Der deutsche Weinmarkt schlittert immer weiter in die Krise, vor allem, weil die Verbraucher immer weniger Wein trinken – vor allem aus heimischen Landen. 2024 wurde in Deutschland erneut weniger Wein konsumiert, das ist bereits das zweite Jahr in Folge. So wurde vier Prozent weniger Wein eingekauft und fünf Prozent weniger Umsatz gemacht – und das trifft vor allem deutsche Weine, weil die noch immer teurer sind als die Konkurrenz aus dem Ausland. Grund sind höhere Produktionskosten, Mindestlöhne und Preissteigerungen – die Verbraucher wiederum müssen wegen der steigenden Preise immer mehr sparen.
Weinladen im Ahrtal 2022: Der Weinabsatz sinkt derzeit kräftig. – Foto: gik
Um 9 Prozent sank der Absatz deutscher Weine, der Marktanteil deutscher Weine an den eingekauften Weinmengen sank auf 42 Prozent. – das war bereits 2023 der Fall. Nun geht es noch einmal weiter bergab: 2024 sank die Menge des eingekauften Weins um vier Prozent und der damit erzielte Umsatz um fünf Prozent, wie das Deutsche Weininstitut (DWI) in Bodenheim bei Mainz jetzt mitteilte. „Im vergangenen Jahr haben vier Prozent weniger Haushalte Wein eingekauft und dabei besonders auf den Preis geachtet“, sagte DWI-Geschäftsführerin Monika Reule.
Die Deutschen trinken immer weniger Wein, und sie können oder wollen es sich offenbar nicht mehr leisten. „Betrachtet man mit der Weinkonsumbilanz neben den Weineinkäufen auch noch die außer Haus konsumierten Weinmengen, haben die über 16-jährigen Deutschen im vergangenen Weinwirtschaftsjahr pro Kopf 22,2 Liter Wein getrunken“, teilte das DWI weiter mit. Das waren 0,3 Liter weniger als in der Vorjahresperiode. Bei den Schaumweinen ging der Konsum in dieser Altersgruppe um 0,2 Liter auf 3,6 Liter pro Kopf und Jahr zurück. Die aktuelle Weinkonsumbilanz bezieht sich auf den Zwölfmonatszeitraum vom 01.08.2023 bis 31.07.2024.
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Krise auf dem Weinmarkt: Preise explodiert, Deutsche sparen
Die Gründe sieht Monika Reule im demographischen Wandel, in den veränderten Konsumgewohnheiten der Verbraucher sowie „in dem konjunkturbedingt kostenbewussteren Einkaufsverhalten der Deutschen.“ Anders gesagt: Die Deutschen müssen sparen, nach mehreren Jahren der Inflationsrallye spüren viele ein dickes Loch im Geldbeutel. Gerade Energiekosten und Lebensmittel sind in den vergangenen Jahren enorm teurer geworden – Forscher fanden heraus, dass die Preise für Lebensmittel zwischen 2020 und Mai 2024 um rund 15 Prozent teurer wurden – Billigmarken wurden sogar um 29 Prozent teurer.
Gerade auch für einfache Lebensmittel sind die Preise in den vergangenen fünf Jahren zum Teil drastisch gestiegen. – Foto: gik
Damit zahlen viele Menschen inzwischen 30 Prozent mehr für ihre Lebensmittel als noch vor fünf Jahren, und das hat Folgen: Gespart wird zuerst an sogenannten „Luxusgütern“, und dazu gehört eben auch Wein. Dazu kommt: Mit der Corona-Pandemie veränderte sich auch das Ausgehverhalten, viele Menschen gehen deutlich weniger aus Essen. Das verschärfte sich 2024 noch einmal deutlich, nachdem die Ampel-Bundesregierung die Mehrwertsteuer in Gaststätten wieder auf 19 Prozent zurück angehoben hatte.
