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Modellprojekt Autofreie Bereiche in der Mainzer Innenstadt – Piraten & Volt schlagen 7 Testbereiche vor

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Die Stadtratsfraktion von Piraten und VOLT will autofreie Bereiche in der Mainzer Innenstadt erproben. In einem Antrag für den Stadtrat kommende Woche fordern die beiden Parteien ein Modellprojekt, mit dem bestimmte Bereiche der Innenstadt testweise und erst einmal für ein Jahr autofrei gestaltet werden sollen. „Mainz hat sich vorgenommen, bis 2035 klimaneutral zu werden“, sagte Fraktionschef Maurice Conrad (Piraten): „Ohne den Mut, unsere Städte mit einer positiven Vision grundsätzlich umzugestalten, und die Innenstadt schnellstmöglich autofrei zu gestalten, ist dieses Ziel unerreichbar.“ In dem Antrag werden sieben Bereiche der Innenstadt als Testbereiche vorgeschlagen, darunter der Gartenfeldplatz, der Frauenlobplatz und die Große Bleiche.

Parking Day in der Neubrunnenstraße in Mainz, dabei wandeln Aktivisten Parkplätze in grüne Wohnzonen um. - Foto: BUND
Parking Day in der Neubrunnenstraße in Mainz, dabei wandeln Aktivisten Parkplätze in grüne Wohnzonen um. – Foto: BUND

Aktuell nähmen Autos sehr viel Platz in der Stadt ein, gleichzeitig sei ein Großteil der innerstädtischen CO2- und Feinstaubemissionen auf den Autoverkehr zurückzuführen, argumentieren Piraten und Volt. ÖPNV, Fuß- und Radverkehr seien dagegen wesentlich effizienter und umweltfreundlicher. „Langfristiges Ziel einer ambitionierten Klimaschutz- und Verkehrspolitik muss die Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs in der Mainzer Innenstadt sein“, betonten die Parteien. Der dabei gewonnene Platz solle je nach Gegebenheiten für Grünflächen, Gastronomie und Einzelhandel, Fuß- und Radverkehr sowie den ÖPNV freigegeben werden.

Als Testbereiche schlagen Piraten und Volt die Straßen um den Gartenfeldplatz und um den Feldbergplatz vor, die Große Bleiche, die Tangente Flacksmarkt – Schusterstraße – Quintinstraße, die Neutorstraße in der Altstadt sowie Neubrunnenstraße und Zanggasse und die Heidelbergerfassgasse vor. Die Verwaltung solle hier die Möglichkeit von temporären Umwidmungen mit Testzeiträumen von 6 bis 12 Monaten nach Hamburger und Wiesbadener Vorbild prüfen, heißt es im Antrag. Für die Prüfung sollten auch „sinnvolle oder notwendige Ausnahmen berücksichtigt werden“ wie zeitliche Freigaben, die generelle Freigabe für ÖPNV, öffentlichen Dienst, Radverkehr, Taxis, Lieferverkehr und Menschen mit einer Mobilitätseinschränkung.

Die Straßen rund um den Gartenfeldplatz testweise zur autofreien Zone zu machen, das schlagen Piraten und Volt vor. - Foto: gik

Die Verwaltung wird ferner gebeten zu prüfen, „ob und in welcher Form sich die Auswirkungen von autofreien Bereichen messen und wissenschaftlich begleiten lassen“, heißt es weiter. Hierbei sollten insbesondere die Auswirkungen auf Lebensqualität, Einzelhandel, Lärm-, Feinstaub- und Stickoxidemissionen, innerstädtischen Verkehr und Mikroklima berücksichtigt werden. Ziel des Antrags sei nämlich zum einen eine Aufwertung der Lebensqualität an bereits stark von Fußgängern frequentierten Bereichen, andererseits einen konkreten Beitrag zur Umsetzung des ausgerufenen Klimanotstands zu liefern. Die frei werdenden Flächen könnten temporär für Radabstellplätze, Außengastronomie, lokale Wochenmärkte, temporäre Begrünung (Hochbeete) und kreative Ideen von Bürgern freigegeben werden.

Bislang fehle der Mainzer Stadtpolitik der Mut, konkrete Maßnahmen in Richtung einer positiven Vision umzusetzen, kritisierte Conrad. Stattdessen werde „in einem viel zu langsamen Tempo viel zu wenig getan: Wir müssen die Globuli-Klimapolitik der Stadt Mainz beenden“, forderte er. „Noch in den 60er Jahren wurde die Augustinerstraße von Autos befahren, was heute kaum vorstellbar ist“, argumentierte Tilman Potthof von Volt. Mehr Platz für Menschen und umweltfreundlichen Verkehr steigerten die Lebensqualität und leisteten einen Beitrag zum Klimaschutz. „Daher muss Mainz mit testweise autofreien Bereichen Erfahrungen sammeln, um eine gute Datenlage für weitere Maßnahmen zu schaffen“, betonte Potthof. Das Modellprojekt solle deshalb auch die Auswirkungen von autofreien Bereichen auf Einzelhandel, Lebensqualität, Feinstaubbelastung und Mikroklima erforschen.

Die Große Bleiche als autofreie Zone? Piraten und Volt wollen das erproben. - Foto: gik
Die Große Bleiche als autofreie Zone? Piraten und Volt wollen das erproben. – Foto: gik

Piraten und Volt betonen zudem, auch die Mainzer Bürger hätten sich bereits für mehr autofreie Bereiche in der Innenstadt ausgesprochen – so etwa am 9. Juni 2018 im Bürgerforum. Zeitgleich gehe auch Wiesbaden mit dem Pilotprojekt „Fußgängerzone in der Wellritzstraße“ vorbildlich voran, gebe den Menschen ihren Lebensraum zurück und analysiere dabei die Auswirkungen auf Anwohner und ansässige Geschäfte. „Egal ob Oslo in Norwegen, Gent in Belgien oder Madrid in Spanien: Zahlreiche Städte in Europa machen vor, dass autofreie Innenstädte ein Gewinn für die Lebensqualität der Menschen sind, die Attraktivität des Einzelhandels steigern und klimafreundlich sind“, betonten Conrad und Potthof.

Eine Reduzierung des Autoverkehrs müsse aber Schritt für Schritt erfolgen, denn damit sei auch die Schaffung alternativer Parkmöglichkeiten für die Anwohner oder der Ausbau des ÖPNV verbunden. „Einen ganzen Stadtteil von heute auf morgen autofrei zu gestalten, ist kaum möglich und erfordert ein schrittweises, auf einen längeren Zeitraum zielgerichtetes Vorgehen“, betonten beide Parteien. Das Ziel müsse sein, den Wechsel zu einer verkehrsberuhigten Stadt für alle Verkehrsteilnehmer „so einfach, durchdacht und angenehm wie möglich zu vollziehen.“ Mit dem Modellprojekt könnten die Weichen hin zu einer Verkehrswende gestellt und Maßnahmen dazu erprobt werden, heißt es weiter: „Daher rufen wir alle Fraktionen dazu auf,  unseren Antrag im Stadtrat am 18. Dezember zu unterstützen.“ Bislang hat noch keine weitere Fraktion Unterstützung signalisiert.

Im Oberbürgermeisterwahlkampf hatte Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) die Prognose gewagt, in zehn Jahren fahre in der Mainzer Innenstadt kein Verbrennungsmotor mehr – mehr dazu lest Ihr hier. Auch der Linken-Kandidat Martin Malcherek hatte sich für eine autofreie Innenstadt ausgesprochen, im Kommunalwahlkampf hatten die Grünen für eine autofreie Große Bleiche geworben – es dürfte spannend sein, ob diese Parteien jetzt dem Antrag von Piraten und Volt zustimmen oder erneut einen Antrag einer kleinen Fraktion ablehnen. Bislang gibt es im Mainzer Stadtrat übrigens weiter keine Regierungskoalition: Grüne, SPD und FDP sind weiter in Verhandlungen über eine Neuauflage der Ampel-Koalition, ein Ergebnis gibt es aber noch nicht.

Info& auf Mainz&: Mehr zum vom Mainzer Stadtrat beschlossenen Klimanotstand lest Ihr hier bei Mainz&.

 

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Land Rheinland-Pfalz kritisiert Probetrieb der DFS am Frankfurter Flughafen: „Nicht akzeptabel“

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Das Land Rheinland-Pfalz war über den geplanten Probetrieb der Deutschen Flugsicherung am Frankfurter Flughafen nicht informiert. Das teilte am Donnerstag Innenminister Roger Lewentz (SPD) in der Fragestunde des Mainzer Landtags mit. Lewentz kritisierte das Vorhaben zudem mit deutlichen Worten: Inakzeptabel, bedenklich und ungut nannte der Minister die Pläne der DFS, der Probebetrieb zur Steigerung der Flugkapazitäten am Frankfurter Flughafen im kommenden Jahr lasse für Rheinhessen „nichts Gutes erahnen.“

Luftbild der Nordwestlandebahn am Frankfurter Flughafen. - Foto: Fraport
Luftbild der Nordwestlandebahn am Frankfurter Flughafen, im Hintergrund die Centerbahnen. – Foto: Fraport

Die DFS kündigte jüngst einen Probebetrieb für zwei Monate ab dem 3. Februar an, mit dem am Frankfurter Flughafen ein dichteres Anflugverfahren erprobt werden soll. Die DFS machte auch kein Geheimnis daraus, dass dieser Probetrieb einer deutlichen Kapazitätssteigerung dienen soll, insbesondere für die Zeit nach der Einweihung des neuen Terminals 3. Die Abflüge sollen während des Probebetriebs bei Westwind praktisch ausschließlich über Rheinhessen abgewickelt werden, mehrere SPD-Abgeordnete aus Mainz und Rheinhessen hatten deshalb die Landesregierung gefragt, wie sie dazu stehe.

