„Weinfreunde können sich auf sehr aromatische, elegante Weißweine mit einem harmonischen Fruchtsäurespiel und farbkräftige, samtige Rotweine freuen“, bilanzierte das DWI nun den aktuellen Weinjahrgang. Dazu brachte der frühe Frost auch noch vielen Winzern eine erfolgreiche Eisweinlese – was für ein Finale. Außerdem sind die Winzer sogar noch mit den Erntemengen ziemlich zufrieden: die zuletzt geschätzten neun Millionen Hektoliter bundesweit erwarteter Erntemengen seien insgesamt zufriedenstellend. Sie lägen damit exakt auf dem Niveau des zehnjährigen Mittels und zwei Prozent über dem Vorjahresertrag, heißt es beim DWI. Allerdings schwankt das unter Umständen ganz gewaltig: Wo Winzer unter Hagel, Regenfluten oder gar der Peronospora litten – wie viele Biowinzer – brachen die Erträge auch schon mal ein. Nur wenige Kilometer weiter kann das aber schon ganz anders aussehen.
Und so bringt der Weinjahrgang 2016 inzwischen die Augen der Winzer zum Leuchten: Tolle Fruchtaromen, heißt es, dazu moderate Säure, viel Mineralik, Fülle – ein Weinjahrgang zum drauf Freuen. Und zum Nachlesen haben wir für Euch die detaillierte Weinlesebilanz aus den einzelnen Weinanbaugebieten des DWI – mal ausnahmsweise im Originalton.
Rheinhessen: Glück muss der Mensch haben
Der „Sommer im September“ wird den rheinhessischen Winzern noch lange in Erinnerung bleiben. Der Herbstmonat hat mit schönstem Sonnenschein und um 3,8 °C über dem Durchschnitt liegenden Temperaturen einiges wieder gutgemacht, was angesichts der schwierigen Wetterbedingungen im ersten Halbjahr fast unerreichbar schien. In Rheinhessen regnete es im Mai dreimal so viel wie normal und das nach einem bereits sehr kühlen Frühjahr. So lag die Vegetation noch bis zum Sommer rund zwei Wochen zurück; durch die Nässe herrschte hoher Krankheitsdruck in den Reben. Der Zustand der Weinberge, die teilweise wegen aufgeweichter Böden nicht befahrbar waren, erschwerte die notwendigen Behandlungen. Die Wende kam mit dem Juli. Bis in den September hinein herrschte vorwiegend trockenes, warmes Wetter mit Höchsttemperaturen von 35 °C im August.
Die Lese begann Anfang September für die früh reifenden Sorten, die Hauptlese setzte Mitte September ein. Abgesehen von einzelnen Lagen, bei denen schon im Frühjahr krankheitsbedingt starke Ausfälle bis hin zu Totalschaden zu beklagen waren, konnten überwiegend sehr gesunde, ausgereifte Trauben mit ordentlichen Mostgewichten eingebracht werden. Die geschätzte Erntemenge liegt mit 2,5 Millionen Hektoliter nur wenig unter dem Üblichen. Insgesamt werden fruchtbetonte, saftige Weine mit etwas niedrigeren Alkoholwerten als im Vorjahr erwartet. Die Rieslinge profitierten besonders vom idealen Herbst und präsentieren sich ausgeprägt aromatisch – die hervorragende Aromareife ist nach Ansicht der Experten das Geheimnis des Jahrgangs 2016.
Rheingau: Alles Nervensache
Regen ist grundsätzlich gut. Das dachten auch die Rheingauer Winzer im Januar und Februar, denn das Vorjahr war sehr heiß und trocken. Da ist es ja nicht schlecht, wenn die Wasserreserven wieder aufgefüllt werden. Was aber, wenn dann im Juni so viel Regen wie sonst in drei Monaten vom Himmel fällt? Das ist zuviel des Guten. Für die Winzer begann der anstrengende und nervenaufreibende Kampf gegen den Befall vor allem mit Falschem Mehltau. Nicht immer konnten die Weinberge befahren werden, um die Reben zu behandeln, so feucht war der Boden. Trotz allem verlief die Entwicklung der Reben recht normal.
