Es war eigentlich keine Überraschung, am Ende aber dann doch ein Schock: Die britische Königin Queen Elizabeth II. ist tot. Um 20.30 Uhr mitteleuropäischer Zeit gab die königliche Familie die Nachricht über die offiziellen Kanäle bekannt: „Die Queen starb friedlich an diesem Nachmittag in Balmoral in Schottland.“ Es ist ein tiefer Einschnitt nicht nur für Großbritannien: Die Welt verneigt sich vor der Jahrhundert-Königin. Auch in Mainz wird getrauert – und an den legendären Besuch von „Her Majesty“ im Jahr 1978 erinnert. Ein Winzer in Hochheim hat zudem eine ganz besondere Verbindung zur Royal Family.

Queen Elizabeth II. ist tot. Mit diesem Foto gab der Palast in London den Tod der 96-Jährigen auf Twitter bekannt. - Foto: The Royal Family
Queen Elizabeth II. ist tot. Mit diesem Foto gab der Palast in London den Tod der 96-Jährigen auf Twitter bekannt. – Foto: The Royal Family

Am Ende kam die Nachricht dann doch unerwartet, und sie löste eine Schockwelle rund um den Globus aus: Die Queen ist tot. Her Majesty, die britische Königin Elizabeth II: starb am Donnerstagnachmittag im Alter von 96 Jahren auf ihrem schottischen Landsitz Balmoral. Die Queen sei „friedlich eingeschlafen“, teilte der Palast am frühen Abend gegen 19.30 Uhr mit – da war Elizabeth II. bereits seit einigen Stunden nicht mehr am Leben. Auf den sozialen Netzwerken verbreitet „The Royal Family“ die Todesnachricht kurz danach.

Im Alter von 96 Jahren hatte Elizabeth of Windsor nicht nur länger gelebt als die meisten Menschen, sie war auch die dienstälteste Monarchin der britischen Geschichte. Vor wenigen Wochen erst hatte sie ihr „Diamond Jubilee“ gefeiert – ihr 70-jähriges Thronjubiläum. Im Alter von gerade einmal 26 Jahren hatte die junge Thronfolgerin nach dem überraschenden Tod ihres Vaters George VI. am 6. Februar 1952 den Thron bestiegen, 70 Jahre später war sie immer noch da: Unverrückt, unerschütterlich trotz aller Krisen, ein echtes Symbol von Beständigkeit und Verlässlichkeit.

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„Sie war der Fels auf dem das moderne Großbritannien gebaut wurde“, sagte am Abend eine sichtlich erschütterte Liz Truss, Großbritanniens neue Premierministerin. Erst vor zwei Tagen, am Dienstag, hatte die Queen Truss als Nachfolgerin des zurückgetretenen Premier Boris Johnson empfangen. Die Königin wirkte angeschlagen und fragil, dass es ihr letzter öffentlicher Auftritt sein sollte, ahnte dennoch niemand. Stets hatte der Palast verlauten lassen, Ihrer Majestät gehe es dem Alter entsprechend gut.

Mit einer einfühlsamen Fernsehansprache hielt Elizabeth II. in der Corona-Pandemie ihr Land zusammen. - Screenshot: gik
Mit einer einfühlsamen Fernsehansprache hielt Elizabeth II. in der Corona-Pandemie ihr Land zusammen. – Screenshot: gik

Am Donnerstagnachmittag schreckte dann aber die Nachricht die Welt auf: Man sei „in großer Sorge“ um die Gesundheit der Queen. Ihre Kinder und Enkel eilten Hals über Kopf nach Balmoral, das britische Parlament beendete eine gerade laufende aktuelle Debatte. „Der Tod meiner geliebten Mutter, Ihrer Majestät, der Queen, ist ein Moment der größten Traurigkeit für mich und alle Mitglieder meiner Familie“, teilte dann Elizabeth‘ Sohn Charles mit: Der „ewige Thronfolger“ ist nun als Charles III. neuer König von Großbritannien.

“Sie hat Zeitgeschichte erlebt und geschrieben“

Es folgten umgehend Reaktionen aus aller Welt, betroffen, erschüttert, mitfühlend. „Sie hat Zeitgeschichte erlebt, und sie hat Zeitgeschichte geschrieben“, sagte Bundespräsident Frank Walter Steinmeier am Abend in Schloss Bellevue. Auf der ganzen Welt habe die Queen „höchstes Ansehen und Respekt“ genossen. „Ihr Tod ist ein tiefer Einschnitt, das Ende einer Epoche“, betonte Steinmeier. Mit 70 Jahren saß die Queen so lange auf ihrem Thron wie kein anderer britischer Monarch zuvor. Sie erlebte den Zweiten Weltkrieg, das Ende des britischen Commonwealth – und alle Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland von Konrad Adenauer (CDU) bis Angela Merkel (CDU).

