Im Oktober 2017 verkündeten sie ihre Pläne, im Sommer 2018 wollten sie eigentlich fertig sein – nun ist es endlich geschafft: Am Freitag öffnet die Eulchen Brauerei ihre neue Brauerei. Sechs Jahre nach dem Start der „Bierrevolution“ gründen Philip Vogel und Leonidas Lazaridis ihre Craft Bier-Brauerei ausgerechnet auf dem historischsten aller Rebensaft-Böden: In der alten Kupferberg-Sektkellerei auf dem Kästrich entstand eine hochmoderne Bierbrauerei. Nach zwei Jahren Planung und Bauzeit sei es nun endlich geschafft, freuen sich Philip und Leonidas: Am Freitag öffnet auf 1.000 Quadratmetern Fläche ihre neue Produktionsstätte mit hochmoderner Technik, aber auch mit einem Brauereiausschank.
Zwei Jahre habe der Umbau der alten Räume letztlich gedauert, berichten die beiden Bierbrauer kurz vor dem Start – es seien zwei Jahre „mühevoller Entfernung tonnenschwerer alter Stahltanks, Beseitigung von Bausünden der letzten Jahrzehnte und notwendigen Instandsetzungen“ gewesen. Alles sei „in chirurgischer Präzision“ geschehen, immer darauf bedacht, den historischen Zustand des Gemäuers wiederherzustellen. In der Tat, viel historischer kann man in Sachen Trinkgenuss in Mainz nicht logieren: 1850 gründete hier Christian Adalbert Kupferberg seine Sektkellerei, die schnell zu den berühmtesten und besten Häusern Deutschlands wurde. Kupferberg gehörte zu den Mit-Erfindern des deutschen Sektes, die Kupferberg-Keller sind bis heute die tiefsten Sektkeller der Welt.
Nun zieht in die alten Räume ausgerechnet eine Bierbrauerei ein, passend ist das trotzdem, leben doch auch die Eulchen Macher den Erfindergeist ihrer historischen Vorgänger: 2013 brauten Philip und Leonidas ihr erstes Bier als Abschlussarbeit an der Hochschule Mainz. Die selbst ernannte „Rebellion gegen das Einheitsbier“ begann mit 2000 Flaschen noch bevor der große Craft Bier Hype Deutschland erreichte – und löste umgehend eine überwältigende Resonanz aus.
Aus den ersten 2.000 Flaschen mit der Eule wurde im Handumdrehen eine Kult-Marke, 2014 erweckten Philip und Leonidas das jahrelang leerstehende letzte historische Wasserhäuschen in Mainz mit einem Eulchen-Verkaufsstand zu neuem Leben. Seit 2016 betreiben sie den Eulchen Schlossbiergarten im Innenhof des Kurfürstlichen Schlosses. „Wir wollen Orte des Austauschs und der Interaktion schaffen, Plätze beleben, um mit unserem Engagement einen positiven Beitrag zur Mainzer Stadtentwicklung zu leisten“, erzählte Vogel damals Mainz&.
Ihr Bier brauten Vogel und Lazaridis bislang aber noch in einer Brauerei in Süddeutschland, auf Dauer war das keine Lösung. Jetzt sei einfach Zeit gewesen, die gesamte Produktion der Eulchen Brauerei an einem Ort zusammenzuführen, berichten die beiden Unternehmer im Oktober 2017, doch die Suche nach einer passenden Location gestaltete sich schwierig: „Wir wollten nicht irgendein altes Gebäude in Mainz umbauen oder in ein anonymes Industriegebiet umziehen“, berichteten die beiden, „es sollte ein historischer Ort sein – im Herzen der Stadt – um Mainz eine Brauerei zum Anfassen zu geben.“
Nichts weniger als die Wiederbelebung der alten Mainzer Bierkultur hatten sich die beiden Jungunternehmer auf die Fahnen geschrieben – nun wird aus dem Traum Realität: Auf dem Kupferberg entstand eine eigene Brauanlage mit Abfülllinie, eine Brauerei, die Besucher erleben können: „Bei einer Brauereiführung, einem Tasting mit unserem Braumeister und Biersommelier, oder bei einem Eulchen und gutem Essen in unserem Brauereiausschank“, versprechen die Gründer. Gastronomisch arbeite man eng mit den Nachbarn vom Restaurant Kupferbergterrassen zusammen und haben eigens dafür entwickelte Speisen zusammengestellt – wie den Eulchen Burger, mit in Bier eingelegten Zwiebeln.
Es ist beileibe nicht die erste Bierbrauerei auf dem Kästrich: Auf dem Hügel mit seinen tiefen und deshalb kalten Kellern standen einst die Brauereigebäude der 1859 gegründeten Mainzer Aktienbräu ( MAB), die mit rund 300.000 Hektolitern Ausstoß zeitweise zu den zehntgrößten Brauereien Deutschlands gehörte. Der Zweite Weltkrieg zerstörte die Brauerei auf der Kupferbergterrasse, die Brauerei fand nie wieder zurück zur alten Größe. Nach über 160 Jahren wird nun auf dem Mainzer Kästrich ein neues Kapitel der Mainzer Biergeschichte geschrieben.
Gefeiert wird das ein ganzes Wochenende lang: Am Freitagnachmittag findet die offizielle Eröffnung mit geladenen Gästen statt, ab 20.00 Uhr gibt es Jazz in der Eulchen Brauerei. Samstag laden die Macher ab 14.00 Uhr zur Besichtigung. Zum offiziellen Start haben sich die Eulchen-Macher zudem eine besondere Aktion ausgedacht: Sie vergeben eine limitierte Anzahl an Genussscheinen im Wert von 150 Euro. Wer in die Eulchen Brauerei investiert, erhält dafür eine jährliche Bierrendite in Höhe von 6 Prozent, die in Bierwertmarken einmal jährlich ausgeschüttet wird und eine Einladung zur exklusiven Hauptversammlung beinhaltet.
Info& auf Mainz&: Freitag, 29. März 2019 Eröffnung der neuen Eulchen Brauerei auf der Kupferbergterrasse, Hausnummer 17. Am Freitagnachmittag findet die offizielle Eröffnung mit geladenen Gästen statt, ab 20.00 Uhr gibt es Jazz in der Eulchen Brauerei. Samstag laden die Macher ab 14.00 Uhr zur Besichtigung, bis 19.00 Uhr gibt’s stündliche Führungen, ab 19.00 Uhr wird gefeiert. Für die Brauereiführungen muss man sich allerdings auf der Eulchen-Facebook-Seite oder per Email unter info(at)Eulchen-bier.de anmelden, die Plätze sind limitiert! Der Brauereiausschank hat danach ab dem 03. April regulär mittwochs bis samstags ab 17.30 Uhr geöffnet. Infos auch noch einmal hier im Internet. Die ganze bisherige Geschichte von Philipp Vogel und Leonidas Lazaridis und ihrem Eulchen Bier erzählen wir Euch hier – und dazu die der 600 Jahre alten Mainzer Biergeschichte.