Morgen ist es endlich so weit: Der Rosenmontagszug rollt durch Mainz!! Nach dem ausgefallenen Rosenmontagszug 2016 sind die Narren heiß auf den Umzug, und dieses Mal scheint Petrus sich für all die Ungemach im vergangenen Jahr entschuldigen zu wollen: Bisher lachte die Sonne den Narren in Mainz bei milden Temperaturen. Pünktlich um 11.11 Uhr geht es am Montag, den 27. Februar also los, fünf Stunden rollt dann der närrische Lindwurm durch die Mainzer Innenstadt. 9.539 Teilnehmer werden erwartet, die 154 Zugnummern sind Rekord – und die Grenze des Machbaren. Rund um den Zug gibt’s großflächige Absperrungen, Lkw-Verbot und Halteverbote, gerade auch in der Mainzer Neustadt. Das diesjährige Motto huldigt den Mainzer Wahrzeichen: „De Dom gehört zu Meenz am Rhoi, wie Fassenacht, Weck, Worscht und Woi!“
Es ist der insgesamt 115. Zug, seit der erste Fastnachtsumzug am 19. Januar 1838 durch die Straßen von Mainz zog. Seither veranstaltet der Mainzer Carneval-Verein (MCV) die Straßenfastnacht, jedes Jahr im September starten die Planungen für den närrischen Höhepunkt des Jahres. Und der Drang zum Zug ist ungebrochen: 9.535 Teilnehmer sind in diesem Jahr gemeldet, „da steht pro Meter Zugweg ein Mensch“, rechnet Zugmarschall Markus Perabo vor, „und da sind die Wagen noch nicht dabei…“ In der Tat: 7,2 Kilometer lang ist die Zugstrecke des Mainzer Rosenmontagszuges, alle Teilnehmer und Wagen hintereinander gereiht summieren sich auf neun Kilometer Länge. „Wir sind bei der Aufstellung an den Grenzen, mehr geht eigentlich nicht“, sagte Perabo.
Der Grund für die Riesenlänge: Die Tendenz gehe hin zu immer mehr Wagen, auch die kleinen Gruppen kämen jetzt schon mit Gefährten, und manche Gruppe wolle sogar zwei, seufzt Perabo. Und wenn die ersten den Schillerplatz erreichen, hat die letzte Gruppe noch nicht einmal auf den Weg gemacht… „Theoretisch könnten sich die ersten gerade hinten wieder einreihen“, sagt Perabo schmunzelnd. Rosenmontagszug in Dauerschleife 😉
11.11 Uhr Start, 16.30 Uhr Ende
Um 11.11 Uhr setzt sich der Zug an der Boppstraße, Ecke Josefsstraße, in Bewegung, gegen 12.15 Uhr erreicht die Zugspitze die Ludwigsstraße und rollt an den Ehrentribünen und entlang der Fernsehkameras, dann beginnt auch die Fernsehübertragung. Die Zugspitze erreicht um 13.30 Uhr den Münsterplatz, die letzten Teilnehmer treffen hier erst gegen 16.30 Uhr ein. Mehr zum Zugweg lest Ihr hier bei Mainz&. Insgesamt umfasst der Zug 154 Zugnummern, darunter sind 152 närrische Wagen, die von 149 Traktoren und Zugmaschinen sowie von 32 Zugpferden gezogen werden, 120 Reiter bereichern den Zug, für den richtigen Schwung sorgen 70 Musikgruppen mit 2.328 Musikern.
Stars im Zug sind natürlich die 13 närrischen Motivwagen des MCV mit den großen Karikaturen: US-Präsident Donald Trump als „Trumpeltier“, die absaufende Britannia, der Demokratie-Vernichter Erdogan oder Mainz 05-Präsident Harald Strutz, der an seinem Sessel klebt – alles zu den Motivwagen lest Ihr hier bei Mainz&. Den Zug eröffnen und beschließen insgesamt 92 Fahnen- und Schwellkoppträger, und ganz am Ende rollt natürlich die Zugen(d)te. Rund 450.000 Euro kostet der Zug den MCV jedes Jahr, finanziert wird er durch Spenden, Einnahmen aus der Saalfastnacht sowie den Verkauf von Fastnachtsutensilien: Fastnachtsschal, Pins und Anstecker sowie natürlich das Zugplakettcher, die kleine Umhängefigur, die als Eintrittskarte zum Rosenmontagszug gilt. In diesem Jahr ist das der Mainzer Dom.