Die Pläne seien „nicht akzeptabel, da in immer stärkerem Maße Fluglärm nach Rheinhessen verlagert wird“, kritisierte Innenminister Roger Lewentz (SPD) am Donnerstag im Mainzer Landtag. Das Problem dabei: Die Deutsche Flugsicherung ignoriert weiter in vollem Maße alle Einwände und Proteste aus Rheinland-Pfalz, auch von der Landesregierung selbst. Man habe keine rechtlichen Einflussmöglichkeiten auf die Planungen von Flugrouten oder Kapazitätssteigerungen, räumte Lewentz in der Fragestunde des Landtags erneut ein, und betonte zugleich: „In Ordnung ist das allemal nicht.“

Eigentlich hätte zu dem Thema Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) reden sollen, der vor einigen Wochen die Politik der DFS mit deutlichen Worten im Plenum kritisiert hatte. Doch Wissing stand am Donnerstagmorgen im Stau, statt seiner redete deshalb Lewentz. Der teilte mit: Die Pläne für den Probebetrieb seien erstmals am 4.12. in der Fluglärmkommission vorgestellt worden, „die Landesregierung hatte zuvor keine Kenntnis.“ Damit hatte die DFS es noch nicht einmal für nötig gehalten, das Land Rheinland-Pfalz vorab zu informieren.

Mehr Fluglärm bescheren die Hessen wieder einmal den Mainzern und Rheinhessen zum neuen Jahr - hier eine Karikatur aus 2016. - Grafik: Initiative gegen Fluglärm
Mehr Fluglärm bescheren die Hessen wieder einmal den Mainzern und Rheinhessen zum neuen Jahr – hier eine Karikatur aus 2016. – Grafik: Initiative gegen Fluglärm

Lewentz unterstrich zudem, die Sorgen der Fluglärminitiativen vor deutlich mehr Fluglärm „sind berechtigt, diese Sorgen teilen wir.“ Man teile auch die Befürchtung, dass der Probebetrieb langfristig zu einem Dauerverfahren werden könne: „Mit dem Probebetrieb wird ganz gezielt schon jetzt die Zeit nach Inbetriebnahme des Terminals 3 vorbereitet“, sagte Lewentz: Das werde „perspektivisch zu einem Dauerzustand werden.“

Protest regt sich indes auch im Rheinhessischen: „Weiteren Flugverkehr einseitig nach Rheinhessen zu verlagern, ist nicht akzeptabel“, kritisierte derweil der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Nieder-Olm, Ralph Spiegler (SPD), das bedeute eine weitere Zunahme von Fluglärm. „Das ist genau der falsche Weg, stattdessen müssen Kurzstreckenflüge auf die Bahn verlagert und Anreize für Billigflieger zurück genommen werden“, betont man hier.

Mehr noch: Mit einem verdichteten Flugverkehr stiegen auch die Risiken für die Luftsicherheit durch die Kreuzung von an- und abfliegenden Maschinen, warnt der Fluglärmbeauftragte der Verbandsgemeinde, Bernd-Olaf Hagedorn. Der Probeflugbetrieb sei „ein Schönwetterprogramm, das bei schlechtem Wetter zwangsläufig zu Verspätungen und Nachtflügen führen würde“, befürchtet Hagedorn. Bleibt die Frage, was Land und Kommunen tun können – die Stadt Offenbach prüfe jedenfalls bereits eine Klage, teilten Fluglärm-Initiativen mit.

Info& auf Mainz&: Mehr zu den Plänen für den Probebetrieb der DFS am Frankfurter Flughafen lest Ihr hier bei Mainz&.

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Traditioneller Weihnachtsbaumverkauf des Dombauverein Mainz am 13.-14.12. – Bischof Kohlgraf kommt am Samstag

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Am Wochenende lädt der Mainzer Dombauverein erneut zum traditionellen Weihnachtsbaumverkauf, und zwar am Freitag, 13. Dezember, von 11.00 Uhr bis 16.00 Uhr, und am Samstag, 14. Dezember, von 9.00 Uhr bis 13.00 Uhr. Ort: im Hof des Bischöflichen Ordinariats, Bischofsplatz 2. Die frisch geschlagenen Bäume – unter anderem Nordmanntannen, Nobilistannen und Fichten – stammen vom Forstbetrieb Zimmermann aus dem Soonwald, so die Ankündigung. Der Verkauf erfolgt zugunsten des Dombauvereins, der Erlös wird somit zum Erhalt des Mainzer Doms verwendet.

„Bei vielen Mainzerinnen und Mainzern – nicht nur aus der Altstadt – hat der Weihnachtsbaumverkauf des Dombauvereins einen festen Platz im vorweihnachtlichen Terminkalender“, sagte die Vorsitzende des Dombauvereins, Sabine Flegel. Zum Aufwärmen und zur Stärkung gibt es im Innenhof auch Glühwein und eine Portion „Dicksupp“. Auch der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf wird hier wieder seinen Weihnachtsbaum kaufen, angekündigt hat er sich für Samstag, 12.30 Uhr.

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Park-and-Ride-Plätze in Kastel, Shuttlebusse über Brücke – CDU fordert von Stadt Mainz kreative Lösungen zur Brückensperrung

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Angesichts der drohenden Sperrung der Theodor-Heuss-Brücke für vier Wochen ab Mitte Januar fordert die Mainzer CDU nun von der Stadtspitze kreative Lösungen für Pendler, Fastnachter und Einkaufswillige. Oberbürgermeister und Verkehrsdezernentin müssten kreative Lösungen zur Bekämpfung des drohenden Chaos finden, forderte die CDU-Stadtratsfraktion nun. Die Stadt müsse alle Möglichkeiten nutzen, um den Zeitraum der Sperrung der Theodor-Heuss-Brücke möglichst zu begrenzen. Pendlern könne etwa mit Park-and-Ride-Plätzen und Shuttlebussen geholfen werden – das wäre auch eine wichtige Lösung für die Besucher der Fastnachtssitzungen.

Der Theodor-Heuss-Brücke droht eine Vier-Wochen-Sperrung im Januar. - Foto: gik
Der Theodor-Heuss-Brücke droht eine Vier-Wochen-Sperrung im Januar. – Foto: gik

Die Stadt Wiesbaden hatte am Montag angekündigt, die Theodor-Heuss-Brücke für vier Wochen für den Individualverkehr komplett zu sperren, weil Widerlager an der Brücke erneuert werden müssen. Seitdem fragen sich Pendler und Bewohner von Amöneburg, Kastel und Kostheim, wie sie ihre täglichen Wege zur Arbeit, zur Schule, zu Ärzten und zum Einkaufen bewältigen sollen. Aber auch für viele Fastnachter ist die Brückensperrung ein Horror: Während der Kampagne, die am 1. Januar beginnt, haben viele Redner, Musiker und Gardisten Auftritte rechts und links des Rheins, oft sogar mehrere am gleichen Abend. Viele fragen sich nun, wie das zu bewältigen sein soll – mit Bussen und Bahnen sei das meist nicht zu machen.

Die CDU-Opposition forderte deshalb nun die Stadt Mainz auf, für kreative Lösungen zu sorgen: „Das wichtigste ist, die Brücke so kurz wie möglich zu sperren“, betonte CDU-Verkehrsexperte Thomas Gerster: „Jeder Tag der Sperrung bedeute für die Mainzer Einzelhändler massive Verluste.“ Deshalb müsse bei dieser Baustelle „jeglicher Leerlauf, der bei Mainzer Baustellen häufig vorkommt, vermieden werden“, forderte Gerster. Pendler müssten so einfach wie möglich andere Wege benutzen können, auch könnten eigene Park-and-Ride-Parkplätze in Kastel helfen.

„Für Pendler sollten daher ausreichend Park-and-Ride-Parkplätze vorgehalten werden“, forderte Gerster, das sei auch für Sitzungsbesucher der Mainzer Fastnachtssitzungen sinnvoll. Verkehrsdezernentin Katrin Eder (Grüne) sei gefordert, genau solche Lösungen mit Wiesbaden und den Verkehrsbetrieben zu erarbeiten. „Wenn an den Wochenenden ein Park-And-Ride-Parkplatz auf dem Metroparkplatz verbunden mit einem Shuttle-Service zu Schloss und Rheingoldhalle eingerichtet wird, wäre eines der Hauptprobleme für rechtsrheinische Sitzungsbesucher behoben“, sagte Gerster. Jetzt seien „kreative Lösungen gefragt.“

Die Mainzer SPD gedachte am Mittwoch dem 100. Geburtstag ihres früheren Oberbürgermeisters Jockel Fuchs, der legendäre Mainzer OB starb 2002 im Alter von 82 Jahren. Auf dem Grabstein des bis heute verehrten Alt-OBs auf dem Mainzer Hauptfriedhof steht der Satz: „Die Menschen bauen zu viele Mauern und nicht genügend Brücken.“

Info& auf Mainz&: Alle uns bislang bekannte Infos zur kommenden Sperrung der Theodor-Heuss-Brücke ab dem 12. Januar 2020 findet Ihr hier bei Mainz&.

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Landwirte demonstrieren in Mainz: 500 Traktoren erwartet – Große Staus rund um Ernst-Ludwig-Platz

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Nach Großdemos in Berlin, Bonn und München wollen Landwirte nun auch am Mittwoch in Mainz demonstrieren. Rund 500 Traktoren und etwa 700 Teilnehmer würden zu der Kundgebung auf dem Ernst-Ludwig-Platz erwartet, teilte die Mainzer Polizei am Dienstag mit. Die Demo soll zwischen 11.00 Uhr und 15.00 Uhr stattfinden, rund um den Platz zwischen Abgeordnetenhaus und Schloss werde es erhebliche Verkehrsbeeinträchtigungen geben. Zu der Kundgebung hat das Bündnis „Land schafft Zukunft“ aufgerufen, wer dieses Bündnis ist, ist noch weitgehend unklar. Die Landwirte protestieren gegen das neue Agrarpaket der Bundesregierung, was genau sie aber für die Zukunft wollen, bleibt unklar.

