Neuer Schwung für die Impfkampagne des Landes Rheinland-Pfalz: Am kommenden Wochenende wird es eine Sonder-Impfaktion in den Impfzentren des Landes geben. man habe derzeit 40.000 Impfdosen im Depot, davon je 20.000 AstraZeneca und Biontech, sagte der Impfkoordinator des Landes, Alexander Wilhelm, am Mittwoch in Mainz: „Wir wollen verimpfen, was wir an Bord haben.“ Dier Termine werden nun über den Terminpool des Landes an bereits registrierte Personen vergeben, bis zum Wochenende gilt deshalb: Unbedingt die Emails checken! Personen, die bereits einmal mit AstraZeneca geimpft wurden, erhalten beim zweiten mal nun einen Impfstoff von Biontech oder Moderna – ihre Termine behalten ihre Gültigkeit.

Kündigten am Mittwoch eine Sonderimpfaktion fürs kommende Wochenende an: Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) und Impfkoordinator Alexander Wilhelm. - Foto: gik
Kündigten am Mittwoch eine Sonderimpfaktion fürs kommende Wochenende an: Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) und Impfkoordinator Alexander Wilhelm. – Foto: gik

Bislang hatte das Land stets betont, es gebe keine liegen gebliebenen Impfdosen in den Depots, nun aber wurden gleich 40.000 „gefunden“: 20.000 AstraZeneca-Impfdosen sind durch die Neubewertung des Impfstoffs durch die Ständige Impfkommission (Stiko) freigeworden: Nach dem Auftauchen einer weit überdurchschnittlichen Menge von gefährlichen Hirnvenenthrombosen bei jüngeren Frauen, hatte die Stiko Ende März ihre Empfehlung für AstraZeneca geändert, der Impfstoff soll nun nur noch an Personen über 60 Jahre verimpft werden, bei dieser Altersgruppe hatte es keinen einzigen solchen Fall gegeben.

Andere Bundesländer wie Berlin oder Nordrhein-Westfalen hatten daraufhin schon am Osterwochende Sonder-Impfaktionen mit dem AstraZeneca-Vakzin organisiert, nun zieht Rheinland-Pfalz nach: „Wir wollen am kommenden Wochenende allen 32 Impfzentren in Rheinland-Pfalz die Möglichkeit geben, bis an die Maximalkapazität heranzugehen“, sagte Wilhelm. Bis zu 40.000 Impfungen könnten damit am kommenden Wochenende stattfinden. Das Land habe durch die Umorganisation mit AstraZeneca „neu gerechnet“, räumte Wilhelm ein, das Ergebnis: 20.000 Impfdosen mit AstraZeneca sind derzeit verfügbar, dazu kommt eine Nachlieferung von Biontech von etwas mehr als 10.000 Impfdosen. Weitere 10.000 unverbrauchte Dosen Biontech wurden ebenfalls noch gefunden.

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Der Impfstoff von AstraZeneca hat weiter ein Imageproblem. - Foto: AstraZeneca
Der Impfstoff von AstraZeneca hat weiter ein Imageproblem. – Foto: AstraZeneca

Wie viele Termine am kommenden Wochenende nun zusätzlich vergeben werden, konnte Wilhelm aber noch nicht genau sagen: Die Impfzentren hätten ja bereits Termine vergeben, die Sonderaktion solle nun oben drauf kommen. Geimpft werden soll weiter nach der Priorisierungsreihenfolge: Zuerst sind weiter über 70-Jährige sowie Personen der Prioritätengruppe 2 an der Reihe, danach bekommen über 60-Jährige einen Termin.

Die Termine würden automatisch zugeschickt, betonte Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD), und appellierte: „Bitte behalten Sie Ihr Email-Postfach aktuell im Blick und checken unbedingt auch den Spam-Ordner!“ Zwar würden die neuen Termine auch per Post zugestellt, aber es wäre doch „zu schade“, wenn Menschen ihren Impftermin verpassten, weil der Brief von der Post erst am Montag eintreffe, sagte die Ministerin weiter. „Wir haben Stornierungen“, räumte sie zugleich ein: Derzeit platzten in den Impfzentren landesweit pro Tag rund 1000 Impftermine, auch weil sich Menschen nicht mit AstraZeneca impfen lassen wollten.

Dazu kommen die Personen, die bereits eine Erstimpfung mit AstraZeneca erhalten haben, die Gesundheitsministerkonferenz beschloss am Dienstag nu auch offiziell, was Rheinland-Pfalz bereits angekündigt hatte: Wer unter 60 Jahre ist, und bereits einmal mit AstraZeneca geimpft wurde, bekommt bei seinem Zweittermin nun automatisch einen mRNA-Impfstoff von Biontech oder Moderna – es sei denn, er entscheidet sich anders: Wer wolle, könne sich nach vorheriger Beratung auch für AstraZeneca bei der Zweitimpfung entscheiden, betonte Bätzing-Lichtenthäler. Alle bereits zugeschickten Termine für die Zweitimpfung behielten ihre Gültigkeit.

