Das Jahr neigt sich dem Ende zu, die Weihnachtstage sind da – Mainz& wünscht allen dort draußen Fröhliche Weihnachten! Am Ende eines schier endlosen Jahres und vor allem einer schier endlosen Pandemie haben wir alle wohl noch nie so dringend Ruhe, Erholung, Freude und genussreiche Zeiten gebraucht. Mögen die Weihnachtstage Frieden, Freude und Segen bringen, Erholung für eine erschöpfte Republik und neue Kraft & Schwung für die Herausforderungen, die 2022 ganz sicher auf uns warten werden.
Auch dieses Weihnachten ist wieder eines, wie wir es uns nicht gewünscht haben: Abstand regiert, Corona hat die Welt fest im Griff. Die Krisen und Probleme der Welt scheinen sich geradezu unerreichbar hoch zu türmen. Doch wir haben auch viel geschafft, gerade in Mainz, gerade in Rheinland-Pfalz: Eine Landtagswahl im März, unter Corona-Bedingungen, gleich gefolgt von einer Bundestagswahl im September – das war ausgesprochen kräftezehrend und tat den politischen Entscheidungen nicht immer gut. Die Politik verdrängte die Corona-Pandemie und glaubte, mit Freude und Eierkuchen das Volk umgarnen zu können – es ging nach hinten los.
Die vierte Corona-Welle traf Deutschland mit Macht und nahezu unvorbereitet, die Politik agierte, als hätte sie aus knapp zwei Jahren Corona-Pandemie so gut wie nichts gelernt. Und dabei hatte die Republik Anfang des Jahres noch im scharfen Lockdown gesessen, Ausgangssperren sorgten für unheimliche Erlebnisse in den Städten – und Deutschland zählt am Ende dieses Jahres mehr als 110.000 Tote durch das neue Virus. Zum Weihnachtsfest wünschen sich daher sicherlich nicht wenige vor allem dies von der Politik: Lernfähigkeit, Reaktionsschnelle und entschiedener Kampf gegen Corona auf der Basis von Wissenschaft – und deutlich weniger Akzeptanz für die Coronaleugner und Impfgegner, die immer militanter vorgehen, und immer aggressiver die Gesellschaft und sogar die Demokratie bekämpfen.
Und dabei wurde gerade in Mainz erreicht, wovon die Welt geträumt hatte: Der wichtigste Corona-Impfstoff wurde in Mainz entwickelt und erforscht, Biontech ist die schärfte Waffe im Kampf gegen die Pandemie – entwickelt von zwei völlig unprätentiösen Wissenschaftlern mit Herzblut und Migrationshintergrund. Das ist schon ein Weihnachtsmärchen an sich, die rasante Entwicklung, die auf Jahrzehnten von Grundlagenforschung basierte, dürfte irgendwann Nobelpreis-würdig sein – seine Erfinder Ugur Sahin und Özlem Türeci werden bereits mit Preisen überhaupt und erhalten 2022 gemeinsam mit Krebsforscher Wolfgang Huber die Ehrenbürgerwürde von Mainz – gut so!
Doch was mit so viel Hoffnungen Anfang 2021 begann, wurde am Ende doch kein Weihnachtsmärchen: Corona schlägt zurück, Omikron steht vor der Tür – und die Impfstoffe erweisen sich als (noch) nicht so erfolgreich wie erhofft. Nun ist ein dritte Impfung nötig, wahrscheinlich sogar eine vierte, wenn ab März 2022 ein Omikron-angepasste Impfstoff vorliegt. Der Kampf gegen das neuartige Virus geht in die Verlängerung, und wie bösartig dieses Virus ist, wird erst so langsam so richtig klar: Long Covid, die Langzeitfolgen von Cobvid-19, können ernsthafte Dauerschäden auslösen, ein Viertel aller Corona-Infizierten entwickelt Long Covid – ein Drittel erholt sich dauerhaft nicht.
Nun ruhen die Hoffnungen auf neuen Medikamenten und neuen Impfstoffen, die Republik kämpft gegen verwirrte Impfgegner, die sich eingemauert haben in Verschwörungstheorien und kruden Glaubenssätzen, die ihr eigenes, subjektives Empfinden zur obersten Maxime erklären und auf Gemeinschaft und Solidarität pfeifen. Und Deutschland findet kein Rezept gegen diese – nein, Narren nennen wir sie nicht: Die Narren erwiesen sich ganz im Gegenteil als hochgradig solidarisch und Impfkampagnen-fähig. Sie feierten (zumindest in Mainz) den 11.11., ohne ihn zum Corona-Hotspot zu machen, sie setzen strikt auf 2G – und sehen sich trotzdem erneut vor einer Fastnachtskampagne, die im Digitalen statt im gemeinsamen Feiern stattfinden wird. Was ein Trauerspiel.
