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Luftverschmutzung und Klimawandel – Universität im Rathaus zum Thema Mensch und Umwelt

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Die vielfältigen Facetten der Wissenschaft auch außerhalb der Universität zu erleben: Das möchte die Veranstaltungsreihe „Universität im Rathaus“ auch zum Thema „Mensch – Klima – Umwelt“ ermöglichen. Seit nunmehr 36 Jahren berichten Wissenschaftler von ihren Forschungsprojekten und erläutern das Neueste aus den verschiedenen Themenbereichen. Am Dienstag geht es um ein heiß umstrittenes Thema: den Klimawandel – und das gleich in den vergangenen 1.000 Jahren. Die sind besonders wichtig, hat sich in dieser Zeit doch der menschliche Einfluss erst richtig breit gemacht, und zwar ab 1850. Wie wenig wir noch wissen über die Veränderlichkeiten des Klimas, über Mythen und Legenden – dem geht Jan Esper, Professor am Geographischen Institut der Uni Mainz am 7. Februar ab 20.00 Uhr im Rathaus nach.

In seinem Vortrag spricht Geographieprofessor Jan Esper auch über die Bedeutung von Baumjahrringen zum Erkennen von Klimadaten. – Foto: Stefan Sämmer

Unser Verständnis von natürlichen Klimavariationen wird weithin überschätzt, glaubt Esper: Wir wissen sehr wenig über die Veränderlichkeit des Niederschlags und anderer Klimaelemente. Temperaturveränderungen sind allenfalls ab dem Jahr 1400 einigermaßen gut verstanden – aber welche Bedeutung hat das mittelalterliche Klimaoptimum, eine ausgedehnte Warmphase vor etwa tausend Jahren? Der Grund hierfür ist vor allem die Datenbasis: Es gibt zu wenige gute Klimarekonstruktionen. In seinem Vortrag geht Esper deshalb auf Baumjahrringe als Datengrundlage für Klimarekonstruktionen des letzten Jahrtausends ein. Und er stellt den Kenntnisstand zu natürlichen Klimaschwankungen dar und erläutert auch, was wir über das vergangene Klima nicht wissen.

Es ist übrigens schon der fünfte Vortrag der 36. Reihe „Universität im Rathaus“ 2016/17.  Zwei Termine stehen noch aus, sie befassen sich mit dem Klimawandel aus geowissenschaftlicher Sicht sowie dem Thema Luftverschmutzung. Referenten der Universität Mainz und des Max-Plack-Instituts für Chemie werden ihren Gästen sowohl Forschungsergebnisse aus Studien präsentieren als auch auf klimatische Veränderungen der Vergangenheit eingehen. Welche Zeitperioden können erklärt werden? Wo fehlen fundierte Datengrundlagen?

Dienstag, 21.02.2017, 20.00 Uhr: Klimawandel aus geowissenschaftlicher Sicht

Der Vortrag am 21. Februar befasst sich mit dem Klimawandel aus geographischer Sicht: Das Klima unterlag nämlich während der gesamten Erdgeschichte großen Schwankungen – lange bevor der Mensch massiv in diese Abläufe eingegriffen hat. So war es in der Kreidezeit und im frühen Känozoikum (der Erdneuzeit) deutlich wärmer als heute, die Pole waren eisfrei. Und seit nunmehr 55 Millionen Jahren ist die Klimageschichte vor allem durch ein Thema geprägt: die Abkühlung der Erde. Vor 36 Millionen Jahren vereiste die Antarktis, und seit 2,7 Millionen Jahren ist unser Planet auf beiden Polen eisbedeckt.

Im Ratssaal der Mainzer Rathauses findet die Reihe „Universität im Rathaus“ auch dieses Wintersemester wieder statt – Foto: Peter Pulkowski

Können diese Prozesse durch den menschgemachten Klimawandel revidiert werden und wenn ja: in welchen Zeiträumen? Das ist eine zentrale Frage der klimaforschenden Geowissenschaften, und genau denen widmet sich am 21. Februar Gerald Haug, Direktor der Abteilung Klimageochemie. In seinem Vortrag geht es auch um die Frage, warum sich das Klima in immer kürzeren Zeitskalen verändert, und das zum Teil regional drastisch. Das beeinflusste auch die Geschichte manch einer frühen Hochkultur, Beispiele dafür sind die Mayas oder auch China.

Info& auf Mainz&: „Der Klimawandel aus geowissenschaftlicher Sicht“ am Dienstag, 21. Februar 2017, um 20.00 Uhr, mit Professor Gerald Haug im Ratssaal des Mainzer Rathauses. Auch hier ist der Eintritt frei.

Dienstag, 07.03.2017, 20.00 Uhr: „Luftverschmutzung: Das tägliche Passivrauchen“

Es ist auch ein Thema für die Stadt Mainz: Im letzten Vortrag der „Universität im Rathaus“ in diesem Wintersemester zum Thema „Luftverschmutzung: Das tägliche Passivrauchen“ präsentiert Professor Johannes Lelieveld vom Max-Planck-Institut für Chemie seine Studie von 2015 über die Auswirkungen verschiedener Emissionsquellen auf die Sterberate. In der Untersuchung widmete sich ein internationales Team erstmals der Industrie, dem Verkehr, Kohlekraftwerken, aber auch häuslichen Kleinfeuern als Smog-Produzenten. Unter Kleinfeuern verstehen die Wissenschaftler dabei Dieselgeneratoren, kleine Öfen sowie offene, stark qualmende Holzfeuer, die vor allem in Asien zum Kochen und Heizen verwendet werden.

Auto an Auto: die Rheinallee - Foto: gik
Auto an Auto: der städtische Verkehr ist in Mainz der Verursacher für schlechte Luft Nummer eins – Foto: gik

Interessante Erkenntnis: Nimmt man den Smog weltweit, sind tatsächlich die kleinen Herdfeuer Hauptverursacher für schlechte Luft. Das allerdings gilt nicht für Deutschland und Europa: Hier ist die Landwirtschaft der stärkste Verursacher von Feinstaub, gefolgt von Verkehr und Industrie. Das Thema ist alles andere als irrelevant: Weltweit sterben jedes Jahr rund 3,3 Millionen Menschen vorzeitig an den Folgen von Luftverschmutzung, vor allem durch Schlaganfälle und Herzinfakte, aber auch durch Lungenkrebs und Atemwegserkrankungen. Diese Zahl könne sich bis 2050 möglicherweise verdoppeln, wenn die Emissionen weiter ähnlich ansteigen.

Besonders in Asien, genauer gesagt in China und Indien, sind die Schadstoffbelastungen durch Feinstaub und Ozon sehr hoch. In China sterben laut der Studie 1,4 Millionen Menschen pro Jahr an den Folgen, für die EU sprechen die Wissenschaftler von 180.000 Todesfällen pro Jahr, davon 35.000 in Deutschland. „Die Deutschen müssen auch die verschmutzte Luft aus anderen Ländern einatmen“, sagt Lelieveld. Und die Untersuchung zeigt: in Deutschland gibt es doppelt so viele Tote durch Verkehrsemissionen wie Verkehrstote. Das gibt zu denken – vor allem, weil auch in Mainz die zu hohe Belastung der Luft ein Thema ist. Mehr dazu hier auf Mainz&.

Info& auf Mainz&: „Luftverschmutzung: Das tägliche Passivrauchen“ von Professor Johannes Lelieveld am Dienstag, 7. März 2017, um 20.00 Uhr. Ort: Ratssaal im Rathaus Mainz. Eintritt frei. Den Vortrag „Das Klima der letzten 1.000 Jahre: Befunde und Mythen“ von Professor Jan Esper gibt’s am Dienstag, 7. Februar 2017, auch um 20.00 Uhr im Ratssaal des Rathauses Mainz, auch hier Eintritt frei. Die Website zur Veranstaltungsreihe findet Ihr hier.

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Tobias Mann, Aca & Pella, Margit Sponheimer – Furiose Jubiläumssitzung beim GCV zum 125. Jubiläum

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Wahnsinns-Comeback: Tobias Mann nach zehn Jahren wieder auf der GCV-Bühne - Foto: gik

An diesem Abend waren sie alle Schnorreswackler: Junge, Alte, Prominente, frühere und heutige Stars – alle, alle waren am Freitagabend in die Rheingoldhalle gekommen, um einem der ganz Großen der Mainzer Fastnacht zu gratulieren. Der Gonsenheimer Carneval-Verein (GCV) wurde 125 Jahre alt. Es wurde ein Wiedersehen mit den großen Stars, und so mancher hatte dabei eine Träne im Knopfloch…. Denn auf der Bühne standen nicht weniger als Margit Sponheimer, Oliver Mager – und Tobias Mann. Nach zehn Jahren Fastnachts-Abstinenz kehrte der Profi-Kabarettist auf die Bühne „seines“ GCV zurück, es wurde eine furiose, einmalige Party.

GCV Jubiläum - Präsidenten gratulieren aus der Bütt
Gratulierten mit herrlich viel Selbstironie: MCV, MCC, KCK und Bohnebeitel – Foto: gik

Der MCV brachte zum Jubiläum ein Zugplakettcher und freute sich, der Till feierte die Gonsenheimer Gülle und der Hoppes ließ „zu dieser schweren Stund'“ die Glocken des Doms läuten – ja, der GCV wäre nicht der GCV, wenn er sein Jubiläum und sich selbst wirklich ernst nehmen würde. 1892 gründeten ein paar Gonsenheimer in der Kneipe „Zum Xaver“ einen Fastnachtsverein, verbissene Narretei hat man seither hier nicht gelernt, wohl aber große Fastnachtskunst. In Gonsenheim beherrschen sie das Lachen über sich selbst, dazu die Eulenspiegelei, den Kokolores und fetzige Musik – fertig ist das Rezept für feinste Narrenkunst.

„125 Jahre, so alt muss man erst einmal werden“, sagte der gerade frisch ins Amt gekommene GCV-Präsident Martin Krawietz und versprach, nein, ein normaler Abend werde das nicht. „Viele haben in der Zeit ihren Fußabdruck hinterlassen“, sagte Krawietz – und in der Tat: Aus Gunsenum kamen stets große Stars der Meenzer Fastnacht, allen voran die Gonsbachlerchen und Herbert Bonewitz. Doch ausgerechnet der Altmeister lag an diesem Abend mit Bronchitis im Bett, ein Jammer. Es wurde dennoch ein unvergesslicher Abend: Eine Sitzung ohne klassisches Sitzungskorsett, ohne traditionellem Ablauf, dafür mit einem gemischten Komitee und Moderatorenduo.