Die Impfungen sollen nun endlich Fahrt aufnehmen. - Foto: Biontech
Die Impfungen sollen nun endlich Fahrt aufnehmen. – Foto: Biontech

Derweil wurden in Rheinland-Pfalz insgesamt bis zum Mittwoch 876.446 Impfungen durchgeführt, davon mehr als 650.000 Erstimpfungen, das entspricht einer Impfquote von 17,2 Prozent. Im bundesweiten Vergleich liegt Rheinland-Pfalz damit weiter im oberen Drittel der Bundesländer. Bei den Zweitimpfungen hinkt Rheinland-Pfalz mit 224.000 Zweitimpfungen und einer Quote von 5,4 Prozent allerdings hinterher. „Wir haben am Anfang sehr schnell sehr viel geimpft“, sagte Bätzing-Lichtenthäler zur Erklärung.

Das Land hatte gerade auch vor der Landtagswahl auf viele Erstimpfungen gesetzt, auch weil Wissenschaftler schnelle Erstimpfungen  empfehlen – auch die geben den Experten zufolge bereits einen guten Schutz gegen einen tödlichen oder schweren Verlauf bei Covdi-19. Rheinland-Pfalz hatte sich deshalb entschieden, den Abstand zwischen Erst- und Zweitimpfung auszureizen, man liege dabei aber weiter in den Empfehlungen der Stiko, betonte Bätzing-Lichtenthäler. Derzeit plane das Land mit rund 120.000 Impfungen pro Woche.

Die Impfstoff-Lieferungen sind weiter stark schwankend - hier ein Impftransport in Wiesbaden. - Foto: Stadt Wiesbaden
Die Impfstoff-Lieferungen sind weiter stark schwankend – hier ein Impftransport in Wiesbaden. – Foto: Stadt Wiesbaden

Einen erneuten Rückschlag für die Impfkampagne gibt es aber durch die ausgesetzte Lieferung des Impfstoffs von Johnson & Johnson: Auch bei diesem Vektor-Impfstoff waren in den vergangenen Tagen schwere Hirnvenenthrombosen aufgetreten, die USA stoppten am Dienstag nach sechs solchen Fällen die Impfungen mit dem Johnson-Vakzin vorerst. Johnson & Johnson setzte daraufhin seine für Europa geplanten Lieferungen vorerst aus – Rheinland-Pfalz hätte von diesem Vakzin irgendwann in den kommenden Wochen rund 12.000 Impfdosen erhalten. Damit hat nach AstraZeneca nun auch der zweite, auf der Basis der Vektortechnologie basierende Corona-Impfstoff ein Problem, dass durch ihn verstärkt gefährliche Blutgerinnsel im Gehirn auftreten – betroffen sind aber fast ausschließlich jüngere Frauen unter 60 Jahren.

Bätzing-Lichtenthäler sagte, der große Vorteil von Johnson & Johnson sei, dass er nur einmal verabreicht werden müsse, das Land habe dieses Vakzin deshalb für den Einsatz bei Asylbegehrende, Wohnungslosen und in Frauenhäusern vorgesehen. Gerade für obdachlose Menschen „wäre das ein optimaler Impfstoff“, weil bei ihnen die Gefahr besonders groß sei, dass sie zum zweiten Impftermin nicht erschienen. „Das wäre eine gute Personengruppe, die voll von dem Johnson-Vakzin profitieren würde“, betonte die Ministerin.

Mainz jagt das Coronavirus endlich aus der Stadt - mit der Sonderimpfaktion am Wochenende gibt es zumindest einen Schritt vorwärts. - Karikatur Eisenmann
Mainz jagt das Coronavirus endlich aus der Stadt – mit der Sonderimpfaktion am Wochenende gibt es zumindest einen Schritt vorwärts. – Karikatur Eisenmann

Die Impfkampagne ankurbeln sollen nun aber auch Impfungen in Unternehmen: Am Mittwoch starteten Betriebsärzte bei der BASF in Ludwigshafen mit ersten Impfungen ihrer Mitarbeiter, als erstes Unternehmen im Land. Auch die Hämatologen und Onkologen dürfen nun ihre Patienten impfen, allein die zehn Schwerpunktpraxen in diesem Bereich versorgen rund 5.000 Krebspatienten. Bätzing-Lichtenthäler betonte, diese Ärzte könnten am besten entscheiden, wann ihre Patienten stabil genug in ihrem Immunsystem seien, um eine Impfung vertragen zu können. Privatärzte dürfen allerdings bislang keine Impfungen vornehmen: Es gebe für diese Gruppe noch keine Lösung für Dokumentation und Abrechnung, sagte die Ministerin weiter: „Hier besteht Handlungsbedarf, der vom Bundesgesundheitsministerium gesehen wird.“

Bätzing-Lichtenthäler sprach sich auch dafür aus, die Impfpriorisierung aufzuheben – allerdings erst, wenn genügend Impfstoff zur Verfügung stehe: Der Bund habe am Dienstag für Ende Mai erneut „eine Flut von Impfstoff in Aussicht gestellt“, berichtete sie: „Dann wäre aus meiner Sicht der Zeitpunkt gegeben, über ein Ende der Priorisierung nachzudenken.“

Info& auf Mainz&: Mehr zu den Impfungen für über 60-Jährige sowie zu den Impfungen mit AstraZeneca lest Ihr auch hier bei Mainz&. Rheinland-Pfalz hat zudem inzwischen vollständig Geimpfte von der Testpflicht ausgenommen – mehr dazu lest Ihr hier bei Mainz&.