Hunderte, nein: Tausende sind am Montagabend in den Mainzer Zollhafen gekommen, um das ausgemusterte U-Boot U17 auf seinem Weg nach Speyer zu bestaunen. Das U-Boot hatte am späten Nachmittag auf seinem Transport-Ponton vor der Südmole des Mainzer Zollhafens festgemacht, am Ufer bildete sich daraufhin eine dichte Menschenmenge, um das ausgemusterte Kriegsschiff zu bestaunen. „Diese Boote haben 40 Jahre lang dazu beigetragen, den Frieden in der Ostsee zu erhalten“, sagte Jürgen Weber, Fregattenkapitän a.D., im Interview mit Mainz&, der das U-Boot auf seiner letzten Fahrt begleitet.

Koloss auf dem Rhein: Das ausgemusterte U-Boot U17 ankerte auf seinem Weg nach Speyer auch in Mainz. - Foto: gik
Koloss auf dem Rhein: Das ausgemusterte U-Boot U17 ankerte auf seinem Weg nach Speyer auch in Mainz. – Foto: gik

U17 ist seit Ende April ausführlich hier auf Mainz& berichtet – ab 2024 soll der Koloss seine finale Destination im Technikmuseum Sinsheim finden. Das 48 Meter lange und 500 Tonnen schwere U-Boot wurde bereits am 14. Dezember 2010 in Eckernförde ausgemustert, und in einem Trockendock in Kiel zunächst von Experten der Thyssenkrupp Marine Systems demilitarisiert.

Seit dem 28. April ist U17 nun auf einem hochseetauglichen Ponton unterwegs: Zunächst ging es durch den Nord-Ostsee-Kanal zur Nordsee, und dort über das Meer nach Holland. Seit dem 1. Mai reist das U-Boot nun den Rhein hinauf bis nach Speyer, wo es zunächst im Technikmuseum Speyer weiter bearbeitet werden soll. 2024 wird der Koloss dann wohl seine wirklich letzte Reise antraten – und zwar ins Technikmuseum Sinsheim, wo es ab 2024 zur Besichtigung ausgestellt wird.

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Zehntausende Neugierige geben U17 das letzte Geleit

Die ganze Reise über wurde U17 von Zehntausenden Schaulustiger und Neugierigen begleitet, schon am Sonntag hatten Menschenmengen entlang des Rheins die Ufer gesäumt und das fast 50 Meter lange Unterseeboot bestaunt und fotografiert. So auch in Mainz: Tausende wollten am Montagnachmittag und am frühen Abend den Koloss mit eigenen Augen sehen. Der Verkehr rund um den Zollhafen brach zeitweise völlig zusammen, weil die Besucher in der engen Zufahrtsstraße nach Parkplätzen suchten.

Hunderte kamen zum Zollhafen in Mainz, um U17 zu bestaunen. - Foto: gik
Hunderte kamen zum Zollhafen in Mainz, um U17 zu bestaunen. – Foto: gik

„Wir freuen uns riesig, dass so viele Leute zu uns kommen und sich für das U-Boot interessieren“, sagte Jürgen Weber, Fregattenkapitän a.D. im Interview mit Mainz&. Der 69-Jährige erzählte, er sei 1974 zur Marine gegangen, habe ab 1979 eine Offiziersausbildung gemacht, und sei ab 1980 zunächst fünf Jahre als Wachoffizier und danach als U-Boot-Kommandant zur See gefahren.

Weber begleitet U17 nun auf seiner letzten Reise über Speyer nach Sinsheim, und dabei hat der Kapitän a.D. durchaus eine eigene emotionale Verbindung mit dem Koloss: Auf U17 habe er 1984 seinen Kommandantenlehrgang gemacht und dabei auch seinen ersten Übungs-Torpedo geschossen, verriet Weber gegenüber Mainz&. 1988 sei er noch einmal an Bord von U17 gewesen, im Rahmen einer Mobilmachungsübung, berichtete Weber weiter, 14 Tage habe er damals als Kommandant auf dem U-Boot gearbeitet.

„40 Jahre lang Frieden in der Ostsee gesichert“

„Ich bin Geschäftsführer im Verband Deutscher U-Boot-Fahrer, und aus diesem Verband haben sich einige Leute vor zehn Jahren sehr, sehr stark gemacht für den Erhalt eines U-Bootes dieser Klasse als Museumsboot“, berichtete Weber weiter. Nach vielen Rückschlägen sei es gelungen, den Direktor des Museums Sinsheim-Speyer „zu bewegen, sich ein solches U-Boot zuzulegen.“ Das Schwierige sei dabei nicht der Erwerb – das U-Boot der Klasse 206 A sei eine Dauerleihgabe der Wehrtechnischen Studiensammlung des BAAINBw. Schwierig und vor allem teuer sei der Transport: „Man spricht von zwei Millionen Euro“, sagte Weber – vieles davon wurde durch Spenden eingeworben.

Fregattenkapitän a.D., Jürgen Weber, im Interview mit Mainz& vor "seinem" U-Boot U17 in Mainz. - Foto: gik
Fregattenkapitän a.D., Jürgen Weber, im Interview mit Mainz& vor „seinem“ U-Boot U17 in Mainz. – Foto: gik

Auf die Frage, warum ein solches Kriegsgerät überhaupt erhalten und ausgestellt werden müsse, antwortete Weber: „Diese Boote haben 40 Jahre lang dazu beigetragen, den Frieden in der Ostsee zu erhalten.“ Sie seien als Marine noch im Kalten Krieg im Einsatz gewesen, „unser Konzept ‚Verteidigung und Entspannung gleich Sicherheit‘ hat sich bewahrheitet“, betonte Weber. Die U-Boote seien in der Ostsee eine wichtige Abschreckungskomponente dargestellt. „Die Russen waren unser Gegner kein Feindbild“, betonte Weber. Man habe sich respektiert und mit militärischen Ehren gegrüßt.

Besuch bei U17: Das Event am Mainzer Zollhafen hatte richtiggehend Festcharakter. - Foto: gik
Besuch bei U17: Das Event am Mainzer Zollhafen hatte richtiggehend Festcharakter. – Foto: gik

40 Jahre lang seien die U-Boote dieser Klasse im Dienst gewesen, so lange wie kein anderes Kriegsschiff, das sei den Konstrukteuren, aber auch der intensiven Pflege der Mannschaften zu verdanken gewesen. U17 sei übrigens zusammen mit einem weiteren U-Boot das erste Schiff seiner Art gewesen, das nach dem zweiten Weltkrieg in US-amerikanischen Gewässern zum Einsatz kam – und in Baltimore einlief.

„Es hätte uns in der Seele weh getan, wenn ein solches Boot auf dem Schrott gelandet wäre“, sagt Weber zudem in einem Video auf der Internetseite „Das U-Boot“ des Technikmuseums Sinsheim Speyer. Uns bei Mainz& sagte Weber noch, dass dieses U-Boot nun in Sinsheim erhalten werde, mache ihn sehr froh: „Wir sind total happy und total glücklich darüber.“

Info& auf Mainz&: Das ganze Video-Interview mit Fregattenkapitän a.D. Jürgen Weber könnt Ihr hier auf unserer Mainz&-Facebookseite sehen. Mehr zur letzten Reise von U17 haben wir ausführlich hier auf Mainz& berichtet. Museumfans und Interessierte können den Transport sowohl live als auch über die sozialen Kanäle der Museen verfolgen. Auf www.technik-museum.de/u17 ist der ausführliche Routenplan samt Ankunftszeiten aufgeführt, dort finden sich auch viele weitere technische Details zum U-Boot.