Gleich zu Beginn heizten lieb gewonnene Gäste dem Saal ein: Die Musiktruppe Künzell ist seit einigen Jahren Stammgast bei der Stehung, der GCV-Fastnachts-Rock-Party, und seit vor zwei Jahren ein Trommler aus Künzell einem Gardemädchen des GCV auf offener Stehungs-Bühne einen Heiratsantrag machte, gehört man ja faktisch schon zur Familie. Mit „Major Tom“ und „1000 mal berührt“ war schnell klar: Das hier wird eine große Party.

GCV Jubiläum - Reichow und Ebling in der Bütt
Ein ganz besonderes Jubiläums-Protokoll hielten Lars Reichow und OB Michael Ebling – Foto: gik

Zum Gratulieren waren denn auch die Vertreter der drei anderen großen Fastnachtsvereine gekommen: Alexander Leber vom MCV, Friedrich Hofmann vom MCC und Hansi Greb für den KCV spielten herrlich närrisch die verkniffenen Honoratioren, die mit großer Geste Gemeinheiten von sich geben – ein herrliches Schlaglicht auf die Reibereien und Eifersüchteleien im Hintergrund. „Heute rief mich der Präsident eines großen Vereins an und sagte: Du, wir haben Krieg, sagt Facebook“, berichtete Krawietz vor der Sitzung, „wir haben sehr gelacht…“ Das tat auch das Publikum im Saal, denn einer der Gratulanten kam einfach nicht zu Wort: Helmut Schlösser von den „Bohnebeitel“ gab – mal wieder mit großer Schauspielkunst – den bodenständigen armen und ignorierten Verwandten… Großes Kino!

Noch ein anderer Bohnebeitel war zum Gratulieren gekommen: Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) begab sich höchstpersönlich in die Bütt auf der GCV-Bühne, um gemeinsam mit Kabarettist Lars Reichow ein närrisches Protokoll der Mainzer Ereignisse zu liefern. „Ans Rathaus kann ich mich nicht gewöhne“, reimte Reichow da, das sei doch nur „ein riesiger Haufen Schrott“, drum solle der OB mal ehrlich sagen: „Wann sprengen wir’s denn endlich fott?“ Nun ja, meinte der OB, „da wackelt die Wand, da bröckelt der Putz“, doch insgesamt sei doch das Rathaus „ein schöner Bau“ – und seine Sanierung werde, ganz sicher, billiger als der Bischofs-Bau von Limburg… Nun ja, so ganz kritisch kann ein OB seine eigene Politik eben doch nicht glossieren, was beweist: Es ist und bleibt eben des Narren Rolle, der Obrigkeit den Spiegel vorzuhalten.

GCV Jubiläum - Heininger Schier Entertainment
Gratulierten natürlich mit dem „Hähnchengrill“: Christian Schier und Martin Heininger – Foto: gik

Dennoch: Von ausbleibenden Marktbesuchern über den Turm des Gutenberg-Museums bis hin zur Mainzelbahn nahmen sich Reichow und Ebling die aktuellen Themen vor. Auf die quietschenden Gleise der Mainzelbahn gieße man eben Öl druff, verkündete Ebling, und „statt Altstadt-Shopping“ gebe es künftig eben „Bibel-Hopping“. Ja, die Mainzer, die haben eben für alles eine Lösung – sogar für das Mega-Problem Donald Trump. „Beim jungen Bush“ – also George W. Bush Junior – habe die Security ja damals beim Besuch alle Kanaldeckel zugeschweißt, sinnierte Ebling. Wenn man jetzt Trump einlade, dann: „Unser Plan ist, das ist kein Bluff, wenn der Trump kimmt – alle Deckel uff!“

Dann aber ging es in die Vollen: Geburtstagsständche24.de enterte die Bühne, und das konnten natürlich nur zwei sein – Martin Heininger und Christian Schier kamen mit ihrer legendären Entertainement-Nummer, der „Bratensoß‘ uff de Jack“ – und natürlich dem „Hähnchengrill“. Da gab’s kein Halten mehr im Saal. Aber die Jungs können noch viel mehr, ihre „New York, New York“-Version zum Rosenmontag ist allererste Sahne, und wenn die dann mit „Wähle 06131“ endet… Dann fehlt eigentlich nur das Original – und es kam. Ein kleiner, stark geschminkter Clown betrat ganz leise die Bühne und nahm auf dem schwarzen Flügel Platz. Das Publikum dachte sich nichts dabei – doch dann machte der Clown den Mund auf, und ein Schrei lief durch den Saal: Margit Sponheimer, das legendäre „Margittsche“, hatte zum Jubiläum eine anrührende, leise Nummer dabei.

Margit Sponheimer Clown
Ein ganz besonderer Gast mit einer ganz besonders anrührenden Nummer: Margit Sponheimer als Clown – Foto: gik

„Ihr braucht zum Fröhlichsein doch keinen Clown“, sang die Sponheimer, das wurde zu einem der großen Gänsehautmomente des Abends. Aber natürlich kam das Margittche nicht ohne ihren größten Hit von der Bühne. „Am Rosenmontag bin ich geboren“ schmetterte glückselig der Saal – auch mit ihren fast 74 Jahren ist la Sponheimer nicht nur einer der größten Narrenstars, die Mainz je hatte, sondern eine mitreißende Entertainerin. Aber sie ist ja nicht die einzige Legende: Hans Peter Betz hätte ja eigentlich als „Guddi Gutenberg“ auflaufen müssen, stattdessen zelebrierte er lieber den liebenswerten Teufel in einer weiteren legendären Nummer. Gemeinsam mit Michael Emrich und Jürgen Emig ließ er noch einmal die weinseligen Mönche aufleben, die mit dem Teufel um die Wette trinken, ganz nach dem Motto: „Im Wein liegt Wahrheit, und wer sie finden will, darf nach dem ersten Glas nicht aufgeben…“

Zur Gründungsfeier traf man sich dann noch einmal „Beim Xaver“ in Gunsenum und zelebrierte eine Ultra-Kurzfassung der großartigen Kammerspiele vom Herbst 2016 – und damit sehr elegant die Gelegenheit, alle Aktiven des GCV einmal auf die Bühne zu bekommen. Ballett, Bockius-Brüder, Beckhaus oder Fleischworschtathleten, Christoph Seib singender Wirt Brüggen oder Thomas Becker als böser Nachbar Donald Trump – der GCV zeigt ganz nonchalant im Nebensatz, was er sonst noch alles an guten Akteuren hat. „Wir sind verdammt stolz, dass wir Euch haben“, dankte Sitzungspräsident Sebastian Grom, der ganz locker als Duo mit Lea Heymann durch den Abend führte. Natürlich durften auch die Schnorreswackler, die hauseigene Gesangstruppe nicht fehlen, die zeigten mit ihrer Kurzsitzungs-Nummer schnell noch mal ihre Vielfältigkeit.

GCV Jubiläum - Oliver Mager mit Mikro zum Saal
An wen geht hier die Hommage? Oliver Mager ließ sich gerührt feiern und feierte mit seinen Hits – Foto: gik

Was aber macht den GCV so „mainzigartig“? Natürlich seine Musik: „Ich hab‘ mich verliebt…“ sang einer, der zum GCV gehört wie der wackelnde Schnorres: Oliver Mager nahm fürs Jubiläum eine Auszeit von seinem Fastnachts-Rücktritt, und es war, als wäre er nie weggewesen. Geschlossen stand der Saal, sang jede Zeile mit, schunkelte, rockte, egal ob zu „Boing, Boing“ oder bei „Konfetti in der Blutbahn“. Die rote Nase hatte Mager weggelassen, aber die „mainzigartige“ GCV-Stimmung hatte ihn schnell wieder – am Ende funkelten Tränen im Auge, und so mancher im Saal dürfte sich gedacht haben: Komm wieder, Mensch, hier gehörst du doch hin!

„Wo simmer steh’n geblieben?!“ rief noch einer in den Saal, der vor langer Zeit schon abgetreten war: Zehn Jahre ist es her, dass Tobias Mann auf einer Fastnachtsbühne gestanden hat. Inzwischen mischt der Mann als Profi-Kabarettist die Szene auf und bekommt in diesem Jahr gar den Deutschen Kleinkunstpreis für sein Hochgeschwindigkeitskabarett verliehen. Er sei ja doch einiges älter und grauer, bekannte der mittlerweile 40-Jährige, und Vater sei er auch: „Wenn Du mich heute Nacht weckst, dann wickel‘ ich Dich.“ Und dann zeigte der Mann, warum er einer der ganz großen Fastnachtsstars von Mainz war, rockte die Bühne und den Saal mit „Ei gude wie“ und „Komm doch einfach nach Mainz.“

GCV Jubiläum - Tobias Mann nah
Rückkehr auf die Bühne, wo alles begann: Tobias Mann nach zehn Jahren wieder beim GCV – Foto: gik

„Ich habe beim GCV viel gelernt, mehr als in der Schule“, bekannte „der Toby“, und staunte selbst ob der Kulisse von 2.500 begeisterten Fans im Saal. Ohne Zugabe ging das nicht, die Hymne, wie man ein Mainzer wird, durfte einfach nicht fehlen: „Sieben Schoppe musst Du übersteh’n, sieben Mal zu den Nullfünfern geh’n“. Dabei hätte sich der Saal gar nicht so anstrengen müssen: Kaum war „der Toby“ von der Bühne, kam er auch schon wieder – in einer von sechs Mülltonnen. Aca & Pella gaben zum Jubiläum noch einmal die legendäre Mülltonnen-Helau-Nummer, die sie einst auf die Fernsehbühne bei „Mainz bleibt Mainz“ katapultierte. „Es war immer was los in der Tonne“, rekapitulierte Mann, und dann gab es improvisierte Standup-Comedy vom feinsten, garniert mit alten Aca & Pella-Hits – ganz großes Fastnachtskino.

Dass die Jubiläumssitzung da mittlerweile völlig aus dem Zeitplan lief – total egal. „Es war surreal, sie hier auf der Bühne zu sehen“, staunte Sitzungspräsident Grom, und ja, auch der Toby hatte ein, zwei Tränen in den Augen… Einmalig sei das Erlebnis gewesen, versicherte Mann hinterher Mainz&, und leider meinte er das in jeder Hinsicht wörtlich.  „Wir feiern, bis ein jeder Schnorres wackelt!“ rief Tobias Mann noch in den Saal – und genau das taten die Gonsenheimer dann auch. Dem großen Finale folgte die große Party bis in die Morgenstunden im Foyer der Rheingoldhalle. Was bleibt, ist das größte Schnorres-Selfie der Welt: 1.200 Gäste im Saal posierten mit kleinen Schnurrbärten – das ist Schnorreswackler-Selfie-Weltrekord!