Zwei Kilometer Sperrgitter, erste Sperrungen ab 7.00 Uhr
Erwartet werden wie in jedem Jahr bei gutem Wetter rund 500.000 Zuschauer, obwohl das in diesem Jahr auch ein paar mehr werden könnten: „Die Narren sind heiß auf den Zug“, weiß Perabo. Für deren Sicherheit wird tief in die Tasche gegriffen und viel Aufwand getrieben: Zwei Kilometer Sperrgitter werden jedes Jahr von der Stadt Mainz gestellt, die ersten früh morgens ab 7.00 Uhr – von da an gibt es wachsende Beeinträchtigungen im Verkehr. Bis 10.00 Uhr ist dann die Stadt von der Holzhofstraße bis Kaiser-Karl-Ring vollständig für den Individualverkehr gesperrt. Die Rheinstraße ist wegen des Aufbaus von Gittern zwischen der Theodor-Heuss-Brücke und der Salvatorstraße bereits um 8.15 Uhr geschlossen und wird voraussichtlich um 18.00 Uhr nach erfolgter Reinigung wieder geöffnet werden.
450 schwere Gitter (Gesamtlänge 1350 Meter) sowie 300 leichte Gitter (750 Meter) werden am „Tag der Tage“ gestellt, dazu stehen rund 310 Halteverbotsschilder schon seit Tagen. Im Stadtkern folgen am Rosenmontag 110 Absperrungen sowie 150 weitere Verkehrszeichen. Dazu gilt in diesem Jahr erstmals ein Lkw-Fahrverbot in der Innenstadt für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen von 9.00 Uhr bis 19.00 Uhr – mehr dazu hier bei Mainz&. Und die Polizei ist mit erheblichen Einsatzkräften in der Innenstadt unterwegs, rund 1.000 Beamte sichern den Zug.
Glasverbot rund um Schillerplatz und LU, „Waffen“ bitte zuhause lassen!
„Die Leute sollen hingehen, sie können sich sicher fühlen“, betonte der Mainzer Polizeipräsident Reiner Hamm: „Ausgelassen feiern – dafür sind die Fastnachtstage da. Wir wollen dafür sorgen, dass Sie dabei nicht zu Schaden kommen.“ Nur eine Bitte hat die Polizei noch: Lasst alles zuhause, was wie eine echte Waffe aussieht, vor allem täuschend echte Sprengstoffgürtel… Da versteht die Polizei dieses Jahr echt keinen Spaß. Mehr zu den Sicherheitsvorkehrungen in diesem Jahr hier bei Mainz&.
Für die Sicherheit wurde auch das Glasverbot rund um die Narrenmeile Schillerplatz – LU – Höfchen eingerichtet: Von 8.00 Uhr am Rosenmontag bis 8.00 Uhr am Fastnachtsdienstag gilt rund um diesen Bereich ein absolutes Glasverbot. An den Einlassstellen wird das auch kontrolliert, so will die Stadt Verletzungen vorbeugen, was in den vergangenen Jahren auch gelang. „Jede Flasche, die nicht kaputt geht, ist eine gute Flasche“, sagte Ordnungsdezernent Christopher Sitte (FDP) dazu, rund 38.000 Plastikbecher stehen zum Umfüllen bereit. Sollte doch einmal etwas schief gehen, stehen rund 400 Sanitärkräfte zur Hilfe bereit, es gibt diverse Anlaufstellen in der Innenstadt sowie mobile Sanitärstreifen entlang des Zuges. Im Notfall sonst bitte per Handy die Notrufnummer 112 oder die Rettungsleitstelle unter 06131 – 19222 anwählen.
Mehr als 150 Toiletten und Urinale im Stadtgebiet
Für die persönlichen Bedürfnisse ist dabei auch gesorgt: 32 Toilettenwagen stellt die Stadt Mainz entlang der Zugstrecke an 17 Standorten auf, dazu acht Urinale mit einer Breite von je fünf Metern samt flankierenden 18 Dixie-Klos für die Damen. Von der Kaiserstraße bis einschließlich Weißliliengasse kommen noch einmal 11 Dixie-Toilettenkabinen und 14 Stehurinale hinzu – „das bekannte Festivalmodell, an dem vier Herren gleichzeitig ihre Notdurft verrichten können“ -, wie die Stadt Mainz mitteilt, damit sollen „vormals vorhandene Lücken“ abgedeckt werden.
