Eine marokkanische Hochzeitsfeier am Wochenende des 15. Augusts zieht nun einen Corona-Ausbruch in Wiesbaden und wohl auch in Mainz nach sich: Nach der Hochzeitsfeier eines Wiesbadener Paars, die in Mainz-Mombach gefeiert wurde, gebe es mehr als 18 Infektionen, teilte die Stadt Wiesbaden am Dienstag mit. Und die Infektionsketten würden immer länger: betroffen seien bereits mindestens drei Wiesbadener Schulen sowie die Kantine des städtischen Entsorgungsbetriebs ELW. Das Rhein-Main-Gebiet wird derzeit zum Corona-Hotspot der Republik.

Eine marokkanische Hochzeit eines Wiesbadener Paars hat eine Corona-Infektionswelle ausgelöst. Das Foto stammt von einer Hochzeitsmesse. - Foto: Mainzplus
Eine marokkanische Hochzeit eines Wiesbadener Paars hat eine Corona-Infektionswelle ausgelöst. Das Foto stammt von einer Hochzeitsmesse. – Foto: Mainzplus

Eine marokkanische Hochzeitsfeier, die vor über einer Woche in Mainz stattfand, zieht inzwischen große Kreise: Die Infektionsketten würden immer länger, immer mehr Fälle ließen sich auf die Feierlichkeit zurückführen, teilte die Stadt Wiesbaden am Dienstag mit. Auf der Feier, die wohl am 15. August stattfand, seien mindestens 100 Gäste gewesen, bislang habe man 18 Corona-Infektionen auf das Fest zurückführen können, sagte Stadtsprecher Ralf Munser auf Mainz&-Nachfrage. Mindestens drei Wiesbadener Schulen seien betroffen, einzelne Klassen stünden komplett unter Quarantäne.

Auch die Kantine des Wiesbadener Entsorgungsbetriebs ELW sei betroffen, dort befänden Mitarbeiter, die mit einer infizierten Person in Kontakt gestanden hatten, in Quarantäne und warten derzeit auf ihr Testergebnis. „Aufgrund des Ausbruchsgeschehens ist ganz klar, dass sich auf der Veranstaltung nicht an die Abstands- und Hygieneregeln gehalten wurde“, kritisiert die Leiterin des Wiesbadener Gesundheitsamtes Kaschlin Butt. Man prüfe derzeit, ob und welche Bußgelder wir für die Wiesbadener Gäste verhängt werden könnten.

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UPDATE: Am Donnerstag teilte die Stadt Wiesbaden mit, inzwischen sei ein Drittel der Hochzeits-Besucher positiv getestet worden. Es gebe zudem eine „sehr große Anzahl an gesamten Familien, die sich indirekt über die Hochzeit infiziert haben.“

Erschwert werden die Ermittlungen gleich durch mehrere Faktoren, offenbar zeigten sich die Teilnehmer der Feier gegenüber dem Gesundheitsamt alles andere als kooperativ. So hätten nach dem Auftreten des ersten Falls die ersten infizierten Personen keine genauen Angaben zu den Kontaktpersonen gemacht, das habe Ermittlungen „deutlich erschwert und verzögert“, hieß es von der Stadt Wiesbaden. Dadurch habe es einige Tage gedauert, „bis das Gesundheitsamt zumindest eine unvollständige Gästeliste zur Verfügung stehen hatte und die darauf genannten Personen informieren konnte.“

Corona-Hotspot Rhein-Main: Karte des Robert-Koch-Instituts mit den aktuellen Infektionsraten. - Screenshot: gik
Corona-Hotspot Rhein-Main: Karte des Robert-Koch-Instituts mit den aktuellen Infektionsraten. – Screenshot: gik

In dieser Zeit hätten sich die Gäste zudem nicht in Quarantäne begeben, sondern seien ihren normalen Alltagsbeschäftigung nachgegangen – in Schulen, Arbeitsstätten und mit Kontakten zu weiteren Freunden und Familienmitgliedern. Auch verweigerten einzelne Infizierte die Anordnungen zur Quarantäne, bei der Stadt prüft man deshalb derzeit Bußgelder unter anderem für die Behinderung der Ermittlungsarbeit. Bei Quarantäneverweigerung könne das Gesundheitsamt eine Zwangabsonderung anweisen, drohte die Stadt.