Info& auf Mainz&: Das Original-Schnorreswackler-Selfie zum Weltrekord findet Ihr hier bei Facebook, den GCV im Internet gibt es hier. Und unsere Fotogalerie zur Jubiläumssitzung natürlich hier:

 

 

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Heldenepos unter Schwarzlicht und in 3D – Schwarzlichthelden bieten geniales Indoor-Minigolf in Mainz

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... das ist die Erfindung von Tim Schieferstein und seinen Compagnons. Hier steht Tim an der Minigolf-Bahn, die unter die Decke geht. - Foto: gik

Die Brücke scheint wirklich zu schweben, schwerelos gleitet der Minigolfball darüber. Dazu der Kampf an der Seite von Superhelden gegen Hyänen und Dr. Evil – nein, bei den Schwarzlichthelden spielt man kein normales Minigolf. „Es findet der Heldenkampf statt, und am Ende gewinnt das Gute“, sagt Tim Schieferstein und grinst. Ausgerechnet drei Wiesbadener haben die neueste Freizeitattraktion von Mainz ins Leben gerufen: Einen Indoor-Minigolf-Kurs mitten in der Altstadt, mit Schwarzlicht, Neon-Graffiti – und in 3D. Mainz& musste das natürlich ausprobieren.

Tim Schieferstein im Schwarzlicht Parcour - Foto gik
Tim Schieferstein mit Superhelden im Schwarzlicht-Parcours. Die Neonröhren sind Teil eines Minigolf-Lochs… – Foto gik

Die Wände sind ein einziges Graffiti-Gemälde, das Schwarzlicht bringt die Neonfarben besonders zum Leuchten: Die U-Bahn scheint geradewegs auf mich zuzurauschen, die Hyäne grinst mich direkt an – und die Golden Gate Bridge schwebt über dem Boden. Das liegt an der weißen Brille, die mir Tim am Eingang überreicht hat – es ist eine 3D-Brille, der Effekt verblüffend. Die Hand des Superhelden an der Wand ragt zum Greifen nah in den Raum, auch der Drache und die Mäuse scheinen sich losgelöst im Raum zu tummeln. Minigolf unter Schwarzlicht und in 3D, im Rhein-Main-Gebiet ist das bislang einmalig.

Die Idee habe sein Partner Daniel Kayser aus Bremen mitgebracht, erzählt Tim, das nächste Schwarzlicht-Minigolf gebe es in Würzburg. „Schnell war klar, das wollen wir auch“, sagt er, „ich bin ein Spielkind, es geht ums Freizeiterlebnis und um die Geschäftsidee.“ Anderthalb Jahre dauerte es von der Idee bis zur Verwirklichung, lange suchten die Macher nach einem geeigneten Objekt. „Wir wollten das natürlich in Mainz starten“, sagt Tim, schließlich gehe er selbst nicht in Wiesbaden aus, sondern in Mainz.

Tim Schieferstein und gik im Schwarzlicht Parcour - Foto gik
Spirale, schwebende Brücke, Superheld – und dazwischen Mainz& und Schwarzlichtheld Tim Schieferstein – Foto: giks Kamera

In dem ehemaligen Schlecker-Drogeriemarkt in der Holzstraße wurden Tim und seine zwei Partner schließlich fündig. Eigentlich ist der 270 Quadratmeter große Markt doch für die 18-Loch eigentlich immer noch zu klein. Also wurden die Erfinder kreativ – und verlegten kurzerhand eine Bahn über eine Treppe und eine die Wand hoch. Durch neonfarbene Röhren und über kleine Aufzug-Spiralen wird nun der Ball an die Decke transportiert und locht hoch oben über dem Kopf ein.

Rund sechs Monate Bauzeit dauerte die Umsetzung, 128 Schwarzlicht-Lampen brauchte es – und mehr als 1.000 Stunden Sprayarbeiten aus 1.756 Farbdosen. Denn die Wände sind ein einziges Gemälde in 3D. „Uns ging es darum, eine Bildergeschichte zu erzählen, die es so nicht gibt“, erklärt Tim, der eigentlich Finanzdienstleister und Goldbarrenhändler ist. So experimentiert in einer finsteren U-Bahn-Umgebung Dr. Evil in seinem Labor und kreiert dabei böse Hyänen und andere finstere Gestalten. Dagegen stemmen sich Superhelden, doch alleine schaffen sie es nicht – der Spieler muss mit Ball und Schläger heldenhaft zur Seite stehen… „Es geht um ein völlig neuartiges Freizeiterlebnis“, sagen die Schwarzlichthelden, „und um die Schaffung eines individuellen Parcours, bei dessen Motiven die Grenzen zwischen Boden und Wand verschwimmen.“

Geschafft hat das der Mann, der die Wände bemalte: Marcel Graf alias Costwo. „Das hat mit Graffiti nur noch wenig zu tun“, sagte der 35 Jahre alte Dresdener und grinst. Costwo ist sein Sprayername, der Dresdener ist international als Spraydosenkünstler unterwegs, sein Markenzeichen: dreidimensionale Malereien, die das zweidimensionale Gemälde sprengen. In Los Angeles bemalte er die Außenfassade der Canvased Gallery, in Israel ein Geschäftsflugzeug. Das Malen, erzählt uns Marcel, sei ihm einfach in die Wiege gelegt worden, seine Inspiration hole er sich von den alten Malern, Michelangelo oder Leonardo da Vinci. „Das waren Leute, die hatten wirklich etwas drauf“, sagt er.

Costow vor Heldengemälde weit - Foto gik
Marcel Graf alias Costwo vor seinem Heldengemälde – Foto: gik

Die Motive für die Schwarzlichthelden entwickelte er selbst, Anlehnungen an Helden wie Superman sind unübersehbar, alle Motive sind aber seiner eigenen Feder entsprungen. „Alles hier drin ist doppelt gemalt“, erklärt Costwo uns das Prinzip des Malens für Schwarzlicht: Erst habe er mit normaler Farbe gesprüht, dann noch einmal mit UV-Tönen oben drüber – so wurden aus 400 Quadratmetern Wandfläche 800 Quadratmeter. Die 3D-Effekte wiederum entstehen durch ein bestimmtes Farbschema: „Mit Schwarzlicht ist es der Rotanteil, der darüber bestimmt, wie weit der Farbton nach vorne tritt“, erklärt Costwo. Also musste alles, was im Hintergrund bleiben sollte, blau und dunkel werden, was am weitesten nach vorne sollte rot oder orange. Herausstehende Elemente wurden mit Hilfe eines Bühnenbildners gestaltet – die Hand des Superhelden kann man tatsächlich anfassen. Und so wird das menschliche Auge bewusst in die Irre geführt, während von Bahn zu Bahn das Gute wieder die Überhand gewinnt…

Info& auf Mainz&: Schwarzlicht-Minigolf in 3D könnt Ihr bei den Schwarzlichthelden in der Holzstraße 24 spielen, Reservierungen via Internet werden dringend empfohlen, der Andrang ist groß. Öffnungszeiten: Montag – Donnerstag 14.00 Uhr bis 22.00 Uhr, Freitag, 14.00 Uhr bis 24.00 Uhr, Samstag 10.00 Uhr bis 24.00 Uhr und Sonntag 10.00 Uhr bis 22.00 Uhr. In den Ferien und an Feiertagen werden die Zeiten zum Teil nochmal erweitert. Preise: 9,50 Euro regulär, Studis und Schüler 8,50 Euro, Kinder von 6 bis 14 Jahren 6,50 Euro. Kindergeburtstage oder Firmenfeiern könnt Ihr hier auch feiern, Infos und Reservierungen hier im Internet.

Und eine Fotogalerie haben wir natürlich auch für Euch – bei dem Thema musste das ja sein 😉

 

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Stadt setzt Grillscouts fort und schickt sie auch in den Volkspark – Positive Bilanz Winterhafen

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Es sorgte für Aufsehen: Ein großer Holzkubus am Winterhafen, ein riesiger Haufen Glas – und danach Grillscouts, die freundlich und mit Mülltüten bewaffnet Grillende am Winterhafen darum baten, ihren Müll anschließend auch wieder mitzunehmen. 2016 startete die Stadt Mainz ein neues Abfallkonzept am Winterhafen, und zwar bewusst auf andere Art: „Wir wollten eben nicht auf althergebrachte Weise Plakate und Flyer verteilen“, sagte Umweltdezernentin Katrin Eder (Grüne) – und zog am Donnerstag ein positives Fazit: „Die Kampagne war ein Erfolg.“ Es sei durchaus gelungen, für eine Sensibilisierung beim Müll zu sorgen, dazu sparte der städtische Entsorgungsbetrieb rund 9.000 Euro Reinigungskosten ein.

Neue Müllbehälter Winterhafen - Foto Entsorgungsbetrieb Mainz
Die neuen Müllbehälter im Winterhafen – Foto Entsorgungsbetrieb Mainz

Der Winterhafen hat sich zum wichtigsten Freizeit- und Entspannungsbereich bei warmem Wetter entwickelt. Seitdem die Mainzer in Höhe der Neustadt praktisch nicht mehr Grillen dürfen und der Bereich in Höhe des Schlosses reichlich ungemütlich gestaltet wurde, trifft man sich bei warmem Wetter auf den Wiesen am Winterhafen zum Grillen und Chillen. Doch das entwickelte sich auch zum Problem – zu einem Müllproblem nämlich. Die Mülleimer reichten schnell nicht mehr aus, auch ließen viele Chiller ihren Müll gerne einfach mal liegen.

Die Stadt beschloss, eine Sauberkeitskampagne zu starten, und ging dafür ungewöhnliche Wege: Ein Holzkubus am Winterhafen, platziert mitten auf der Wiese, sollte erst einmal neugierig machen, darinnen: Eine schöne Liegewiese mit frisch verlegtem Rasen und Grill – sauber und so, wie es sein sollte. Außen rum jedoch stellten die Entsorgungsbetriebe einfach mal für 14 Tage das Müllwegräumen ein und leerten nur die Mülleimer. „Wir haben bewusst nicht gesäubert, um zu zeigen, was dann passiert – und um den Gegensatz zur Kubuswelt deutlich zu machen“, erklärte am Donnerstag Werksleiter Hermann Winkel.

