Der Advent ist im Normalfall der umsatzstärkste Monat im Mainzer Einzelhandel, doch in diesem Jahr geht die Angst um unter den Händlern: Was wird aus dem Weihnachtsgeschäft 2020? Trauen sich die Kunden trotz Corona-Pandemie in die Geschäfte – oder kaufen viele ihre Weihnachtsgeschenke einfach im Internet? Bislang hieß es stets, der Handel leide erheblich unter der Corona-Pandemie, die Kunden blieben weg. Die Stadt Mainz startet deshalb nun zum 1. Advent eine Imagekampagne für den Einkaufsstandort Mainz: Anzeigen in Zeitungen, Online sowie in sozialen Medien sollen Mainzer sowie Kunden aus dem Umland zum Einkaufen nach Mainz locken. Das Thema Online-Einkauf bleibt dabei außen vor.

Einkaufszentrum am Brand in Mainz im April kurz nach der ersten Lockerung des Lockdowns. - Foto: gik
Einkaufszentrum am Brand in Mainz im April kurz nach der ersten Lockerung des Lockdowns. – Foto: gik

„Viele Betriebe leiden weiterhin unter den Auswirkungen der Pandemie“, sagte Wirtschaftsdezernentin Manuela Matz (CDU), „wir möchten daher ein positives Signal aussenden, und die leidtragenden Akteure dadurch unterstützen, dass wir aktiv für ein achtsames Einkaufen in Mainz werben.“ Der Mainzer Einzelhandel und viele weitere Branchen bauten weiterhin auf das Weihnachtsgeschäft, das wolle die Stadt unterstützen. Dafür soll in zahlreichen Print- und Online-Medien in Mainz und dem Umland Anzeigen sowie Großflächenwerbung geschaltet werden, auch Radiospots sind vorgesehen.

Ziel der Kampagne sei es, „in diesen schwierigen Zeiten die Mainzer Einkaufsquartiere und Geschäfte zu stärken, um das Advents- und Weihnachtsgeschäft zusätzlich anzukurbeln“, sagte Matz weiter – schließlich kann wegen der Corona-Pandemie kein Weihnachtsmarkt stattfinden, Kultureinrichtungen, Restaurants und Cafés bleiben mindestens bis Ende November geschlossen. Die Kampagne solle deshalb Mainzer, aber auch Menschen aus dem Umland, „dazu animieren, ihre ohnehin geplanten Weihnachtseinkäufe im stationären Einzelhandel in Mainz zu erledigen – und auch gerne später wiederzukommen, wenn das Mainzer ‚Einkaufserlebnis‘ wieder in voller Pracht erlebt werden kann“, betonte Matz.

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Header der neuen Werbekampagne "Einkaufen in Mainz". - Screenshot: gik
Header der neuen Werbekampagne „Einkaufen in Mainz“. – Screenshot: gik

Als zentrale Anlaufstelle soll dazu die neu geschaltete Webseite „www.einkaufen-in-mainz.de“ dienen, geworben wird hier allerdings für ein Mainz jenseits der Corona-Zeiten: Essen gehen, Kultur genießen oder ein Glas Wein beim Marktfrühstück – auf den ersten Blick wirkt hier wenig Corona-spezifisch. Auch für das „Mainz-Gefühl“ wird geworben – Pauschalpakete mit Übernachtung und freiem Eintritt in die Museen inklusive.

Matz räumte ein, das Projekt sei vor der Corona-Pandemie konzipiert worden, um den stationären Einzelhandel und die Gastronomie in Vordergrund zu stellen. „Wir haben uns trotzdem entschieden, das jetzt durchzuführen“, sagte sie auf Mainz&-Nachfrage, man wolle „die Marke Einkaufsstadt Mainz auch in schwierigen Zeiten transportieren, und sei es, dass man sich drauf freut, wieder da hinzugehen.“ Solange noch Corona-Bedingungen herrschten, wolle man eben mit aktuell möglichen Angebote wie „To-Go-Gastronomie“,  Kulturstätten im öffentlichen Raum und das „Durchatmen“ an der frischen Luft werben.