Die Hochzeit führte auch mit dazu, dass Wiesbaden derzeit eine Infektionsrate von knapp 35 Infektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen aufweist, die hessische Landeshauptstadt hat damit die in Hessen geltende Warnampel auf gelb geschaltet. Seit Dienstag gilt nun wieder ein Verbot von Veranstaltungen mit mehr als 50 Personen im privaten wie im öffentlichen Raum, über weitere Maßnahmen will der Verwaltungsrat der Stadt am Mittwoch beraten. Die Infektionen schaukelten sich gerade im ganzen Rhein-Main-Gebiet hoch, heißt es bei der Stadt Wiesbaden, auch durch Reiserückkehrer, die „sicher ein Grund sind, aber nicht der einzige.“

Dichte Menschenansammlungen, private Parties, Hochzeiten - das sind derzeit die Risikofaktoren für Corona-Infektionen. Das Foto entstand aber weit vor Corona bei einem Konzert in Mainz. - Foto: gik
Dichte Menschenansammlungen, private Parties, Hochzeiten – das sind derzeit die Risikofaktoren für Corona-Infektionen. Das Foto entstand aber weit vor Corona bei einem Konzert in Mainz. – Foto: gik

Tatsächlich sind seit dem Wochenende gleich vier hessische Städte aus dem Rhein-Main-Gebiet sowie ein Landkreis bundesweite Spitzenreiter bei den Corona-Infektionen. Bis Montag hielt Offenbach mit 55 Infektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen einen unrühmlichen Spitzenplatz bei den Neuinfektionen – am Montag dann meldete die Nachbarstadt Hanau 60 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner. Auch in Frankfurt liegt der 7-Tage-Wert bereits bei 34, im südlich angrenzenden Landkreis Groß-Gerau inzwischen schon bei 30.

Eine echte Erklärung hat die Politik dafür nicht: Es gebe eben viele Reiserückkehrer in dem Ballungsraum, heißt es im Wiesbadener Sozialministerium, auch hätten an manchen Orten größere Feiern zur Bildung von Infektionsclustern geführt. In Hanau und Offenbach gelten nun wieder Kontaktbeschränkungen und eine Sperrstunde ab Mitternacht, treffen dürfen sich hier nun wieder nur noch fünf Personen gleichzeitig in der Öffentlichkeit oder die Mitglieder zweier Haushalte. In Rheinland-Pfalz meldete das Gesundheitsministerium am Dienstag 59 neue Corona-Infektionen, in Mainz war es lediglich ein neuer Fall, fünf im Landkreis Mainz-Bingen. Der 7-Tage-Wert liegt damit derzeit in der Stadt  Mainz bei 9, im Kreis Mainz-Bingen bei 19.

Info& auf Mainz&: Zur aktuellen Entwicklung der Corona-Lage und der neuen Infektionswelle nach den Sommerferien beraten am Donnerstag die Regierungschefs der Länder mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Berlin, im Raum stehen dabei einheitliche Bußgelder etwa zur Maskenpflicht sowie eine einheitliche Obergrenze für Veranstaltungen und ähnliche Verschärfungen – Mainz& wird darüber berichten.

Zusatz&: Warum erwähnen wir, dass es eine „marokkanische“ Hochzeitsfeier war? Die Beschreibung erlaubt es Menschen, die vielleicht in Berührung mit der Feier gekommen sind, sich nun auf eine mögliche Corona-Infektion untersuchen zu lassen – die Beschreibung „marokkanisch“ erlaubt eine klarere Zuordnung für Betroffene. Da es offenbar Schwierigkeiten mit der Nachverfolgung gibt, halten wir die Nennung in diesem Fall für gerechtfertigt.

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