Dazu schütteten die Entsorgungsbetriebe am Fort Malakoff einen riesigen Haufen aus Altglas auf. „Das waren sechs bis sieben Wagenladungen, etwa 40 bis 50 Tonnen Glas“, sagt Winkel, „das entspricht der Menge, die wir sonst während eines Jahres allein am Winterhafen und auf der Malakoffterrasse einsammeln.“ Nach vierzehn Tagen dann begann die Stadt, ihr Entsorgungsangebot zu verbessern: Fünf große, neue Entsorgungsstationen wurden am Winterhafen eingerichtet, große Abfallbehälter mit einer Besonderheit. Die Tonnen nämlich reichen bis zu 1,5 Meter tief in den Boden und können so 1,5 Kubikmeter Müll schlucken. „Wir haben damit das Entsorgungsangebot verzehnfacht“, sagt Winkel, „am Platz sollte es nicht liegen.“

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Oberirdisch klein, unter der Oberfläche ein Riesenschlauch: Das Innenleben der neuen Müllbehälter am Winterhafen – Foto: Entsorgungsbetrieb Mainz

Doch dann passierte erst einmal etwas Verblüffendes: „Die Leute stellten ihren Müll neben die neuen Behälter“, berichtet Winkel, „man hat sie offenbar nicht als Mülleimer erkannt, weil sie so schön waren.“ Also stellte der Entsorgungsbetrieb Schilder neben die Tonnen und verbesserte die Aufschrift mit Aufklebern, mit Erfolg. Der Müll wurde deutlich besser entsorgt, die neuen Tonnen angenommen. Dafür sorgten auch die neuen Grillscouts, junge Leute, die jeweils im Team am Wochenende die Grillenden auf das Müllproblem ansprachen, Mülltüten verteilten und zum Aufräumen aufforderten.“Wir haben das abgeguckt von Köln“, gab Winkel nun zu, die jungen Leute seien mit besonderer Kleidung ausgestattet worden und hätten den Winterhafen vier Stunden lang abends abgelaufen. 14 Wochen lang, von Mitte Juni bis Ende September, wurden die zehn Scouts eingesetzt, das Ergebnis sei hervorragend gewesen: „Es war ein voller Erfolg mit den Grillscouts, die direkte Ansprache hat gefruchtet“, sagt Winkel. Der Einsatz von jungen Menschen sei „ein neuer Weg, ein Versuchsballon“ gewesen, der Erfolg aber überwältigend: Saubere Wiesen, gefüllte Müllbehälter – und 9.000 Euro weniger Reinigungskosten.

Müllscout im Winterhafen - Foto Entsorgungsbetrieb Mainz
Müllscout im Winterhafen im Einsatz – Foto: Entsorgungsbetrieb Mainz

Allerdings gab die Stadt dafür erst einmal rund 55.000 Euro aus: 9.700 Euro für die Startaktion mit Kubus und Glashaufen, 10.000 Euro kosteten die neuen Abfallbehälter. 24.200 Euro bekam die Agentur, die das neue Werbekonzept entwickelte, 11.450 Euro wandte die Stadt für die Grillscouts auf. „Es war keine Geldverschwendung, es hat sich gelohnt“, betont Dezernentin Eder, „es war vielleicht ungewöhnlich, aber es war der richtige Weg.“ Es sei durchaus gelungen, für eine Sensibilisierung in Sachen Müll für den Bereich Winterhafen zu sorgen. Zudem seien 43.900 Euro einmalige Ausgaben aus dem Etat der Entsorgungsbetriebe gewesen, Haushaltsgeld habe die Stadt dafür nicht eingesetzt.

Die Müllscouts aber seien so erfolgreich gewesen, dass die Stadt ihren Einsatz auch in diesem Jahr fortsetzen will – und sogar den Einsatzbereich ausdehnen. Auch im Volkspark und im Stadtpark habe man Probleme mit dem Müll der Erholungssuchenden, sagte Eder, die Scouts könnten diesen Bereich gut in ihre Rundgänge einbauen. Der Werksausschuss habe dem gerade einstimmig zugestimmt. Das sei ganz im Sinne einer sinnvollen Abfallpädagogik: „Wir haben auch die Aufgabe, Müllaufklärung und Säuberungskampagnen zu betreiben“, betonte Eder.

Info& auf Mainz&: Über Müllentsorgung und Energiesparen informiert auch das Umweltinformationszentrum der Stadt Mainz in der Dominikanerstraße auf der Rückseite der Ludwigsstraße. Hier bekommt Ihr auch die Gelben Säcke, und zwar kostenlos, ebenso die braune Biomülltonne und Anti-Schnakentabletten. Mehr Infos dazu hier im Internet.

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Trump sorgt für Sorgenfalten in der Wirtschaft: Jedes vierte Unternehmen rechnet mit Einbußen

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Lange hatten die Wirtschaftsvertreter bei den Handelskammern ja angesichts der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten beschwichtig, man solle doch erst einmal abwarten und Ruhe bewahren, nach den ersten elf Tagen seiner Amtsführung wächst nun auch hier die Sorge: Die Präsidentschaft von Donald Trump führe „bei einigen außenwirtschaftsaktiven Unternehmen zu Verunsicherung“, knapp jedes vierte dieser Unternehmen im Land rechne inzwischen mittelfristig mit einem Rückgang der Exporte, teilten die Industrie- und Handelskammern (IHKs) in Rheinland-Pfalz nun mit. Und die Unternehmen überlegen, ob sie ihre Investitionen woanders tätigen.

Zollhafen Frankenberg Kräne im Sonnenuntergang
Rheinland-Pfalz gehört zu den exportstärksten Ländern, nun bangt die Wirtschaft um den Handel mit den USA – Foto: gik

Am 19. Januar, also einen Tag vor Trumps Inauguration als US-Präsident, hatten die IHKs noch „zu Besonnenheit“ geraten: „Es gilt zunächst abzuwarten, ob und wie Trump seine Ankündigungen nach dem Amtsantritt wahr macht und welche konkreten Schritte er unternimmt“, heißt es in einer Mitteilung. Das erledigte sich schnell: Binnen weniger Tage brachte Trump den Bau einer Mauer entlang der mexikanischen Grenze auf den Weg, stoppte das Freihandelsabkommen mit pazifischen Staaten, kündigte Strafzölle für Autobauer und Güter aus Mexiko an und erließ einen Einwanderungsstopp für Besucher aus sieben vorwiegend muslimischen Ländern, der auch Doppelstaatler sowie Reisende mit gültigen Visa und amerikanischen Arbeitserlaubnissen – den Green Cards – galt.

Nun hieß es bei der Vorstellung der Ergebnisse der turnusgemäßen Infrastrukturumfrage für Rheinland-Pfalz: „Unsicherheiten sind bekanntlich Gift für Innovationen und Investitionen.“ Das gelte „natürlich auch“ für die Geschäfte mit einem der wichtigsten Auslandsmärkte, den USA. Tatsächlich ist besonders Rheinland-Pfalz mit den USA eng verflochten: Von Januar bis November 2016 wurden Waren im Wert von rund 4,16 Milliarden Euro von Rheinland-Pfalz in die USA ausgeführt, die damit nach Frankreich der zweitwichtigste Exportpartner von Rheinland-Pfalz sind.

Zu den ausgeführten Waren zählen vor allem pharmazeutische und chemische Produkte, Maschinen, Kunststoffe und Metallerzeugnisse. Umgekehrt wurden aus den USA Waren für knapp zwei Milliarden Euro nach Rheinland-Pfalz importiert. „Vom grenzüberschreitenden Warenaustausch profitieren beide Seiten in hohem Maße“, betont Arne Rössel, Sprecher der IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz. Nun aber sind die Erwartungen der Unternehmen gekippt, angesichts einer drohenden Abschottung der USA vom freien Welthandel wiesen die Erwartungen „ein negatives Vorzeichen auf.“ Diese Ergebnisse basieren auf den Antworten von 230 auf dem US-Markt aktiven Unternehmen aus Rheinland-Pfalz, sie wurde kurz vor (!) dem offiziellen Amtsantritt Trumps durchgeführt.

Gefährlich ist ein Ende des Exportbooms vor allem für Rheinhessen: Hier waren die Auftragseingänge aus dem Ausland in den vergangenen drei Monaten bei 54 Prozent der Unternehmen gestiegen und bei 31 Prozent gleich geblieben. 39 Prozent der Unternehmen erwarten sogar höhere Exporte, 58 Prozent gleich bleibende. Ob das jetzt tatsächlich so kommt, könnte fraglich werden. Gleichzeitig bewerten die Unternehmen den Binnenmarkt als „verhalten, aber stabil“ – das dürfte nicht reichen, um ausbleibende Exporte aufzufangen. Bei der Mehrheit der Unternehmen seien die Auftragseingänge aus dem Inland unverändert, heißt es von der IHK Rheinhessen.

Wirtschaft in Mainz und Wiesbaden von oben kleiner
Noch boomt die Wirtschaft in Rheinhessen, doch die Gefahren wachsen. – Foto: gik

„Sowohl für die Wirtschaft als auch für die Politik wäre es unklug, jetzt in Panik zu verfallen“, sagte Rössel. Trotzdem könnten Verunsicherungen „bestehende wirtschaftliche Verflechtungen in Gefahr bringen“, auch wenn derzeit noch drei Viertel der Unternehmen davon ausgingen, dass ihre bestehenden Geschäftsbeziehungen in die USA durch die neue Administration nicht belastet würden. „Dennoch registrieren die potenziell betroffenen Unternehmen die veränderten Töne aus Washington sehr genau und denken natürlich auch die möglichen Marktszenarien durch“, sagte Rössel. So sei nicht ausgeschlossen, dass bei den Investitionen rheinland-pfälzische Unternehmen umdächten. Die IHKs appellieren deshalb an die Politik, „den freien Handel auf internationaler Ebene zu fördern und den Aufbau von Handelsbarrieren zu verhindern.“

In den Wochen vor Trumps Amtseinführung blickte die rheinhessische Wirtschaft mit großem Optimismus in die Zukunft: Vor allem die Industrie trage „mit einem lange nicht mehr erzielten Rekordwert zur guten Stimmung in Rheinhessen bei“, sagte IHK-Hauptgeschäftsführer Günter Jertz. Die aktuelle Geschäftslage werde von 63 Prozent der Industrieunternehmen als „gut“ bezeichnet, 33 Prozent als „befriedigend“, das sei so positiv wie seit 20 Jahren nicht mehr. 25 Prozent erwarteten zudem bessere Geschäfte, 67 Prozent gleichbleibende und nur noch 8 Prozent schlechtere Geschäfte.

Auch über alle Unternehmen verteilt, sieht die Stimmungslage ähnlich positiv aus: Insgesamt 45 Prozent der Unternehmen bewerteten ihre aktuelle Geschäftslage mit „gut“, 49 Prozent mit „befriedigend“ und 6 Prozent mit „schlecht“.  25 Prozent sehen bessere Geschäfte kommen, das sind etwas weniger als zuletzt, 60 Prozent erwarten gleichbleibende Geschäfte, 15 Prozent schlechtere. Der Binnenmarkt profitiere weiterhin vom Verbraucherkonsum infolge niedriger Zinsen, sagte Jertz.

Wie vorsichtig die Unternehmen aber sind, zeigt sich an Investitionen und Personal: Steigende Investitionen planen nur 28 Prozent der Firmen, im Herbst 2016 waren es noch  32 Prozent gewesen. Und nur 20 Prozent wollen ihre Beschäftigtenzahl steigern, 67 Prozent sie hingegen unverändert lassen. Allerdings planen auch nur 13 Prozent mit einem Mitarbeiterabbau – eine gute Nachricht.

