Der Tag der Deutschen Einheit kostet die Stadt Mainz 350.000 Euro. Diese Summe sei in den Haushalt der Stadt für die Feierlichkeiten, sämtliche Vorbereitungsarbeiten sowie die Nachbereitung eingestellt, heißt es in  einer Antwort der Mainzer Stadtverwaltung auf Anfrage der Linken. Mit dem Geld wurden bereits in den vergangenen Wochen Bänke gestrichen, Blumenpflanzungen vorgenommen, Ampeln und öffentliche Toiletten gereinigt sowie die Pergola vor dem Rathaus gegen Einsturz gesichert. Für die Müllentsorgung nach der Feier sind rund 15.000 Euro vorgesehen, auch die Wiederherstellung der Grünanlagen etwa auf der Kaiserstraße würden aus diesem Betrag finanziert, hieß es weiter. Derweil regieren die Mainzer auf die Behinderungen – wie könnte es anders sein – auch mit Humor: „Free Kaiserstraße“ und „Die Mauer muss weg“ postete die Weinraumwohnung mit einem dicken Augenzwinkern.

Offizielles Plakatmotiv zum Tag der Deutschen Einheit in Mainz

„Mainz putzt sich für den Tag der Deutschen Einheit heraus, das Stadtbild wird sichtlich aufgewertet“, heißt es in einer Anfrage der Linksfraktion für den Mainzer Stadtrat am morgigen Mittwoch: „Parkbänke werden erneuert, Flächen begrünt, Bodenplatten ausgetauscht, Denkmäler gesäubert und Unkraut aus Fugen gekratzt.“ Ein solches Großereignis wie der Tag der Deutschen Einheit sei aber zugleich  „eine Herausforderung für eine hochverschuldete Kommune wie Mainz und kann einiges über die Prioritäten der hiesigen Politik darlegen“, schreibt die Linke weiter.

In ihrer Antwort bestätigt die Stadtverwaltung, dass in den vergangenen Wochen „Aufwertungsmaßnahmen im Bereich der Grünanlagen vorgenommen“ wurden, etwa: Bänke gestrichen oder ausgetauscht, Blumen an den Rundbänken am Leichhof gepflanzt und dort die Bänke saniert, ebenso die Bänke am Rheinufer rund um die Bäume. „Weiterhin wurden Grundreinigungsmaßnahmen, die alljährlich fällig werden, an den Lichtanlagen vorgenommen“, die öffentlichen Toilettenanlagen überprüft und – wo notwendig – grundgesäubert sowie gestrichen, heißt es weiter. Die Pergola vor dem Rathaus habe aufgrund der Einsturzgefahr durch die MAG saniert werden müssen – auch dieser Betrag sei aber in den 350.000 Euro enthalten.

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Facebook-Post der Mainzer Weinraumwohnung zum Thema Mauer und #freeKaiserstraße – Screenshot: gik

Ebenso in den städtischen Kosten enthalten seien Gelder für die Wiederherstellung von Grünflächen in der Kaiserstraße oder auf dem Fischtorplatz. „Mehrkosten, die durch die Ausweitung der Veranstaltungsfläche auf der Kaiserstraße durch die Staatskanzlei entstanden sind, werden durch das Land Rheinland-Pfalz getragen“, heißt es dazu aber auch. Auch weitere Kosten für die notwendigen Straßenreinigungsarbeiten während der Veranstaltungstage sowie die Aufstellung von notwendigen Müllgefäßen würden von den jeweiligen Landesvertretungen oder der Staatskanzlei Rheinland-Pfalz getragen. Die Stadt Mainz rechnet mit 15.000 Euro für die Müllbeseitigung.

Der Tag der Deutschen Einheit bedeutet einen enormen logistischen und organisatorischen Aufwand, auch die Sicherheitskosten sind enorm – sie werden aber vom Land Rheinland-Pfalz getragen, das insgesamt rund 3,25 Millionen Euro für die Feier der Einheit investiert. Die zentralen Feierlichkeiten samt begleitendem Bürgerfest werden reihum von den Bundesländern ausgerichtet, alle 16 Jahre ist also Rheinland-Pfalz an der Reihe – zuletzt war das 2001 gewesen. Der Mainzer CDU-Politiker Gerd Schreiner schlägt deshalb vor, die zentralen Feierlichkeiten abzuspecken und insgesamt ein neues Konzept für den Nationalfeiertag zu entwickeln – kleiner, bürgernäher und sympathischer.

In Mainz kursieren derweil humorvolle Aktionen zu den drastischen Behinderungen für die Bevölkerung durch die Aufbauarbeiten: „Falls jemand Wein kaufen möchte, wir sind hinter der Mauer und haben bis Samstag offen“, postete der Weinladen Weinraumwohnung am Dienstag auf seiner Facebook-Seite – samt einem Bild der abgeriegelten Kaiserstraße. Dort wird derzeit die Festmeile zu Bundestag und Bundesrat aufgebaut, die Arbeiter riegelten dafür auch gleich mal die Durchfahrt durch die Kaiserstraße in Höhe der Boppstraße und der Neubrunnenstraße ab. „Den Bau der ‚Mainzer Mauer und die Teilung der Stadt verstehen wir als politische Bildung zum Anfassen“, heißt es in dem Post weiter mit Bezug auf die Bundestagswahl und „die 13 Prozent, denen es schwerfällt sich zu erinnern.“ Bei der Bundestagswahl am Sonntag war die rechtsextreme AfD auf 13 Prozent gekommen, viele von der Einheit frustrierter Ostdeutsche hatten laut Analysen für die AfD gestimmt. Mit einem Augenzwinkern fügten die Macher des hippen Mainzer Weinladens noch die Hashtags hinzu: #diemauermussweg und #freekaiserstrasse …

Info& auf Mainz&: Mehr zum Tag der Deutschen Einheit in Mainz, den Vorbereitungen und dem Programm lest Ihr hier bei Mainz&.

 

 

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