Die Ereignisse in der Coronavirus Pandemie überschlagen sich weiter: Deutschland schließt ab Montagfrüh 8.00 Uhr seine Grenzen zu Frankreich, Österreich, Dänemark und der Schweiz, das kündigte Innenminister Horst Seehofer (CSU) am Sonntag an. Mit der Maßnahme soll die Ausbreitung der Pandemie weiter eingegrenzt werden. UPDATE: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) deutete zudem an, eine Schließung aller Geschäfte außer Lebensmitteln, Apotheken und Banken könnte folgen – Deutschland steht ein kompletter Shutdown bevor.

In ganz Deutschland gilt ab Montag: Alle Schulen und Kitas sind dicht, eine Notfallbetreuung für Kinder einzelner Berufsgruppen soll eingerichtet werden. Das Bildungsministerium in Mainz teilte mit, auch die Schülerbeförderung solle weitgehend regulär stattfinden – gleichzeitig kündigte die Mainzer Mobilität an: Wegen der Schulschließungen stelle man auf Ferienfahrplan um. Die Deutsche Bahn kündigte an, den Regionalverkehr zu reduzieren. Die Universität Mainz sagte am Sonntag alle Prüfungen der nächsten Zeit ab. Nach SWR3-Informationen organisiert die Bundesregierung gerade Rücktransporte von deutschen Touristen aus dem Ausland – bitte informiert Euch, falls Ihr betroffen seid!

Deutschland macht nun doch seine Grenzen zu den Nachbarländern Frankreich, Österreich und Schweiz dicht, die Mainzer Narren ahnten das schon 2019... - Foto: gik
Deutschland macht nun doch seine Grenzen zu den Nachbarländern Frankreich, Österreich und Schweiz dicht, beim Gonsenheimer Carnevalsverein spielten sie das schon mal in den Kammerspielen 2019 durch… – Foto: gik

Im Kampf gegen das Coronavirus werden praktisch stündlich die Maßnahmen von Bund, Ländern und Kommunen verschärft in dem verzweifelten Bemühen, die Auswirkungen der Pandemie doch noch einzudämmen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) rief die Deutschen am Samstag in ihrem Podcast dazu auf, auf soziale Kontakte so weit es geht zu verzichten und schlicht zuhause zu bleiben – gerade auch in der Freizeit.

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Am Sonntagabend kündigte Innenminister Horst Seehofer an, Deutschland werde ab Montag 8.00 Uhr die Grenzkontrollen zu Frankreich, Österreich, die Schweiz und Dänemark wieder in Kraft setzen. „Die Ausbreitung des Coronavirus schreitet schnell und aggressiv voran, sowohl in Deutschland, als auch in den Nachbarstaaten werden jeden Tag viele neue Erkrankungsfälle gemeldet“, begründete Seehofer die Maßnahme: „Die Lage ist sehr ernst.“ Dänemark, Österreich und Frankreich hatten bereits zuvor angekündigt, die Grenzen zu Deutschland zu schließen, Polen und Tschechien taten das schon.

Seehofer übte zudem indirekt Kritik am Zögern Europäischen Union: Es werde zudem gerade eine europäische Lösung „formuliert“, das häre er, sagte Seehofer weiter – bisher gebe die es immer noch nicht. „Man muss sich mal klar machen, in Deutschland ist das Virus seit Januar“, sagte Seehofer. Es sei „kein Wunder“, wenn Länder dann im Interesse der eigenen Bevölkerung handelten, kritisierte der deutsche Innenminister: „Schuldig macht sich nur, wer nicht handelt.“ Das hier sei „mit Abstand die größte Krise, die ich bisher erlebt habe“, fügte er hinzu.

Innenminister Horst Seehofer (CSU) auf der Pressekonferenz zu den Grenzschließungen wegen der Coronavirus Epidemie. - Screenshot: gik
Innenminister Horst Seehofer (CSU) auf der Pressekonferenz zu den Grenzschließungen wegen der Coronavirus Epidemie. – Screenshot: gik

Spanien rief am Sonntag den Notstand aus und verhängte eine Ausgangssperre, Frankreich hatte bereits am Samstag alle öffentlichen Aktivitäten für beendet erklärt, sogar Bars und Geschäfte bis auf das Notwendigste geschlossen, Österreich folgte am Sonntag. Experten gehen davon aus, dass dies auch in Deutschland geschehen wird – Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bereitetet die Deutschen am Sonntag indirekt darauf vor: „Jetzt ist die Zeit für Maßnahmen, das öffentliche Leben herunterzufahren“, sagte Spahn im Bericht aus Berlin im ZDF, und versicherte: Lebensmittelgeschäfte, Apotheken und Banken würden aber in jedem Fall offen bleiben.