Und so könnte sich die Skepsis des Präsidenten des Landesverbandes der Unternehmer in Rheinland-Pfalz Gerhard Braun bestätigen, der sagte am 9. November nach der Wahl Trumps: „Mit Trump dürften für die politischen, aber auch wirtschaftlichen Beziehungen raue Zeiten aufziehen. Im Wahlkampf hat er sich eindeutig gegen Freihandel und für neue Handelshemmnisse wie Zölle ausgesprochen. Sein Wahlkampf war eine einzige Absage an die Globalisierung. Sollte er solch eine Politik wirklich betreiben, wäre das schädlich für die USA, aber auch für die rheinland-pfälzische Wirtschaft.“

 

 

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Biancas Blick auf Mainz: Fluchlärm-Bescherung mit Torte – Die Karikatur auf Mainz&

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Gerade haben sich die Fluglärmgegner zur 200. Montagsdemonstration am Frankfurter Flughafen getroffen, da macht sich unsere Karikaturistin Bianca Wagner so ihre Gedanken über das reichlich vergiftete Geschenk der Fraport: Wenn die Bescherung von oben so überhand nimmt, dann kann das mit der Kommunikation am Boden schwierig werden – eine wahre Fluchlärm-Bescherung. Die Mainzer kennen das: Seit dem 21. Oktober 2011 ist in den Häusern der Oberstadt und der südlichen Stadtteile von Laubenheim über Weisenau und Hechtsheim bis auf den Lerchenberg nichts mehr wie zuvor. Gerade in den Sommermonaten herrscht bei Ostwind statt munterem Gespräch alle drei Minuten Zwangspause… Da sagen wir: Alles Gute zur 200. Montagsdemo! Es wird wohl noch weitere 200 brauchen…. Die Karikatur der Woche bei Mainz& kommt deshalb heute schon am Mittwoch.

 

Karikatur Bianca Fluglärm

 

Info& auf Mainz&: Mehr zu Bianca Wagner erzählen wir Euch in dem Mainz&-Artikel Was eh‘ Glick, unseren Bericht zur 200. Montagsdemo am Frankfurter Flughafen und der Frage, was sie gebracht haben, findet Ihr hier: Politik verneigt sich vor Ausdauer.

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Gutenberg-Museum: Vorplanung vorgelegt für neuen „Bibelturm“ – Gutenberg-Bibel soll in Bücherturm

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Im Juli 2016 vergab die Stadt Mainz den Auftrag für einen Bücherturm als Erweiterungsbau für das Gutenberg-Museum, nun legte Baudezernentin Marianne Grosse (SPD) den städtischen Gremien die Vorplanung für den Neubau vor. Neu ist: Der Turm soll künftig Hort der Gutenberg-Bibel werden. Das „Bücherturm“ genannte moderne Gebilde soll nun 23,40 Meter hoch und mit einem gehörigen Abstand zum Römischen Kaiser gebaut werden. Der 10 mal 12 Meter große Bau wird dem Liebfrauenplatz ein völlig neues Gesicht geben. Erstmals legte das Planungsbüro DFZ aber auch Entwürfe für die Gestaltung des Platzes daneben vor, also für die Grünfläche. Der Spatenstich für den Bau soll Ende 2017 sein, also nach dem Tag der deutschen Einheit. Der Stadtrat soll über die Vorplanung am 8. Februar abstimmen.

Bücherturm Gutenberg-Museum bei Tag
Neue Visualisierung des Bücherturms des Gutenberg-Museums: Bau ohne Fenster – Foto: gik

Es war eine umstrittene Entscheidung: Vor einem Jahr hatte die Stadt die Ergebnisse eines Architekturwettbewerbs vorgestellt, für den ersten Platz kürte die Jury einen Turm aus Sandstein mit einer Fassade aus bronzenem, durchbrochenem Gitter. In der Bevölkerung war die Kritik groß, von „menschenfeindlicher Architektur“ und unpassender moderner Formensprache für diesen Platz im Herzen von Mainz. „Potthässlich“ und „Verschandelung“ kritisierten Mainzer, eine Bürgerinitiative forderte eine Befragung der Mainzer – vergeblich. Die Stadt vergab im Juli den Auftrag für den Turmbau und sprach von einem „Meilenstein“, Museumsdirektorin Ludwig von einem „Leuchtturm der Kultur“ – und unterstrich die dringend notwendige Erweiterung der Museumsfläche.

Keller abgespeckt, Gassen öffnen

Blick vom Markt auf Bücherturm Gutenberg-Museum weiter
Voraussichtlicher Blick vom Markt auf den neuen Bücherturm am Gutenberg-Museum – Visualisierung: DFZ

Der Turm sei „das Signet“, das „Aushängeschild“, sagte Architekt Stephan Kausch am Dienstag bei einer gemeinsamen Sitzung von Werkausschuss der Gebäudewirtschaft und Ortsbeirat Altstadt. Die Idee sei weiter, „dass wir die Gassen öffnen und ein Museumsquartier schaffen, das sich mit den öffentlichen Räumen vernetzt.“ Dafür sollen Gassen zwischen den Museumsgebäuden entstehen, und auch der Verbindungsbau zwischen Römischem Kaiser und Schellbau abgerissen werden, zumindest werde das derzeit geprüft.

5,1 Millionen Euro stehen der Stadt für den dringend überfälligen Umbau und die Neugestaltung des Weltmuseums der Druckkunst zur Verfügung, davon muss allerdings auch der marode Schellbau aus den 1960er Jahren ertüchtigt werden. 3,4 Millionen Euro brutto stehen so für den ersten Bauabschnitt zur Verfügung, damit soll der neue Turm realisiert werden. Um die Kosten zu reduzieren, wurde nun der Keller des Turms abgespeckt: Das Untergeschoss unter dem Liebfrauenplatz wurde gestrichen, es bleibt noch immer ein großes Untergeschoss für Ausstellungsflächen sowie ein unterirdischer Gang zum Schellbau.

Grafik neue Platzgestaltung Gutenberg Museum näher
Neue Gestaltung des Liebfrauenplatzes laut der neuen Pläne – Grafik: DFZ

Liebfrauenplatz: Grünanlage kleiner, aber schöner

Der Verzicht auf den Keller unter dem Liebfrauenplatz macht zudem den Erhalt der Blumenbeete darüber möglich. Dass die Grünanlage hier ursprünglich verschwinden sollte, hatte für heftige Kritik gesorgt, sogar Unterschriften für den Erhalt wurden gesammelt. Entstehen werde „ein toller grüner Bereich, der in neuer Form definiert wird“, sagte Kausch, die Fläche werde „vielleicht etwas kleiner, aber mit neuer Aufenthaltsqualität.“ Wieviel kleiner die Grünfläche wird, konnte er nicht sagen, die Gutenberg-Büste soll aber weiter ihren Platz haben, Platanen, Blumenrabatte und Bänke werden den Platz gestalten. Was indes mit den Buchstaben-Blöcken geschieht, konnte Kausch auf Mainz&-Anfrage nach der Sitzung nicht sagen: Vielleicht könne man dieses Denkmal ja sogar aufwerten, sagte er.

Die Bedeutung des Blumenbeets sei erkannt, auch die Bedeutung des Platzes für das Marktfrühstück, sagte Grosse: „Wir haben sehr viel und detailliert darüber gesprochen.“ Der Platz werde aufgewertet, was Möblierung und Bepflanzung angeht. Allerdings muss ein Teil der Platanen umgesiedelt werden, dies war allerdings von Anfang an in den Planungen für einen Museums-Erweiterungsbau so vorgesehen. „Eine große Fläche wäre gut für das Museum“, seufzte angesichts der Diskussion um den Platz Museumsdirektorin Annette Ludwig – und verwies stolz darauf, dass das Gutenberg-Museum 2016 exakt 129.727 Gäste aus aller Welt gehabt habe.

Bücherturm nun ohne Eingang? Gutenberg-Bibel im Fokus

Darstellung der Fassade Bücherturm Gutenberg-Museum
Darstellung der Fassade des Bücherturms fürs Gutenberg-Museum bei Tag (links) und bei Nacht (rechts) – Fotos DFZ

Neue Visualisierungen und Pläne zeigen unterdessen, wie sich der Turm auf dem Platz gruppieren und wieviel Platz er wegnehmen würde. Irritierend allerdings: Im Gegensatz zu den alten Visualisierungen weisen die neuen Bilder nun keine Fenster oder Türen mehr im Erdgeschoss des Turms auf, die hatten zuvor aber die Fassade leichter gestaltet. Die neuen Modelle zeigen überhaupt keine Fenster oder Türen mehr, der Eingang zum Gutenberg-Museum werde nun an der alten Stelle bleiben, hieß es. Die Fassade werde aber transparent aussehen und nachts von innen leuchten, betonte Kausch.

Ursprünglich war der Turm als „Bücherturm“ vorgesehen, nun soll er „Bibelturm“ werden: In einem 70 Quadratmeter großen Raum im Untergeschoss soll sich alles um die Gutenberg-Bibel drehen. Die Bibel werde in einem „fast schon sakralem Raum“ von acht bis neun Metern Höhe untergebracht, sagte Kausch. Der „Bibelraum“ werde eine warme, sakrale Atmosphäre haben und überhaupt nicht wie ein Kellerraum wirken. Der Vorteil: Der Raum könne direkt vom Erdgeschoss zugänglich gemacht werden und so die zahlreichen Besucher direkt zur Bibel schleusen. Durch den Kellergang soll es eine direkte Verbindung zur Druckerwerkstatt geben. Die Nutzung des Turms als Bibelturm entlaste den Schellbau erheblich, sagte Grosse.

Doppeltreppe, Aussichtsplattform und Fassade aus durchbrochenen Buchstaben

Querschnitt Bücherturm Gutenberg-Museum
Querschnitt des Bibelturms fürs Gutenberg-Museum. Unten links soll der Bibelsaal entstehen, rechts die Treppen, ganz oben links die Aussichtsplattform

Im Inneren soll der Turm glatte Natursteinwände bekommen, die bisher in grau dargestellt werden. Den Turm erschließt eine Doppeltreppe, die aus zwei einander umschlingenden Doppelhelix-Treppen besteht, wie Kausch sagte. Eine Treppe werde für den Auf-, die andere für den Abgang sein, so werde das Problem der großen Enge gut gelöst. Ganz oben am Turm soll es eine schmale Aussichtsplattform geben, eine Art Balkon, von dem aus man einen Blick im Freien auf den Markt erhält. Wie frei dieser Blick ist, ist allerdings noch unklar – der Balkon würde sich noch immer hinter der bronzenen Fassade befinden.

Die beschrieb Kausch als ein Gitter aus durchbrochenen Buchstaben. „Es wird eine matte Oberfläche sein“, betonte er, die solle „dem identitätsstiftenden Gebäude eine weitere Schicht geben.“ Die Buchstaben der Fassade sollten nicht irgendwelche zufälligen Buchstaben sein, sondern Inhalte transportieren, darüber könne „weitere Identität geschaffen“ werden.

