Nino Haase ist neuer Oberbürgermeister von Mainz. Der 39-jährige Diplom-Chemiker wurde am Mittwoch in einer Stadtratssitzung feierlich vereidigt. Haase ist damit der erste parteilose Oberbürgermeister der Landeshauptstadt von Rheinland-Pfalz nach 74 Jahren SPD-OBs. “Ich möchte den Menschen in Mainz ein nahbarer, überzeugender und überparteilicher Oberbürgermeister werden”, kündigte Haase an. Zuvor hatte ihm Bürgermeister Günter Beck (Grüne) den Amtseid abgenommen und die Amtskette des Oberbürgermeisters umgelegt. Haases Amtsvorgänger, Innenminister Michael Ebling (SPD) wünschte Erfolg.
Haase war am 5. März 2023 in der Stichwahl zur Oberbürgermeisterwahl mit 63,6 Prozent der Mainzer Stimmen zum neuen Oberbürgermeister von Mainz gewählt worden. Haase war als parteiloser Kandidat ins Rennen gegangen, unterstützt nur von ÖDP und Freien Wählern – es war bereits der zweite OB-Wahlkampf Haases. 2019 war er in der Stichwahl nur knapp seinem Amtsvorgänger Michael Ebling (SPD) unterlegen, nun beerbt er ihn im Amt.
Der 39 Jahre alte Diplom-Chemiker wurde in Dresden noch zu Zeiten der DDR geboren, und mit seiner Familie im Alter von elf Monaten ausgebürgert. Haase wuchs im hessischen Obertshausen im Kreis Offenbach auf und studierte an der Universität Mainz Chemie. Bekannt wurde er mit dem Bürgerentscheid gegen den Bibelturm des Gutenberg-Museums, bei dem sich die Mainzer im April 2018 mit 77 Prozent Mehrheit gegen den Erweiterungsbau entschieden.
Haase aufs Grundgesetz vereidigt
Nachdem Amtsvorgänger Ebling im Oktober 2022 ins Mainzer Innenministerium gewechselt war, wurde nun überraschend eine Neuwahl nötig – Haase setzte sich bereits im ersten Wahlgang mit 40,2 Prozent in die Pole-Position, und das trotz insgesamt sieben OB-Kandidaten. Am 5. März 2023 entschieden sich die Mainzer dann mit der großen Mehrheit von 63,6 Prozent für Haase als neuen Oberbürgermeister – am Mittwoch wurde er nun ins Amt eingeführt.
Haase wurde dabei zum Beamten auf acht Jahre ernannt und schwor dabei “Treue dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland und der Verfassung des Landes Rheinland-Pfalz”, sowie “Gehorsam gegenüber den Gesetzen und gewissenhafte Erfüllung meines Amtes.” Danach legte ihm Beck die Amtskette des Oberbürgermeisters der Landeshauptstadt um den Hals und überreichte die Ernennungsurkunde.
“Eines muss doch immer klar sein”, sagte der neue Oberbürgermeister danach in seiner ersten Rede: “Die richtige Chemie, menschlich wie wirtschaftlich, wird das Wohl der Stadt Mainz sichern.” Haase hat als parteiloser OB keine eigene Mehrheit im Stadtrat, wo Grüne, SPD und FDP in einer gemeinsamen Ampel-Koalition die Mehrheit halten. Die spannende Frage der nächsten Jahre wird deshalb sein, wie es Haase gelingt, seine Themen umzusetzen.
Mit Spannung war deshalb die Einführung von Bürgermeister Günter Beck (Grüne) erwartet worden. Der listete gleich eine lange reihe von Bauvorhaben auf, die in Mainz derzeit umgesetzt werden – von der Sanierung des Rathauses über de Umbau der Ludwigsstraße, die Sanierung des Taubertsbergbades, den Neubau des Gutenberg Museums und den Umbau des Rheinufers. “Sie, sehr geehrter Herr Haase, übernehmen eine gut aufgestellte Verwaltung mit einer Liste von Vorhaben für Jahrzehnte”, betonte Beck, und mahnte: “Die Umsetzung schaffen wir nur gemeinsam – Stagnation wäre Gift für unsere Vaterstadt Mainz.”
Beck: “Großer Vertrauensvorschuss der Mainzer”
Eckpfeiler der Zukunft müsse der Ausbau von Mainz zum Biotechnologie und Life Sciences-Standort sein, betonte Beck weiter, dazu komme aber das “Wunder von Mainz”: “Wir sind nach Jahrzehnten über Nacht schuldenfrei geworden – und das soll auch so bleiben”, mahnte Beck, der auch Finanzdezernent der Stadt ist: “Wir alle wollen, dass Mainz diese Chancen nutzen kann.” Er wünsche dem neuen Oberbürgermeister für seine Amtszeit eine glückliche Hand, sagte Beck weiter: “Sie haben einen großen Vertrauensvorschuss von den Wählern bekommen. Ich wünsche Ihnen, dass sie ihn im Interesse unserer Stadt einlösen können.”