Der Reifebeginn lag beim Riesling mit dem 20. August exakt im 30-jährigen Mittel. Gelesen wurde er überwiegend von Anfang bis Mitte Oktober. Bedingt durch das überaus gute Spätsommer- und Herbstwetter waren die Trauben perfekt ausgereift und zeigten gute Mostgewichte. Fruchtsäure- und Zuckergehalte in den Beeren hielten sich bestens die Waage. So sind fruchtige, ausgewogene Rieslinge mit eleganter Struktur zu erwarten. Mit geschätzten 200.000 Litern liegt die Erntemenge auf dem Niveau des Vorjahres, aber zehn Prozent unter dem Zehnjahresdurchschnitt.
Nahe: Neidischer Herbst
Die Nahewinzer hatten nach dem verregneten Frühjahr ab Pfingsten um ihre Ernte gefürchtet. Der Mehltau-Befallsdruck war enorm. Zum Glück kam dann die ersehnte Wetterwende, die den Winzern letztlich einen hervorragenden Jahrgang bescherte – wenn auch die Mengen teilweise zu wünschen übrig ließen. Ein warmer Sommer und ein Bilderbuchherbst – vier Wochen Sonne fast ohne Regen – ließen die Trauben doch noch gut ausreifen. Sorten wie Dornfelder, Scheurebe, Müller-Thurgau und Burgundersorten lieferten kerngesunde Trauben. Mostgewichte bis 100 ° Oechsle wurden erreicht.
Allerdings waren die Erträge und Qualitäten stark schwankend. Winzer sprechen in solch einem Fall von einem neidischen Herbst. Mit geschätzten 300.000 Hektoliter liegt die Erntemenge leicht unter dem Vorjahresergebnis, aber auf dem Niveau des Zehnjahresmittels. Der Riesling hat besonders von den milden Herbsttemperaturen und kühlen Nächten profitiert; die Aromen sind perfekt ausgereift. Der 2016er Jahrgang wird das Prädikat besonders wertvoll erreichen können, ist man sich an der Nahe sicher.
Mittelrhein: Ein sehr differenziertes Bild
Bis zur Jahresmitte richteten die Winzer am Mittelrhein meist besorgte Blicke gen Himmel. Es regnete viel zu viel, die Temperaturen waren durchschnittlich. Der Rebschutz war ein wichtiges Thema bei den Winzern. Wer ihn bis Pfingsten im Griff hatte, profitierte von der ab Mitte Juli bis zur Lese sehr vorteilhaften Witterung am meisten, besonders bei spät reifenden Sorten wie Riesling. Die Rebblüte setzte spät ein und verlief zögerlich. Am 24. Juni wurden Weinberge in den Gemarkungen von Oberwesel und Dellhofen sowie auf der rechten Rheinseite in Kaub und Dörscheid durch Hagelschlag geschädigt.
Dank der sonnigen Spätsommerwitterung reiften die Trauben sehr gleichmäßig und blieben bis zum Schluss gesund. Mit Erntemengen von 10 hl/ha bis 110 hl/ha fallen die Erträge von Betrieb zu Betrieb allerdings sehr unterschiedlich aus, ebenso wie die Mostgewichte. Die geschätzte Erntemenge liegt dennoch bei 29.000 Hektolitern und damit sogar um 17 Prozent höher als der langjährige Durchschnitt. Die Jungweine weisen eine frische Säure, reiche Aromen und ausgeprägte Fruchtigkeit auf.