Turm wird Römischen Kaiser überragen – Denkmalschutz gab noch kein Okay

Von außen wird der Turm entgegen den bisherigen Vorstellungen ein Stückchen höher. „Der Turm wird den Römischen Kaiser etwas überragen, aber noch unter der Firsthöhe der umliegenden Gebäude bleiben“, sagte Kausch. In der Ausschreibung waren für den Turm noch 19 Meter vorgegeben, das entspricht der Höhe des Römischen Kaisers. Diese müsse man nun nicht mehr einhalten, weil der Bücherturm einen Abstand zum Nachbargebäude einnehme und die mögliche bebaubare Fläche nicht ausreize, erläuterte Kausch. Einen Bebauungsplan für das Gebiet, der eine maximale Firsthöhe vorgebe, gebe es nicht, erfuhr Mainz& am Rande der Sitzung. Die nun vorgesehene Turmhöhe von 23,40 Meter sei „abstandsflächentechnisch unproblematisch, genehmigungsfähig und aus stadtplanerischer Sicht problemlos“, heißt es in der Beschlussvorlage für die städtischen Gremien.

Bücherturm Gutenberg-Museum aus der Vogelperspektive
Bücherturm und Erneuerung des Schellbaus (später) aus der Vogelperspektive dargestellt

Allerdings hat die Stadt offenbar noch keine Zustimmung der Denkmalpflege zu der Turmhöhe: „Mit der Denkmalfachbehörde wurde das Thema Höhenentwicklung zwischenzeitlich ebenfalls mehrfach beraten“, heißt es in der Beschlussvorlage. „Wir sind in einer sehr guten Diskussion mit der Fachbehörde Denkmalschutz“, sagte Grosse dazu und musste einräumen: Nein, einen Konsens gebe es noch nicht, man sei aber „dabei, einen Konsens zu erzielen.“

„Der Turm ist uns ein Dorn im Auge“, sagte ÖDP-Stadtrat Claudius Moseler, die Dominanz im Vergleich zum Römischen Kaiser zu groß. „Der Turm ist in seiner Form beliebig austauschbar und hat keinen Bezug zur Umgebung“, kritisierte er. Allerdings war Moseler der einzige in der ganzen Runde, der sich so äußerte, er war am Ende auch der einzige, der gegen die Beschlussvorlage stimmte. Alle anderen Mitglieder des Werkausschusses stimmten für die vorgestellte Vorplanung. Man habe mit allen Fraktionen außer der ÖDP „einen Konsens erreicht“, sagte Altstadt-Ortsvorsteher Brian Huck (Grüne), und von der SPD hieß es gar: „Die meisten freuen sich auf den Turm.“

Bürgerinformation am 21. Februar

Eine Bürgerbeteiligung ist weiterhin nicht vorgesehen, allerdings wird es laut der Beschlussvorlage nun eine Bürgerversammlung geben: „Eine Bürgerinformationsveranstaltung zu den aktuellen Planungen zum Gutenberg-Museum ist für den 21.02.2017 um 18.00 Uhr im Vortragssaal des Gutenberg-Museums geplant“, heißt es dort – das ist der Dienstag vor Fastnacht.

Foto Lage Bücherturm Gutenberg Museum im Platz
Lage des Bücherturms auf dem Liebfrauenplatz – Foto: DFZ

 

Ferner soll am 1. Februar erstmals die angekündigte Baukommission tagen. Die soll den Planungs- und Bauprozess begleiten und die Planenden beraten, hat aber keine eigenen Befugnisse, den Vorsitz hat Baudezernentin Grosse inne. Mitglieder sind Abgeordnete aller Fraktionen des Mainzer Stadtrats sowie Vertreter der Fachverwaltungen und des Museums, Museumsfachleute sowie das Bistum Mainz.

Ob die Kommission denn öffentlich tagen werde, wollte Moseler wissen. Die Kommission könne sowohl öffentlich als auch nicht-öffentlich tagen, sagte Grosse und betonte, dies sei „eine freiwillige Einrichtung. Wir werden alle lernen, wie wir damit umgehen.“ Moseler forderte zudem ebenso wie die CDU-Opposition eine Kostenschätzung vorzulegen. „Wir werden jetzt in eine Kostenschätzung eintreten“, sagte Grosse.

Info& auf Mainz&: Mit der gemeinsamen Sitzung von Werkausschuss und Ortsbeirat Altstadt hat der Gang der Vorplanung durch die Gremien begonnen. Als nächstes werden die Planungen im Bauausschuss (26.01.) und im Kulturausschuss (31.01.) beraten, der Stadtrat soll am 8. Februar die Vorplanung beschließen. Die komplette Beschlussvorlage sowie eine ausführliche Präsentation zu der Vorplanung für den Erweiterungsbau Gutenberg-Museum könnt Ihr Euch hier im Internet herunterladen. Macht Euch selbst ein Bild!

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Mainzelbahn: Anwohner fordern unabhängigen Gutachter – Ampel-Koalition sieht nun auch „Anlaufschwierigkeiten“

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Die Anwohner der neuen Mainzelbahn-Strecke in Bretzenheim sind weiter unzufrieden mit der Reaktion der Mainzer Verkehrsgesellschaft (MVG) auf ihre Probleme mit der neuen Bahn. Inzwischen seien sieben Wochen seit der Inbetriebnahme der Mainzelbahn vergangen, trotz zahlreicher Schreiben gebe es „keinerlei spürbare Verbesserungen“, sagte der Sprecher der Anwohner, Architekt Andreas Horn, gegenüber Mainz&: „Wir werden bis zum Wochenende entscheiden, ob wir klagen.“ Die Anwohner hoffen derzeit auf die Stadtratssitzung am 8. Februar, dort will die CDU-Opposition noch einmal energisch nachhaken. Am Dienstag meldeten sich nun aber SPD, Grüne und FDP zu Wort: „Anlaufschwierigkeiten könnten verbessert werden“, teilten die Fraktionen der regierenden Ampel-Koalition mit.

Mainzelbahn in Bretzenheim rot
Anwohner berichten weiter von Problemen mit der Mainzelbahn – Foto: gik

Seit dem 11. Dezember rollt nun die neue Mainzelbahn, in Bretzenheim verläuft die Strecke nur wenige Meter von Häusern entfernt. Mehr als 20 Anwohner meldeten sich deshalb im Januar bei der MVG – und beschwerten sich über massive Erschütterungen ihrer Häuser. Wackelnde Betten und ratternde Bahnen machten nächtlichen Schlaf unmöglich, von klirrenden Gläsern und tönenden Klangschalen wurde berichtet, aber auch von Rissen in Häusern und bröckelndem Putz – Mainz& berichtete ausführlich. Die MVG reagierte schnell und versprach, einen Gutachter zu schicken, zudem wurde ein Tempolimit für die Bahnen von 30 Stundenkilometern in Bretzenheim verhängt.

Anwohner: unabhängiger Gutachter gefordert, Klage womöglich nächste Woche

„Eine spürbare Reduzierung ist nicht zu verzeichnen“, sagte Horn nun Mainz&, auch nach dem Tempolimit nicht. Inzwischen ist die Liste der Beschwerde führenden Anwohner auf 28 Adressen und knapp 40 Personen gewachsen, die Liste liegt Mainz& vor. Die Menge mache bewusst, „in welcher Massivität die Mainzelbahn die Bewohner in Bretzenheim in ihrem Leben beeinflusst“, heißt es in einem Schreiben. Die Belästigungen durch die Mainzelbahn seien kein Einzelfall, „so dass hier seitens der MVG dringender Handlungsbedarf besteht.“ Dem Schreiben beigefügt ist zudem eine von den Anwohnern geführte Liste aller vorbeifahrenden Bahnen binnen zwei Stunden am 7. Januar, die genau das Rattern jeder Bahn erfasst und auch deren exakte Nummer, Uhrzeit und Fahrtrichtung angibt.

Dazu fordern die Anwohner weiter einen unabhängigen Gutachter, der nicht aus Mainz komme und bisher mit der Mainzelbahn-Thematik nicht betraut war. Der von der MVG angekündigte Experte sei bereits im Genehmigungsverfahren für die MVG tätig gewesen, sagte Horn: „Wir befürchten, er könnte deshalb voreingenommen sein.“ In einem Schreiben schlägt der Anwalt der Anwohner deshalb vor, den Präsidenten der Industrie- und Handelskammer Mainz zu bitten, einen einschlägigen Sachverständigen zu bestimmen, der dann von beiden Parteien beauftragt und auch akzeptiert werde. Der Anwalt hatte dafür eine Frist bis zum 27. Januar gesetzt, eine Antwort habe man aber noch nicht, sagte Horn. „Wir überlegen jetzt sehr ernsthaft, ob wir klagen“, betonte er, „das werden wir bis zum Wochenende entscheiden.“ Man werde „weitere Hinhaltetaktiken nicht akzeptieren.“

Mainzelbahn am Ostergraben ohne Bahn
Warten auf das Ende des Frostes? Am Ostergraben sollten längst Rasengleise liegen – Foto: gik

Anwalt: Warten auf Ende des Frostes nicht hinnehmbar

Die MVG hatte den Anwohnern in einem Schreiben mitgeteilt, die Messungen der Erschütterungen könnten erst „in absehbarer Zeit“ erfolgen, denn bei der derzeitigen Kälte werde der Schall durch den gefrorenen Boden besonders gut übertragen. Der genannte Zeitpunkt sei nicht akzeptabel, kritisiert der Anwalt, man habe doch schon bei der Planung gewusst, dass es Bodenfrost geben werde, dies „wäre also schon bei der Planung und insbesondere bei der Ausführung zu berücksichtigen gewesen.“ Auch sei es „nicht hinnehmbar“, dass die betroffenen Anlieger auf Nachbesserungen wie Schweißarbeiten „aus witterungsbedingten Gründen – bis mindestens Ende Februar, möglicherweise also auch länger“ zu warten hätten und „die unzumutbaren, gesundheitsschädigenden Erschütterungen hinzunehmen haben.“ Dann müsse die Straßenbahn eben noch langsamer fahren, etwa 10 bis 15 Stundenkilometer.

Noch hoffen die Anwohner allerdings auf Druck aus der Politik: Im Stadtrat am 8. Februar will die CDU noch einmal nachhaken, die Opposition hatte die Mängel ja scharf kritisiert und auch Nachbesserungen beim Fahrplan gefordert. Es gebe massiven Frust wegen ausgedünnter Buslinien und gekippter Verbindungen, so dass viele „jetzt wieder Auto fahren“, sagte die Mainzer CDU-Chefin Sabine Flegel. „Bei uns in Ebersheim kommt seit Wochen kaum ein Bus pünktlich an – aus Richtung Mainz liegt es an der Mainzelbahn“, schrieb ein Leserin Mainz&. In Nieder-Olm werde die Haltestelle Selztalschule gar nicht mehr angefahren, für Schulkinder aus Ebersheim komme so noch ein längerer Schulweg hinzu.