Felder in Mainz-Bretzenheim. - Foto: gik
Landwirte wollen am Mittwoch in Mainz gegen das Agrarpaket der Bundesregierung mit aus ihrer Sicht zu scharfe Düngeregelungen und Pestizidverbote demonstrieren. – Foto: gik

„Wir kämpfen weiter für die Landwirtschaft und den ländlichen Raum“, heißt es im Demonstrationsaufruf, der vor allem über Facebook verbreitet wurde: „Wir WOLLEN Landwirtschaft verändern und zukunftsfähig erhalten, brauchen dabei aber eine faire und sachbezogene Grundlage ohne rein ideologische Vorgaben.“ In dem Aufruf wendet sich das Bündnis ferner gegen das Außenhandelsabkommen Mercosur, fordern Abbau von Bürokratie und kritisieren, das Nitratmessnetz sei „mit seiner geringen Messdichte nicht repräsentativ“. Man rufe deshalb zur Demonstration auf, „wir sind gesprächsbereit, erwarten aber auch Antworten“, heißt es weiter.

Das Bündnis „Land schafft Verbindung“ ruft bereits seit Wochen zu Protesten auf und schafft es regelmäßig, Innenstädte mit ihren Traktoren-Korsos lahm zu legen. Am Dienstag kamen zu einer Kundgebung in Wiesbaden nach Angaben der Polizei rund 2.800 Teilnehmer mit etwa 1.500 Traktoren. Wer das Bündnis genau ist, dazu gibt es aber kaum Informationen. Auf Facebook existiert kein Impressum, eine allgemeine Seite im Internet lässt den Zugang von normalen Besuchern nicht zu. Mit der Presse redet man offenbar ebenso nicht besonders gerne: „Auf kritische Berichterstattung reagiert man dünnhäutig, fühlt sich schnell in eine Ecke gestellt“, berichtet etwa der Bayrische Rundfunk: „Das Gefühl, als Bauern in Sachen Umweltschutz zu den Sündenböcken der Nation gemacht zu werden, ist für viele der Grund zu demonstrieren.“

Tatsächlich redet das Bündnis „Land schafft Verbindung“ gerne pauschal von „Bauern Bashing“ und klagt weithin, Bauern seien „die Buhmänner“ der Nation. In Aufrufen wird die Verschärfung der Düngeverordnung kritisiert und ein Verbot von Pflanzengiften wie Glyphosat pauschal abgelehnt. Gegenvorschläge unterbreitet das Bündnis aber nicht: Dass Deutschland von der EU wegen viel zu hoher Nitratewerte im Grundwasser verklagt wird, dass drastische Strafen von 800.000 Euro drohen, und das pro Tag – dazu findet man auf der Facebookseite des Bündnisses kein Wort. Die Landwirte seien doch gar nicht die alleinigen Verursacher des Nitrats im Grundwasser, heißt es stattdessen.

Karte des NABU zu Überdüngung und Nitrat im Grundwasser 2017. - Karte: NABU, Foto gik
Karte des NABU zu Überdüngung und Nitrat im Grundwasser 2017. – Karte: NABU, Foto gik

Dabei ist gerade in Gebieten mit intensiver landwirtschaftlicher Nutzung die Belastung des Grundwassers mit Nitraten zum Teil extrem hoch, seit Jahren ist das bekannt. „Die höchsten Nitratgehalte des oberflächennahen Grundwassers werden in Rheinland-Pfalz mit 200 bis 350 mg/Liter an Messstellen in den Gemüseanbaugebieten um Frankenthal und Ludwigshafen gemessen“, heißt es auf der Internetseite des Mainzer Umweltministeriums. Der EU-weite Grenzwert für Nitrat im Grundwasser liegt bei 50 Milligramm pro Liter. Deutlich erhöhte Nitratwerte gebe es ferner „in den Wein- und Obstbaugebieten am Haardtrand bzw. in der Rheinhessischen Rheinniederung.“

Die bundesweit höchsten Nitratwerte werden regelmäßig in Gönnheim im Kreis Bad Dürkheim gemessen – genau im sogenannnten „Gemüsegarten“ von Rheinland-Pfalz. Nitrat in Gewässern stammt meist aus Gülle, die zur Düngung auf die Felder gebracht wird. Nitrat ist ein wichtiger Nährstoff für die Pflanzen, ein Zuviel jedoch kann zu gesundheitsschädlichem Nitrit umgewandelt werden – und das kann Kleinkinder schädigen oder auch Krebs auslösen. 42 der 117 Grundwasserkörper in Rheinland-Pfalz seien derzeit aufgrund der Nitratbelastung in keinem guten Zustand, und das Problem entstehe in erster Linie durch Überdüngung, warnt das Umweltministerium schon seit Jahren.

Der Bund will ab 2024 das Totalherbizid Glyphosat in deutschland verbieten. - Foto: NABU, Eric Neuling
Der Bund will ab 2024 das Totalherbizid Glyphosat in deutschland verbieten. – Foto: NABU, Eric Neuling

Auch in Sachen Insektenschutz stellen sich die Landwirte vehement gegen die Pläne der Bundesregierung. Die will ab 2024 das als giftig und vermutlich krebserregend geltende Vollherbizid Glyphosat ganz verbieten und vor allem in Naturschutzgebieten, Biotopen und Nationalparks die Anwendung von Herbiziden und biodiversitätsschädigenden Insektiziden ab 2021 verbieten. Außerdem soll bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln ein Mindestabstand von fünf Metern zu Gewässern eingehalten werden – für die Landwirte unzumutbar. Das seien „gravierende Einschränkungen des Pflanzenschutzes“, die „das Aus für viele Kulturen in den betroffenen Regionen bedeuten“ würden, klagte der Bauernverband Rheinland-Pfalz Süd im November. Die Maßnahmen seien fachlich falsch, griffen massiv in die Eigentumsrechte der Landbesitzer ein „und kommen einem Berufsverbot gleich.“

Praktisch mit den gleichen Worten lehnt auch „Land schafft Verbindung“ die Maßnahmen ab, obwohl die Vereinigung sonst betont, man sie unabhängig von Bauernverbänden. Gleichzeitig wird das Gespenst eines umfangreichen Höfesterbens an die Wand gemalt und – wie im aktuellen Demoaufruf für Mainz – über „bewusste Negativdarstellungen in Medien, Politik und NGOs“ geklagt, wegen derer die Verbraucher „den Bezug und den Glauben an eine nachhaltige Landwirtschaft verloren“ hätten. Die linke Tageszeitung taz sieht denn auch deutliche Parallelen zwischen „Land schafft Verbindung“ und Kommunikationsweisen und Haltungen der AfD, teilweise seien frühere oder auch heutige AfD-Mitglieder als Pressesprecher der Bewegung aufgetreten. „Wie im AfD-Milieu ist auch bei den Demo-Veranstaltern das Misstrauen gegen­über „den Medien“ und Umweltschützern groß“, berichtete die taz zum Start der Protestwelle.

Experten warnen vor einem dramatischen Insektenschwund und fordern mehr naturnahe Bereiche in der Landwirtschaft. - Foto: BUND Heike Struecker
Experten warnen vor einem dramatischen Insektenschwund und fordern mehr naturnahe Bereiche in der Landwirtschaft. – Foto: BUND Heike Struecker

Naturschutzverbände werfen dem Bündnis denn auch vor, keine Lösungsvorschläge vorzulegen. Der Imkerverband Rheinland-Pfalz appellierte im Vorfeld der Mainzer Demo nun „an seine bodenständigen Kollegen, sich nicht in die Opferrolle zu begeben, sondern Probleme aktiv anzugehen und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten.“ Die Klimakrise biete große Potentiale für die Zukunft der Landwirtschaft, es brauche „Kreativität und Gestaltungswillen von jedem Bauern, um diese Möglichkeiten zu erschließen“, betonte 2. Vorsitzende des Imkerverbandes, Franz Botens. Die Imker stünden insbesondere bereit für die Mitarbeit bei der Beseitigung der Kontamination von Blütenpollen mit Wirkstoffen aus der Landwirtschaft. „Da kann die Landwirtschaft einen Beitrag gegen das Insektensterben leisten“, sagte Botens.

Auch beim Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) ruft man die Landwirte zur Zusammenarbeit auf: Die Proteste der Bauern verstehe man gut, sie richteten sich aber an die falsche Adresse, sagte BUND-Landeschefin Sabine Yakoub: Nicht die Auflagen für Umwelt- und Naturschutz seien an der schwierigen Einkommenssituation der Bauern schuld, „sondern die seit Jahrzehnten verfehlte Agrarpolitik“, sagte Yakoub: Die nämlich sei vor allem „auf das Wachstum von Betrieben, möglichst billige Produkte und den Export ausgerichtet.“ Das aber gehe vor allem zu Lasten der kleinen Betriebe, der BUND fordere deshalb schon seit Jahren eine Politik, „die die kleinen Betriebe stützt und gesellschaftliche Leistungen für Insektenschutz, Klimaschutz, Gewässerschutz, Bodenschutz, Tierschutz und Ähnliches honoriert.“

Noch deutlicher wurde der BUND-Regionalverband Südlicher Oberrhein: Die aktuelle Kampagne mit grünen Kreuzen, Mahnfeuern & Bauerndemos habe schlicht die Zielrichtung „rettet die Bauern durch ein Ja zu Agrargiften, Glyphosat und Massentierhaltung“, schimpft dessen Geschäftsführer Axel Mayer auf der Homepage des Verbandes. Die tatsächliche Not der kleinen und mittleren Landwirtschaft habe andere Ursachen, „und sie wird von Lobbyisten gerade gezielt missbraucht“, kritisiert Mayer. Die Ausrichtung der Kampagne nütze nämlich vor allem „den Agrochemiekonzernen und den giftdominierten Agrarfabriken und schadet Mensch, Natur, Grundwasser und Umwelt – und sie schadet auch den letzten kleinen und mittleren landwirtschaftlichen Betrieben in Deutschland.“ Gemeinsam Lösungen zu finden, die die Artenvielfalt, aber auch die Vielfalt echter bäuerlicher Betriebe erhalte, das sei doch „eine gemeinsame Aufgabe für Umweltverbände und Landwirtschaft.“

„Die Aussage, Naturschützer würden mit Bauern nicht sprechen, ist nachweislich falsch“, betont auch Yakoub. Man rede schon lange und entwickele gemeinsam Modellprojekte und Programme wie etwa das Programm „Blühendes Rheinhessen“ für mehr Blühstreifen an Feldern – und das sowohl mit konventionellen wie auch mit Öko-Betrieben.

