Die Zahl der Infizierten mit dem neuen Coronavirus schnellt nun auch in Rheinland-Pfalz steil nach oben: Die Zahl der Infizierten gab das Mainzer Gesundheitsministerium am Dienstag mit 435 an, am Montag waren es noch 297 gewesen. In Kliniken werden aktuell 41 Personen behandelt. In Mainz schnellte die Zahl der Infizierten auf 28 hoch, im Kreis Mainz-Bingen sind es ebenfalls 20. Zu den Infizierten gehört auch der Mainzer Polizeipräsident Reiner Hamm, das bestätigte Polizeisprecher Roberto Rinaldo gegenüber Mainz&. Hamm sei im österreichischen Ischgl zum Skifahren gewesen und positiv getestet, es gehe ihm soweit aber gut. Das Land will nun seine Kapazitäten bei Intensivbetten und Beatmungsgeräten verdoppeln.

Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) informierte über den Stand der Vorbereitungen in der Coronavirus Pandemie. - Screenshot: gik
Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) informierte über den Stand der Vorbereitungen in der Coronavirus Pandemie. – Screenshot: gik

Die Ausbreitung des neuen Coronavirus hat auch in Deutschland inzwischen eine exponentielle Kurse genommen, die Zahl der Infizierten stieg nach Angaben der John Hopkins Universität am Dienstag in Deutschland auf 7689 Infizierte, 20 Tote waren gemeldet. „Es gab immer wieder deutliche Steigerungen in den vergangenen Tagen“, sagte Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) am Montag in Mainz. Oberstes Ziel des Landes sei nun, die Ausbreitung des Virus zu verlangsamen. Rheinland-Pfalz will dazu nun seine Kapazitäten zur Behandlung von Schwererkrankten verdoppeln und Schwerpunktkrankenhäuser für Covid-19-Patienten ausweisen. Das werde „innerhalb der nächsten zwei Wochen geschehen“, sagte die Ministerin. Die Krankenhäuser sollen planbare Operationen verschieben, um die Betten für Coronavirus-Infizierte frei zu halten. Derweil gibt es in Mainz noch immer keine Fieberambulanz.

Derzeit gibt es nach Angaben der Ministerin in Mainz 1.400 Intensivbetten und 1.000 Beatmungsgeräte. Das Coronavirus löst die Lungenkrankheit Covid-19 aus, ein wesentliches Symptom bei Schwererkrankten ist gravierende Atemnot – die schweren Fälle müssen mit Sauerstoff beatmet werden. Das Robert-Koch-Institut betonte am Dienstag noch einmal, die Zahl der schweren Erkrankungsfälle liege bei 20 Prozent, die Zahl der sehr schweren Fälle, die ein Beatmungsgerät brauchen und die potenziell tödlich verlaufen, gibt das RKI mit 6 Prozent an.

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Historische Klinik in Gütersloh, Bild des Stadtmuseums. - Foto via Wikipedia von Hewa
Historische Klinik in Gütersloh, Bild des Stadtmuseums. – Foto via Wikipedia von Hewa

Bätzing-Lichtenthäler kündigte an, die Zahl der Intensivbetten in Rheinland-Pfalz solle auf 2.800 erhöht, die Zahl der Beatmungsgeräte verdoppelt werden. Allein durch die Nutzung von existierenden Beatmungsgeräten aus der Anästhesie könnten die Kapazitäten um 30 Prozent erhöht werden. das sei kein Problem, da planbare Operationen ja verschoben würden, betonte die Ministerin zudem. Rheinland-Pfalz habe zudem 100 invasive, mobile Beatmungsgeräte „in Aussicht.“ Auch soll die Zahl der Pflegekräfte im Intensivbereich aufgestockt und dafür existierende Pflegekräfte weitergebildet werden, Mindestpflegegrenzen werden ausgesetzt. In der Mainzer Universitätsmedizin habe die Qualifizierung von Pflegekräften bereits begonnen, die Mainzer Uniklinik wird auch eine der Schwerpunktklinken.

Rheinland-Pfalz habe zudem bereits 260.000 sogenannte FFP2-Masken beschafft oder bestellt, dazu habe man 750.000 Mund-Nasenschutz-Masken und 125.000 Schutzanzüge vorrätig. Die Bundesregierung sei derzeit dabei 30 Mio Mund-Nasen-Schutzmasken und 5 Millionen FFP2-Masken zu beschaffen, sagte Bätzing-Lichtenthäler weiter. Davon würden rund 1,5 Millionen Mund-Nasen-Schutzmasken und 250.000 FFP2-Masken nach Rheinland-Pfalz kommen. „Bei den Teströhrchen sind wir bei 10.000, da sind wir gerade dabei, weitere Angebote einzuholen“, sagte die Ministerin, „die Testkapazitäten reichen weiter aus, wir weiten Fieberambulanzen und Tests sukzessive aus.“

Der Mainzer Polizeipräsident Reiner Hamm (ganz rechts) vor einigen Wochen auf einer Pressekonferenz gemeinsam mit Innenminister Roger Lewentz (SPD). - Foto: gik
Der Mainzer Polizeipräsident Reiner Hamm (ganz rechts) vor einigen Wochen auf einer Pressekonferenz gemeinsam mit Innenminister Roger Lewentz (SPD) – vor seiner Infektion. – Foto: gik

Die Frage ist, ob das rechtzeitig genug geschieht: Der Mainzer Polizeipräsident Reiner Hamm kam vor gut einer Woche aus dem Skiurlaub im österreichischen Ischgl zurück – getestet wurde er aber erst jetzt. „Er wurde positiv getestet und in Quarantäne, es geht ihm aber ganz gut so weit“, sagte Polizeisprecher Roberto gegenüber Mainz&. Einige Mitarbeiter des Polizeipräsidiums seien zur Sicherheit ins Homeoffice geschickt worden, „wir sind voll arbeitsfähig“, betonte Roberto.

Das Problem: Hamm absolvierte vergangene Woche noch eine Anzahl von Terminen, darunter auch eine große Pressekonferenz zur Vorstellung der Verkehrssicherheitsbilanz im Polizeibereich Mainz. Nun muss wohl eine größere Zahl von Kontaktpersonen Hamms getestet werden und ebenfalls in häusliche Quarantäne. Der österreichische Skiort Ischgl entwickelt sich immer mehr zu einem Seuchenherd für die Ausbreitung der Coronavirus Pandemie – vergangenen Mittwoch waren bereits vier Ischgl-Urlauber in Mainz als infiziert gemeldet worden. Mehr zu den Infektionen in Ischgl und ihrer Ausbreitung lest Ihr in diesem sehr guten t-online-Artikel: „Ischgl war die heimliche Drehscheibe“.

Wie viele Menschen nach einer Erkrankung mit Covid-19 inzwischen wieder genesen sind, konnte die Gesundheitsministerin übrigens nicht sagen – diese Zahlen seien ihr nicht gemeldet worden, sagte sie weiter. Die Mainzer Universitätsklinik teilte unterdessen auf Mainz&-Anfrage mit: Die erste Patientin in Mainz, die Anfang März mit Covid-19 in die Klinik eingeliefert worden war, sei inzwischen schon wieder entlassen worden. Bei der ersten Coronavirus-Patientin handelte es sich um eine 64 Jahre alte Patientin aus Mainz, die mit Krankheitssymptomen am 26. Februar von einer Reise in den Iran zurückgekehrt war.

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