Ampel-Fraktionen: bereits erhebliche Fortschritte bei Nachbesserungen

Mainzelbahn in Bretzenheim Marienborner Straße neu
Im Bretzenheimer Ortskern gab es nun schon zwei Unfälle mit der Mainzelbahn – Foto: gik

Nun meldete sich auch die im Rathaus regierende Ampel-Koalition zu Wort: Es gebe „Anlaufschwierigkeiten“, man habe deshalb „die verschiedenen Anliegen mit der MVG-Geschäftsführung sowie der Mainzer Verkehrsdezernentin intensiv erörtert, um sich ein Bild von der aktuellen Lage machen zu können“, teilten die drei Fraktionschefs Eckart Lensch (SPD), Sylvia Köbler-Gross (Grüne) und Walter Koppius (FDP) mit. Es könnten aber „Dank der ständigen Abstimmung zwischen MVG und Verwaltung sowie regelmäßiger technischer Nachbesserungen bereits erhebliche Fortschritte bei der Behebung der Probleme mit den neu eingerichteten Lichtsignalanlagen vermeldet werden.“

Allerdings kam es am 26. Januar erneut zu einem Unfall mit der Mainzelbahn, als eine 49 Jahre alte Fahrerin mit ihrem Auto mit einer Bahn kollidierte – es war bereits der zweite Unfall auf der Bretzenheimer Strecke an Heckerpfad und Ostergraben binnen weniger Tage. Nicht alle Anliegen hätten „teils auch aufgrund der derzeitigen Witterungsverhältnisse mit dem Dauerfrost“, gelöst werden können, heißt es in der Mitteilung der Ampel-Fraktion weiter. Die Mainzelbahnen sollten aber ab Mittwoch mit größerer Taktung zum Lerchenberg fahren, um das Aufeinanderfolgen verschiedener Bahnen hintereinander zu entzerren. Auf der Homepage der MVG war zu lesen, dass ab dem 1. Februar die Straßenbahnlinien 51 und 53 auf dem Lerchenberg bis zu vier Minuten früher abfahren, ab Bahnhof blieben die Zeiten wie gehabt.

Abfahrten der Mainzelbahn ab Lerchenberg verändert

„Die Anliegen von mehreren Anwohnern, die über erhöhten Lärm und Körperschall berichten, sind auch für uns ein ernst zu nehmendes Thema“, so die drei Fraktionsvorsitzenden weiter. Die MVG habe nochmals zugesagt, zügig Körperschallmessungen durch einen vereidigten Gutachter erstellen zu lassen. „Wir möchten aber alle auch um etwas Geduld und Verständnis bitten, dass solch ein Vorhaben aufgrund nicht immer beeinflussbarer Faktoren nicht direkt umsetzbar ist“, fügten sie hinzu. Die Mainzelbahn sei aber „trotz der Startschwierigkeiten ein Erfolg und eine Bereicherung für ganz Mainz.“ Man wolle deshalb „der MVG und der Verwaltung das  Vertrauen und den Dank dafür aussprechen“, dass alle Seiten „weiterhin unermüdlich daran arbeiten, die noch offenen Probleme schnellstmöglich zu aller Wohl abzustellen.“

Info& auf Mainz&: Wir bleiben dran…. Alle bisherigen Berichte zu den Problemen mit der Mainzelbahn findet Ihr unter der Rubrik Verkehr& auf Mainz&, eine Stellungnahme der MVG zuletzt in diesem Text. Mehr zur Änderung der Mainzelbahn-Fahrzeiten ab dem 1. Februar findet Ihr hier bei der MVG.

 

 

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200. Montagsdemo Frankfurter Flughafen: 1.500 Teilnehmer gegen Fluglärm – Politik verneigt sich vor Ausdauer

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Schilder wohin mal sah: 100. Montagsdemo - Foto: gik

„Das Terminal 1 hat gebebt“, berichtete Thomas Scheffler am Abend begeistert. Seit mehr als fünf Jahren ziehen nun schon Hunderte von Demonstranten Montag für Montag an den Frankfurter Flughafen, um dort gegen die neue Nordwestlandebahn und den stetig wachsenden Lärm aus der Luft zu protestieren. Und an diesem Montag war es die genau 200. Montagsdemo, das ist nach Stuttgart 21 die am längsten anhaltende Protestbewegung der Republik. Gekommen waren den Angaben zufolge rund 1.500 Teilnehmer – darunter im Bundestagswahljahr auch viel Politik. Die zahlreichen Grußworte, Appelle und Protestnoten aber hatten vor allem eine Forderung gemeinsam: Es muss leiser werden!

Plakat 150. Montagsdemo
Gilt auch noch bei der Montagsdemo 200: Die Fluglärm-Gegner sind nach wie vor kein bisschen leise

„200 Montagsdemonstrationen und mehr als 50 Mahnwachen mit Reden, mit Diskussions- und Interviewrunden, mit gemeinsamem Singen und mit dem wöchentlichen Umzug durch das Terminal haben in den letzten fünf Jahren auch international beachtete Protestgeschichte geschrieben“, sagte Scheffler, Sprecher des Bündnisses der Bürgerinitiativen, im Vorfeld der Demo. In der Tat: Dass ganz normale Bürger, Intellektuelle, Ärzte, Professoren, aber auch Stewardessen, Angestellte und Selbstständige völlig selbstverständlich einmal die Woche zum Protest ausziehen, war bislang unerhört. Es war der 21. Oktober 2011, der das Leben in der Rhein-Main-Region grundlegend veränderte.

„Mit Eröffnung der Landebahn Nordwest und der damit einhergehenden Flugroutengestaltung hat der Lärmteppich die Hälfte des Mainzer Stadtgebiets unter sich begraben“, heißt es bei der Initiative gegen Fluglärm Mainz. Seither sei nichts mehr, wie es war, das gelte für die gesamte Region. Denn wer unter der Abflugroute der Südumfliegung lebe, müsse den Lärm ganzjährig ertragen. Das zerstöre die Region und die Gesundheit der Menschen, betonen die Fluglärm-Gegner, die immer wieder darauf hinweise, dass sie keine FlugHAFEN-Gegner sind.

Heutiger Flugverkehr hätte ohne neue Bahn abgewickelt werden können

Der Flughafenausbau mit der neuen Nordwestlandebahn sei „durch falsche Gutachten erschlichen“, die Landebahn gebaut worden, um den prognostizierten Mehrverkehr abwickeln zu können, kritisieren die Lärmgegner auch im sechsten Jahr nach dem Bau noch: Der Mehrverkehr sei jedoch nie eingetreten. Tatsächlich sanken die Flugbewegungen 2016 erneut leicht nach unten: Statt der einst für 2016 über 650.000 Flugbewegungen, wie einst prognostiziert, waren es den Fluglärm-Gegnern  zufolge nur etwas mehr als 462.000 Flugbewegungen.

„Das entspricht etwa dem Niveau des Jahres 2000 und hätte problemlos über das alte Bahnensystem abgewickelt werden können“, betont die Fluglärm-Initiative. Nun sollen, um den Ausbau des Flughafens überhaupt noch rechtfertigen zu können, Billigflieger mit Rabatten an den Flughafen gelockt werden – gerade schloss Fraport eine Vereinbarung mit dem irischen Billigflieger Ryanair.

„Protest und Aufzeigen besserer Wege gehen weiter“

Suchbild mit Politikern in der Menge: es sidn mindestens zwei... - Foto: gik
Hunderte protestieren jeden Montag gegen Fluglärm im Terminal 1, bei der 100. Montagsdemo waren es auch Tausende – Foto: gik

Und so lautet die Forderung der Fluglärm-Gegner auch nach fünfeinhalb Jahren unbeirrt: „Die Bahn muss weg.“ Die Nordwestlandebahn müsse geschlossen werden, die Region dürfe nicht länger  „für das Geschäftsmodell von Fraport und Lufthansa, Passagiere aus aller Welt zum Einkaufen in Frankfurt umsteigen zu lassen, in die Haftung genommen“ werden. Flughafen-Betreiber Fraport hingegen argumentiert nach wie vor, ohne Wachstum würde der Flughafen sterben, nur mit Wachstum könnten Arbeitsplätze gesichert und neue geschaffen werden.

Doch selbst hochrangige Politiker sehen das inzwischen differenzierter: Landrat Thomas Will (SPD), Sprecher der von Kommunen und Kreisen aus der Region gegründeten „Zukunftsinitiative Rhein-Main“ – auch Mainz ist hier Mitglied – wies in seinem Grußwort darauf hin, dass die Steigerung der Passagierzahlen längst erreicht sei – bei sinkenden Flugbewegungen. Der Ausbau sei mit einem wachsenden, nachfrageorientierten Bedarf begründet, der aber ganz offenbar nicht bestehe, sagte Will in seinem Grußwort zur 200. Montagsdemo. „Sie zeigen, dass es Ihnen nicht die Sprache verschlagen hat, und dass der Protest und das Aufzeigen besserer Wege weiter geht“, rief er den Demonstranten zu.

OBs aus Mainz, Frankfurt und Offenbach: Dank für Einsatz für die Heimat

„Wir wissen: Ihr Einsatz gegen Fluglärm und seine Folgen ist ein Einsatz für unsere Region. Für unsere Heimat.“ Das sagten niemand geringeres als die drei Oberbürgermeister von Frankfurt, Mainz und Offenbach in einem gemeinsamen Appell anlässlich der 200. Montagsdemo. Denn es waren die Demonstranten, die auf Gesundheitsgefahren durch Lärm und Schadstoffe aufmerksam machten – und deren Proteste Wissenschaftler zum Nachforschen und Politiker zum Nachdenken brachten. „Natürlich bringen die Montagsdemonstrationen etwas“, sagte denn auch Scheffler: „Wir erinnern Politik und Fraport jeden Montag daran, dass dieser Flughafen raumunverträglich und der Ausbau ein Fehler ist.“ Man erinnere jede Woche an den unerträglichen Lärm, an die massive Luftverschmutzung und die Gefahren für Leib und Leben durch Wirbelschleppen. „Dieses Bewusstsein wächst unaufhörlich“, betonte Scheffler.

