Sonnenschein, strahlend blauer Himmel und frühlingshafte Temperaturen – es war das perfekte Rosenmontagswetter. Am Montag strömten denn auch zahlreiche Menschen durch Mainz, die den höchsten Mainzer Feiertag nicht ungenutzt verstreichen wollten. Wegen der Corona-Pandemie waren der Rosenmontagszug und weitere große Feiern ohnehin schon abgesagt worden, nun trübte auch noch der Krieg in der Ukraine die Stimmung. Dennoch versammelten sich im Laufe des Tages rund 1.000 kostümierte Narren und Gardevertreter auf dem Schillerplatz rund um den Fastnachtsbrunnen – es wurde eine Großkundgebung in Sachen friedlicher Narretei. Gleichzeitig zogen rund 230 Querdenker in einer Demo durch Mainz – ihnen schallte ein deftiges „Halt Dein Maul“ entgegen.

Mainzer Gardevertreter am Rosenmontag auf der Ludwigsstraße in Mainz. - Foto: gik
Mainzer Gardevertreter am Rosenmontag auf der Ludwigsstraße in Mainz. – Foto: gik

Zum zweiten Mal hintereinander fielen die großen Rosenmontagsfeiern in Mainz der Corona-Pandemie zum Opfer, dennoch wollten bei traumhaftem Fastnachtswetter viele Mainzer nicht einfach zuhause bleiben. Und so wurden Tausende Menschen zu Rosenmontags-Spaziergängern im besten Sinne: Mit buntem Schal angetan, oder sogar richtig kostümiert, zogen kleine Gruppen von Narren fröhlich und friedlich durch die Innenstadt. Man grüßte sich mit „Helau“, man hielt ein Schwätzchen, man flanierte über die Ludwigsstraße, wo normalerweise der große Rosenmontagszug getobt hätte.

„Ach Mensch, was wäre das für ein perfektes Wetter für den Zug gewesen“, seufzte da so mancher Narr. Auf dem Gutenbergplatz vor dem Gutenbergdenkmal reihten sich rund 50 junge Fahrradfahrer mit Mountainebike auf, die meisten bunt kostümiert. „Wir sind die ‚Rheinhessen Biker‘, wir kommen aus Mainz und aus überall in der Umgebung“, berichtete Nils Steinfurth. Die Jugendlichen seien zwischen 12 und 17 Jahre alt, und hätten ohnehin wegen Rosenmontag alle schulfrei, berichtete der 15-Jährige: „Wir wollen in der traurigen Zeit mit Corona und der Ukraine einfach ein bisschen Freude in die Stadt Mainz bringen.“

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Rheinhessen Biker am Gutenbergplatz. - Foto: gik
Rheinhessen Biker am Gutenbergplatz. – Foto: gik

Also düsten die Radler kreuz und quer durch Mainz, so wie viele andere Gruppen. Auf dem Marktplatz saß man im Café in der Sonne, auf dem Liebfrauenplatz traf sich die Mainzer Winzergarde zum Weinfrühstück. Treffen konnte man auch Fastnachts-Professor Christian Vahl, der an den verschiedensten Ecken mit seiner Gitarre das Lied „Give Peace a Chance“ anstimmte – so, wie schon am Fastnachtssonntag in der Johanniskirche. Eine Friedenstaube in den ukrainischen Farben trug auch die Mainzer Jägergarde am Revers, der „Partylaster“ beschallte die Innenstadt mit Friedensliedern – und auf einem Fahrrad-Anhänger prangte das Plakat: „Fassenacht den Fassenachtern – und NICHT den Kriegern.“

 

Querdenker-Demo am Rosenmontag in Mainz. - Foto: gik
Querdenker-Demo am Rosenmontag in Mainz. – Foto: gik

Derweil zogen von einem massiven Polizeiaufgebot abgeschirmt, 230 Menschen bei einer „Querdenker“-Demonstration durch die Mainzer Innenstadt – ausgerechnet auf dem Zugweg des Mainzer Rosenmontagszuges. Über Megaphone war da viel von „Freiheit“ die Rede, auf Plakaten wurden gegen Impfzwang protestiert und die Wirksamkeit der Corona-Impfung geleugnet. „Ich bin geimpft, und fühle mich betrogen“, hieß es auf einem Plakat, das auf dem Orga-Wagen hochgehalten wurde – worum sich die Person betrogen fühlte, erklärte das Plakat nicht.

