Die Geschichte der Trinkwasserbrunnen in Mainz ist lang, und sie ist weiter ungelöst – nun sprudelt immerhin der einzige Vertreter seiner Art wieder: Die Trinkwassersäule auf dem Rebstockplatz ist wieder in betrieb. Das teilte die Stadt Mainz am Mittwoch mit. Seit Jahren fordern Parteien im Mainzer Stadtrat mehr Trinkwasserbrunnen für Mainz, die kostenlosen Wasserspender gelten als wichtiger Baustein gegen Hitzewellen in der Innenstadt – doch in die Gänge kommt die Umsetzung nicht.
Bereits 2018 hatte die ÖDP einen Hitzeaktionsplan für Mainz gefordert, und darin auch mehr Trinkwasserbrunnen vorgeschlagen. Die kostenlosen Wasserspender sind in vielen anderen europäischen Ländern längst Standard, Experten raten zudem seit Jahren, Deutschland brauche mehr öffentliche Trinkwassersäulen – das sprudelnde Nass gilt als wichtiger Baustein im Kampf gegen die heißen Sommer. Wer sich mal eben zwischendurch erfrischen oder seine Wasserflasche auffüllen kann, kommt mit der Hitze besser zurecht, das gilt besonders für aufgeheizte Innenstädte.
Die Bundesregierung beschloss gar 2022 einen Gesetzesentwurf, nach dem Trinkwasser aus dem Leitungsnetz künftig an möglichst vielen öffentlichen Orten frei verfügbar sein muss – doch in Mainz kommt eine Aufstellung von mehr öffentlichen Trinkwasserbrunnen nicht in die Gänge. Der einzige öffentliche Trinkwasserbrunnen von Mainz, eine schlanke Edelstahlsäule auf dem kleinen Rebstockplatz, der den Übergang vom Marktplatz zum Brandzentrum bildet, wurde im Jahr 2019 wieder stillgelegt.
Auftrag für zehn Trinkwasserbrunnen weiter nicht umgesetzt
Im August 2019 beschloss der Stadtrat dann auf Antrag der SPD-Fraktion sogar beschlossen, mindestens zehn öffentliche Wasserspender in der Mainzer Innenstadt zu etablieren. Als geeignet sah die SPD damals vor allem Münsterplatz, Neubrunnenplatz oder den Schillerplatz, aber auch Leichhof, Fischtorplatz, Hopfengarten, Gartenfeldplatz, Feldbergplatz, Goetheplatz und den Neue Quartiersplatz. Auch die Freien Wähler hatten 2022 mehr Trinkwasserbrunnen gefordert – passiert ist bisher praktisch nichts.
Im August 2023 nahm die Stadt Mainz plötzlich den Wasserspender auf dem Rebstockplatz wieder in Betrieb – er ist bis heute der einziger seiner Art. Die Mainzer Netze hatten für den Abbau Hygieneprobleme und Vandalismus geltend gemacht: Taubenkot von oben und Kaugummis durch Passanten hätten den Brunnen regelmäßig verunreinigt. Die zuständige Umweltdezernentin Janina Steinkrüger (Grüne) hatte zuvor im Stadtrat die Aufstellung solcher Brunnen abgelehnt: Die Anforderungen seien zu hoch, denn die Trinkwasserqualität müsse sichergestellt und regelmäßig überprüft werden, der Brunnen in hygienisch einwandfreiem Zustand gehalten, die Rohrleitungen regelmäßig gespült werden.
Trotzdem hatte Steinkrüger 2023 angekündigt, Mainz solle nun drei weitere Trinkwasserbrunnen bekommen, für mehr reiche das Geld der Stadt nicht – umgesetzt wurde das bisher nicht. „Wir arbeiten derzeit an der Umsetzung weiterer Standorte für Trinkwasserbrunnen in der Innenstadt“, sagte Steinkrüger nun, konkreter wurde die Dezernentin nicht. Ein Angebot wie am Rebstockplatz habe „in Zeiten des Klimawandels eine große Bedeutung“, betonte Steinkrüger zugleich. Der Brunnen wird in den Sommermonaten in Betrieb bleiben, zur kalten Jahreszeit aber aus Frostschutzgründen wieder abgebaut werden.
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