UPDATE im Text — Trotz des Stopps der Impfungen mit dem AstraZeneca-Wirkstoff sollen alle Impftermine in Rheinland-Pfalz ab Mittwoch wie geplant stattfinden. „Jeder, der bereits einen Termin zur Impfung mit AstraZeneca in einem Impfzentrum hatte, wird auch geimpft“, betonte Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) am Dienstag in Mainz. Die Impfungen würden nun mit dem Impfstoff von BionTech oder von Moderna durchgeführt, das betreffe rund 43.000 Impfungen. Neue Termine würden aber derzeit nicht vergeben. Zweitimpfungen mit AstraZeneca seien ohnehin nicht vor Mitte April angesetzt, bis dahin hofft das Land auf Klärung der offenen Fragen.

Der Impfstoff von AstraZeneca wird derzeit wegen schwerer Nebenwirkungen überprüft. - Foto: AstraZeneca
Der Impfstoff von AstraZeneca wird derzeit wegen schwerer Nebenwirkungen überprüft. – Foto: AstraZeneca

Die Bundesregierung hatte am Montag überraschend die Impfungen mit dem Wirkstoff von AstraZeneca gestoppt, Grund sind Berichte von schwerwiegenden Hirnthrombosen. Im Zusammenhang mit AstraZeneca-Impfungen waren in Deutschland sieben Fälle von Blutgerinnseln im Hirn aufgetreten, das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) sprach am Montag von „schwerwiegenden thrombotischen Ereignissen“, die in einer ungewöhnlichen Häufung aufgetreten seien.

Am Dienstag präzisierte das Institut, in Deutschland seien vor allem jüngere Frauen betroffen: Von den sieben schwerwiegender Hirnvenenthrombosen seien sechs bei Frauen und ein Fall bei einem Mann aufgetreten, die Betroffenen waren zwischen 20 und 50 Jahre alt. Die Erkrankungen seien im Zeitraum von vier bis 16 Tagen nach einer Impfung mit dem Impfstoff AstraZeneca aufgetreten. Das PEI betont, wer mit AstraZeneca geimpft worden sei, und sich mehr als vier Tage nach der Impfung zunehmend unwohl fühle – mit starken und anhaltenden Kopfschmerzen oder punktförmigen Hautblutungen – solle sich unverzüglich in ärztliche Behandlung begeben.

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Bundesweit wurden bislang 1,6 Millionen Impfungen mit AstraZeneca durchgeführt, in Rheinland-Pfalz waren es bislang 123.068 Impfungen – in Rheinland-Pfalz trat dabei kein Fall einer Thrombose auf. Das Paul-Ehrlich-Institut schätzt die Häufung der Fälle aber als weit überdurchschnittlich ein und ordnete deshalb eine Überprüfung des Wirkstoffs und die Aussetzung der Impfungen an. Die Europäische Arzneimittelagentur EMA will nun die Berichte und eine mögliche Auswirkung auf die Zulassung überprüfen, das soll noch diese Woche geschehen. Bätzing-Lichtenthäler betonte, sie halte das Aussetzen der Impfungen „für richtig, wenn es Anzeichen für schwerwiegende Nebenwirkungen gibt.“

Kündigte am Dienstag die Fortsetzung der Impfkampagne in Rheinland-Pfalz an: Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD). - Foto: gik
Kündigte am Dienstag die Fortsetzung der Impfkampagne in Rheinland-Pfalz an: Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD). – Foto: gik

Der Impfstopp „hat uns sehr erschrocken, wir haben das sehr überrascht zur Kenntnis genommen“, betonte sie zugleich. Die Überprüfung sei ein wichtiger Schritt „im Sinne der Patientensicherheit und der Transparenz“, sagte die Ministerin: „Mir war immer wichtig, dass wir transparent und ehrlich über einen Impfstoff informieren.“ Der Impfstopp wirft die ohnehin stockende Impfkampagne in Deutschland allerdings erneut zurück, die Landesregierung hofft nun, dass die EMA bereits am Donnerstag zu einer Einschätzung der Fälle kommt – und den AstraZeneca-Impfstoff dann erneut freigibt.