Info& auf Mainz&: Mehr zum Problem von Glyphosat und dem Sterben der Insekten lest Ihr bei Mainz&, alle anderen Quellen sind im Text oben angegeben.

 

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Mainzer Mobilität testet neue App: Eilmeldungen, Verbindungssuche und exakte Abfahrtzeiten in einem

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Die Mainzer Mobilität testet derzeit eine neue App: Unter dem Namen „Mainzer Mobilität“ werde derzeit eine komplett neue App erprobt, die Verbindungssuche, exakte Abfahrtzeiten und Eilmeldungen in einer App bündele, teilte das Unternehmen mit. Noch sei die App eine sogenannte Beta-Version, also eine App im Erprobungsstadium. Die App solle kontinuierlich und kundenzentriert weiterentwickelt werden, genau dafür wolle man die Nutzer frühzeitig einbinden. So ist in der App auch ein Formular integriert, über das die Tester ihre Ideen und Wünsche einbringen und so die Weiterentwicklung der App aktiv mitgestalten können.

Neue App der Mainzer Mobilität mit Karteikarten. - Foto: gik
Neue App der Mainzer Mobilität mit Karteikarten. – Foto: gik

Bislang hatte die Mainzer Mobilität zwei Apps im Angebot: In der App „Mainzer Mobilität“ gab es Informationen rund um das Unternehmen, dazu neuerdings auch eîne Fahrplanauskunft, allerdings nicht in der modernen und übersichtlichen Form, wie man es von anderen Apps, etwa des Rhein Main-Verkehrsverbundes (RMV) gewöhnt war. Dazu gab es eine zweite App, die „Mainzigartig Mobil“, die eine Umgebungskarte mit Haltestellensuche sowie eine Anzeige der exakten Abfahrzeiten an einer Haltestelle anzeigt – mit diesem Abfahrtmanager kann man zeitscharf genau sehen, welcher Bus oder welche Bahn gerade welche Haltestelle ansteuert. Das erleichtert das Umsteigen und die Planung des Bus-Hoppings ganz erheblich.

Nun sollen beide Apps offensichtlich zu einer verschmelzen, das neue Smartphone-Programm kommt zudem komplett neu gestaltet daher: Moderne Karteikarten bieten die Option, zwischen einer Umgebungskarte, einem Abfahrtsmonitor und einer Routenplanung hin- und herzuspringen. Die Optik wirkt modern und übersichtlich, allerdings blieb uns bei der ersten Benutzung noch ein wenig unklar, wie man denn alle Karteikarten wieder gleichzeitig auf den Startbildschirm bekommt, nachdem man eine benutzt hat…

Von Seiten der Mainzer Mobilität heißt es dazu: Herzstück der neuen App sei der sogenannte „mobilityStack“, eine innovative MaaS-Lösung der Nürnberger Firma insertEFFECT. Für den Nutzer funktioniere der mobilityStack wie ein virtueller Kartenstapel, bei dem immer die für ihn und seine Situation relevanteste Karte oben liege: „Dies kann die nächste ÖPNV-Verbindung genauso wie Carsharing oder ein Mietrad sein.“ Die Mainzer Verkehrsgesellschaft mbH setze für ihre neue App „Mainzer Mobilität“ als erster Großkunde auf dieses in Deutschland bislang einzigartige System. insertEFFECT konzeptioniere, designe und entwickele seit 2002 digitale Lösungen für ÖPNV, Wirtschaft, Städte und Kommunen.

Die derzeitigen Apps der Mainzer Mobilität. - Foto: gik
Die derzeitigen Apps der Mainzer Mobilität. – Foto: gik

Mit der Beta-Version der Mainzer Mobilität-App werden zudem erstmalig Eilmeldungen per Push-Nachrichten auf das Smartphone der Nutzer verschickt, teilte die Mainzer Mobilität weiter mit – das funktioniert bereits gut: So warnt die App derzeit vor den umfangreichen Staus, die es durch die Demonstration von Landwirten am Mittwoch in Mainz geben wird. So können die Nutzer jederzeit über große Straßensperrungen oder kurzfristige Umleitungen auf dem Laufenden gehalten werden, das sei ein Mehrwert, betont die Mainzer Mobilität, und werde den WhatsApp-Newsletter ablösen. Durch eine Änderung der Nutzungsrichtlinien von WhatsApp müsse dieser zum 7. Dezember eingestellt werden.

In der neuen App stehe zudem erstmals eine Verbindungssuche zur Verfügung, die Fahrgäste bereits aus anderen Mobilitätsapps kennen, so das Unternehmen weiter. Mit dieser kann nach Verbindungen zwischen Haltestellen oder auch Adressen zu bestimmten Zeiten und Tagen gesucht wird. Häufig genutzte Verbindungen können dabei als Favorit gekennzeichnet gespeichert werden. Eine weitere Funktion ist die Umgebungskarte, die zeigt, welche Haltestelle(n) sich in der Nähe befinden. Mit Klick auf eine Haltestelle wird der Abfahrtsmonitor dieser Haltestelle geöffnet.

Der neue Abfahrtsmonitor in der App der Mainzer Mobilität. - Foto: gik
Der neue Abfahrtsmonitor in der App der Mainzer Mobilität. – Foto: gik

Auf der dritten Karteikarte finden die Nutzer dann den Abfahrtsmonitor einer Haltestelle, der – wie schon oben erwähnt – zeitgenau Auskunft darüber gibt, welche Busse und/oder Straßenbahnen als nächstes an dieser Haltestelle abfahren und ob diese pünktlich sind. Linien, die für den Nutzer nicht relevant sind, können über die Filterfunktion ausgeblendet werden. Als Erweiterungen der App sind perspektivisch außerdem die Einbindung anderer Mobilitätsangebote geplant, etwa der Kauf von Fahrkarten und die Nutzung des Mietradelsystems meinRad. Das technische Grundgerüst der Karteikarten lasse sich nämlich jederzeit um neue Dienste, Funktionen und Drittanbieter-Services erweitern.

Irritierend allerdings, dass die einzelnen Wörter und Überschriften oft nicht ganz angezeigt werden, sondern nach rechts verschwinden – so wird aus dem „Abfahrtsmonitor“ ein „Abfahrtsmo“. Wohl ein Fall für das Rückmeldeformular 😉

Info& auf Mainz&: Die neue App der „Mainzer Mobilität“ findet Ihr unter genau diesem Namen in dem jeweiligen App-Shop Eures Smartphone-Anbieters. Weitere Informationen zur App sowie zum Unternehmen selbst gibt es hier im Internet.

 

 

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Theodor-Heuss-Brücke ab 12. Januar 2020 für Autos gesperrt – Traversenlager müssen diesen Winter getauscht werden

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Es wird tatsächlich ernst: Die Theodor-Heuss-Brücke soll ab Sonntag, dem 12. Januar 2020, für vier Wochen komplett gesperrt werden. Das teilte am Montag jetzt auch offiziell die Stadt Wiesbaden mit. Bei der routinemäßigen Bauwerksüberprüfung seien Schäden an den Übergangskonstruktionen in den Pfeilerachsen festgestellt worden, die Traversenlager müssten ausgetauscht werden – die Arbeiten seien unaufschiebbar und müssten in der kalten Jahreszeit erfolgen. Man habe sich entschlossen, die Brücke vier Wochen voll zu sperren. Busse, Taxen sowie der Rad- und Fußverkehr dürfen die Brücke aber passieren.

Die Theodor-Heuss-Brücke von Kastel aus mit Blick auf Mainz mit Verbotsschild für Autos und Motorräder. - Foto: gik
Die Theodor-Heuss-Brücke von Kastel aus mit Blick auf Mainz mit Verbotsschild für Autos und Motorräder. – Foto: gik

Vergangenen Donnerstag hatte eine Ankündigung der Mainzer Verkehrsministerin Katrin Eder (Grüne) im Mainzer Verkehrsausschluss für Wirbel gesorgt. Eder hatte darin die Brückensperrung den Ausschussmitgliedern angekündigt, die sie prompt über die sozialen Netzwerke weiter verbreiteten. Details gab es indes zunächst so gut wie keine: Auf eine Anfrage bei der Pressestelle der Stadt Mainz hieß es am Freitag lediglich: Wir sind nicht zuständig, bitte wenden Sie sich an Wiesbaden. Dort bestätigte man zwar den Sachverhalt, teilte aber zugleich mit, Details wisse man noch nicht, nähere Einzelheiten gebe es kommende Woche.