Die Folge merken Verbraucher an deutlich höheren Preisen in Restaurants, gerade der preis für ein Glas Wein ist zuletzt stark gestiegen – mancherorts kosten 0,2 Liter Wein bereits 7,- Euro und mehr. Das dürfte sich erheblich negativ auf die Lust der Verbraucher auswirken, ein zweites Glas oder gar ein drittes zu bestellen. Und auch beim Weineinkauf wird zunehmend gespart: Ging die Zahl der Haushalte, die Wein einkauften 2023 um 4,5 Prozent zurück, so waren es 2024 noch einmal vier Prozent – damit kaufen innerhalb von zwei Jahren zehn Prozent der Haushalte in Deutschland weniger Wein ein.
Weinabsatz sinkt deutlich – gerade bei deutschen Weinen
Und das wirkt sich jetzt auch auf die Umsätze aus, besonders bei deutschen Weinen: Die wurden nämlich zu fünf Prozent weniger gekauft, was ein Minus im Umsatz von sechs Prozent verursachte. Schon zur Bilanz 2023 hatte Reule gesagt: „Die Haushalte sahen sich aufgrund der inflationsbedingten Kaufkraftverluste 2023 gezwungen, auch beim Weineinkauf verstärkt auf den Preis zu achten“ – das gilt jetzt noch einmal mehr. Denn weine aus dem Ausland werden weiter stärker gekauft als deutsche, weil sie schlicht billiger sind.
Gerade bei eher hochpreisigeren Weinen wird gespart. – Foto: Rheinhessenwein
So sank wegen des Preisdrucks zwar die Durchschnittspreise sowohl der deutschen als auch der ausländischen Weine erstmals seit 2010 wieder leicht um jeweils vier Cent pro Liter gesunken. Die internationalen Weine waren aber mit 3,72 Euro pro Liter im Durchschnitt immer noch günstiger als die aus Deutschland, die im Mittel 4,47 Euro pro Liter kosteten. In der Konsequenz sanken die Marktanteile der heimischen Weine im Vergleich zum Vorjahr um jeweils einen Prozentpunkt im Absatz auf 41 Prozent und im Umsatz auf 45 Prozent.
Von den ausländischen Herkünften hatten die italienischen Weine mit unveränderten 18 Prozent mengenmäßig den höchsten Marktanteil, gefolgt von Weinen aus Spanien mit 14 Prozent (- 1 Prozentpunkt) und französischen Weinen mit elf Prozent (+ 1 Prozentpunkt). Und auch für 2025 wird mit sinkendem heimischen Konsum gerechnet: Beim Statistikdienst Statista.de geht man davon aus, dass der durchschnittliche häusliche Pro-Kopf-Verbrauch bei Wein 2025 nur noch bei etwa 16,64 Liter liegen wird.
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Winzer kämpfen mit Absatzproblemen und hohen Kosten
Für die Winzer ist das ein echtes Problem: Gerade kleinere Weingüter jenseits der Ballungsräume kämpfen zunehmend mit Absatzproblemen – allein in Rheinland-Pfalz gibt es rund 6.500 Weingüter, darunter viele Kleinbetriebe. Viele Winzer berichten, dass gerade die Kaufzurückhaltung des Einzelhandels große Probleme bereitet, denn hier werden die größten Mengen umgesetzt. Junge Menschen trinken aber oft weniger Wein, die klassischen Stammkunden in den älteren Semestern sterben zunehmend weg – dazu kommen für die Winzer steigende Kosten durch die Anhebung von Mindestlöhnen und Energiepreisen.
Damit ist zumindest eines aber auch klar: Die Preise für deutsche Weine weiter in die Höhe zu schrauben, wird nicht gehen – der Verbraucher dürfte das nicht mitmachen. CDU und SPD haben in ihrem Sondierungspapier für eine neue Bundesregierung gerade angekündigt, die Rückerstattung des Agrardiesels wieder einzuführen, viele Winzer dürften das begrüßen: Sie können gerade jede Kostenreduzierung gut gebrauchen.