Mosel: Trotz Wetterkapriolen normaler Ertrag
Von Frost bis Sonnenbrand, von Starkregen bis Trockenheit bot das Wetter 2016 alles. Trotz der Extreme fiel der Jahrgang allgemein weit besser aus als erwartet, sowohl qualitativ als auch quantitativ: Mit rund 750.000 Hektolitern lag die Erntemenge nur um ein Prozent niedriger als 2015. Wie in anderen Regionen auch, wirkten sich die Wetterereignisse kleinräumig sehr unterschiedlich aus: „Während in manchen Rebzeilen kaum Trauben am Stock hingen, konnten nur 150 Meter weiter volle Erntemengen gelesen werden“, zitiert Moselwein e.V. Geschäftsführer Ansgar Schmitz einen Winzer von der Saar. Die Rebblüte begann erst Mitte Juni und zog sich bis in den Juli. Erst das gute Herbstwetter erlaubte den Trauben eine ruhige Reifung. Die Winzer konnten dank der stabilen Witterung langsam und selektiv gute Qualitäten lesen. Die Jungweine des neuen Jahrgangs sind an der Mosel von moderaten Säuregehalten und einer intensiven Aromatik geprägt.
Hessische Bergstraße: Verzwickte Situation gelöst
Am Anfang des Jahres freuten sich die Winzer an der Bergstraße noch über Regen, glich dieser doch die bestehenden Wasserdefizite aus. Aber dann setzte im Mai und Juni ein Dauerregen ein, der vor allem wegen des Befallsdrucks durch den Falschen Mehltau Probleme bereitete. Außerdem hatte es Ende April in manchen Lagen durch Frostschäden Einbußen von bis zu 50 Prozent gegeben. Regen im Juni war nicht förderlich für die Rebblüte und eine Hitzewelle im August sorgte für Sonnenbrandschäden und damit für weitere Ertragsausfälle. Nach dem lang ersehnten Sommer setzte schließlich Mitte September die Lese ein und verlief sehr entspannt bis Ende Oktober. So konnten die Trauben bestens ausreifen, weshalb feinfruchtige, elegante Weißweine und kraftvolle, farbintensive Rotweine den Jahrgang 2016 prägen. Allerdings liegt die Erntemenge mit geschätzten 30.000 Hektolitern etwas unter dem Vorjahresergebnis, sie entspricht aber dem langjährigen Mittel.
Pfalz: Überraschung!
Es kommt oft anders, als man denkt. Dieses Sprichwort stimmt für den letztendlich sehr guten 2016er Jahrgang in der Pfalz in besonderem Maße. Denn im verregneten Frühjahr hatte es noch ganz anders ausgesehen. So viel Regen in einem Mai und Juni hatten selbst altgediente Winzer noch nicht erlebt. Entsprechend erheblich war der Druck durch Befall mit Falschem Mehltau, teilweise wurden die Blütenstände völlig zerstört. Einige Betriebe, insbesondere Öko-Erzeuger, mussten sich in manchen Weinbergen auf teils drastische Ertragsausfälle einstellen. Doch dann kamen ein warmer Juli und ein sonniger, trockener Spätsommer, der in einen Bilderbuch-Altweibersommer im September mündete.
Die Hauptlese, die in der dritten Septemberwoche einsetzte, verlief ausgesprochen entspannt. Bis in den November wurden kerngesunde, perfekt ausgereifte Trauben eingebracht. Besonders die Bukettsorten wie Sauvignon Blanc, Scheurebe und Muskateller zeigten sich als Jungweine sehr aromatisch und ausgewogen. Aber auch die Burgundersorten und der Riesling profitierten von der Witterung. Damit fällt der Jahrgang nach Meinung der Experten sehr typisch für die Pfalz aus: Fruchtbetont, elegant, frisch und moderat im Alkoholgehalt. Es wird auch gute edelsüße Weine geben und die Hoffnung auf Eisweine besteht ebenfalls noch. Die Erntemenge lag nur leicht unter dem langjährigen Mittel von rund 2,2 Millionen Hektoliter. Fazit des Pfalzwein-Vorsitzenden Ökonomierat Edwin Schrank: „Noch nie hat ein Weinjahrgang die Winzer so positiv überrascht wie dieser!“
Info& auf Mainz&: Ihr vermisst noch ein paar Weinanbaugebiete aus deutschen Landen? Richtig: die noch fehlenden der 13 deutschen Weinanbaugebiete könnt Ihr auf der Internetseite des Deutschen Weininstituts nachlesen – hier geht es zum Download.