Daraufhin entwickelte sich in den sozialen Netzwerken eine wahre „Stille Post“ von Gerüchten, Mutmaßungen und Befürchtungen, der Wirbel war so groß, dass die Stadt Mainz noch am Montagvormittag twitterte: „Liebe User, Ende der Woche wird es detaillierte Informationen“ bezüglich der Brückensperrung geben. Offenbar merkte man inzwischen auch in Wiesbaden, dass die bereit gestellten Informationen nicht wirklich ausreichend waren – am Montagnachmittag kam eine offizielle Pressemitteilung mit ausführlicheren Informationen.

Darin heißt es nun: Die Theodor-Heuss-Brücke werde ab Sonntag, den 12. Januar 2020, für voraussichtlich vier Wochen voll gesperrt. Grund seien die erforderlichen Baumaßnahmen an den Traversenlagern, diese Arbeiten müssten „in diesem Winter stattfinden, um Folgeschäden zu vermeiden.“ Die Arbeiten könnten auch nur im Winter erfolgen, weil der Stahl sich durch die Kälte zusammenziehe. So seien die Fugen in der Brückenkonstruktion breit genug, um die Lager auszuwechseln.

An der Theodor-Heuss-Brücke müssen die Traversenlager erneuert werden. - Foto: gik
An der Theodor-Heuss-Brücke müssen die Traversenlager erneuert werden. – Foto: gik

Die Baumaßnahme solle am 12. Januar mit der Einrichtung der Verkehrssicherung beginnen. Die Gesamtdauer sei derzeit mit vier Wochen geplant, dabei könnten sich aber durch die Wetterlage noch Veränderungen in der Bauzeit ergeben. Die Geh- und Radwege könnten fast durchgehend weiter genutzt werden, der öffentliche Personennahverkehr werde durch eine Ampelanlage geregelt. „Für die Erleichterung der Kontrolle der Absperrung ist jeweils eine Schranke mit Sicherungspersonal geplant“, heißt es weiter. Weil die Baustellendauer sich so verkürzen lasse, hätten sich die beteiligten Kommunen Mainz und Wiesbaden für eine Vollsperrung entschieden, betont die Stadt. Außerdem sollten so größere Rückstaus in der Mainzer Innenstadt vermieden werden.

Die Umleitungen für den motorisierten Individualverkehr würden großräumig beschildert,  an den einzelnen Ausweichstrecken werde aber derzeit noch gearbeitet, teilte die Wiesbadener Verwaltung weiter mit. Der übergeordnete Verkehr werde über die Weisenauer Brücke (A60) und die Schiersteiner Brücke (A643) geleitet. Weitere Details zur Baumaßnahme sollen zu Beginn des neuen Jahres veröffentlicht werden. Vor der Kern-Fastnachtszeit sollen die Bauarbeiten aber beendet sein.

„Die Theodor-Heuss-Brücke mit einer Länge von 506,10 Metern und einer Breite von 18,80 Metern ist eine wichtige Verbindungsachse zwischen Wiesbaden und Mainz, die werktäglich von fast 100.000 Menschen überquert wird“, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Davon seien rund 64.000 Autos und 28.000 Fahrzeuge im Busverkehr, dazu kommen rund 3.500 Radfahrende sowie 1.900 Fußgängerinnen und Fußgänger (Stand 2017). Mainz& hatte vergangene Woche noch von 45.000 Fahrzeugen pro Tag geschrieben – unsere Zahlen waren offenbar ordentlich veraltet. Pro Tag überqueren damit heute die Theodor-Heuss-Brücke pro Tag rund 92.000 Fahrzeuge – und vermutlich auch deutlich mehr als die 100.000 von der Stadt Wiesbaden geschätzten Personen.

Die Sperrung der Theodor-Heuss-Brücke weckt die Diskussion über das Thema Rheinbrücken neu – und die Frage: Hat Mainz genug Brücken über den Rhein? Im Gegensatz zu anderen Städten hat Mainz sehr wenig Querungen – mehr zur Debatte Rheinbrücke könnt Ihr hier bei Mainz& lesen. Der Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Mainz-Rheinhessen, Günter Jertz, kommentierte denn auch die geplante Vollsperrung auf Twitter: „Gestresste Pendler, volkswirtschaftlicher Schaden: Die Infrastruktur zwischen beiden Landeshauptstädten bleibt Achillesferse der Region!“ Nach dem Zusammenbruch der Schiersteiner Brücke und deren Vollsperrung hatte die IHK einen wirtschaftlichen Schaden von 1,4 Millionen Euro für die Region berechnet – pro Tag.

Federführend für die Bauarbeiten ist die Landeshauptstadt Wiesbaden, die die Kosten auf voraussichtlich rund 420.000 Euro beziffert. Davon muss Wiesbaden 62,8 Prozent übernehmen, die Landeshauptstadt Mainz 37,2 Prozent. Das entspreche den Eigentumsanteilen an der Brücke.

Info& auf Mainz&: Wie wichtig Brücken heute für die Pendlerströme sind, zeigt unter anderem die IHK-Pendlerstudie, hier unser Bericht dazu aus dem Jahr 2018.

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Anis, Ingwer und Rosenduft – Explosion der Geschmacksvielfalt: Mainz&-Glühweintest kürt Favoriten 2019

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„Wenn Du in Mainz Glühwein trinken warst, bist Du für die anderen Städte versaut“ – das Fazit von Mainz&-Glühweintester Tom Burkhart war eindeutig: Fantastische Qualitäten haben Besucher an den Glühweinständen des Mainzer Weihnachtsmarkts im Glas. Wieder einmal machte Mainz& den großen Glühweintest auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt, wieder haben wir uns durch alle Glühweinstände durchprobiert, die uns haben wollten – elf Stück an der Zahl. Zum zweiten Mal stellte die 1. Mainzer Winzergarde die Mainz&-Testjury, und wieder haben wir festgestellt: Qualität und Bandbreite der Glühweine auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt sind einfach grandios. Im Schatten des Doms werden ausschließlich echte Winzer-Glühweine ausgeschenkt, ein echtes Alleinstellungsmerkmal für die Great Wine Capital Mainz. Die Jury hatte die Qual der Wahl, am Ende aber standen die Favoriten von Mainz& und der 1. Mainzer Winzergarde fest – mit echten Überraschungen. Und einem Sonderpreis.

Die Jury des 6. Mainz&-Glühweintests 2019 stellte wieder die 1. Mainzer Winzergarde. - Foto: gik
Die Jury des 6. Mainz&-Glühweintests 2019 stellte wieder die 1. Mainzer Winzergarde, von oben links im Uhrzeigersinn: Andy Leistler, Johannes Hoffmann, Micha Schmitt, Tom Burkhart, Tanja Rödder und Vero Gloux. – Foto: gik

Zum 6. Mal schon machte die Internetzeitung Mainz& den großen Glühweintest auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt, in diesem Jahr waren es elf Stände, die uns mit offenen Armen und Glühweintassen empfangen haben – ein dickes Dankeschön dafür! Überall wurde uns bereitwillig ein Probeschluck eingeschenkt, Auskunft erteilt über Rebsorten, Gewürze und Herkunft, gefachsimpelt über Temperaturen, Zusammenstellung und die Kunst der Glühwein-Bereitens. Denn eines ist klar: Glühwein ist Geschmackssache.

Glühweine aus eigener Herstellung sind im Trend, und das sogar weltweit, weiß man beim Deutschen Weininstitut (DWI) – selten war das dampfend heiße Weingetränk mit den winterlichen Gewürzen Nelke, Zimt und Orange so beliebt wie derzeit. Eine Besonderheit ist dabei der Winzer-Glühwein: So nennen darf sich nur, wenn der Glühwein aus eigenen Weinen im Betrieb selbst zubereitet wurde. Die Winzerglühweine auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt stammen denn auch alle von Weingütern der Umgebung oder gleich von den Weingütern selbst, die einen Stand auf dem Markt haben – bei der Würze aber wird es spannend: wie süß, mit welchen Gewürzen versehen, mit Nelke oder nicht, genau das macht die Unterschiede bei den fertigen Getränken aus.

Glühweinglas mit Bewertungsbogen: So geht der Mainz&-Glühweintest. - Foto: Winzergarde
Glühweinglas mit Bewertungsbogen: So geht der Mainz&-Glühweintest. – Foto: Winzergarde

Und die sind in diesem Jahr groß wie nie zuvor: Von richtig süß bis Weinfass-herb ist in diesem Jahr alles dabei. Die Standbetreiber haben eindeutig noch mehr mit Gewürzen und Zutaten experimentiert als in den Vorjahren. Das Ergebnis: unglaublich spannende Kreationen, die im Geschmack weit auseinander liegen – und dementsprechend oft auch polarisieren. „Es war ganz anders als letztes Jahr, ich habe zwei neue Favoriten“, bekannte denn auch Veronique Gloux, die Stewardess war bereits zum zweiten Mal Mitglied der Mainz&-Glühweinjury. Denn wieder hatten wir die Mainzer Winzergarde zum Testen eingeladen, weil wir selbst neugierig waren: Ändert sich das Ergebnis, wenn man den Glühweintest ein zweites Mal, und jetzt schon mit geschärftem Gespür, angeht?

Die Antwort lautet: die Erfahrung schärfte den Blick – und dennoch war alles anders, war alles neu. „Ich bin sehr erstaunt, dass die Weine von Jahr zu Jahr so stark variieren“, sagte Tanja Rödder, IT-Fachfrau und ebenfalls zum zweiten Mal dabei. Das zeigt, dass die Glühweine eben tatsächlich jedes Jahr neu komponiert werden, hier gibt es keine 0815-Weine aus industrieller Massenproduktion. Dafür sorgten schon die Rebsorten: Dornfelder und Regent, Spätburgunder, Portugieser und Merlot – die Bandbreite war in diesem Jahr noch größer als in den Vorjahren. „Von süß bis herb bis würzig, es ist wieder alles dabei“, sagte denn auch Andy Leistler, von Beruf Bauleiter – ja, die Winzer und Schausteller machten es der Jury in diesem Jahr richtig schwer: „Ich hatte richtig ein Problem damit, meine Favoriten zu küren“, seufzte Bauingenieur Johannes Hoffmann. Neu im Reigen der Mainz&-Jury waren in diesem Jahr Lehrer Tom Burkhart und Micha Schmitt, E-Commerce-Manager mit Arbeitsstelle in Zürich.