Das ist aber immer noch nicht alles: Der MCV stellt noch einmal mehr als 80 Dixie-Toiletten auf, dazu kommen erstmals auch in der Kötherhof- und Emmeransstraße Dixies und Steh-Urinale zum Einsatz. Macht, wenn wir richtig gerechnet haben, mehr als 150 Toilettengelegenheiten im ganzen Stadtgebiet, also erspart den Anwohnern doch bitte das wilde Pinkeln! Zumal in diesem Jahr verstärkt dagegen vorgegangen wird: Security des MCV sowie Rechts- und Ordnungsamt werden beim Zug verstärkt auf Wildpinkler achten – und sie werden Bußgelder verhängen. Das kann teuer werden: es drohen 50,- Euro Bußgeld plus Verwaltungsgebühren, also mithin 75,- Euro…
Busse nutzen, Halteverbote beachten – es wird abgeschleppt!
Die Stadt bittet zudem eindringlich darum, bei der Anreise auf das Auto zu verzichten und Busse und Bahnen zu nutzen – die Mainzer Verkehrsgesellschaft und auch die Bahn haben ihre Fahrten verstärkt. Alle Infos dazu bei www.mvg-mainz.de. Weil die Mainzer Neustadt zum Großteil Aufstellgebiet für den Umzug ist, bittet die Stadt wie in jedem Jahr unbedingt die Halteverbotsschilder zu beachten – die sind nämlich ernst gemeint!! Die Schilder markieren auch Rettungswege, also bitte haltet Euch daran.
Ab 6.15 Uhr macht die Stadt morgen früh Anwohner auf Autos aufmerksam, die noch im Halteverbot aufgestellt sind – dann rollt nämlich ein Lautsprecherwagen durch die Neustadt und spielt: „Steht auf, wenn Ihr Mainzer seid“ und parkt gaaanz schnell Eure Autos um… Die Kontrollen starten ab 5.00 Uhr früh, also parkt bitte besser noch heute Abend Euer Auto woanders – spätestens ab 6.30 Uhr wird abgeschleppt! Sollte Euch das passiert sein: Unter der Telefonnummer 06131 – 12-2181 erreicht Ihr am gleichen Tag die Einsatzzentrale der Verkehrsüberwachung, die bis 23.00 Uhr besetzt ist, danach bitte an die Polizei wenden. Dort erfahrt Ihr, wo Euer Auto gelandet ist.
Kinderbetreuungsstelle für „verlustigen Nachwuchs“
Verlustig gegangene Kinder hingegen werden wie in jedem Jahr in der Polizeiinspektion I in der Weißliliengasse „gesammelt“, dort organisiert das Jugendamt gemeinsam mit der Polizei bis 17.00 Uhr einen Raum, wo sich die Kids bis zur Abholung durch die Eltern aufhalten können. Sollte sich die Abholung verzögern, werden die Kinder ab 17.00 Uhr in der Kindernotaufnahmestelle Juvente (früheres Städtisches Kinderheim), Gleiwitzer Straße 1, untergebracht und betreut. Die Polizeiinspektion ist telefonisch unter 06131 – 65 41 75 und 65 41 69 erreichbar, die Kindernotaufnahmestelle Juvente unter Telefon 90 60 982.
Müllmänner-Ballett nach dem Zug: 113 Mitarbeiter sorgen für saubere Gassen
Und wer macht den ganzen Dreck hinterher wieder weg? Natürlich der Mainzer Entsorgungsbetrieb mit seinen Helden in Orange: 113 Mitarbeiter rücken sofort nach Zugende in vier Arbeitsgruppen den geschätzt um die 75-90 Tonnen Müll zuleibe. Das Müllmänner-Ballett samt Kehrmaschinen direkt nach dem Zug ist wirklich sehenswert, also bleibt ruhig noch einen Augenblick stehen, verfolgt das Schauspiel und dankt auch hier mal mit Helau. Immerhin kommen dabei, toll synchronisiert, unter anderem zwei Radlader mit Frontbesen, zwei Sperrmüllwagen, vier Fahrbahnkehrmaschinen, vier Bürgersteigkehrmaschinen, zwei Wasserwagen sowie bis zu zehn weitere Fahrzeuge zum Einsatz.
Von 15.00 Uhr bis etwa 20.30 Uhr werden zunächst die groben Verunreinigungen auf dem Zugweg entfernt, zwischen Schillerplatz und den Domplätzen erfolgt dies aber natürlich erst am Dienstagfrüh. Der Großkampftag in Sachen Müll beginnt um 4.00 Uhr früh und endet mit der Freigabe der meisten Straßen für manche Mitarbeiter erst gegen 1.30 Uhr tief in der Nacht.
Dann feiert Mainz längst bei der Rosenmondnacht zwischen Schillerplatz und Höfchen und in den Kneipen der Stadt die Meenzer Fastnacht – wir wünschen viel Spaß mit dreifach kräftig donnerndem H E L A U !