Der enorme Bauzaun ist unübersehbar: Auf dem Liebfrauenplatz hat die heiße Bauphase für den Neubau des Gutenberg-Museums begonnen. Dafür wurde nun ein Großteil des Platzes rund um das alte Museum großräumig abgesperrt, auch Fußgängerwege rund um den alten Museumsbau sind dicht. Am Mittwoch gab die Stadtspitze den Startschuss für den Abriss des alten Schellbaus, und dabei gab es auch Neues in Sachen Finanzierung: Innenminister Michael Ebling (SPD) gab grünes Licht für ein Antragsverfahren für Mittel aus dem Landeshauptstadtansatz – der Förderantrag muss aber noch erarbeitet werden.

Der alte Schellbau des Gutenberg-Museums steht vor dem Abriss, nun wurde der Startschuss für die Arbeiten gegeben. - Foto: gik
Der alte Schellbau des Gutenberg-Museums steht vor dem Abriss, nun wurde der Startschuss für die Arbeiten gegeben. – Foto: gik

Das „Weltmuseum der Druckkunst“ wird schon seit vielen Jahren seiner Bedeutung nicht mehr gerecht, der Schellbau aus den 1960er Jahren war marode und in die Jahre gekommen, die Ausstellungspräsentation der historischen Werke der Druckkunst alles andere als zeitgemäß. Um den Neubau des Museums wurde lange gerungen –Stichwort Bibelturm -, Ende Oktober 2022 stellte die Stadt dann die Pläne für den Neubau vor, schließlich verzögerte noch eine Bieterrüge eines unterlegenen Anbieters den Baustart.

Nun soll es tatsächlich endlich losgehen: Am Mittwoch gab die Stadtspitze den Startschuss für die erste Neubauphase – den Abriss des alten Schellbaus. „Heute können wir fürs Gutenberg-Museum sagen: Die Zukunft hat begonnen“, betonte Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos), und räumte zugleich ein: „Ein Neubauprojekt im Herzen unserer Altstadt ist eine große Herausforderung und zugleich von hoher Bedeutung für Mainz – mit nationaler und internationaler Strahlkraft.

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Riesiger Bauzaun auf Liebfrauenplatz, Themen-Walks zu Gutenberg

Tatsächlich werden die Belastungen vor allem für die Anwohner, aber auch für die Mainzer hoch: Ein enormer Bauzaun umgibt inzwischen das Baugelände auf dem Liebfrauenplatz, Blumenbeet, Wochenmarkt und Marktfrühstück mussten weichen – die Atmosphäre zu Füßen des Doms ist stark beeinträchtigt. Der Bauzaun soll nun nach und nach mit einer von der Mainzer Kommunikationsagentur Media Machine entworfenen Gestaltung bespielt werden, hieß es am Mittwoch, erste Teile davon sind bereits zu sehen: Mit überdimensionalen Zahlen werden Fakten zum Projekt kommuniziert, dazu

Ein enormer Bauzaun umrahmt das Baugelände auf dem Liebfrauenplatz, Informationen darauf sollen die Wartezeit versüßen. - Foto: gik
Ein enormer Bauzaun umrahmt das Baugelände auf dem Liebfrauenplatz, Informationen darauf sollen die Wartezeit versüßen. – Foto: gik

Zusätzlich finden sich nun auf dem Fußboden rund um den Zaun, aber auch auf dem Mainzer Marktplatz, kleine Labels mit der Aufschrift „Johannes Gutenberg – Original aus Mainz“. Dahinter verbergen sich zwei Themen-Walks, die anhand von Zahlen und kurzen Info-Texten Informationen zum Gutenberg-Museum sowie zum Neubau vermitteln wollen – für den Zugang muss man den QR-Code mit seinem Handy scannen. Ein Startpunkt des neuen Gutenberg-Pfads findet sich direkt vor dem Bauzaun auf dem Liebfrauenplatz in Höhe des bronzenen Dom-Modells.

26 Geschäfte und Gastronomiebetriebe befinden sich rund um die Baustelle, auch ihnen soll der Bauzaun zur Abschirmung, aber auch zur Aufmerksamkeit helfen. Am Mittwoch sorgte die neue Sperre erst einmal für Irritationen: Der Bauzaun kappt auch gewohnte Fußwege rund um das Museum, denn sowohl die Rote Kopf-Gasse, als auch der Durchgang am früheren Druckladen sind nun dicht. Nötig ist das: Mit der ersten Phase der anstehenden Abbrucharbeiten beginnt zunächst die Schadstoffsanierung und die Entkernung des Schellbaus sowie des Verbindungsbaus zum Römischen Kaiser.

