Verletzter Greifvogel, eingeklemmtes Schaf – es ist ja schon ein bisschen verrückt, worum sich die Polizei Mainz so alles kümmern muss. Im Minutentakt ratterten am Freitag die Meldungen über den Twitteraccount der Mainzer Polizei, zum ersten Mal gab es einen Twitter-Marathon im Mainzer Polizeipräsidium. Und da konnte man schon mal ins Staunen kommen, wie sehr die Beamten auf Trab gehalten werden: Einbruchsversuche, Ladendiebstahl, verwirrte Frau, ein Betrunkener auf der Fahrbahn und zahlreiche kleinere Verkehrsunfälle – 12 Stunden lang gab und gibt es noch spannende Einblicke in den ganz realen Polizeialltag.

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Twitterten live von der Polizeiarbeit: Pressestellenleiter Peter Metzdorf (links) und Polizeioberkommissar Alex Fehr (rechts) – Foto gik/Polizei Mainz

„Das ist der ganz normale Alltagswahnsinn“, sagte Peter Metzdorf, Leiter der Pressestelle der Mainzer Polizei schmunzelnd zu Mainz&: „Wir sitzen hier in der Einsatzleitstelle und twittern, sobald die Ereignisse reinkommen.“ Um 12.00 Uhr startete der erste Twitter-Marathon der Mainzer Polizei, das Ziel: Zeigen, was im ganz normalen Alltag der Polizei so passiert. Bürgernähe und Transparenz von Polizeiarbeit seien natürlich die Ziele, sagte Metzdorf: „Sie sehen ja, was hier so passiert – das ist wirklich im Minutentakt.“

„15:34 In Bad Kreuznach sitzt ein Mann auf der Straße und behindert den Verkehr“, hieß es da etwa, nur eine Minute später dann: „15:35 Zeuge entdeckt Hebelspuren an seiner Balkontür in Heidesheim. Kriminalpolizei fährt vor Ort.“ Und in der gleichen Minute: „15:35 A60/Hechtsheim: Motorrad fährt auf LKW auf und bleibt unverletzt – Glück im Unglück. Autobahnpolizei ist unterwegs.“ Eine defekte Fußgängerampel in Saulheim beschäftigte die Beamten am Freitag ebenso wie eine Hochzeitsgesellschaft in Mainz, die samt Kutsche den Verkehr behinderte.

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Skurriles, Ernstes, Panne, Diebstahl, Unfall – die ganz normale Polizeiarbeit in 12 Stunden via Twitter – Foto: gik

Im Mainzer Hafen musste sie zwischen einem geschassten Matrosen und dessen Kapitän in einem Streit um noch zu zahlenden Lohn vermitteln, dazu Metallteile auf der Pariser Straße und der Diebstahl einer Flasche Wasser, eine Anwohnerin, die „Drogengeruch“ und Hanfpflanzen auf dem Nachbarbalkon bemerkte – die Bandbreite der Einsätze war wahrlich groß.

Natürlich gab es auch die ernsthafteren Ereignisse: Ein Unfall mit einem Rettungswagen, der Diebstahl einer Handtasche aus dem Rollator einer älteren Dame oder mehrere geklaute Wertsachen aus Spinden in einem Reha-Zentrum in Mainz. Überhaupt wurde viel geklaut an diesem Freitag, „wir ermitteln“, „nehmen Spuren auf“, twitterte die Polizei dann, oder auch: „15-jähriger Ladendieb klaut Playstationzubehör in Bad Kreuznach. Lohnt sich nie!“

Überhaupt waren es die kleinen, aber feinen Zusätze in den Twitternachrichten, die den hohen Unterhaltungswert des Twitter-Marathons ausmachten: „Unbekannte schlugen Lager in Rohbau in Nieder-Olm auf. Wir kümmern uns um die ungebetenen Gäste“, hieß es etwa um 14.18 Uhr. Oder um 16.28 Uhr: „Greifvogel kollidiert am AB Dreieck Nahetal mit PKW und verletzt sich dabei. Wir versuchen, ihm zu helfen.“ Das galt dann auch für ein armes Schaf, das sich in Heidesheim in einem Zaun verheddert hatte. „Wir eilen zur Befreiung“, twitterte die Polizei eilig. Das allerdings war vergebens, denn um 19.12 Uhr hieß es dann: „Streife konnte kein Schaf mehr finden. Es konnte sich vermutlich selbst befreien. Hoffentlich findet es wieder heim.“

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Halbzeit mit Schaf und Autorennen: Twitter-Marathon der Mainzer Polizei – Foto: gik

„Es darf nicht brutal ernst sein, wir wollen auch mal lockerer sein, die Bürger mögen das sehr“, sagte Metzdorf, aber übertreiben dürfe die Polizei den lockeren Ton natürlich auch nicht, „wir sind ja kein Spaßverein.“ Denn der Einsatz auf Twitter, er hat auch einen durchaus ernsten Hintergrund: „Das Ziel ist auch, unseren Twitter-Account noch mehr publik zu machen und Follower zu gewinnen“, sagt Metzdorf, „wir wollen auch für den Ernstfall gerüstet sein – damit wir, wenn wir wirklich mal eine größere Lage haben, die Leute auch blitzschnell informieren können.“

Der Amoklauf in einem Münchner Einsatzzentrum hat es gerade deutlich gemacht, damals informierte die Polizei die Münchner über Sperrungen und Gefahrenlage auf dem Kurznachrichtendienst. Das sei ein durchaus wichtiges Medium in solchen Lagen, wichtiger sogar als Facebook, betonte Metzdorf: „Twitter ist einfach schneller“ – auf dem Nachrichtendienst verbreiten sich News im Sekundentakt und im Schneeballsystem. Dafür gerüstet zu sein, „das steckt schon auch hinter dem Twitter-Marathon“, betonte Metzdorf.

Und so saßen am Freitag zwei Leute ständig am Polizeicomputer: Polizeioberkommissar Alex Fehr twitterte im Minutentakt, und Metzdorf selbst kümmerte sich um die Reaktionen der User. „Die Rückmeldungen sind durchaus positiv: schön, dass ihr das macht, interessant, hinter die Kulissen zu blicken“, berichtete Metzdorf. Und Nein, der Twitter-Einsatz hindere keinen Kollegen daran, die Arbeit auf der Straße zu machen: „Wir sind so gut – wir können twittern und unsere Arbeit machen“, sagte Metzdorf mit einem Schmunzeln: „Das ist hier mal ‚Polizei Uncut‘ – nichts geschönt, nichts dazu erfunden.“

Info& auf Mainz&: Den ersten Twitter-Marathon der Mainzer Polizei könnt Ihr noch bis 24.00 Uhr unter dem Twitter-Account @polizeimainz mitverfolgen. Wenn Ihr ein Account auf Twitter habt – hier ist der Link.

 

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