Angesichts der seit diesem Mittwoch bundesweit verschärften Corona-Regeln warnen Polizei und Kripo vor gefälschten Impfausweisen: Wer einen solchen Pass gebrauche, mache sich strafbar, betonte die Polizei – das Delikt: Urkundenfälschung. Gerade diese Woche ertappte die Mainzer Polizei zwei Impfpass-Betrüger in Mainz und Rheinhessen, Experten fürchten , mit den neuen 2G-Regeln wird der Handel und Gebrauch mit gefälschten Impfzertifikaten zunehmen. Ein Kavaliersdelikt ist das nicht: Kaufen und Besitzen eines gefälschten Impfpasses wird eine Straftat – und ist zudem ein lebensgefährliches Vorgehen.

Auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt gilt in diesem Jahr die 2G-Regel - und es wird Kontrollen geben. - Foto: Polizei Mainz
Auf dem Mainzer Weihnachtsmarkt gilt in diesem Jahr die 2G-Regel – und es wird Kontrollen geben, auch der Mainzer Polizei (Symbolbild). – Foto: Polizei Mainz

Seit diesem Mittwoch gilt bundesweit die 2G-Regel für Innenräume, damit haben in Kinos, Kneipen und Konzerte nur noch Geimpfte und Genese Zutritt, auch für den Mainzer Weihnachtsmarkt gilt das etwa. Der Bund Deutscher Kriminalbeamter warnt nun: Damit werde es zu einem Zunahme von gefälschten Impfzertifikaten kommen. „Wir werden ein Anschwellen dieser Delikte feststellen“, sagte etwa Oliver Huth vom Bund Deutscher Kriminalbeamter in NRW dem WDR. Bis Anfang November hätten die deutschen Polizeibehörden bereits rund 2.000 Fälle in Zusammenhang mit gefälschten Impfpässen bearbeitet, das habe eine bundesweite Umfrage des ARD-Politikmagazins „Report Mainz“ ergeben.

Tatsächlich nimmt die kriminelle Energie von Impf-Verweigerern zu: Am Mittwoch berichtetet die Mainzer Polizei von zwei neuen Fällen, bei denen Betrüger mit gefälschten Impfausweisen aufflogen. Danach wollte ein 50-jährige Mann am Dienstagnachmittag mit der Kopie seines Impfausweises in einer Apotheke ein digitales Impfzertifikat erstellen lassen. Schon beim ersten Hinsehen habe die Apothekerin allerdings offensichtliche Hinweise auf eine mögliche Fälschung festgestellt, so der Polizeibericht: Die Apothekerin habe eklatante Rechtschreibfehler in der Berufsbezeichnung des angeblich impfenden Arztes festgestellt.

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Immer öfter tauchen gefälschte Impfpässe auf - das ist kein Kavaliersdelikt. - Foto: obs/BKK Mobil Oil/Sven Hoppe, ©Thinkstock
Immer öfter tauchen gefälschte Impfpässe auf – das ist kein Kavaliersdelikt. – Foto: obs/BKK Mobil Oil/Sven Hoppe, ©Thinkstock

„Auch einer Überprüfung weiterer Merkmale hielt die vorgelegte Kopie des Impfausweises nicht stand, weshalb die Polizei verständigt wurde“, heißt es weiter. Nachdem die alarmierte Funkstreife der Polizeiinspektion Mainz 3 den Sachverhalt vor Ort aufgenommen hatte, wurde nach Rücksprache mit der zuständigen Staatsanwaltschaft eine Durchsuchung der Wohnung des 50-Jährigen durchgeführt. Dabei habe letztlich der gefälschte Impfausweis aufgefunden und sichergestellt werden können.

Schon am Montagnachmittag sei es zudem in einer anderen rheinhessischen Apotheke zu einem ähnlichen Vorfall gekommen, berichtete die Polizei weiter: Dabei habe eine 60-jährige Frau versucht, mit einem gefälschten Impfausweis an einen digitalen Nachweis zu kommen. Auch hier wurde die Polizei verständigt und eine Strafanzeige gefertigt. Eine Lappalie ist das nicht: Schon jetzt können Betrüger, die gefälschte Impfpässe benutzen, wegen Urkundenfälschung belangt werden, betont man im Beratungsportal des polizeilichen Präventionsrates.

