Schock für die deutsche Weinszene am Donnerstag: Mitten in einer sich vertiefenden Krise der Weinbranche platzte am Donnerstag eine neue Drohung von Donald Trump. Der US-Präsident droht mit nicht weniger als 200 Prozent Zöllen auf Weinen und Champagner aus der EU. „Das wäre eine Katastrophe“, sagte Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut der Internetzeitung Mainz& – die USA sind der wichtigste Exportmarkt für deutsche Winzer. Auch Weingüter aus Rheinhessen würde das massiv treffen.

Weinberg in Rheinhessen. - Foto: gik
Weinberg in Rheinhessen. – Foto: gik

Der Handelskrieg zwischen den USA und Europa droht bizarre Formen anzunehmen: Wie mehrere Medien wie etwa Spiegel Online am Donnerstag berichteten, droht der amerikanische Präsident Donald Trump der EU mit Zöllen in Höhe von 200 Prozent auf Wein und Champagner. Grund ist die Ankündigung der EU, Zölle auf amerikanische Produkte wie Whisky oder Motorräder der Kultmarke Harley Davidson zu erheben. Den Zollkrieg hatte Trump selbst ausgelöst: Er hatte zuvor entgegen aller Warnungen Sonderzölle auf Stahl- und Aluminiumimporte aus der EU verhängt.

Die US-Zölle sollen einen Wert von 26 Milliarden Euro haben, daraufhin hatte die EU ihrerseits am Mittwoch Gegenzölle in gleicher Höhe angekündigt. Treffen sollen die vor allem Produkte aus vorwiegend republikanisch geführten Staaten, die EU will damit vor allem Trump-Wähler treffen – so hatte es die EU bereits in Trumps erster Amtszeit im Jahr 2019 gehandhabt. Auch damals verhängte die EU Sonderzölle auf amerikanischen Bourbon Whiskey und Motorräder, dieses Mal sind auch Erdnussbutter, Jeans und Boote betroffen, später sollen noch landwirtschaftliche Produkte wie Rindfleisch folgen.

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USA wichtigster Wein-Exportmarkt: „Das wäre eine Katastrophe“

Die Gegenmaßnahmen der EU erzürnten den US-Präsidenten nun aber offenbar so sehr, dass er auf seiner eigenen Social Media-Plattform „Truth Social“ mit einer Eskalation drohte: Zöllen in Höhe von 200 Prozent auf Wein und Champagner aus der EU. Beim Deutschen Weininstitut in Bodenheim bei Mainz zeigt man sich entsetzt: „Das wäre eine Katastrophe“, sagte DWI-Sprecher Ernst Büscher auf Mainz&-Anfrage: Die USA seien der wichtigste Exportmarkt für deutsche Weine.

Große Sorgen um Exporte in die USA: Frank Heyden vom Weingut Dr. Heyden im rheinhessischen Oppenheim. - Foto: gik
Große Sorgen um Exporte in die USA: Frank Heyden vom Weingut Dr. Heyden im rheinhessischen Oppenheim. – Foto: gik

Dabei hatte sich der Export in die USA gerade erst wieder berappelt: 2023 meldete das Deutsche Weininstitut erleichtert eine Trendumkehr, nach dem Einbruch während der Corona-Pandemie stiegen die Exporte in die USA zumindest im Wert wieder an. 2023 exportierten deutsche Winzer rund 139.000 Hektoliter Weine mit einem Wert von rund 63 Millionen Euro in die USA – das war Platz 1 der Exportstatistik, vor Norwegen, den Niederlanden und Polen.

„Die USA machen heute ein Sechstel der Exporterlöse insgesamt aus“, sagte Büscher – bei manchen Weingütern etwa an der Mosel exportierten große Mengen ihrer Produktion nach Amerika. Auch manch ein rheinhessisches Weingut würde das hart treffen: „Wir exportieren Weine in 40 Bundestaaten, von Boston und New York bis San Francisco“, sagte Winzer Frank Heyden vom Weingut Dr. Heyden in Oppenheim im Gespräch mit Mainz&: „Der Export in die USA macht bei uns 20 Prozent des Umsatzes aus.“

Weingut Dr. Heyden: 20 Prozent des Umsatzes mit USA

Vergangenes Wochenende stand Heyden auf der Eurovino in Karlsruhe, die Angst vor neuerlichen Weinzöllen war da bereits greifbar. Beim letzten Mal habe sein Weingut Einbußen von etwa 55 Prozent in Sachen US-Export gehabt, berichtete Heyden. Dieses Mal habe sein Importeur zwar vorgesorgt und vor Weihnachten bereits größere Mengen bestellt. „Ich habe dort ganz viele junge Leute am Start in der Gastronomie“, berichtete Heyden. Die deutschen Rieslinge oder Silvaner-Weine seien dort begehrt, weil sie so gut zu Fisch, Spargel oder auch vegetarischen Gerichten passten.

Auftritt der rheinhessischen Winzer auf der ProWein im Jahr 2019. - Foto: Rheinhessenwein
Auftritt der rheinhessischen Winzer auf der ProWein im Jahr 2019. – Foto: Rheinhessenwein

Bereits im Oktober 2019 hatte der Handelskrieg zwischen Donald Trump und der EU in der ersten Amtszeit des US-Präsidenten zu Zöllen auf Weine aus der EU geführt. Damals sei es gelungen, die Auswirkungen einigermaßen einzudämmen, weil sich Erzeuger und US-Importeure die Mehrkosten geteilt, um im Geschäft zu bleiben, sagte Büscher weiter. Damals betrugen die Zölle aber „nur“ 25 Prozent, „bei 200 Prozent ist das illusorisch.“

Die Drohungen aus den USA kommen ausgerechnet zu einer Zeit, in der deutsche Winzer ohnehin um ihre Absatzmärkte kämpfen müssen: 2024 wurde in Deutschland zum zweiten Mal in Folge weniger Wein gekauft und konsumiert – der Absatz sank um vier Prozent, der Umsatz um fünf Prozent. Am Sonntag beginnt in Düsseldorf die ProWein, die weltweit größte Messe für Weine und Spirituosen – die Trumpschen Drohungen dürften dort Topthema sein.

Info& auf Mainz&: Mehr zum Thema Krise auf dem deutschen Weinmarkt lest Ihr hier bei Mainz&.