentlich 1.170 Flugbewegungen geplant, die rund 160.000 Passagiere befördern sollten.

MainzRider: Mainzer Sammeltaxis fahren, Rabatt bei meinRad

Wer also am Montag partout nicht zuhause bleiben kann, ist auf das Auto angewiesen – und muss mit erheblichen Staus rechnen. In den Städten werden sich die Radwege füllen, ansonsten bleiben noch E-Scooter – und in Mainz der MainzRider: Die Sammel-Ruf-Taxis der Mainzer Mobilität sind im Einsatz, man rechne allerdings mit einer hohen Nachfrage – vermutlich könnten nicht alle Anfragen angenommen werden können, heißt es bei der Mainzer Mobilität.

„Für alle, die nach weiteren Alternativen zu Bus und Bahn suchen, gibt es für das Fahrradvermietsystem meinRad mit dem Code STREIK3 wieder insgesamt 30 Freiminuten in der meinRad-App“, teilte das Unternehmen weiter mit – das Angebot gilt nur ein Mal pro Kunde und nur am 27. März. „Aufgrund des Streiks wird am Montag auch das Verkehrscenter am Mainzer Hauptbahnhof geschlossen bleiben, telefonisch sind wir wie gewohnt erreichbar“, heißt es zudem.

Info& auf Mainz&: Informationen zum Thema Schule und Schulweg findet Ihr hier im Internet.