Die Nacht zu Sonntag beschert uns eine Stunde mehr Schlaf: Pünktlich um 2.00 Uhr in der Nacht zum 31. Oktober wird in Europa wieder an der Uhr gedreht. Die Sommerzeit endet, die Winterzeit beginnt, und das heißt: Die Uhren werden um eine Stunde zurückgedreht. Dann werden die Abende schlagartig dunkler, der Winter steht endgültig vor der Tür – doch im Prinzip kehrt die Welt nur zum eigentlichen Tagesablauf zurück. Der Beginn der Winterzeit kommt gerade recht zu einem der großen alten Jahreszeitenfeste: Am 31. Oktober ist Halloween, die Nacht der Toten und der Geister.

Der Herbst ist da, der Winter steht vor der Tür - am Sonntag beginnt offiziell die Winterzeit. - Foto: gik
Der Herbst ist da, der Winter steht vor der Tür – am Sonntag beginnt offiziell die Winterzeit. – Foto: gik

Es ist immer wieder ein Schock, wenn die Uhr Ende Oktober auf Winterzeit umgestellt wird: Die Tage sind schlagartig kürzer und dunkler, die Natur macht mit aller Macht klar: Jetzt ist sie vorbei, die leichte, luftige und vor allem helle Sommerzeit. Der Winter steht vor der Tür, die dunkle Jahreszeit sorgt regelmäßig bei vielen Menschen für Trübsal oder gar Depressionen. Ein positiver Effekt: Beim Zurückdrehen der Uhr bekommen wir eine Stunde mehr Schlaf geschenkt – es ist quasi die Stunde Schlaf, die uns im Frühjahr beim Vorstellen der Uhr auf Sommerzeit „geraubt“ wurde.

Stichtag für den Beginn der Winterzeit ist in diesem Jahr der 31. Oktober 2021, in der Nacht zum Sonntag also werden die Uhren um zwei Uhr für eine Stunde angehalten – oder um 3 Uhr um eine Stunde zurückgedreht. Ihr erlebt also die Stunde zwischen 2 und 3 Uhr quasi noch einmal. Damit kommt die Winterzeit gerade Recht zum alten keltischen Jahreszeitenwendefest Halloween: Für sie war es eine magische Nacht, in der die Tore zurb anderen Welt der Toten weit offen stand – das Gegenstück zu Beltane am 30. April, die heute auch als Walpurgisnacht bezeichnet wird, in der die Kelten aber schlicht den Beginn des Frühlings und die Rückkehr des Lebens feierten.

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Halloween ist heute das Fest der Geister und Kürbislaternen, ursprünglich war es dem Gedenken der Toten und dem Übergang in die andere Welt gewidmet. - Foto: privat
Halloween ist heute das Fest der Geister und Kürbislaternen, ursprünglich war es dem Gedenken der Toten und dem Übergang in die andere Welt gewidmet. – Foto: privat

Genau ein halbes Jahr später markierte Samhain dann das traditionelle Fest des Winterbeginns und des Gedenkens an das Sterben, die Ahnen und den Gang der Toten in die andere Welt, nach keltischem Glauben kehrten in jener Nacht die Verstorbenen zurück ins Reich der Lebenden, weswegen man ihnen Speisen und Getränke darbot. Als fest der Toten verleibte sich die christliche Kirche die Riten von Samhain ein, das alte keltische Fest verschmolz mit dem christlichen Allerheiligen – die keltischen Traditionen hielten sich jedoch in Irland von wo sie mit Aussiedlern nach Amerika gelangten.

„All Hallow’s Eve“ nannten die Iren des 18. Jahrhunderts den Abend vor dem Fest der Heiligen der christlichen Kirche, in den USA wurde daraus Halloween und ein Fest der Gruselgeister, Vampire, Werwölfe und Hexen. Und natürlich der ausgehöhlten Kürbisfratzen, die auf die irische Legende des Jack’O Lantern zurückgehen, einer Kürbislaterne für jenen Jack Oldfield, der einst der Mythologie nach den Teufel betrog. Tatsache ist: Lichterfeste zum Beginn der dunklen Jahreszeit sind auch in Europa weit verbreitet – so etwa das Barbarafest Anfang Dezember oder das Martinsfest am 11. November in Deutschland: Auch hier gibt es Laternenumzüge, bei denen Licht durch die Dunkelheit getragen wird.

Halloween mit schaurigen Grabmalen - hier bei einer Demo der Kulturbranche in der Corona-Pandemie vor einem Jahr. - Foto: gik
Halloween mit schaurigen Grabmalen – hier bei einer Demo der Kulturbranche in der Corona-Pandemie vor einem Jahr. – Foto: gik

Mitte der 1990er Jahre schwappte die Halloween-Manier aus den USA so langsam auch nach Europa, heute gibt es auch bei uns Halloween-Partys, ziehen Kinder verkleidet von Haus zu Haus und betteln mit der Drohung „Trick oder Treat“ um Süßigkeiten. Die Feste dienen heute zur Auflockerung der dunklen Jahreszeit, doch eigentlich war die Nacht der Toten eine Zeit der Besinnung und des Abschiedes mit dem Ziel, das Alte zu Ehren, die Ahnengeschichten zu bewahren und einen würdigen Übergang zur ruhigen Zeit zu schaffen.

Die europäische Zeitumstellung wiederum hatte einen ganz profanen Grund: Sie sollte helfen, das Tageslicht besser zu nutzen. Und eigentlich hatte das EU-Parlament im März 2019 beschlossen, das Drehen an der Uhr wieder abzuschaffen – daraus geworden ist bisher nichts. Dabei sollte die letzte Zeitumstellung eigentlich genau jetzt, im Jahr 2021 erfolgen, doch die Probleme mit der Abschaffung sind groß: Denn jetzt müssten die Mitgliedsstaaten alle einzeln für sich entscheiden, ob sie dauerhaft die Sommerzeit oder die Winterzeit beibehalten wollen – es droht ein Flickenteppich von Zeitzonen innerhalb Europas, ein Alptraum für Menschen und Wirtschaft.

Zwischen 2 und 3 Uhr steht die Zeit in der Nacht zum 31. Oktober 2021 still. - Foto: gik
Zwischen 2 und 3 Uhr steht die Zeit in der Nacht zum 31. Oktober 2021 still. – Foto: gik

So werden wir also wohl weiter die Uhren im Frühjahr vor und im Winter zurückstellen, und wer sich das nicht merken kann, denke einfach an seine Gartenstühle: Im Sommer wandern sie auf die Terrasse – also vorwärts – im Winter wird es Zeit, sie hineinzuholen, es geht also zurück ins Haus. Na dann, auf in den nächsten Winter – diese Winterzeit gilt bis zur nächsten Zeitumstellung am 27. März 2022.

Info& auf Mainz&: Mehr zur Natur der Zeit und dem Wesen der Zeitumstellung könnt Ihr hier im Internet bei der Physikalisch-technischen Bundesanstalt nachlesen – dort messen und erforschen sie die Zeit, und entwickeln jene Atomuhren, nach denen wir uns heute richten.

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