In der Mainzer Flüchtlingsunterkunft „Allianzhaus“ sind weitere 35 Bewohner positiv auf das neuartige Coronavirus getestet worden. Das teilte am Dienstagabend das Gesundheitsamt Mainz-Bingen mit. Damit steigt die Zahl der Infizierten in dieser Flüchtlingsunterkunft auf 52. Am 20. Mai hatte die Stadt Mainz die ersten elf Infektionen mitgeteilt, 30 Personen der Flüchtlingsunterkunft waren daraufhin in Quarantäne in die Gonsenheimer Housing Area gebracht worden. Weil dann aber weitere drei Infektionsfälle auftraten, stellte die Stadt das „Alllianzhaus“ vergangenen Dienstag komplett unter Quarantäne.

In der Flüchtlingsunterkunft im "Allianzhaus" in Mainz gibt es weitere Corona-Infektionen. - Foto: Geografisches Institut Mainz
In der Flüchtlingsunterkunft im „Allianzhaus“ in Mainz gibt es weitere Corona-Infektionen. – Foto: Geografisches Institut Mainz

Das Gesundheitsamt teilte nun mit, es seien die verbliebenen Bewohner auf das Coronavirus getestet worden, insgesamt seien 94 Abstriche gemacht worden. Dabei wurden die 35 neuen Fälle entdeckt, insgesamt seien damit 52 im Allianzhaus gemeldete Personen positiv getestet worden. Stadt Mainz und Gesundheitsamt berieten nun über das weitere Vorgehen, hieß es am Abend.

Die Stadt Mainz hatte über die Infektionsfälle erst am 20. Mai informiert, tatsächlich hatten die ersten positiven Testergebnisse aber schon am 14. Mai vorgelegen, wie das Gesundheitsamt nun informierte. Damals war entdeckt worden, dass eine zehnköpfige Flüchtlingsfamilie komplett infizierte war, dazu das Kind einer weiteren Familie, beide Familien sowie weitere Personen wurden daraufhin in die Quarantäneeinrichtung nach Gonsenheim verlegt. Die Infektionen hatten zudem Auswirkungen auf zwei Mainzer Grundschulen, in die die Kinder der betroffenen Familien gegangen waren.

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Insgesamt fünf Grundschulkinder der betroffenen Flüchtlingsfamilien aus dem Allianzhaus waren positiv getestet worden, daraufhin wurden rund 50 Kinder sowie Lehrkräfte aus der Theodor-Heuß-Schule in Mainz-Hechtsheim und der Eisgrubschule in der Mainzer Altstadt untersucht. Die Tests fielen indes alle negativ aus, der Leiter des Gesundheitsamtes, Dietmar Hoffmann zeigte sich erleichert: Das zeige auch, dass die Abstandsregeln und reduzierten Klassengrößen „funktionieren und wesentlich zum Infektionsschutz beitragen können“, sagte er, fügte jedoch auch hinzu: Das gelte „zumindest bei den jetzigen Schülerzahlen.“

Das „Allianzhaus“ liegt mitten in der Mainzer Innenstadt, die Gefahr, dass von der Unterkunft aus Infektionen weitergetragen wurden, ist groß. Die derzeitigen Lockerungen bringen deutlich mehr Menschen in Kontakt als in den vergangenen zwei Monaten, damit steigt auch die Gefahr, dass sich das Coronavirus wieder deutlich mehr ausbreiten kann – Virologen befürchten deshalb auch eine zweite Infektionswelle.

Flüchtlingsheime könnten Corona-Hotspots sein, warnten bereits zu Beginn der Corona-Pandemie in Deutschland Flüchtlingsverbände. Mainz ist nicht der einzige Ort, wo derzeit Infektionen in Flüchtlingsunterkünften festgestellt werden: In St. Augustin bei Bonn wurden gerade 165 Infektionen auf einen Schlag diagnostiziert. „Die Gefahr wird völlig unterschätzt“, kritisierte der Verband Pro Asyl, Bund und Länder müssten möglichst schnell dafür sorgen, dass große Einrichtungen „geleert“ würden und man wegkomme von den Massenunterkünften. Man laufe dort sonst „sehenden Auges in eine Pandemie-Situation hinein, die vermeidbar wäre“, warnte der Verband.

Enge Zimmer, viele Betten - Flüchtlingsunterkünfte können zu Corona-Hotspots werden, warnen Experten. - Foto: gik
Enge Zimmer, viele Betten – Flüchtlingsunterkünfte können zu Corona-Hotspots werden, warnen Experten. – Foto: gik

Auch eine neue Studie der Universität Bielefeld stellte gerade fest, die beengten Wohnverhältnisse könnten die Heime zu wahren „Corona-Hotspots“ machen. Abstandsgebot und Kontaktauflagen könnten in den Heimen kaum eingehalten werden. Kleine Räume für mehrere Personen, Gemeinschaftsküchen, wenige Toiletten und Duschen für viele Bewohner – all das seien in der Pandemie hochproblematische Lebensbedingungen. Die Forscher hatten 1367 bestätigten Infektionsfälle aus 23 Einrichtungen untersucht, das Ergebnis: Infektionsfälle verbreiteten sich mit erheblicher Geschwindigkeit – vergleichbar den Infektionswellen auf Kreuzfahrtschiffen.

„Es stellt sich die Frage, warum man die Flüchtlinge überhaupt so dicht gedrängt untergebracht hat“, kritisiert derweil der Mainzer CDU-Sozialpolitiker Karsten Lange im Gespräch mit Mainz&: Die Stadt halte mehrere leer stehende Flüchtlingsunterkünfte für Notfälle vor, diese hätte man doch nutzen können, um die Wohnsituation der Flüchtlinge frühzeitig zu entzerren, sagte Lange.

Info& auf Mainz&: Unseren Ausgangsbericht über die Infektionen im „Allianzhaus“ findet Ihr hier bei Mainz&. Mehr zu diesen Themen rund um die Corona-Pandemie findet Ihr in unserem großen Mainz&-Dossier zur Corona-Pandemie.

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