Am Montag erntete Mathias Wolf bereits die ersten Federweißer-Trauben in seinen Weinbergen bei Lörzweiler, es war der früheste Erntestart aller Zeiten. Der Winzer freut sich schon auf die ersten Kunden: Seit Jahren betreibt Wolf den Federweißerstand auf dem Mainzer Schillerplatz. Doch verkaufen darf Wolf seinen begehrten jungen Wein erst ab dem 15. August – ein Stadtratsbeschluss vom vergangenen Jahr will es so. Mehr noch: Mit dem Beschluss wurde die Verkaufszeit der Federweißerstände auf den 31. Oktober begrenzt. Wolf bedauert das: „Ich weiß nicht, warum das so ist“, sagte der Winzer am Montag Mainz&: „Wir haben sonst immer bis zum 20. November verkauft – und die Kunden haben das gerne angenommen. Jetzt ist Ende Oktober Feierabend, warum wissen wir nicht.“
Auf Nachfrage teilte uns die Stadt Mainz nun mit: Es gab in der Tat eine Änderung der „Richtlinie zur Inanspruchnahme des öffentlichen Straßenraums im Stadtgebiet der Landeshauptstadt Mainz“, beschlossen durch den Mainzer Stadtrat am 28. Juni 2017. Darin wird die Erteilung von „Sondernutzungserlaubnissen“ geregelt – dazu gehören Plakatierungen ebenso wie Informations- und Werbestände, aber auch Sonderverkaufsstände für Federweißer, Obst, Gemüse und Maronen.
Federweißerstände, heißt es darin, „sind ausschließlich in der Zeit vom 15.08. bis zum 31.10. eines jeden Jahres genehmigungsfähig“, zugelassen sind ferner maximal sechs Stände gleichzeitig in der Innenstadt. Ziel sei unter anderem eine Überfrachtung des öffentlichen Straßenraums durch Sondernutzungen zu verhindern und einen Ausgleich zwischen den Interessen verschiedener Straßennutzer zu wahren, heißt es von Seiten der Stadt weiter. Auch sollen die „gestalterischen Belange des Straßen- und Stadtbildes“ gewahrt werden und vor allem „Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs im Stadtgebiet Mainz“ gesichert werden.
Im Übrigen beginne im November am 11.11. die Fastnacht, daher solle im November „kein Federweißer mehr ausgeschenkt werden“, betont die Stadt. Der junge Wein sei „ein saisonales Produkt, das nicht mehr unbedingt in diese Jahreszeit passt.“ Ein Zeitraum von 2,5 Monaten sei zudem aus Sicht der Stadt lang genug.
Winzer Wolf dürfte das nicht gerne hören: Der Weingutschef ist im Nebenberuf Mainzer Hofsänger, das Ausschenken gerade zu Fastnachtsbeginn dürfte da ein Herzensanliegen sein. „Ich würde auch im November noch ausschenken können und wollen“, sagte Wolf Mainz&, „der Mainzer trinkt auch um diese Jahreszeit gerne noch Federweißer.“ Viele Kunden seien dankbar gewesen, dass er auch noch im November die Stellung gehalten habe. „Selbst beim ersten Raureif haben die Kunden bei uns gestanden“, sagt Wolf.
Gerne wäre Wolf zudem auch schon an diesem Wochenende mit seinem Federweißer-Stand gestartet. Bei der Stadt hieß es dazu, für ein Vorziehen des Startschusses vor den 15. August „besteht kein Bedarf.“ Auch die ausschenkenden Winzer seien „nicht mit diesem Wunsch an die Verwaltung herangetreten.“ Vielmehr öffneten einige Stände auch in diesem Jahr – trotz der frühen Ernte – erst im Laufe des August oder sogar erst im September.
Die Mainzer CDU-Chefin Sabine Flegel sieht dagegen Raum für Flexibilität: „Aufgrund der besonderen Wettervorkommnisse sollte die Verwaltung so flexibel sein, den Starttermin vorzuziehen“, sagte sie Mainz&: „Das wäre ein Zeichen einer dienstleistungsorientierten Behörde.“
Info& auf Mainz&: Den Federweißer-Stand von Winzer Mathias Wolf findet Ihr also ab dem 15. August auf dem Schillerplatz, die weiteren Federweißer-Stände haben hier ihren Standort: Vor dem Kaufhof auf dem kleinen Vorplatz am Haupteingang (Weingut Becker-Schnittler), Flachsmarkt (Weingut Böhm), sowie zweimal am Höfchen (Weingut Helga May und Mainzer Winzer). Zwei weitere Standorte gibt es am Hopfengarten und auf dem Neubrunnenplatz, wer hier ausschenken wird, wissen wir leider (noch) nicht. Mehr zum frühesten Weinlesestart aller Zeiten und über unseren Besuch bei Mr. Wolf in Lörzweiler findet Ihr hier auf Mainz&.