 

Elizabeth sei „ein Symbol von Verlässlichkeit und Würde“ gewesen, teilte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mit, auf Twitter schrieb er: „Sie war Vorbild und Inspiration für Millionen, auch hier in Deutschland.“ Ihr Einsatz für die deutsch-britische Aussöhnung nach den Schrecken des Zweiten Weltkrieges bleibe unvergessen. „Sie wird fehlen“, betonte Scholz, „nicht zuletzt ihr wundervoller Humor.“

Auch die Mainzer Narren waren Queen-Fans und widmeten der Monarchin einen Motivwagen: Darauf flüchtet Elizabeth vor dem Brexit... - Foto: gik
Auch die Mainzer Narren waren Queen-Fans und widmeten der Monarchin einen Motivwagen: Darauf flüchtet Elizabeth vor dem Brexit… – Foto: gik

Tatsächlich ist auch in Deutschland die Betroffenheit groß: Das Land habe „eine königliche Freundin verloren“, formulierte es ZDF-Hauptstadtbürochef Theo Koll am Abend im „Heute Journal“. Die Queen war ungeheuer beliebt in Deutschland, fünf Mal kam sie zum Staatsbesuch in das Land, aus dem die Familie ihres Ehemanns Prinz Philipp stammte – das letzte Mal noch im Juni 2015.

Auch in Mainz löste Elizabeth eine wahre Queen-Mania aus: 1978 machte Elizabeth II. gemeinsam mit Prinz Philipp bei ihrem zweiten Staatsbesuch in Deutschland einen Tag lang die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt. Elizabeth erreichte am Nachmittag des 23. Mai 1978 Mainz und blieb bis zum folgenden Morgen – feierliches Abendessen in der Mainzer Staatskanzlei auf Einladung von Ministerpräsident Bernhard Vogel (CDU) inklusive.

 

Unvergessen ist ihr Besuch im Mainzer Gutenberg-Museum: Die Queen wurde von Oberbürgermeister Jockel Fuchs (SPD) empfangen, und übergab dem Museum die von der Stadt Mainz „für über drei Millionen Mark von einem Sammler in den USA erworbene Bibel Johannes Gutenbergs der Mainzer Bevölkerung“, wie das Portal Regionalgeschichte.net zu berichten weiß. 200 Jahre lang sei diese Bibel „auch im Besitz einiger englischer Sammler gewesen, und somit konnte eine Beziehung zu England, zur Queen und zum Staatsbesuch hergestellt werden.“

Die nachgebaute Druckerwerkstatt von Buchdruck-Erfinder Johannes Gutenberg im Gutenberg-Museum. - Foto: Gutenberg Museum
Die nachgebaute Druckerwerkstatt von Buchdruck-Erfinder Johannes Gutenberg im Gutenberg-Museum. – Foto: Gutenberg Museum

Legendär aber wurde der Besuch durch die Aufforderung, mit der Jockel Fuchs Ihre Majestät zum Besuch der Druckerwerkstatt im Museum auffordert: „And now we go ennuner in die Druckwerkstatt!“, formulierte Fuchs damals – der Spruch machte den hemdsärmeligen Fuchs unsterblich. „Die ganze Welt steht in Gutenbergs Schuld“, soll die Queen beim Abendessen gesagt haben.

Einer, der bei dem Besuch der Queen live dabei war, erinnert sich: „Es schüttete wie aus Kübeln, als der Sonder-TEE aus der Bundeshauptstadt Bonn im Mainzer Hauptbahnhof einlief“; erinnerts ich der SWR-Journalist Thomas Meyer, damals gerade einmal Anfang 20, und Redakteur der Mainzer Allgemeinen Zeitung: „OB Jockel Fuchs stand mit Rolf Braun, dem früheren Protokollchef von Helmut Kohl, und schwarzen Regenschirmen am Bahnsteig…“

 