Die Citymeile rund um die Römerpassage ist eines der sechs beworbenen Einkaufsviertel von Mainz. - Foto: gik
Die Citymeile rund um die Römerpassage ist eines der sechs beworbenen Einkaufsviertel von Mainz. – Foto: gik

Präsentiert wird die Einkaufsstadt Mainz dabei in sechs Vierteln: Dom und Markt, das Einkaufszentrum am Brand, die Altstadt, die Gaustraße und den Schillerplatz, die Citymeile rund um die Römerpassage sowie die Neustadt als „hippes Viertel“. Einen Einkaufsführer mit einer Übersicht der vorhandenen Läden gibt es zum Download, die „Gastro-Geheimtipps“ wird man sich aber wohl für das Jahr 2021 abspeichern müssen. „Ich appelliere an alle Mainzer, und auch an die Menschen im Umland, gerade jetzt unsere lokalen Einzelhändler zu unterstützen und – statt im Internet – vor Ort einzukaufen oder zu bestellen“, betonte Matz. Das gelte auch für die Gastronomie, die vielfach Essen to Go oder Lieferservice anbiete.

Und spätestens da wird die Lücke im Angebot sichtbar: Das Wort Online kommt hier nirgends vor. Weder gibt es Links zu Online-Shops, noch gibt es eine digitale Bestellungsmöglichkeit auf der Webseite selbst – online Einkaufen ist hier schlicht nicht vorgesehen. Dabei scheuen viele Menschen den Gang in die Innenstadt gerade weil sie sich nicht in vollen Läden bewegen wollen – Online-Lieferservice-Angebote wie Amazon & Co machten in der Corona-Pandemie den Umsatz ihres Lebens. Einzelhandelsverband und Städtetag warnten deshalb schon im Sommer vor einer drohenden Insolvenzwelle samt Verödung der Innenstädte – es sei „mehr Hirnschmalz“ für kreative Kampagnen zur Belebung der Innenstädte gefragt.

Werbung für den Newsletter auf Einkaufen-in-Mainz. - Screenshot: gik
Werbung für den Newsletter auf Einkaufen-in-Mainz. – Screenshot: gik

In Mainz wurde im ersten Lockdown im Frühjahr zwar der Lieferservice „Mainz gebracht“ gegründet, dabei wurden Waren von Mainzer Geschäften direkt zu den Kunden im Stadtgebiet gebracht – der Lieferdienst ist inzwischen aber nicht mehr verfügbar. Das Projekt habe sich nicht fortsetzen lassen, weil der Lieferservice im Lockdown ehrenamtlich geleistet worden sei, sagte Matz auf Nachfrage. Eine Etablierung eines professionellen Lieferservices scheiterte offenbar an der Finanzierung. Auch Versuche, gemeinsame Online-Portale zur Vermarktung der Einzelhändler in Mainz hätten sich bisher nicht recht durchgesetzt, sagte Matz weiter: „Wir haben noch einen großen Anteil von stationärem Handel, der nicht online unterwegs ist.“

Ob es mit der Werbekampagne gelingt, die Kunden in die Stadt zum Shoppen zu ziehen, bleibt abzuwarten. Vergangenes Wochenende jedenfalls sei die Stadt ausgesprochen gut besucht gewesen, sagte Matz noch: „Die Geschäfte sind teilweise übervoll.“ Getragen wird die Kampagne von einer breiten Initiative von City Management, Werbegemeinschaft Mainz und Mainzplus Citymarketing sowie dem Einzelhandelsverband Rheinland-Pfalz. Die Corona-Pandemie habe gezeigt, „dass eine Innenstadt nur funktionieren kann, wenn das entsprechende Angebot seitens Einzelhandel, Gastronomie und Kultur auch erlebbar ist“, sagte Mainzplus-Chef August Moderer: „Daher ist es unser aller Aufgabe, dass wir gemeinsam nach vorne blicken und uns durch schlagkräftige Maßnahmen gegenseitig unterstützen.“

Dem Handel setze die aktuelle Situation besonders zu, sagte der Mainzer Juwelier und Vizepräsident des Handelsverbands Deutschland, Jan Sebastian. Lokale Initiativen, die Unterstützung der Stadt und die Zusammenarbeit der handelnden Akteure seien der Schlüssel dafür, die Krise zu meistern werden, „derartige Kampagnen sind genau richtig, um sich dem Normalzustand auf lange Sicht wieder anzunähern.“ Und Citymanager Dominque Liggins betonte: „Dieses Weihnachten zählt!“ Die Unterstützung der lokalen Betriebe sei zum jetzigen Zeitpunkt „besonders wichtig, damit dieses kräftezehrende Jahr wenigstens noch einen kleinen Höhepunkt für die Betriebe bereithält.“

Info& auf Mainz&: Die Debatte um den Einzelhandel in der Coronakrise und Initiativen zur Belebung von Innenstädten wurde bereits im Sommer heiß geführt, einen ausführlichen Text über die Probleme sowie über kreative Ideen zur Abhilfe findet Ihr hier bei Mainz&. Die Internetseite zur Kampagne Einkaufen in Mainz findet Ihr hier im Internet.

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