Einbruch in Backstube, Getränkehandel, Gartenhaus, versuchter Einbruch in Pfarrhaus, geglückter Einbruch in Einfamilienhaus, Tankstelle, Kellerräume – das sind nur einige der Polizeimeldungen aus den vergangenen zwei (!) Tagen. Es ist Herbst, und die Hochsaison der Einbrecher hat eindeutig begonnen. Die üblen Gesellen nutzen gerade jedes gekippte Fenster und jede unbewachte Tür für einen „Bruch“, denn gerade bei Einbrechern gilt: Gelegenheit macht Diebe. Doch es gibt gute Möglichkeiten, sich gegen Einbrüche zu schützen, und so hatte die Politik gerade eine gute Nachricht: Die Zahl der Wohnungseinbrüche sank in diesem Jahr um satte 31 Prozent.

Dieses Fenster erwies sich bei einer Demonstration auf der Rheinland-Pfalz-Ausstellung als ausgesprochen bruchsicher. – Foto: gik

So ganz können wir das nicht glauben, haben wir doch allein im Bereich Polizeipräsidium Mainz seit Ende September mehr als 34 Einbrüche oder Einbruchsversuche im Bereich des Polizeipräsidiums Mainz gezählt, die uns per Pressemitteilung erreichten – und da sind Fahrzeugaufbrüche nicht einmal dabei. Auf dezidierte Nachfrage von Mainz& versicherte uns die Polizei aber eigens: Man habe extra noch einmal die Fälle zwischen dem 1. September und dem 1. Oktober 2017 geprüft, und man verzeichne „tendenziell einen Rückgang der Fallzahlen.“

Landesweit wurden erst einmal nur die ersten neun Monate des Jahres ausgewertet, dennoch war sich Innenminister Roger Lewentz (SPD) jetzt schon sicher: „Wir haben unser wichtigstes Ziel, die Fallzahlen deutlich zu senken, erreicht.“ Noch vor zwei Jahren waren Politik und Sicherheitsbehörden alles andere als beruhigt: 2015 hatte es einen echten Rekord an Wohnungseinbrüchen gegeben. Der Grund: Banden aus Ost- und Südeuropa hatten das Rhein-Main-Gebiet in den Blick genommen, ganze Einbruchsserien waren die Folge. Die Täter: hoch mobil, hoch professionell und offenbar zentral gesteuert.

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Jetzt, zwei Jahre später, konnte Minister Lewentz erleichtert eine Trendwende verkünden: In diesem Jahr wurden bisher in ganz Rheinland-Pfalz 3.688 Wohnungseinbrüche gezählt, das waren 1.646 weniger als im gleichen Zeitraum ein Jahr zuvor. Knapp die Hälfte der Einbrüche, genau 1.733 Fälle, blieben zudem im Versuchsstadium stecken, die Täter schafften es also nicht, in die Räume einzudringen. „Die Einbrecher lassen sich nicht viel Zeit, wenn sie merken, sie kommen nicht schnell voran, lassen sie ab“, betonte Lewentz: „Möglichst schnell hohe Beute zu machen, ist deren Ziel.“

Zahlen zum Thema Wohnungseinbrüche in Deutschland im Jahr 2016. – Quelle: Aktion Keinbruch

Das Land hatte 2016 eine Arbeitsgruppe Bandenkriminalität ins Leben gerufen, das sei ein absolutes „Erfolgsmodell“, betonte Lewentz: Die AG habe seither fast 800 Straftaten bearbeitet und davon rund 58 Prozent aufgeklärt, nahezu 300 Beschuldigte seien ermittelt, 66 davon in Haft gebracht worden. „Es ist uns gelungen, Fahndungsdruck über unser Bundesland hinaus aufzubauen, das hat sich in der Szene herumgesprochen“, sagte Lewentz. Die Fallzahlen sanken erheblich, doch die Erfolge bei der Bandenbekämpfung setzen sich im Alltag nicht unbedingt fort: Nur knapp 12 Prozent der Einbrüche werden in der Regel aufgeklärt, das waren sogar vier Prozentpunkte weniger bei der Aufklärungsquote als ein Jahr zuvor.