3 x OB der SPD: Ebling, Gerich und Feldmann - Foto: gik
Die OBs von Mainz (Ebling, ganz links), Offenbach (Schneider, 3.v. links) und Frankfurt (Feldmann, Mitte) waren auch schon bei der 100. Montagsdemo dabei. Damals mit von der Partie: Der Wiesbadener OB Sven Gerich (2.v. links)- Foto: gik

Jüngstes Beispiel war die Ankündigung der Fraport Ende 2016, rund um den Flughafen nun auch Ultrafeinstäube messen zu wollen, die im Verdacht stehen, wegen ihrer winzigen Größe in Lungen, Blutbahnen und Organe einzudringen und dort Schäden anrichten zu können – mehr dazu in diesem Mainz&-Artikel. Und nicht zuletzt der Mainzer Kardiologe Thomas Münzel und seine Lärmwirkungsforschung sowie die umfassende Lärmstudie NORAH sind direkte Folgen der Fluglärmproteste – mehr zu den Erfolgen der Fluglärmproteste lest Ihr in dieser Bilanz zur 150. Montagsdemo. Auch die vom hessischen Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grünen) erfundenen Lärmpausen und die Lärmobergrenze würde es ohne die Montagsdemonstrationen nicht geben.

Stadtchefs: Lärmobergrenze muss Lärm reduzieren, Überschreiten sanktioniert werden

Peter Feldmann (Frankfurt), Michael Ebling (Mainz) und der Offenbacher OB Horst Schneider (alle drei SPD) lobten denn auch, die 200. Montagsdemo sei „ein beeindruckendes Zeichen bürgerschaftlichen Engagements, das nicht ungehört verhallen darf.“ Die NORAH-Studie habe lärmmedizinisch belegt, dass der Flugverkehr für die Umgebung des Frankfurter Flughafens negative gesundheitliche Folgen habe. „Zum Schutz der Gesundheit der Anwohner des Frankfurter Flughafens muss es spürbar leiser werden!“, forderten die drei Oberbürgermeister, deren Städte schließlich auch vom Flughafen durch Arbeitsplätze und Wirtschaftskraft profitieren. Es brauche aber ein absolutes Nachtflugverbot von 22.00 Uhr bis 6.00 Uhr morgens, forderten die Stadtchefs.

Auch die Lärmobergrenze müsse „lokal und rechtsverbindlich sein, den technischen Fortschritt berücksichtigen und den bestehenden Lärm schrittweise reduzieren, nicht lediglich den Zuwachs an Lärm begrenzen“, hieß es in dem Appell weiter – bislang soll die Obergrenze nämlich sogar noch eine leichtere Steigerung von Flugbewegungen und Fluglärm erlauben, alles dazu könnt Ihr hier nachlesen. Die Überschreitung der Lärmobergrenze müsse Folgen haben, fordern die drei Stadtchefs nun, die Überschreitung „durch ein für die Bevölkerung transparentes Monitoring überwacht werden und wirksame Sanktionen zur Folge haben.“

Al-Wazir: „Setzen Sie Ihr Engagement fort!“

„Politik und Luftverkehrswirtschaft kommen an der Auseinandersetzung mit den kritischen Argumenten nicht vorbei“, sagte dazu Scheffler – genau das sei der Erfolg der anhaltenden Montagsdemos. Der Protest sei zudem inzwischen „Teil einer weitreichenden Kritik an einer verfehlten Luftverkehrspolitik, welche die Klimakrise ignoriert und sich von Lobbyisten steuern lässt.“ Und der Koordinator verspricht: „Wir werden nicht müde, jeden Montag auf die Missstände hinzuweisen.“

Schilder wohin mal sah: 100. Montagsdemo - Foto: gik
Gerade Mainzer Fluglärm-Gegner tragen seit vielen Jahren den Protest am Flughafen maßgeblich mit – hier bei der 100. Montagsdemo – Foto: gik

Das weiß auch die Politik – und so richtete auch Al-Wazir persönlich ein Grußwort an die Demonstranten: „Setzen Sie Ihr Engagement fort!“ bat er die Protestierenden in einem schriftliche Grußwort. Er verstehe, dass sich viele vom Eintritt der Grünen in die hessische Landesregierung mehr versprochen hätten, „aber eine Landesregierung kann immer nur auf der Grundlage geltenden Rechts handeln – auch, wenn dieses Recht nicht immer befriedigend ist.“ Und Al-Wazir forderte die Protestler auf, ihre Anliegen auch an den Bund und die EU zu richten: maßgebliche Rahmenbedingungen für Flugbetrieb und Lärmschutz würden dort geregelt.

Dreyer: „Sie haben alle viel bewegt, können stolz sein“

Darauf verweisen auch die rheinland-pfälzischen Grünen, die gleich im Dutzend zur 200. Montagsdemo erschienen waren: Der Grünen-Fraktionschef im Mainzer Landtag, Bernhard Braun, verwies auf die Fluglärmgesetz-Novelle und die Luftverkehrsgesetzes-Novelle, die Rheinland-Pfalz in den Bundesrat eingebracht hatte – vergeblich. Die Änderungen wurden von der Großen Koalition abgelehnt. „Der Schlüssel zu weniger Lärm liegt in der Bundesgesetzgebung“, sagte denn auch die Mainzer Umweltdezernentin Katrin Eder (Grüne) Mainz&, der anhaltende Protest unterstütze die Kommunen bei ihren Forderungen: Der Lärmzuwachs sei nicht zu dulden, gerade auch bei den Gesundheitsgefahren durch Fluglärm bestehe „unverändert immenser Handlungsbedarf“, sagte Eder in einem gemeinsamen Aufruf mit Ebling und den Kirchen in Mainz.

Aus der rheinland-pfälzischen Landesregierung gab es zur 200. Montagsdemo ein gemeinsames Grußwort der Ampel: Umweltministerin Ulrike Höfken und Familienministerin Anne Spiegel (beide Grüne) unterstützen gemeinsam mit dem FDP-Verkehrsminister Volker Wissing die 200. Fluglärm-Demo. Es brauche eine bundesgesetzliche Regelung, die Lärmobergrenzen einführe und die gesetzliche Nachtruhe verbindlich festschreibe, die Bürger müssten bei der Neufestlegung und bei der wesentlichen Änderung von Flugrouten beteiligt werden, betonte Höfken.

Und selbst Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) richtete ein Grußwort an die Fluglärm-Gegner und versicherte, es brauche weitere Maßnahmen zur Lärmreduzierung über die nun geplante Obergrenze hinaus. „Dass wir das Thema weiterhin so ernst diskutieren“, schrieb Dreyer, „das ist ganz besonders Ihr Verdienst.“ Mit dem unermüdlichen Einstehen für die Interessen „haben Sie viel erreicht“, zollte die Regierungschefin den Protestierenden Respekt: „Sie alle haben viel bewegt. Darauf können Sie stolz sein.“

100. Montagsdemo fertig - Foto: gik
Unverdrossener Protestant bei 100. Montagsdemo, voll ausgestattet: tolle Folklore! – Foto: gik

Kommentar&: Wenn das Folklore ist, dann bitte mehr davon!

Kommentar& auf Mainz&: Das sei doch „alles nur Folklore“, schrieb ein Kommentator auf Facebook jüngst zu den Montagsdemos am Frankfurter Flughafen, meinend: unnötig, überflüssig, Selbstbeweihräucherung. Folklore? Wenn Hunderte Menschen seit fünfeinhalb Jahren Montag für Montag zu einer Demo pilgern? Jeder Folklore-Verein wäre erfreut über so viel Engagement. Aber Spaß beiseite: wie ernst die Demonstranten heute von der Politik genommen werden, zeigen überdeutlich die Menge und die Qualität der Grußworte aus der Politik zur 200. Montagsdemo. Landräte, Oberbürgermeister, Landesminister – sie alle BEDANKEN sich für das Engagement, für das Aufrütteln, für das Dranbleiben. Wann hat es das schon gegeben?

Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) hat seinerzeit noch kritiklos den Ausbau des Frankfurter Flughafens durchgewinkt, immer mit Blick auf die Arbeitsplätze, nie ist er dem Hessen Roland Koch (CDU) in die Arme gefallen – stattdessen spottete er gerne darüber, dass, wenn ein Flieger bei ihm auf dem Mainzer Kästrich durch ein Fenster herein komme, er eben das zweite Fenster aufmache. Nun bedankt sich Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) für eben den anhaltenden Protest, der die Politik zum Umdenken zwang – ein bemerkenswerter Vorgang. Erreicht wurde das durch schier unglaubliche Hartnäckigkeit, aber auch durch fundierte inhaltliche Arbeit und den großen Kampfeswillen, sich nicht abspeisen, sich seine Heimat und Lebensqualität eben nicht kaputt machen zu lassen.

Dass es ein Nachtflugverbot in Frankfurt gibt, dass die Politik über Lärmobergrenzen überhaupt nur nachdenkt, dass sie jetzt lärmarme Flugzeuge fordert und Gesundheitsgefahren durch Fluglärm ernst nimmt – alles das ist den Fluglärmgegnern am Frankfurter Flughafen zu verdanken. Wenn das Folklore ist, dann sage ich: Bitte mehr davon! Denn davon profitieren auch die, die so missliebig nörgeln und meckern – wenn sie nachts nämlich schlafen können. Wenigstens bis 5.00 Uhr morgens.

Info& auf Mainz&: Alle Grußworte zur 200. Montagsdemo im Terminal 1 des Frankfurter Flughafens an diesem 30. Januar könnt Ihr auf dieser Internetseite der BBI nachlesen. Die Seite der Mainzer Initiative gegen Fluglärm findet Ihr hier im Internet. Wir konnten leider zur 200. Montagsdemo nicht persönlich hin, die Bilder stammen deshalb von früheren Montagsdemos. Mainz& hat aber immer wieder über den Fluglärm, Fluglärmpausen und Montagsproteste berichtet – schaut einfach mal bei der Rubrik Verkehr& vorbei.

 

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Biancas Blick auf Mainz: Der schiefe Turm von Mainz – Die Karikatur auf Mainz&

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Mainz bekommt ja nun demnächst auch seinen Turm: Bücherturm, Bibelturm – der Erweiterungsbau zum Gutenberg-Museum erhitzt die Gemüter. Während Stadtspitze und Stadtrat (fast) einhellig hinter dem Projekt stehen, schütteln viele Mainzer noch immer den Kopf. „Hässliches Ungetüm“, „menschenfeindlich“ – das geplante 23 Meter hohe Gebilde mit bronzener Fassade und praktisch keinen Fenstern weckt nicht nur positive Assoziationen… Ihren eigenen Reim auf den Turm von Mainz macht sich dazu unsere Karikaturistin Bianca Wagner: Was wohl die Mainzer mal denken werden zum schiefen Turm von Mainz…. Die Karikatur dieser Woche auf Mainz&!3. Karikatur Gutenberg-Museum Bücherturm

 

Info& auf Mainz&: Mehr zu Bianca Wagner erzählen wir Euch in dem Mainz&-Artikel Was eh‘ Glick, das Neueste zu den Planungen um den Turm des Gutenberg-Museums findet Ihr im Artikel „Vorplanungen für den Bibelturm“.

 

 

 

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