Start in den Mainz&-Glühweintest bei Martina Wingender, die zeigt: Daumen hoch. - Foto: Winzergarde
Start in den Mainz&-Glühweintest bei Martina Wingender, die zeigt: Daumen hoch. – Foto: Winzergarde

Gut los ging es gleich am ersten Glühweinstand der Familie Wingender an der Krippe: Das Dornfelder-Portugieser-Cuvee des Jahrgangs 2019 vom Zotzenheimer Weingut Pitthan sorgte gleich für große Begeisterung. „Ein richtig schöner, weihnachtlicher Glühwein“, schwärmte Johannes, „sehr harmonisch abgestimmt“, stimmt ihm Micha zu. Die Temperatur ist perfekt, das Rotweincuvee schmeckt noch klar nach Wein, aber trotzdem verführerisch süß, die Gewürze von Nelke und Orange sind klar zu erkennen, stechen aber nicht zu sehr heraus – so ist unser Eindruck. „Einfach harmonisch“, sagt Vero, „süß, aber nicht bappig und mit wunderschöner Farbe – da könnte ich ein paar von Trinken.“

Tatsächlich stellt sich später heraus: Der Glühwein von Martina Wingender setzt den Maßstab sehr hoch, der Wein bleibt uns bis zum Ende im Gedächtnis – und landet schließlich auf Platz 3 der Favoritenliste. Natürlich ist das absolut subjektiv, unser Ranking – mehr ist es schließlich nicht – ergab sich am Ende aus den subjektiven Bewertungen von sieben eigenwilligen Weintrinkern. Bewertet haben wir nach Geruch, Geschmack und Temperatur auf einer Skala von 1 (geht gar nicht) bis 5 (herausragend gut), und um es gleich zu sagen: Geht gar nicht, gibt es auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt nicht. „Du kannst wirklich überall ruhigen Gewissens hingehen“, fasste es Johannes zusammen – Top-Glühweine sind sie alle.

Mainz&-Glühweintest 2019, die Jury am Stand von Marco Sottile. - Foto: Winzergarde
Mainz&-Glühweintest 2019, die Jury am Stand von Marco Sottile. – Foto: Winzergarde

Was es so spannend macht: Jeder Glühweinstand hat seinen eigenen Glühweinstil. Bei Marco Sottile schmeckt das rote Cuvee aus Portugieser und Dornfelder des Jahrgangs 2018 einfach unglaublich nach Weihnachten. Nelkenduft und Zimt sind hier wichtige Komponenten, die Süße bewegt sich eher am oberen Rand – „zu süß“, findet Johannes. „Toll weihnachtlich“, widersprechen Tom und Vero. Immer wieder werden wir verführt, auch andere Glühweinkreationen zu probieren, und natürlich sind wir neugierig und greifen hin und wieder zu. Bei Sottiles fasziniert uns der weiße Riesling-Glühwein vom Weingut Pitthan, „der kommt wirklich aus einem Weinberg meines Urgroßvaters“, erzählt Marco Sottile noch – ein toller, intensiver weißer Glühwein.

Nebenan beim Weingut Kissel setzen sie dagegen auf Regent als rote Traube, der Grundwein aus 2018 wurde mit ein bisschen 2019er verschnitten und mit einem Hauch Dornfelder angereichert. Heraus kommt ein sehr intensiver und dichter Glühwein mit viel Kirschsüße und intensiven Gewürzen – doch auch hier lautet das mehrheitliche Urteil der Jury: Etwas zu süß. „Ein Gewürz ist mir zu dominant“, sagt Vero, auch Tanja findet den Roten „ein My zu süß.“ „Weintraube mit Weingewürzen“, fasst Tom seinen Eindruck zusammen – tatsächlich bleibt am Ende der Kisselsche rote Glühwein ein wenig hinter drei anderen Favoriten in der Liste unserer Lieblingsweine zurück.

Geheimtipp heißer Rosé auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt - Glühwein darf er nicht heißen. - Foto: gik
Geheimtipp heißer Rosé auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt – Glühwein darf er nicht heißen. – Foto: gik

Eine Klasse für sich ist derweil der heiße Rosé – Glühwein darf man ihn laut Weingesetz ja nicht nennen. Bei Kissels kommt der Spätburgunder Rosé mit einer enormen Gewürzvielfalt daher: Wacholder, Ingwer, Zimt, ein Hauch von Pfeffer auf der Zunge, ein bisschen Rosenduft – sensationell. In die Wertung für den roten Glühwein fließen diese Sidekicks nicht ein, doch sie inspirieren uns zu Sondervoten: Der Kisselsche Rosé ist der Favorit von Mainz&-Chefin Gisela Kirschstein. Die Jury ist anderer Meinung: Der heiße Rosé vom Weingut Huf um die Ecke, Pink Lady genannt, lässt die Herzen der Winzergardisten höher schlagen: „Der ist einfach nur Hohoho“, ruft einer in die Runde, „perfekt, super, genial“, schallt es zurück.

Der Spätburgunder Weißherbst von Huf kommt mit Gewürznoten von Marzipan, Vanille, Zimt und Himbeersirup daher, und begeistert so, dass die Jury am Ende einhellig entscheidet: Das ist einen Sonderpreis für den besten Rosé auf dem Markt Wert. Bei dem roten Glühwein des Weinguts Huf indes scheiden sich die Geister – wieder einmal. „Zu viel Gewürz“, findet Johannes, „zu würzig, zu intensiv“, sagt auch Vero, und auch Tanja schüttelt den Kopf. „Total faszinierend, herausragend, ein Hammer“, findet hingegen Gisela – der Grund für die großen Unterschiede heißt: Anis.

Winzer Huf mit seinen herausragenden Glühweinen im Jahr 2014. - Foto: gik
Winzer Huf mit seinen herausragenden Glühweinen im Jahr 2014. – Foto: gik

Das Cuvee aus 40 Prozent Portugieser 2019, dazu 40 Prozent Regent des Jahrgangs 2018 und 20 Prozent Spätburgunder 2018 kommt intensiv gewürzt mit Zimt, Nelke und eben Anis daher, und vor allem an der Lakritznote des Anis scheiden sich die Geschmacksgeister. „Das ist wie Pastis in Marseille“, sagt Vero, Micha aber fühlt sich an anderes erinnert: „Der orientalischste Glühwein des Mainzer Weihnachtsmarktes“, findet er, „ein echter Liebhaberglühwein.“ Der Glühwein von Huf sei „extravagant, mutig“, betont Andy. „Muss man probiert haben“, stimmt ihm Tom zu.

Speziell ist denn auch der Glühwein des Weinguts Geisinger drei Stände weiter: Hier würzen sie ihr Spätburgunder-Dornfelder-Cuvee des Jahrgangs 2018 neben Zimt und Nelken mit Muskat und Kardamon, und vor allem letztere Zutat scheidet die Geschmacksnerven. „Ich mag den Kardamongeschmack, nicht schlecht“, sagt Johannes, doch mit seiner Vorliebe steht er ziemlich alleine da: „Geht gar nicht“, sagt Micha, und auch für die übrige Jury bleibt der Wein eher sperrig und schwierig. „Die Orange gibt den Kick“, verrät Vero schließlich – kleine Orangenstücke stehen hier bereit, um den Glühwein nachzuwürzen, der übrigens vegan, bio und glutenfrei ist, ein echtes Argument für viele Kunden hier.

Glühweinprobe beim Weingut Geisinger 2019. - Foto: gik
Glühweinprobe beim Weingut Geisinger 2019: Den Kick bringt die Orange. – Foto: gik

Weinig, rund und würzig präsentiert sich dagegen der Dornfelder des Jahrgangs 2019 vom Mainzer Weingut Möhn bei Sascha Barth in der Marktmitte – und hier leuchten die Augen der Jury. „Weihglühnachten“, sagt Tanja glücklich, „das ist Weihnachten im Glas“, stimmt Vero zu. Orange, Zimt und wenig Nelke sind hier das Erfolgsrezept, dazu eine deutlich Süße, die aber den Weingeschmack nicht erschlägt – am Ende landet der Rote von Sascha Barth als perfekter, runder Weihnachtsglühwein ganz oben auf der Favoritenliste: Platz 1! Da ist es nur ein Zubrot, dass der Spätburgunder-Glühwein sogar noch einen draufsetzt: Der Spätburgunder vom Weingut Huff in Aspisheim beglückt die Gaumen mit einem intensiven Geschmack von Heidelbeer, Johannisbeere und Waldfrucht, ein echter Liebhaber-Glühwein für Weingenießer.

Das andere Ende des Spektrums in Sachen Süße gibt es bei Rudolf Barth in der Schwarzwaldstube: nelkig, weihnachtlich und ziemlich süß kommt hier das Rotweincuvee daher. „Runde Sache“, lautet Johannes‘ Urteil. „Süffiger Glühwein, den finde ich gut“, sagt Andy: „Da kannst Du Dich hinstellen und trinken, trinken, trinken.“ Das gilt auch für den Roten bei Alexander Eil: Hier haben wir einen Merlot von der Dohlmühle im Glase, und der kommt sehr fruchtig daher. „Marzipan?“, rätselt Vero, die Süße ist hier ziemlich dominant, die Weihnachtsgewürze eher dezent.