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Ablauf der Bauarbeiten: Schadstoffsanierung, Abriss, Archäologie

Diese Arbeiten finden überwiegend im Gebäudeinneren statt, versichert die Stadt, und sollen voraussichtlich im August 2025 abgeschlossen sein. In der zweiten Phase werde dann der Innenhof vor dem Schellbau geöffnet und verfüllt, danach könne der oberirdische Abriss des alten Baus beginnen. In den beiden letzten Phasen werde dann die Sicherung der Baugrube im Vordergrund stehen, danach kommen die Archäologen zum Zuge: Unter dem Museum dürften auf diesem hochgradig historischen Grund und Boden von Mainz mit großer Sicherheit Römerreste zu finden sein. Alle Baumaßnahmen sollen der Öffentlichkeit und der Nachbarschaft im Juni in einer Bürgerinformation vorgestellt werden.

Gaben den Startschuss für das Großbauvorhaben (von links): Innenminister Michael Ebling und Baudezernentin Marianne Grosse (beide SPD), Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) und Museumsdirektor Ulf Sölter. - Foto: Stadt Mainz
Gaben den Startschuss für das Großbauvorhaben (von links): Innenminister Michael Ebling und Baudezernentin Marianne Grosse (beide SPD), Oberbürgermeister Nino Haase (parteilos) und Museumsdirektor Ulf Sölter. – Foto: Stadt Mainz

Derweil gibt es auch Neues in Sachen Finanzierung, denn bislang ist der auf rund 108 Millionen Euro Kosten taxierte Neubau nicht durchfinanziert. Wie die Stadt Mainz selbst auf ihrer Homepage einräumt, sollen davon 81,2 Millionen Euro brutto reine Baukosten sein – und selbst das sei nur „eine Grobkostenschätzung“, wie es auf der Homepage zum Neubau heißt.  Knapp neun Millionen Euro kamen zudem für den Umzug und das Ausweichquartier im Reichklarakloster hinzu, knapp 15 Millionen soll die Neugestaltung der Innenräume, das sogenannte „Szenografie-Konzept“ kosten.

Am Mittwoch nun überbrachte Innenminister und Ex-OB Michael Ebling (SPD) zum Baustart die Nachricht, der Neubau komme für eine Förderung nach dem Landeshauptstadtansatz in Frage. Wichtig dafür war eine Wirtschaftlichkeitsprüfung, die den Neubau als wirtschaftliche günstigste Variante belegte, das habe mit einer umfangreichen Dokumentation belegt werden können. Gemeinsam mit Ministerium, Aufsichtsbehörde ADD und der baufachlichen Prüfbehörde des Landesbetriebs Liegenschafts- und Baubetreuung sei es gelungen, „die Argumente für einen Neubau gemeinsam zu erörtern, zu bewerten und zu präsentieren.“ Damit sei „die erste wichtige Hürde für die Beantragung der Fördergelder genommen“, betonte Ebling.

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Förderantrag für Landeszuschuss muss noch erarbeitet werden

Der eigentliche Förderantrag muss jetzt allerdings erst erarbeitet und dann eingereicht werden, er muss „mindestens die Leistungsphase 3 HOAI (Entwurfsplanung) sowie eine Kostenberechnung umfassen“, heißt es weiter. Haase betonte trotzdem, es sei „eine gute Nachricht, das Land eng an unserer Seite zu wissen.“ Es sei ein extrem wichtiges Signal auch an die Bevölkerung in Mainz, dass die Ergebnisse der Arbeitswerkstatt – der Neubau am Standort Liebfrauenplatz – vom Land mitgetragen würden.

Bagger vor dem Römischen Kaiser: Das alte Gutenberg-Museum ist endgültig Baustelle. - Foto: gik
Bagger vor dem Römischen Kaiser: Das alte Gutenberg-Museum ist endgültig Baustelle. – Foto: gik

„Über das Ergebnis der Prüfung der Wirtschaftlichkeitsuntersuchung bin ich überaus glücklich und erleichtert“, sagte Bau- und Kulturdezernentin Marianne Grosse (SPD). Das Konzept sei in intensiven Gesprächen „fachlich genau unter die Lupe genommen“ worden.

Mit dem Neubau für das „Weltmuseum der Druckkunst“ werde nun „ein umfassender Neustart gelingen, der vor allem den Erwartungen unserer Besucher entsprechen wird“, ist Museumsdirektor Ulf Sölter überzeugt. Mit der Interimsausstellung „Gutenberg-Museum MOVED“ sei schon jetzt „eine großartige und nachhaltige Zwischenlösung gelungen“, mit dem Zuspruch der Besucher sei man sehr zufrieden. Von Dauer, mahnte Sölter aber zugleich, könne und dürfe die Zwischenlösung nicht sein.

Info& auf Mainz&: Mehr zum Gutenberg-Museum, dem Neubau und der Interimsausstellung findet Ihr hier im Internet. Wie das neue Gutenberg-Museum aussehen soll, haben wir Euch hier auf Mainz& erzählt:

Das neue Gutenberg Museum in Mainz: Offen zum Liebfrauenplatz, schwebende Schatzkammer – Siegerentwürfe in Ausstellung