„Das kann uns nicht gefallen, das reicht uns nicht“, betonte der Innenminister, „für mich ist klarer Auftrag, die Aufklärungsquote zu erhöhen.“ Gerade bei Wohnungseinbrüchen sei das aber besonders schwierig, weil es sich hier eben um jene international agierende Banden handele, die grenzübergreifend tätig seien. So spüre die Polizei in Koblenz gerade einer Einbruchsserie nach, die von Baden-Württemberg und Hessen über Rheinland-Pfalz bis nach Frankreich reiche, sagte Achim Füssel vom Landeskriminalamt (LKA). Rund 100 Taten seit Oktober 2014 würden der Serie bereits zugeordnet, möglicherweise gehörten weitere 150 Taten dazu. „Wir gehen von einer Serie von Ost nach West aus, was uns fehlt, sind die Personen zur Serie“, sagte Füssel: „Es fehlt uns das Quäntchen Glück.“

Das Land will deshalb den Informationsaustausch mit angrenzenden Ländern ausweiten, Vorbild ist die 2016 gegründete Partnerschaft mit Georgien. Durch eine neue Abteilung phänomenübergreifender Analyse habe man zusätzlich neue Erkenntnisse über die Täter gewonnen, eine zentrale Analysestelle könne nun Daten aus verschiedenen Bereichen zusammenführen, sagte LKA-Präsident Johannes Kunz. So seien Täter besser zu identifizieren – knapp 70 Prozent träten nämlich bereits vorher polizeilich in Erscheinung.

In Zusammenarbeit mit den georgischen Behörden sei es so gelungen, eine Liste von 20 georgischen Intensivtätern zu identifizieren, 13 davon säßen inzwischen in Haft. Die Zahl der von Georgiern begangenen Straftaten habe sich halbiert. Nun hoffen die Ermittler auf ähnliche Erfolge mit Herkunftsländern wie Rumänien. Dafür brauche man aber dringend die Hilfe der Bevölkerung, hieß es: „Haben Sie keine Hemmung die 110 anzurufen“, betonte Sigrid Nagel vom LKA, „die Kollegen kommen gerne und überprüfen jeden Vorfall – nur so bekommen wir wichtige Hinweise.“

Wenn das Wohnzimmer so aussieht, ist es zu spät…. Die Aktion Keinbruch informiert im Internet über Schutzmaßnahmen. – Screenshot: gik

Denn tatsächlich kann man selbst eine Menge tun, um Einbrechern das Leben schwer zu machen: einbruchssichere Fenster und Türen schrecken Täter tatsächlich erheblich ab – da kommt der Zeitfaktor ins Spiel.  Die Polizei bietet umfangreiches Informationsmaterial und sogar eine persönliche Beratung zuhause an, dabei kommen Experten in Uniform vorbei, identifizieren Schwachstellen und schlagen Maßnahmen zur Abhilfe vor. „Man kann mit relativ wenig Finanzeinsatz seine Wände doch schon ordentlich schützen“, betonte Lewentz. Das wird sogar vom Staat gefördert: Bereits ab einer Investition von 500 Euro gibt es Zuschüsse vom Staat für Einbruchsschutz, damit können ein Sicherheitsriegel oder auf sichere Fenster und Türen gefördert werden.

Und dann ist da vor allem noch der Faktor Aufmerksamkeit: Gekippte Fenster, gerade im Keller oder im Erdgeschoss, sind geradezu eine Einladung an Einbrecher, ebenso nicht richtig abgeschlossene Türen – auch, wenn man doch „nur mal kurz“ um die Ecke wollte. Dunkle, nicht einsehbare Bereiche vor der Eingangstür sind ebenfalls ganz schlecht, hier kann ein Einbrecher in Ruhe verweilen. Gold Wert ist auch, wenn Nachbarn aufeinander aufpassen: Wenn seltsame Gestalten um ein Haus schleichen oder sich Unbekannte im Hausflur herumdrücken, solltet Ihr unbedingt reagieren und die Leute ansprechen – oder im Zweifelsfall die Polizei unter 110 anrufen. „Unsere Aufklärungsquote könnte erheblicher höher sein“, sagt Reinhold Reinhardt vom Leitungsstab Prävention im LKA, „wenn uns wirklich alles gemeldet würde.“

Info& auf Mainz&: Auf der Internetseite www.einbruchschutz-rlp.de gibt die Polizei umfangreiche Tipps, wie man sein Zuhause sicherer machen kann – mit Technik, oder einfach dem eigenen Verhalten. Hier findet man auch Adressen der Beratungsbüros, speziell geschulte Polizeibeamte kommen dann zuhause vorbei, identifizieren Schwachstellen und beraten. Am 29. Oktober ist übrigens bundesweiter Tag des Einbruchsschutzes, beim Mantelsonntag in Mainz ist die Aktion Einbruchsschutz der Polizei in der Innenstadt und gibt Tipps. Zahlreiche hilfreiche Tipps gibt es auch auf der Internetseite der Aktion Keinbruch, genau hier.

 

 

 

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