Danach folgte ein “Grußwort der Landesregierung” – und das hielt ausgerechnet Haases Amtsvorgänger, Innenminister Ebling. Der gratulierte zunächst seinem Amtsnachfolger ausdrücklich zu dessen Wahl, “auch ganz persönlich”, hielt sich ansonsten aber kurz. Es gebe “ein hohes Interesse, dass wir gut zusammenarbeiten mögen”, sagte Ebling mit Blick auf die Zusammenarbeit zwischen Landesregierung und Landeshauptstadt Mainz. Es gelte “Chancen zu mehren, die es zu mehren gilt”, und deshalb, so Ebling: “Es gibt nur eine Conclusio: Dass Sie Erfolg haben mögen.”
Haase stellte danach seine erste Rede als frisch vereidigter OB unter das Thema “Chemie”: “Dass Geheimnis des Erfolges ist es, den anderen zu verstehen”, sagte Haase, und “diese Chemie benötigt, wie so oft, Vorbereitung, und eine Menge Zeit.” Haase warb danach um Vertrauen bei seinen Kollegen im Stadtvorstand, aber auch im Stadtrat: “Liebe Stadträte: wir haben es gemeinsam in der Hand – unsere Aufgabe heißt Mainz”, betonte er.
Haase: “Liebe Mainzer – Tausend Dank”
Vor allem aber wandte sich Haase an diejenigen, “für deren Wohl ich arbeiten darf, wir arbeiten dürfen: Liebe Mainzerinnen und Mainzer, Tausend Dank an Euch.” Von seinem Wahlergebnis fühle er sich “geehrt, und aufgefordert die beste Version meines Selbst zu werden”, sagte der 39-Jährige weiter: “Es ist für mich ein unglaubliches Ereignis, das mich sehr berührt.” Er gehe seine neue Aufgabe als Oberbürgermeister der Stadt “mit viel Demut, viel Zielstrebigkeit und viel Respekt” an.
Sein Ziel sei, dass Mainz “noch umweltfreundlicher und menschlicher” werde, attraktiv für alle Menschen und eine Stadt, in der sich Menschen aller Couleur engagieren wollten. “Ich bin überzeugt, dass wir das nur mit gegenseitiger Wertschätzung schaffen können”, betonte Haase. Es gebe nun die Chance, Bürgerbeteiligung auf eine neue Stufe zu heben, “mehr Miteinander und mehr Solidarität” – das sei doch die Mainzer Antwort auf Versuche von Spaltung und antidemokratische Bestrebungen.
Mainz brauche “ein produktives, offenes, vertrauensvolles Zusammenwirken, bei dem wir uns als Taktgeber verstehen”, sagte Haase an seine Politik-Kollegen gewandt – und das gelte auch für die Zusammenarbeit mit der Region: “Rheinhessen beginnt nicht erst hinter Ebersheim und Finthen, Rheinhessen beginnt direkt am Ufer des Rheins”, betonte Haase. Die Region müsse vor allem bei Mobilität, Wohnen und Ausbildung intensiver zusammenarbeiten.
Haase: Betonung auf Respekt, Wertschätzung und Miteinander
“Ich möchte voran gehen mit einer Stadt, die sich auf allen Kanälen positiv und wertschöpfend präsentiert”, sagte Haase weiter. Man könne gerne “in der Sache streiten”, nun gelte es aber, das Wohl der Stadt in den Mittelpunkt zu stellen. “Es ist klar, das werden ich als OB nicht allein schaffen können”, sagte Haase, “und das werden Sie als Stadtrat nicht alleine schaffen können. Das wird nur funktionieren, wenn wir uns gegenseitig Wert schätzen.”
“Wenn man Politik machen will, muss man erkennen, dass man die Menschen mögen muss”, zitierte Haase am Ende, und er möge die Menschen. “Ich möchte den Menschen in Mainz ein nahbarer, überzeugender und überparteilicher Oberbürgermeister werden”, betonte er. Mainz solle attraktiver und erfolgreicher werden, und dazu “reiche ich Ihnen heute alle die Hand, und wünsche ein gutes, gemeinsames Gelingen”, fügte er hinzu.
Info& auf Mainz&: Mehr dazu, wer Nino Haase ist, und was seine Ziele sind, lest Ihr ausführlich in unserem Porträt des neuen Mainzer Oberbürgermeisters.