In Rheinland-Pfalz soll nun aber mit anderen Impfstoffen weitergeimpft werden: „Ab morgen finden alle Impftermine in den Impfzentren wie geplant statt“, betonte Bätzing-Lichtenthäler. Die Termine würden auf einen anderen Impfstoff umgestellt, vorwiegend auf den Impfstoff von BionTech, möglich sei das, weil BionTech mehr geliefert habe. Wer also einen Impftermin habe, solle wie geplant dort auch hingehen, das gilt auch für Grundschullehrer und Erzieherinnen der Prioritätengruppe 2.  Neue Termine in den Impfzentren könnten derzeit aber für die Prioritätengruppe 2 nicht vergeben werden, sagte Bätzing-Lichtenthäler weiter, wer also als Lehrer oder Erzieherin derzeit noch keinen Impftermin habe, müsse sich „noch eine Zeitlang gedulden.“ Von rund 90.000 Beschäftigten in Grundschulen und Kitas haben den Angaben zufolge derzeit rund 35.700 eine Erstimpfung erhalten.

Das Warten auf die Impfungen in Deutschland geht nach Rückschlägen weiter. - Karikatur: RABE Cartoon
Das Warten auf die Impfungen in Deutschland geht nach Rückschlägen weiter. – Karikatur: RABE Cartoon

Neue Impftermine in der Prioritätengruppe 1, also der über 80-Jährigen, sollen aber weiter vergeben werden. Am Dienstag wurden durch den Impfstopp zudem rund 5.300 Impftermine in den Zentren abgesagt, diese würden nun ebenfalls zeitnah neu vergeben und sollten bis Mitte April stattfinden. Gestoppt werden aber die Impfungen bei der rheinland-pfälzischen Polizei, in den Justizvollzugsanstalten sowie in den Krankenhäusern – in allen diesen Einrichtungen sollte mit AstraZeneca geimpft werden. Auch die Impfungen in Einrichtungen der Wiedereingliederungshilfe würden grundsätzlich erst einmal ausgesetzt, es sei denn sie liegen in einer Region mit einer Inzidenz über 100.

Bislang wurden mit AstraZeneca in Rheinland-Pfalz nur Erstimpfungen durchgeführt, die Zweitimpfungen seien ohnehin nicht vor Mitte April terminiert, sagte die Ministerin weiter – bis dahin hofft man nun auf eine positive Entscheidung der EMA. Sollte diese den Impfstoff nicht erneut freigeben, müsse gemeinsam mit dem Bund überlegt werden, wie man weiter vorgehe, sagte Bätzing-Lichtenthäler. Das Land will trotz der neuerlichen Schwierigkeiten zudem an dem Start der mobilen Impfungen für immobile Personen ab dem 22. März durch die Hausärzte festhalten, aufgrund des verschärften Impfstoff-Mangels könnten dann aber erst einmal nur bettlägerige Personen geimpft werden.

„Es bereitet uns Sorge, wie sich das in Zukunft auf AstraZeneca auswirkt“, räumte Bätzing-Lichtenthäler zudem ein – schon vor dem Stopp hatte der AstraZeneca-Impfstoff ein schlechtes Image wegen angeblich geringerer Wirksamkeit und hohen Nebenwirkungen, vielfach hatte es deshalb Vorbehalte gegen eine Impfung mit AstraZeneca gegeben. Experten betonten stets, der Impfstoff sei sicher und sehr wirksam, doch die neuerlichen Entwicklungen dürften dem Image des Vakzins weiter schaden. Die Ministerin betonte nun, wenn der Impfstoff zugelassen bleibe, werde man „Wege überlegen müssen“, wie man für den Impfstoff werben könne.

Info& auf Mainz&: Mehr zum Impfstopp mit AstraZeneca und den Begründungen dafür lest Ihr hier auf Mainz&. Fragen und Antworten zum Impfstopp von AstraZenmeca findet Ihr auch hier auf der Seite des Bundesgesundheitsministeriums im Internet und hier beim Paul-Ehrlich-Institut.

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