Glühweinprobe an der Spieluhr auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt mit Weinen der Mainzer Winzer. - Foto: gik
Glühweinprobe an der Spieluhr auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt mit Weinen der Mainzer Winzer. – Foto: gik

Gegenüber an der Spieluhr erleben wir wieder das Gegenteil: Herb kommt das Rotweincuvee hier daher, im Glase mischen sich Dornfelder, Portugieser, Cabernet Sauvignon und Spätburgunder der Mainzer Winzer. Das Besondere hier: das Cuvee ist außer mit Zimt und Nelken mit Bittermandel gewürzt und mit Holunder verfeinert – und scheidet prompt wieder einmal die Geschmacksnerven. „Zu herb“, sagt Andy, Tom widerspricht: „Ich finde die Mandelnote toll, gut dass er nicht so süß ist.“

Ganz klar: Diese Glühweinvariationen bereichern die Bandbreite auf dem Markt und sorgen dafür, dass jeder Gast seinen Lieblings-Glühwein findet. Das gilt auch für den Stand direkt vor dem Römischen Kaiser: Intensiv würzig-süß  kommt der Dornfelder 2018 bei Jacqueline Haas in diesem Jahr daher, auch hier findet sich Anis mit im Gewürz-Portfolio, auch hier scheiden sich daran die Vorlieben. Wo die einen Bitterstoffe herausschmecken, lecken sich andere die Lippen: „Das ist nicht so Mainstream“, lobt Johannes, „ich mag das.“

Tolle Glühweine an der Glühwürmchenhütte der Familie Becker, die Crew guckt gespannt. - Foto: gik
Tolle Glühweine an der Glühwürmchenhütte der Familie Becker, die Crew guckt gespannt. – Foto: gik

Unser letzter Stand schließlich ist die Glühwürmchenhütte von Familie Becker, gleich am Eingang des Gutenbergmuseums. Bei Beckers gibt es die wohl größte Vielfalt an verschiedenen Glühweinen, doch es ist der klassische Rote aus Dornfelder und Spätburgunder des Jahrgangs 2018, der die Jury zum Schluss noch einmal aufhorchen lässt: Rund, frisch und fruchtig kommt er daher, mit klaren Kirschnoten und intensivem Weinaroma, perfekt ausbalanciert mit Gewürzen von Orange, Zimt und Zucker. „Absolut rund, da kommt echter Weingeschmack bei raus“, sagt Micha. „Ein richtig toller Glühwein, einfach ideal“, schwärmt Tom – die Runde ist sich einig: So schmeckt für uns ein perfekter Winzer-Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt, am Ende ist das Platz zwei, nur hauchdünn hinter dem Spitzenfavoriten.

„Die Glühweine sind alle sehr, sehr gut, man kann alle prima trinken“, fasst es denn auch am Ende Tanja zusammen, „aber der bei Beckers hat sich einfach abgehoben.“ Die eigene Note habe den Ausschlag gegeben, sagt Micha, „insgesamt war es aber sehr, sehr schwer, die Favoriten zu küren – es war sehr knapp. Und einen schlechten Glühwein gibt es hier einfach nicht.“ Es gebe hingegen viele Winzer und Ausschenker, die mutig mit verschiedenen Gewürzen experimentierten, betont Andy.

Die vollständige Jury des Mainz&-Glühweintests 2019: 1. Mainzer Winzergarde und Mainz&-Chefin gik. - Foto: Mainz&
Die vollständige Jury des Mainz&-Glühweintests 2019: 1. Mainzer Winzergarde und Mainz&-Chefin gik. – Foto: Mainz&

„Jeder macht sich Gedanken, alle tun etwas“, stimmt Johannes zu – das gelte es unbedingt zu honorieren. Und so fasst am Ende Tom die Eindrücke des vierstündigen Verkostungsmarathons perfekt zusammen: „Diese Inbrunst, mit der die hier die Glühweine machen“, sagt Tom, „das habe ich sonst nirgends erlebt.“

Info& auf Mainz&: Vier Stunden haben wir uns für den Mainz&-Glühweintest 2019 auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt Zeit genommen, um bis zum Schluss Zeit für Objektivität und Fairness zu haben. Aber alles Ranking ist subjektiv, über Geschmack lässt sich eben nicht streiten – aber alles lässt sich probieren. Drum gehet hin und testet selbst! Denn genau das soll unser test: Lust machen auf die Glühweine des Mainzer Weihnachtsmarktes. Findet Euren eigenen Favoriten, viel Spaß dabei! Wo die Glühweinstände stehen, könnt Ihr auf dem Plan des Mainzer Weihnachtsmarktes nachschauen, den es hier im Internet zum Download gibt. Und dies war unser Ranking des Jahres 2019:

  • Platz 1: Dornfelder Glühwein 2019, Weingut Möhn, bei Sascha Barth
  • Platz 2: Dornfelder-Spätburgunder-Cuvee 2018 bei Familie Becker, Glühwürmchenhütte
  • Platz 3: Dornfelder 2019 vom Weingut Pitthan bei Martina Wingender
  • Sonderpreis Rosé: Spätburgunder Weißherbst, „Pink Lady“ vom Weingut Huf

 

 

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Theodor-Heuss-Brücke im Januar vier Wochen dicht – Stadt Wiesbaden will Widerlager sanieren

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Der Mainzer Innenstadt droht im neuen Jahr gleich ein Verkehrs-Supergau: Die Stadt Wiesbaden plant, die Theodor-Heuss-Brücke für vier Wochen komplett zu sperren. Ein Sprecher der Stadt bestätigte am Freitag auf Mainz&-Anfrage entsprechende Berichte: Voraussichtlich ab Mitte Januar sei eine vierwöchige Vollsperrung der Brücke geplant. Grund seien notwendige Sanierungen an den Widerlagern der Brücke, das könne nur in der kalten Jahreszeit geschehen.

Die Theodor-Heuss-Brücken zwischen Mainz und Wiesbaden, von Mainz-Kastel aus gesehen. - Foto: gik
Die Theodor-Heuss-Brücken zwischen Mainz und Wiesbaden, von Mainz-Kastel aus gesehen. – Foto: gik

Die Mainzer Umweltdezernentin Katrin Eder (Grüne) verkündete am Donnerstag im Verkehrsausschuss in Mainz entsprechende Pläne der Nachbarstadt Wiesbaden, wie Teilnehmer der Sitzung im Anschluss berichteten. In Wiesbaden hieß es dazu am Freitag, die Information sei korrekt. „Die Städte Mainz und Wiesbaden bereiten für kommende Woche eine ausführliche Stellungnahme vor“, sagte ein Sprecher Mainz&. Die zuständigen Dezernate beider Städte seien derzeit in Abstimmung begriffen. Es werde eine Umleitung für die gesperrte Brücke geben – über die Schiersteiner Brücke.

Bei der CDU-Opposition reagierte man mit Kopfschütteln. Man sei ja „dankbar dafür, dass sich diese Maßnahme immerhin bis nach der Adventszeit verschieben ließ“, sagte CDU-Verkehrsexperte Thomas Gerster auf Mainz&-Anfrage. Trotzdem zeige diese Maßnahme, dass der Bau einer weiteren Straßenbrücke zwischen Mainz und Wiesbaden „dringend erforderlich“ sei. „Nur durch solche Maßnahmen gelinge es, ein Verkehrschaos in Mainz zu verhindern“, sagte Gerster, und fügte hinzu: „Wer wissen will, wie sich der Verkehr darstellt, wenn die Citybahn über die Theodor-Heuss-Brücke geführt wird, kann dies nun innerhalb von vier Wochen in der Realität erleben.“

Die Theodor-Heuss-Brücke ist die einzige Mainzer Innenstadtbrücke, sie verbindet die Landeshauptstadt Mainz mit den rechtsrheinischen Wiesbadener Stadtteilen Amöneburg, Kastel und Kostheim. Pro Tag passieren rund 45.000 Fahrzeuge die Brücke, die eine wichtige Pendlerverbindung nach Hessen und Lebensader für Mainz darstellt. Zuletzt hatten Unfälle auf der Brücke im August dieses Jahres ein Verkehrschaos in der Mainzer Innenstadt ausgelöst – weil die Theodor-Heuss-Brücke einige wenige Stunden voll gesperrt war, kam der Verkehr in Mainz vollständig zum Erliegen.

Rund 45.000 Fahrzeuge passieren pro Tag die Theodor-Heuss-Brücke. - Foto: gik
Rund 45.000 Fahrzeuge passieren pro Tag die Theodor-Heuss-Brücke. – Foto: gik

Gut in Erinnerung ist zudem noch der Supergau in Sachen Rheinbrücken: Im Februar 2015 löste der Zusammenbruch der Schiersteiner Brücke für Wochen ein heilloses Verkehrschaos im gesamten westlichen Rhein-Main-Gebiet aus. Die Schiersteiner Brücke ist bis heute Baustelle und nur eingeschränkt befahrbar. Auf dem Mainzer Ring, aber auch auf der A 60 über die Weisenauer Brücke bilden sich bis heute vor allem im Berufsverkehr täglich lange Staus. Mit der geplanten Citybahn hätten die Arbeiten indes nichts zu tun, hieß es in Wiesbaden: Gutachten hatten Ende 2017 ergeben, die Theodor-Heuss-Brücke könne auch noch eine zusätzliche Straßenbahn ertragen, die denkmalgeschützte Brücke müsse dann aber stark ertüchtigt werden.

Info& auf Mainz&: Mehr zur Tragfähigkeit der Theodor-Heuss-Brücke in Sachen Citybahn findet Ihr hier bei Mainz&, die Debatte über eine zusätzliche Rheinbrücke zwischen Mainz und Wiesbaden war Thema des OB-Wahlkampf und des Kommunalwahlkampfs, über das Thema hatten wir im April 2019 ausführlich berichtet.