Die Schließung von Geschäften in den Nachbarländern sei auch ein Grund für die Grenzschließung von Deutschland, räumte Seehofer ein – die Bundesregierung befürchtete Hamsterkäufe aus den Nachbarländern, gerade in Grenzregionen. Warenverkehr und grenzüberschreitender Pendlerverkehr von Arbeitnehmern seien aber ausgenommen, betonte Seehofer. Pendler könnten einen Passagierschein bekommen von ihren jeweiligen Landesregierungen, der einfach hinter die Windschutzscheibe gelegt werde. Reisende ohne wichtigen Grund werden aber untersagt. „Eine der wichtigsten Maßnahmen beim Infektionsschutz ist die Unterbrechung der Ansteckungskette“, betonte Seehofer, „dafür müssen nicht nur Veranstaltungen und soziale Kontakte, sondern auch Reisebewegungen eingeschränkt werden.“ Das Einschränken der sozialen Kontakte sei jetzt „das A und O“, unterstrich Seehofer explizit.“

Deutsche, die derzeit noch in diesen Ländern im Urlaub weilen, dürften aber „selbstverständlich“ wieder einreisen, sagte Seehofer.  Personen, die im Rahmen der Grenzkontrollen aber als Verdachtsfälle eingestuft würden, werde die Einreise nicht gestattet. Das Bundesgesundheitsministerium forderte zudem alle aus Italien, Österreich und der Schweiz zurückkehrende Deutsche auf, sich 14 Tage in Quarantäne zu begeben – egal, ob man Symptome der Erkrankung mit Covid-19 habe oder nicht. Wer jetzt noch im Ausland ist, wird sich ohnehin beeilen müssen, will er noch zurückkommen: Weltweit werden Flüge nach Europa Deutschland gestrichen und Bahnverbindungen eingestellt – Europa ist derzeit das Epizentrum für die Ausbreitung des neuen Coronavirus.

Deutschland macht dicht, Schulen und Kitas bleiben ab Montag weitgehend leer. - Foto: gik
Deutschland macht dicht, Schulen und Kitas bleiben ab Montag weitgehend leer. – Foto: gik

Die John Hopkins Universität zählte am Sonntagmittag 4.585 Infektionen allein in Deutschland, 4.481 in Frankreich und 6.391 in Spanien. In Rheinland-Pfalz gibt es laut Gesundheitsministerium aktuell 200 Fälle, davon 17 im Kreis Mainz-Bingen und 17 in der Stadt Mainz – das waren die höchsten Infektionszahlen im Land. Im Kreis Bad-Kreuznach waren es offiziell 13, im Kreis Alzey-Worms 8. Hessen zählte am Sonntagmittag, 12.00 Uhr bereits 282 bestätigte Fälle mit dem SARS-CoV-2, davon sieben in Wiesbaden. Real dürften es erheblich mehr sein – die Testcenter kommen derzeit mit dem Testen von Verdachtsfällen nicht nach, nicht alle leichten Verdachtsfälle werden überhaupt noch getestet.

Die wichtigste Maßnahme gegen die Ausbreitung des Virus lautet deshalb zurzeit: Zuhause bleiben. Soziale Kontakte meiden. Keine Parties, keine Besuche in Restaurants oder von Veranstaltungen, keine privaten Treffen in größerer Runde. Es sei jetzt entscheidend, die Ausbreitung der Infektionen zu verlangsamen, weil sonst das Gesundheitssystem die Zahl der Schwererkrankten nicht werde aufnehmen und versorgen können (mehr dazu gleich auf Mainz&.)

Dazu soll auch die radikale Schließung aller Schulen und Kitas im Land dienen: Alle Bundesländer haben ab Montag, 16. März, Schulen und Kitas geschlossen, das gilt sowohl für öffentliche wie für private Einrichtungen. Die Einrichtungen sollen am Montag „Dienstbesprechungen zur Organisation des Notdienstes durchführen“, heißt es in einem Schreiben von Bildungsministerin Stefanie Hubig (SPD) an die Schulen. Für Kinder und Jugendliche, deren Eltern nicht in der Lage seien, eine Betreuung sicherzustellen, sei eine Notfallbetreuung anzubieten. Abiturprüfungen und sonstige Abschlussprüfungen sollen aber wie geplant ab dem 16. März stattfinden und nur im Notfall verschoben werden.