Und doch geht alles noch viel schlimmer, das hat dieses Jahr bewiesen. Als am 14. Juli eine Flutwelle ungeahnten Ausmaßes das Ahrtal hinunterraste, und Häuser, Brücken und Straßen mit sich riss, und am Ende 134 Menschen das Leben kostete – da hatte Deutschland inmitten von alldem auch noch die schwerste Katastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg zu verkraften. Bis heute sind Dörfer wie Dernau oder Altenahr mehr Geisterstädte als Lebensräume, gähnen leergefegte Ruinen dem Betrachter entgegen, ragen zerrstörte Brücken anklagend in den Himmel. Die Menschen im Ahrtal erwachen erst so langsam aus dem Alptraum, viele erleben nun ein Weihnachtsfest ohne eigenes Zuhause.
Und doch zeigte gerade die Katastrophe im Ahrtal, wozu dieses Land fähig ist: während die Politik bei der Bewältigung der Katastrophe weitgehend hilflos agierte und in großem Stil in den ersten Wochen versagte, kamen die Menschen und packten an. Sie kamen aus Sachsen, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg, von der Ostseeküste, aus Rheinhessen, der Pfalz und von der Mosel. Sie brachten Traktoren und schwere Maschinen, manche auch nur Eimer, Schippe oder ihre Hände – über das Ahrtal brach eine unglaubliche Hilfswelle herein, die bis heute anhält.
SolidAHRität wäre um ein Haar das Wort des Jahres geworden, am Ende wählte die Jury den Begriff nur auf Platz zwei – eine verpasste Chance. Denn was alles aus der SolidAHRität geworden ist, welche Hilfsaktionen von Flutorden über Flutweinen bis hin zu den ersten Büchern – das gehört zu dem großartigsten und besten, wozu dieses Land fähig ist. Die Aufarbeitung wird noch lange dauern, der Untersuchungsausschuss hat gerade erst seine Arbeit aufgenommen – 2022 wird das Jahr der Aufklärung werden.
Es müsste auch das Jahr der Konsequenzen werden, wenn Deutschland vorankommen will: Konsequenzen aus Versagen in der Flutnacht, Konsequenzen gegen die, die sich dem Kampf gegen Corona verweigern, Konsequenzen im Kampf gegen den Klimawandel. Der Berg der Herausforderungen ist enorm, und er trifft auf eine erschöpfte Republik. Möge die Welt in den kommenden, den letzten Tagen des Jahres Ruhe finden, die Menschen Luft holen und Atem schöpfen, Kraft sammeln für die Herausforderungen, die vor uns liegen werden.
Und vielleicht sollten wir 2022 einfach mal die mehr be-denken, loben & preisen, die die wahren Helden der Pandemie sind: die Krankenschwestern und Pfleger, die Ärzte und Wissenschaftler, die Hunderttausenden Helfer in Impfzentren und Testzentren und Laboren und Gesundheitsämtern. All diejenigen, die diese Republik am laufen halten, anpacken ohne zu jammern und einander helfen und unterstützen. Auf dass wir alle möglichst bald wieder gemeinsam feiern und lachen, uns knubbeln und knuddeln und das Leben wieder in vollen Zügen genießen können – auf Festen und Festivals und in Konzerten und Kappesitzungen.
Euch allen wünschen wir genau das: Ruhe & Frieden, Erholung & Erfreuliches, Freunde, Festliches und Frohes – im Familienkreis oder anderswo. Möge die Macht und die Kraft mit uns allen sein, die Botschaft des Weihnachtsfestes ist zumindest genau dies: Die Liebe ist in die Welt gekommen, der Frieden ist da, und Segen liegt über dem Land. Machen wir etwas draus – im neuen Jahr 2022.
P.S.: Übrigens hat auch Bundespräsident Frank Walter Steinmeier in seiner Weihnachtsansprache „der stillen Mehrheit im Land“ gedankt – mehr dazu lest und hört Ihr hier im Internet.
Mainz& wünscht Euch allen: Frohe Weihnachten, Merry Christmas, Joyeux Noel!