Die Welt verliere „eine große Persönlichkeit“, schrieb die heutige Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) am Abend auf Facebook: „Mit dem heutigen Tag geht eine Ära zu Ende.“ 70 Jahre habe die Queen das Königreich geführt, unerschütterlich durch alle Krisen. „Sie war eine moralische Instanz, die ihr Leben in die Pflicht für ihr Land gestellt hat“, würdigte Dreyer die Monarchin, und erinnerte sich: „Im Juni 2015 durfte ich der Königin persönlich begegnen. Das hat mich sehr beeindruckt und berührt. Die Queen war eine zutiefst aufgeschlossene und interessierte Persönlichkeit, die ihren Gesprächspartnern große Aufmerksamkeit zukommen ließ.“

Weine aus Rheinhessen & Rheingau für Royals

Etikett des Riesling aus dem Queen Victoriaberg des Hochheimer Weinguts Flick. - Foto: Flick
Etikett des Riesling aus dem Queen Victoriaberg des Hochheimer Weinguts Flick. – Foto: Flick

Doch es waren nicht nur die Besuche und die Gutenberg-Bibel, die die Queen mit dieser Region verband: Auch der Wein, und vor allem der Riesling war ein verbindendes Element. Bei ihrem Staatsbesuch 2015 in Berlin genoss die Queen beim abendlichen Diner in Schloss Bellevue unter anderem einen Chardonnay Réserve des Weinguts Thörle aus Saulheim, einen Spätburgunder aus der Pfalz sowie eine Spätburgunder Beerenauslese aus Baden.

Und als im Mai 2019 Prinz Charles und seine Frau Camilla Berlin besuchten, kredenzte ihnen der Rheingau-Winzer Reiner Flick aus Wicker bei Hochheim exklusiv einen 2018er Königin Victoriaberg Riesling. Der Grund: Flick bewirtschaftet den berühmten Queen Victoriaberg in Hochheim, einen Weinberg, der einst nach der britischen Queen Victoria, der Ur-Ur-Ur-Großmutter Elizabeths benannt wurde, nachdem die 1845 Hochheim besucht hatte. „A Hock a day, keeps the doctor away“, soll Victoria dabei gesagt haben – der „Hochheimer Riesling“ war in England als „Hock“ weithin berühmt.

 

Winzer Flick traf beim Besuch in Berlin auch Charles persönlich – und darf sich nun rühmen, mit dem heutigen König Charles persönlich über das Thema Bio-Weinbau und Nachhaltigkeit geplaudert zu haben. In London hat derweil der streng festgelegte Ablauf der Zeremonien nach dem Tod der Queen begonnen, die in der Beerdigung von Elizabeth zehn Tage nach ihrem Tod münden.

Traf Prinz Charles, den heutigen König Charles III. persönlich mit seinem Riesling vom Hochheimer Viktoriaberg in Berlin;: Winzer Reiner Flick. - Foto: gik
Traf Prinz Charles, den heutigen König Charles III. persönlich mit seinem Riesling vom Hochheimer Viktoriaberg in Berlin; Winzer Reiner Flick. – Foto: gik

Danach wird am Tag 1 nach dem „D-Day“ ein Rat Charles zum neuen Monarchen proklamieren, am Tag 2 danach der Leichnam der Königin nach London überführt. Am Tag 3 begibt sich Charles auf eine Trauerreise durch das vereinigte Königreich sowie Irland, am fünften Tag wird der Leichnam der Queen in Westminster Hall in London aufgebahrt, an Tag 8 und 9 dann in Westminster Hall -hier  werden Hunderttausende an dem Sagr der Queen vorbei definieren, um ihr die letzte Ehre zu erweisen, bevor an tag 10 das Staatsbegräbnis stattfindet.

Das Protokoll trägt den Namen „Operation London Bridge“, es war auch das Codewort für die Nachricht vom Tod der Queen: Der Privatsekretär der Queen informierte demnach am Donnerstag die britische Premierministerin vom Tod Königin Elizabeth II. mit diesen Worten: „London Bridge is down.“ In Großbritannien ist am Donnerstag die Institution eingestürzt, die das Königreich zusammenhielt. Und die Welt verneigt sich vor einer Jahrhundert-Monarchin, die mehr Sinn für Demokratie und europäischen Zusammenhalt hatte, als die Demokraten ihres Landes.

Ein letztes „God Save the Queen.“

Info& auf Mainz&: Mehr zum historischen Queen-Besuch in Mainz könnt Ihr hier auf Regionalgeschichte.net nachlesen. Das minutiöse Protokoll zum Ablauf der Tage nach dem Tod der Queen findet Ihr zum Beispiel hier bei der Tagesschau im Internet.