Kitas und Schulen sollen ab Montag Notfallbetreuung organisieren. - Foto: gik
Kitas und Schulen sollen ab Montag Notfallbetreuung organisieren. – Foto: gik

Für Schüler in der Notfallbetreuung sei ein „an die Situation angepasstes pädagogisches Angebot sicherzustellen“, teilte die Ministerin weiter mit, für Schüler, die zu Hause blieben, seien „ebenfalls Lern- und Unterrichtsmaterialien differenziert anzubieten.“ Für das schulische Personal bestehe weiterhin Dienstpflicht, Personen, die ein
erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf einer COVID-19 Infektion hätten sowie Schwangere sollten aber „nicht in der Schule arbeiten, sondern in Abstimmung mit der Schulleitung andere Aufgaben übernehmen.“ Die Zeit ab 16. März seien „keine verlängerten Osterferien, sondern weiterhin Schulzeit, in der alternative Unterrichtsangebote zur Verfügung gestellt werden“, betonte die Ministerin.

Eine Ausnahme gilt für einige Förderschulen: Wer in einem großen Umfang „Schüler mit komplexen Beeinträchtigungen und finalen Erkrankungen“ beschule, werde auch am Montag offenbleiben. Auch in den Kitas gelte: Kinder sollten nach Möglichkeit zuhause bleiben, alle Kindertagesstätten seien aber grundsätzlich für eine Notbetreuung offen zu halten. Die Notbetreuung richte sich vor allem an „Berufsgruppen, deren Tätigkeiten zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung des Staates und der Grundversorgung der Bevölkerung notwendig sind“. Dazu gehören Angehörige von Gesundheits- und Pflegeberufen, Polizei und Feuerwehr, Justiz und Justizvollzugsanstalten, Lehrkräfte und Erzieher sowie Angestellte von Energie- und Wasserversorgung. Aber auch berufstätige Alleinerziehende, die keine andere Betreuungslösung haben, sollen ihre Kinder in die Notbetreuung geben können.

Die Mainzer Mobilität stellt ab Montag 16. März auf Ferienfahrplan um. - Foto: gik
Die Mainzer Mobilität stellt ab Montag 16. März auf Ferienfahrplan um. – Foto: gik

Zugleich betonte das Ministerium, die Kinder sollten nicht neu gruppiert, sondern in ihren vertrauten Gruppen betreut werden – der Virologe Christian Drosten hatte nachdrücklich davor gewarnt, nun Kinder aller Berufsgruppen der Daseinsvorsorge gemeinsam zu betreuen. Das könne der Verbreitung des Virus weiter Vorschub leisten. Gleichzeitig betonte das Bildungsministerium, auch die Schülerbeförderung solle weitgehend regulär stattfinden, damit Schüler auch die Notbetreuung in den Schulen erreichen könnten.

Doch das wird zumindest in Mainz nicht der Fall sein: Die Mainzer Mobilität kündigte an, ab Montag auf Ferienfahrplan umzustellen. Fahrten, die nur an Schultagen stättfänden, fielen aus, diese Fahrten sind mit einem S im Fahrplan gekennzeichnet, teilte das Unternehmen weiter mit. Wegen der Kurzfristigkeit der Umstellung würden allerdings diese Fahrten zu Beginn der Woche voraussichtlich noch in den Apps und digitalen Verbindungsauskünften angezeigt, obwohl sie nicht stattfinden, warnte das Unternehmen. Auf allen Straßenbahnlinien sowie auf der Buslinie 66 gebe es separate Ferienfahrpläne mit geänderten Abfahrtszeiten.

Der Einstieg in die Busse ist bereits seit dem Wochenende zum Schutz der Fahrer nur noch an den hinteren Türen möglich, Fahrscheine werden in Bussen und Straßenbahnen nicht mehr verkauft. Die Mainzer Mobilität betonte zudem, alle Fahrzeuge würden täglich mit einem viruziden Reinigungsmittel gesäubert, das gelte ausdrücklich auch für Haltestangen.

Info& auf Mainz&: Die Landesregierung in Mainz hat eine neue Informationsseite im Internet eingerichtet – Ihr findet sie genau hier. Das Bistum Mainz informiert über seine Einrichtungen genau hier. Alle Informationen, Meldungen und Hintergründe zur Coronavirus Epidemie findet Ihr ab sofort auf unserer neuen Sonderseite „Alles zum Coronavirus“ genau hier bei Mainz&. Ausführliche Informationen rund um das Coronavirus, Krankheitsverlauf, Ansteckungsgefahr und und und findet Ihr auch hier beim Robert-Koch-Institut.

Die kostenfreie Hotline des Landes Rheinland-Pfalz ist unter der kostenfreien Rufnummer 0800 575 81 00 erreichbar, und zwar von Montag – Freitag 8.00 bis 18.00 Uhr und Samstag – Sonntag 10.00 bis 15.00 Uhr. Rund um die Uhr erreichbar ist die bundesweite Patienten-Hotline unter der Rufnummer 116117 (ohne Vorwahl). Passt auf Euch auf, bleibt gesund – und BLEIBT ZUHAUSE! Mehr dazu später auf Mainz&.

 

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