Die Corona Warnapp kann seit dem jüngsten Update gefälschte Impfzertifikate entlarven. - Foto: gik
Die Corona Warnapp kann seit dem jüngsten Update gefälschte Impfzertifikate entlarven. – Foto: gik

Noch in dieser Woche will der Bund zudem eine Gesetzeslücke schließen, nach der bisher der Gebrauch von gefälschten Impfpässen womöglich nicht strafbar war – mehrere Gerichte hatten entsprechende Urteile gefällt. Damit ist jetzt offenbar aber Schluss: Noch in dieser Woche soll eine Änderung des Strafgesetzbuches in Kraft treten, heißt es im WDR-Bericht weiter. Damit solle dann nicht nur der Verkauf, sondern auch das Kaufen und Besitzen eines gefälschten Impfpasses eine Straftat sein. Ertappten droht dann eine Geldstrafe oder sogar eine Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren – gewerbsmäßigen Verkäufern sogar bis zu fünf Jahren.

Gefälschte Impfpässe sind mehr als nur ein Ärgernis oder ein Kavaliersdelikt: Virologen sowie das Robert-Koch-Institut betonen bereits seit Wochen, dass sich in diesem Winter niemand mehr vor dem Coronavirus wird „verstecken“ können. Wegen der hochaggressiven Delta-Variante werde am Ende des Winters jeder Mensch entweder geimpft sein, oder sich infiziert haben – und dann entweder genesen oder gestorben sein. Tatsächlich liegt das Risiko für einen Ungeimpften, am Coronavirus zu versterben ungefähr 30 mal höher als für eine geimpfte Person.

Aerosolausstoß eines Menschen beim Niesen - dabei werden auch Viren mit transportiert. - Foto:  Von-James-Gathany-CDC-Public-Health-Image-library-ID
Aerosolausstoß eines Menschen beim Niesen – dabei werden auch Viren mit transportiert. – Foto: Von-James-Gathany-CDC-Public-Health-Image-library-ID

Dazu kommt: Ungeimpfte haben eine deutlich höhere Viruslast, sie sind also deutlich ansteckender und das auch für eine längere Zeit als Geimpfte – wer also sich als Ungeimpfter in eine 2G-Veranstaltung einschleust, und dort andere Menschen infiziert, begeht womöglich sogar fahrlässigen Totschlag.

Die Sicherheitsbehörden gehen deshalb zunehmend konsequenter gegen Fälscher von Impfpässen vor: Vergangene Woche nahm die hessische Polizei bereits zwei Männer aus Südhessen wegen Impfpass-Fälschungen in großem Stil fest, der Vorwurf: gewerbsmäßige Urkundenfälschung. Der 36-Jährige aus Bickenbach soll gemeinsam mit einem 42 Jahre alten Mann aus Mörfelden-Walldorf mit gefälschten Impfpässen und QR Codes Handel in großem Stil getrieben haben – eine Sonderermittlungsgruppe geht von mindestens 300 Fälschungen und Verkäufe an Abnehmer aus.

Die Kunden zahlten ersten Erkenntnissen zufolge zwischen 100 und 400 Euro für die Fälschungen, vergangene Woche wurden daraufhin bei einer großen Razzia insgesamt 23 Objekte in Bickenbach, Mörfelden-Walldorf, Darmstadt, Wiesbaden, einer ganzen Reihe weiterer Orte im Rhein-Main-Gebiet, sowie Frankfurt, Heidelberg und Karlsruhe durchsucht. Polizisten nahmen dabei zehn der 15 vor Ort angetroffenen, mutmaßlichen Käufer sowie die 36 und 42 Jahre alten Hauptverdächtigen vorläufig fest. Bei den Durchsuchungen stellten die Einsatzkräfte zahlreiche Impfpässe, QR Codes, Mobiltelefone und weitere Datenträger sicher. Zudem kamen auch Blanko Impfpässe, mutmaßlich bestellte und gefälschte Impfpässe sowie mehrere Zehntausend Euro Bargeld in amtliche Verwahrung.

Info& auf Mainz&: Den ganzen WDR-Bericht zum Thema gefälschte Impfpässe findet Ihr hier im Internet. Informationen zum Thema gefälschte Impfpässe gibt es auch hier beim Rat Polizeiliche Kriminalprävention im Internet.

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