„Wir schwören!“, ruft der Saal, es ist ein feierlicher Moment. Oben auf der Bühne des Kurfürstlichen Schlosses steht niemand geringeres als das Mainzer Prinzenpaar. Seit Anfang Januar ziehen Prinzessin Jacqueline I. und Prinz Heinrich II. durch die Fastnachtssäle der Narrenhochburg Mainz, Tausenden von Narren haben sie bereits den Fastnachtseid abgenommen: „Schwört auf Meenz, und ’s Heile Gänsje, schwört aufs Kätzchen und sein Schwänzche“, ruft Prinz Heinrich ins Mikrofon: „Schwört auf Margit und Ernst Neger, schwört auf alle Schwellkoppträger“ – und „wir schwören“, ruft der Saal.

Das Mainzer Prinzenpaar Jacqueline I. und Heinrich II. mit ihrem Hofstaat auf der Bühne beim KCK in der Rheingoldhalle. - Foto: gik
Das Mainzer Prinzenpaar Jacqueline I. und Heinrich II. mit ihrem Hofstaat auf der Bühne beim KCK in der Rheingoldhalle. – Foto: gik

Erst 14 Prinzenpaare gab es in der Landeshauptstadt Mainz seit dem Zweiten Weltkrieg. Ein Prinzenpaar – in der Mainzer Fastnacht ist das eine Seltenheit, schießen die Mainzer Narren doch eigentlich gerne mit scharfen Zungen gegen die Obrigkeit. Sich einer närrischen Tollität unterzuordnen, ist der Mainzer Narren Sache nicht – doch in diesem Jahr machen die gerne eine Ausnahme. 11 x 11 Jahre alt wird der Mainzer Carneval Club (MCC), einer der vier großen Mainzer Fastnachtsvereine in diesem Jahr, zum Jubiläum kürte man ein Prinzenpaar: Jacqueline I. Seuthe und Heinrich II. Diefenbach, sie Studentin der Wirtschaftsmathematik, er Ingenieur bei einem großen Autobauer in Stuttgart.

Hofmarschall Niclas Genzel-Rudhof mit den Orden des Mainzer Prrinzenpaars. - Foto: gik
Hofmarschall Niclas Genzel-Rudhof mit den Orden des Mainzer Prrinzenpaars. – Foto: gik

Macht es noch Spaß? „Jaaaa“, sagt Prinzessin Jacqueline, und strahlt. „Sonst wäre ich nicht mehr hier, ausgewandert“, fügt sie noch hinzu. Es ist gut zwei Wochen vor dem Fastnachtswochenende, die heiße Phase der Narretei hat längst begonnen – und das Prinzenpaar schon einen wahren Marathon durch die Stadt hinter sich. 50 Termine hat das Paar bereits jetzt absolviert, „oder waren es 80?“, fragt Jacqueline. „Es verschwimmt alles irgendwie so“, sagt Matthias Müller, „man weiß manchmal gar nicht so genau, wo man ist.“

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Müller ist Prinzengardist und als Adjutant des Prinzen im Hofstaat mit von der Partie. Denn das Prinzenpaar reist natürlich nicht alleine: Elf Personen umfasst der Hofstaat der Tollitäten, da sind zwei Hofdamen und zwei Pagen, Adjutanten, Hofnarr und Standartenträger, sogar eine eigene Kappelle ist mit dabei. Es ist das Prinzenpaar mit dem größten Hofstaat in der Geschichte – und das bisher einzige, das mit seiner eigenen Live-Kappelle auftritt. Das Engagement: ehrenamtlich, der Einsatz: hoch. Hofdame Alex Neubert kommt eigentlich aus Hanau und studiert in Marburg, für die heiße Phase campiert sie bei der ersten Hofdame auf der Couch. Freitag hat sie noch eine Klausur, „da wird eine Nachtschicht eingelegt“, sagt sie trocken.

Uffstumber Mario Hoinigg wartet im Gang auf seinen Auftritt mit dem Mainzer Prinzenpaar. - Foto: gik
Uffstumber Mario Hoinigg wartet im Gang auf seinen Auftritt mit dem Mainzer Prinzenpaar. – Foto: gik

Uffstumber Mario Hoinigg wartet im Gang hinter der Bühne, er kündigt das Prinzenpaar auf der Bühne, geduldig wartet er auf seinen Einsatz. „Wir rennen, und Niclas denkt“, sagt Hoinigg. Niclas – das ist Niclas Genzel-Rudhof, der Hofmarschall des Prinzenpaars. Genzel-Rudhof ist Organisator und Antreiber, er ist der Mann, der die Termine im Kopf hat und die Orden in der Tasche. Den Prinzenorden gibt es nur in höchst limitierter Auflage, verliehen wird er nur für besondere Verdienste für das Prinzenpaar. „Du hast uns so unterstützt, mit Video und allem“, sagt Prinz Heinrich gerade, und verleiht schnell noch einem Musiker hinter der Bühne einen der Orden. „Orden- und Logo-Design, das haben Jacqueline und ich gemacht“, verrät der Prinz.