Mit Fastnachtsklängen und „Helau“-Rufen aus dem Lautsprecher versuchten die „Querdenker“ Mainzer und Narren zum Mitgehen zu animieren – viel Zuspruch fanden sie dabei nicht: Die Zuschauer am Rande schüttelten mehrheitlich den Kopf und kritisierten den Aufmarsch, als mal wieder der Versuch eines „Helaus“ aus der Kundgebung schallte, schallte es von zuschauenden Narren zurück: „Halt die Fresse!“ Vor dem Mainzer Staatstheater hatte sich eine Gegenkundgebung mit rund 40 Demonstranten versammelt, die mit Trillerpfeifen und Sprechchören den Querdenker-Aufmarsch übertönten – allen voran ein Lautsprecher-Wagen, aus dem der Song „Schrei nach Liebe“ von den Ärzten dröhnte.

Narrenmenge rund um Fastnachtsbrunnen auf dem Mainzer Schillerplatz: Spontane Rosemontags-Großkundgebung. - Foto: gik
Narrenmenge rund um Fastnachtsbrunnen auf dem Mainzer Schillerplatz: Spontane Rosemontags-Großkundgebung. – Foto: gik

Die wahre Großkundgebung des Tages versammelte sich derweil auf dem Schillerplatz: Etwa 1.000 meist kostümierte Narren versammelten sich im Laufe des Nachmittags rund um den Fastnachtsbrunnen, um friedlich und fröhlich – jedoch nicht hochgradig ausgelassen – des Rosenmontags zu gedenken. Eine ausgelassene Party wurde es nicht, mehr eine Art fastnachtliches Zusammenstehen – und wer genau hinsah, konnte die Friedenstauben über dem Platz kreisen sehen. Es habe „überhaupt keinen Anlass gegeben, dort polizeilich tätig zu werden“, hieß es denn auch am späten Nachmittag von der Mainzer Polizei. So dicht wurde irgendwann die Menge, dass die Stadt Mainz die Busse vom Schillerplatz weg umleitete – wegen „einer spontanen Großkundgebung“, wie die Mainzer Mobilität in ihrer App schrieb.

Daneben gab und gibt es noch immer auch die digitalen Fastnachts-Events – großen Zulauf fand schon am Wochenende der Fastnachtsumzug „Do it Yourself“ der Mainzer Kleppergarde, bei dem man mit Hilfe von QR-Codes eine fastnachtliche Schnitzeljagd durch elf Stationen absolvieren konnte. Und statt Rosenmontagszug veröffentlichte der Mainzer Narren-Club am Montag seinen eigenen Umzug: den ersten Mainzer „Schobbezug“, bei dem ein typisches Mainzer-Schoppenglas durch Mainzer Wohnzimmer, Küchen, Treppenhäuser und sogar Schlafzimmer wandert – schaut es Euch selbst an, hier auf Youtube!

Info& auf Mainz&: Wie die Fastnachter dem Krieg in der Ukraine gedenken, könnt Ihr hier bei Mainz& nachlesen. Mehr zu den digitalen Fastnachts-Events wie etwa auch der Närrischen Stadtrundfahrt des MCV lest Ihr hier auf Mainz&. Unseren Eindruck von dem Narren-Treffen auf dem Mainzer Schillerplatz haben wir in einem Video festgehalten – Ihr findet es hier auf unserer Facebookseite. Und natürlich darf an so einem Tag eine Fotogalerie nicht fehlen – viel Spaß damit und ein leises, trotziges und kämpferisches H E L A U.