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DFS will verdichteten Flugbetrieb am Frankfurter Flughafen erproben – Abflüge dann komplett über Rheinhessen

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Die Deutsche Flugsicherung (DFS) arbeitet unverändert an ihren Vorbereitungen für einen stark verdichteten Flugverkehr am Frankfurter Flughafen und schafft trotz erheblicher Proteste die Voraussetzungen für eine deutliche Steigerung der Flugbewegungen. Man werde im Februar 2020 einen Probebetrieb zur „optimierten Nutzung des Start- und Landebahnsystems in Frankfurt“ durchführen, teilte die DFS am Donnerstag mit – genehmigt werden müsse das nicht.

Startende Maschine am Frankfurter Flughafen auf einer der beiden Centerbahnen. - Foto: gik
Startende Maschine am Frankfurter Flughafen auf einer der beiden Centerbahnen, im Hintergrund anfliegende Maschinen. – Foto: gik

Bei dem Probebetrieb sollen die Abstände der startenden und landenden Flugzeuge stark verkürzt werden, das soll für den Betrieb bei Westwind, also mit Anflug aus Osten gelten. Die Abflüge sollen dann praktisch komplett über die Südumfliegung und damit über Rheinhessen abgewickelt werden. Bürgerinitiativen protestieren, auch die Fluglärmkommission zeigte sich not amused – die DFS ficht das nicht an. Auch an der Absenkung des Luftraums über Bingen hält man fest.

Bereits im Sommer hatten Fluglärmgegner in Rheinhessen Alarm geschlagen: Die Deutsche Flugsicherung wolle mit Neuordnungen im Luftraum vorbeugend Kapazitäten für eine deutliche Steigerung von Flugbewegungen am Frankfurter Flughafen schaffen, und dafür unter anderem den Luftraum über Bingen deutlich absenken. Hintergrund ist das derzeit im Bau befindliche Terminal 3: Mit dem Terminal will Flughafen-Betreiber Fraport vor allem mit Hilfe von Billigairlines die Flugbewegungen deutlich steigern. Die DFS wehrte ab, es handele sich ja nur um Maßnahmen zur Verstärkung der Sicherheit im Luftraum über Frankfurt

Doch am Donnerstag gab die DFS ganz offen bekannt: Man werde einen Probebetrieb starten, um eine „optimierte Nutzung“ des Start- und Landebahnsystems zu erproben. Grund dafür sei „die Inbetriebnahme eines dritten Passagier-Terminals im Süden des Frankfurter Flughafens und dem damit verbundenen Anstieg des Flugverkehrs“, so die Flugsicherung wörtlich. Um die steigenden Anforderungen an Kapazität, Pünktlichkeit und Sicherheit abwickeln zu können, werde man im Frühjahr 2020 einen zweimonatigen Probebetrieb durchführen, und zwar vom 3. Februar bis zum 25. März 2020, täglich zwischen 6.00 Uhr bis 22.00 Uhr.

Grafik Anflugverfahren am Frankfurter Flughafen bei West- und bei Ostwind. - Grafik: Fraport GmbH
Grafik Anflugverfahren am Frankfurter Flughafen bei West- und bei Ostwind. – Grafik: Fraport GmbH

Das neue Konzept beinhalte „eine nahezu gleichberechtigte Nutzung von Center- und Südpiste zum Starten und Landen im ‚Mixed Mode‘ mit einer entsprechend versetzten Anflugstaffelung“, teilte die DFS nun mit. Die Nutzung der Landebahn Nordwest sowie der Startbahn West blieben dabei unverändert. „Insgesamt soll das optimierte Betriebskonzept eine Erhöhung der Leistungsfähigkeit durch eine optimierte Nutzung der Pisten ermöglichen“, heißt es ausdrücklich.

Seit der Einweihung der neuen Nordwestlandebahn am Frankfurter Flughafen werden Starts vorwiegend auf der Centerbahn und der Startbahn West in Richtung Süden, Landungen aber auf der Nordwestbahn sowie auf der Südbahn durchgeführt. Das will die DFS nun umdrehen: Beim Probebetrieb soll auf beiden Mittelbahnen gestartet und gelandet werden – und das in einem verdichteten Takt, was die DFS allerdings nicht schreibt. Derzeit gebe es am Frankfurter Flughafen eine Anflugstaffelung von 6 Nautischen Meilen, teilte das Frankfurter Bündnis der Bürgerinitiativen nun mit: Diese Anflugstaffelung solle aber im „optimierten Betriebskonzept auf 4 Nautische Meilen auf beiden Parallelbahnen verkürzt werden.“ Damit wolle die DFS die Anflugkapazitäten auf das Parallelbahnensystem um fast 50 Prozent steigern, warnen die Fluglärmgegner aus Hessen.

Die Landebahnen am Frankfurter Flughafen, links die Nordwestlandebahn, rechts oben die beiden Centerbahnen. - Foto: Fraport
Die Landebahnen am Frankfurter Flughafen, links die Nordwestlandebahn, rechts oben die beiden Centerbahnen. – Foto: Fraport

Das Ergebnis: Eine deutlich dichtere Taktfolge der anfliegenden, aber auch der startenden Flugzeuge. Der Betrieb werde zu „erheblich mehr Fluglärm und Ultrafeinstaub auf unserem Stadtgebiet führen“, die DFS konterkariere damit völlig den hessischen Lärmaktionsplan zur Lärmminderung, klagt das Bündnis der Frankfurter Bürgerinitiativen. Zudem ignoriere die DFS komplett einen expliziten Beschluss des Vorstandes der Fluglärmkommission (FLK), der gegen den Flugbetrieb votiert habe. Die DFS teilte in ihrer Mitteilung lediglich mit, es handele sich bei der neuen Nutzungsvariante „nicht um ein neues Verfahren, sondern um eine neue Kombination bereits bestehender Verfahren im Rahmen des Planfeststellungsbeschlusses.“ Dadurch sei „keine gesonderte Genehmigung erforderlich.“

Bei der Fluglärmkommission hieß es am Mittwoch schmallippig, die überwiegende Mehrheit der Kommissionsmitglieder sei gegen die mit dem Flughafenausbau geplante Steigerung der Flugbewegungen. Deshalb sei die Kommission denn auch „nachvollziehbar nicht daran interessiert, zu untersuchen, wie eine erhöhte Anzahl an Flugbewegungen kapazitativ abgewickelt werden kann.“ Die Kommission forderte am Mittwoch noch, „für den Fall, dass trotz der kritischen Positionierung der Kommission der Probebetrieb durchgeführt werde“, fordere man, sämtliche Erkenntnisse zu den möglichen Lärmauswirkungen unverzüglich der Kommission vorzulegen. Der Probebetrieb müsse von Lärmmessungen des Umwelt- und Nachbarschaftshauses Frankfurt sowie von der Fraport AG begleitet werden.

Die Route der Südumfliegung für Starts vom Frankfurter Flughafen. - Grafik: Fluglärminfo Mainz
Die Route der Südumfliegung für Starts vom Frankfurter Flughafen. – Grafik: Fluglärminfo Mainz

Dass die DFS nur einen Tag später unverändert ihren Probebetrieb ankündigte, brachte nun auch die Fluglärm-Initiativen in Mainz und Rheinhessen auf die Palme: Die FLK zeige sich „erneut als falsch besetzt und als zahnloser Tiger“, schimpfte die Initiative gegen Fluglärm Rheinhessen am Donnerstag. Der Einspruch der FLK habe keine Wirkung, dazu habe die Kommission nicht einmal Lärmsenkungsmaßnahmen im Gegenzug gefordert oder gar vorgeschrieben.

Das Problem für die Region Mainz und Rheinhessen: Während des Probebetriebs sollen die Starts vom Parallelbahnsystem bei Westbetrieb nahezu vollständig über die Südumfliegung geführt werden, Nordwestabflüge sollen dann nur noch „im Falle außergewöhnlicher Umstände“ durchgeführt werden. Damit würden sämtliche Abflüge über Rheinhessen geleitet, über Rheinhessen werde aber offiziell gar kein Fluglärm durch die DFS oder den Flughafen gemessen, kritisiert die Bürgerinitiative, und warnt: „Die Lärmwirkung geht damit unter, wir als hauptsächlich Betroffene werden umgangen.“

Fluglärmspuren am Himmel rund um den Frankfurter Flughafen am 20.10.2019 - Quelle: DFLD
Fluglärmspuren am Himmel rund um den Frankfurter Flughafen am 20.10.2019 – Quelle: DFLD

Die BI wandte sich deshalb am Donnerstag in Emails an die Landrätin des Kreises Mainz-Bingen, Dorothea Schäfer (CDU), geschrieben und protestierte gegen das Vorgehen der DFS. Der Probebetrieb diene ja wohl sehr wahrscheinlich zur Vorbereitung einer Dauereinführung, es sei völlig unverständlich, wie die Fluglärmkommission es unterlassen könne, betroffene Regionen stärker zu involvieren, heißt es in dem Schreiben, das Mainz& vorliegt. Durch den Probebetrieb werde eine erhebliche Ausweitung des Flugverkehrs vorbereitet, die „stark gesundheitsgefährdend und politisch durch das Setzen der notwendigen Rahmenbedingungen zu verhindern“ sei.

Auch die Mainzer Umweltdezernentin Katrin Eder (Grüne), stellvertretende Vorsitzende der FLK, schrieben die Fluglärmgegner an und fragten: Inwiefern wolle die FLK denn sicherstellen, dass die Lärmauswirkungen auch außerhalb von Mainz gemessen, bewertet und kommuniziert würden?

Info& auf Mainz&: Die ausführlichen Stellungnahmen der Fluglärmkommission könnt Ihr hier im Internet nachlesen, die Initiative gegen Fluglärm Rheinhessen findet Ihr hier.

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