Standartenträger Maximilian Müller mit der Standarte des Prinzenpaars Jacqueline und Heinrich. - Foto: gik
Standartenträger Maximilian Müller mit der Standarte des Prinzenpaars Jacqueline und Heinrich. – Foto: gik

Das Unternehmen Prinzenpaar, es war eine wahre Staatsaufgabe: Die Standarte musste angefertigt werden, ebenso die Kostüme, alle wurden nach dem Vorbild höfischer Gewänder aus der Barockzeit geschneidert. „Wir haben jeder nur ein Exemplar“, verrät der Prinz, da gelte es vorsichtig mit den edlen Gewändern umzugehen. Auch der Hofstaat musste zusammengesucht werden: „Wir haben geguckt wer in welche Rolle passt, dann richtige Hofstaattreffen einberufen und Ressorts gebildet“, berichtet Prinz Heinrich, „wir haben zwei Wochen richtiges Projektmanagement gemacht.“

Spender finden, Getränke organisieren, die Fahrzeuge der Hofstaatflotte – die Vorbereitungen dauerten gut ein halbes Jahr. Fotos, Social Media-Auftritt, Videosessions, der Auftritt auf der Bühne musste besprochen und geprobt, die Bühnenshow geschrieben werden. „Wir haben extra einen interaktiven Vortrag, der das Publikum mitnimmt, damit sie nicht ganz passiv sind“, sagt Heinrich.

Jacqueline I. und Heinrich II. bei ihrer Inthronisierung am 4. Januar 2020. - Foto: gik
Jacqueline I. und Heinrich II. bei ihrer Inthronisierung am 4. Januar 2020. – Foto: gik

Seit ihrer Inthronisierung am 4. Januar sind die beiden nun unterwegs, sie haben ihre Ankündigung wahrgemacht, ein Prinzenpaar für ganz Mainz zu sein. Ob Kneipenfastnacht oder Gardesitzung, rockend bei der Prinzengarde oder im strömenden Regen beim Kreppelverkauf in der Innenstadt – wohl kein Prinzenpaar der vergangenen Jahrzehnte war so präsent wie die Tollitäten des MCC. Sogar Geschichte schrieben die beiden Mainzer: Als erstes Mainzer Prinzenpaar reisten sie zum Gipfeltreffen mit dem Kölner und dem Düsseldorfer Prinzenpaar nach Köln.

„Die Fahrt nach Köln, das war etwas ganz Tolles“, schwärmt Heinrich. Erprobter und professioneller sei man dort in der Vorbereitung, „die sind da erfahrener“, sagt Jacqueline. Doch auch die Mainzer haben inzwischen Routine gesammelt, dazu sollen ihre Auftritte nicht nur flüchtiges Gepränge sein: „Unser Leitfaden ist die Unterstützung für die Kinder.Gesundheit Mainz e.V.“, erklärt Heinrich, die Stiftung unterstützt bei der Ausstattung des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin der Universitätsmedizin Mainz, fördert Gesundheitsvorsorge-Programme etwa im Impfwesen und medizinische Forschungsprojekte zugunsten der Gesundheit von Kindern. Einen fünfstelligen Beitrag haben die beiden Tollitäten bereits für den guten Zweck gesammelt.

Das Mainzer Prinzenpaar Jacqueline I. und Heinrich II. inmitten der Narrenschar. - Foto: gik
Das Mainzer Prinzenpaar Jacqueline I. und Heinrich II. inmitten der Narrenschar. – Foto: gik

Wieder ein Gang hinter einer Bühne, wieder steigt der Adrenalinpegel. Im Saal dröhnt der Tusch, die Türen gehen auf, die Trommler rühren die Stöcke – Einmarsch ist Showtime. „Es ist schon viel in kurzer Zeit“, sagt Prinz Heinrich, „aber es ist eben auch: ‚Once in a Lifetime‘.“ Spricht’s, und wendet sich zum Einmarsch durch den Saal, zum nächsten Helau zur nächsten jubelnden Menge. „Besiegelt diesen Schwur im Bau“, ruft die Prinzessin auf der Bühne, „mit einem dreifach donnernden Helau!“

Info& auf Mainz&: Das Mainzer Prinzenpaar 2020 haben wir im November 2011 in diesem Artikel ausführlich vorgestellt, den Bericht von der feierlichen Inthronisierung samt Hintergrund zu Prinzenpaaren in Mainz findet Ihr hier. Und wir haben ein kleines Video gedreht vom Einzug und vom Auftritt des Prinzenpaares bei der SWR-Radiofastnacht im Kurfürstlichen Schloss in Mainz – Ihr findet es hier in unserem Mainz&-Youtube-Kanal.

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