Er wurde in einem Brauhaus in der Mainzer Altstadt gegründet, bis heute ist der Mainzer Carneval Club MCC einer der bodenständigsten der großen Fastnachtskorporationen. In der Kampagne 2024 feiert man nun 125. Geburtstag, zum Auftakt lädt der MCC am kommenden Samstag zur „Närrischen Zwischenmahlzeit“: Im Kulturheim in Weisenau heißt es ab 18.11 Uhr „Zurück in die Zukunft“ – die Narren dürfen gespannt sein. Karten gibt es auch noch – und Angela Merkel ist auch eingeladen. Zum Jubiläum gibt es zudem ein besonderes Geschenk: Es wird einen neuen „Till“ als Symbolfigur der Fastnacht geben.

Der MCC reist am Samstag "Zurück in die Zukunft" und durch die Epochen seiner Vereinsgeschichte. - Plakat: MCC
Der MCC reist am Samstag „Zurück in die Zukunft“ und durch die Epochen seiner Vereinsgeschichte. – Plakat: MCC

Es war im Jahr 1898, als in einer Mainzer Altstadt-Kneipe namens „Birnbaum“ Geschichte geschrieben wurde: Der Birnbaum war ein Brauhaus an der Stelle, wo heute das städtische Altersheim zu finden ist – vor 124 Jahren gab es dort enge Gässchen mit kleinen Fachwerkhäusern. Der Wirt des Birnbaums war über die Stadtgrenzen hinaus als Bierbrauer – und als Vater von 36 Kindern.“

In seinem Brauhaus aber traf sich der Birnbaum-Debattierclub, und der schrieb anno 1898 Geschichte – als nämlich aus seinen Reihen der Mainzer Carneval Club hervorging. 1899 feierte man die erste MCC-Kampagne, im Jahr 2022 ließ der moderne MCC die altehrwürdige Location in seinen Birnbaum-Sitzungen wieder aufleben. 2ß024 feiert der Club nun sein 125-jähriges Bestehen, und neben Prunkfremdensitzungen, Narrenschiff und  Birnbaum-Sitzung gibt es noch eine ganz besondere Feier.

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Große Geburtstagsfeier am7. Januar – und ein neuer Till

„Wir feiern im Rahmen der Jubiläumskampagne am 7. Januar 2024 im Schloss eine große Geburtstagsfeier mit Freunden aus ganz Deutschland und der Welt“, sagte nun MCC-Präsident Florian Sitte im Gespräch mit Mainz&. Zu der großen Feier würden Freunde des MCC aus dem alemannischen Raum und aus Köln, aber sogar aus so weit entfernten Gefilden wie Namibia erwartet.

Friedel Hofmann bei seinem letzten Auftritt als "Till" auf der Reichstagskuppel im Jahr 2020 bei "Mainz bleibt Mainz". - Foto: gik
Friedel Hofmann bei seinem letzten Auftritt als „Till“ auf der Reichstagskuppel im Jahr 2020 bei „Mainz bleibt Mainz“. – Foto: gik

Als ganz besonderes Highlight zum Jubiläum aber dürfte mit Spannung in der Mainzer Fastnachtsszene erwartet werden: „Es wird ein neuer ‚Till‘ inthronisiert werden“, verriet Sitte gegenüber Mainz&. Der Schwerpunkt des MCC sei nach wie vor die politisch-literarische Fastnacht, „da wollen wir auch weiter die Fahne hochhalten und darauf achten, dass das so bleibt“, betonte der Club-Chef.

Der „Till“ ist eine der großen literarischen Figuren der Mainzer Fastnacht und seit mehreren Jahrzehnten das Aushängeschild des MCC. Ganz in der Tradition des Eulenspiegels verhaftet, der den Mächtigen den Spiegel vorhält, und die Meinung des Volkes in geschliffener und gereimter Rede zum Besten gibt. Einer der berühmtesten Redner, der ins Till-Kostüm schlüpfte, war Dieter Brandt, der ab den 1960er Jahren und bis weit in die 1980er Jahre hinein als „Till“ den Mächtigen aufs Dach des Bundestags stieg.

 

Sein Nachfolger Fridel Hofmann hatte 2020 in der Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz“ nach 25 Jahren seinen Abschied als Till gegeben, der inzwischen auf der Reichstagskuppel saß – es wurde ein höchst emotionaler Abschied mit einer tiefen Verneigung vor einem der großen Redner der geschliffenen literarischen Fastnacht. Seither war die Figur verwaist – und den Sitzungen fehlte zunehmend genau dieses Merkmal der Mainzer Fastnacht. Nun also soll es einen neuen Protagonisten im Till-Kostüm geben – wer es sein wird, dazu ließ sich Sitte nichts entlocken.

Das frisch inthronisierte Prinzenpaar des MCC 2020: Jacqueline I. und Heinrich II. – Foto: gik
Das frisch inthronisierte Prinzenpaar des MCC 2020: Jacqueline I. und Heinrich II. – Foto: gik

„Fastnacht ist ohnehin immer eine Sinuskurve“, sagte Sitte nun. Auch wenn Größen wie der Till oder damals „Guddi Gutenberg“ aufhörten, „es geht doch immer wieder weiter“, betont Sitte, der selbst mit seiner Paraderolle als „Angela Merkel“ zu den neuen Rednerstars der Mainzer Fastnacht gehört. „Ich glaube, wir sind aktuell beim MCC im aufsteigenden Bereich, wir haben eine ganzen Stall voll junger, neuer Leute“, freut sich Sitte: „Und nicht nur nur Aktive, sondern auch im Verein: wir wachsen.“

Der MCC ist mit gerade einmal 160 Mitgliedern der kleinste der vier großen närrischen Korporationen, die gemeinsam die Fernsehsitzung „Mainz bleibt Mainz, wie es singt und lacht“ ausrichten. „Es ist nach wie vor ein sehr familiärer Club, und das ist uns auch wichtig“, betont Sitte: „Jeder kennt jeden – das wollen wir auch beibehalten.“ Neuen Schwung gab 2020 die Kampagne mit dem Prinzenpaar, zum Jubiläum 2024 schenkt sich der MCC selbst einen neuen, zweiten Aktivenwagen – der alte wurde zu klein.

Närrische Zwischenmahlzeit am 11.11. mit neuen Rednern

Am kommenden Samstag will der Club nun einen ersten Ausblick auf die Jubiläumskampagne geben: Bei der „Närrischen Zwischenmahlzeit“ lautet das Motto „Zurück in die Zukunft“, angelehnt an die alten Kultfilme der 1980er Jahre „steuert der MCC an diesem Abend durch die unterschiedlichsten Epochen, und präsentiert dabei neue Rednerinnen und Redner, Meenzer Musik und herausragende Tanz-Einlagen“, heißt es in der Ankündigung. Natürlich sind auch bekannte MCC-Größen wie Jürgen Wiesmann oder Protokoller Dieter Jäger dabei, und auch Angela Merkel ist eingeladen…

Florian Sitte als "Angela Merkel" - auch die Altkanzlerin ist zur Närrischen Zwischenmahlzeit eingeladen... - Video: MCC, Screenshot: gik
Florian Sitte als „Angela Merkel“ – auch die Altkanzlerin ist zur Närrischen Zwischenmahlzeit eingeladen… – Video: MCC, Screenshot: gik

Die „Närrische Zwischenmahlzeit“ des MCC habe zwar schon eine längere Tradition, für Publikum geöffnet sei sie aber erst so seit fünf, sechs Jahren, sagte Sitte. Die gute Nachricht für das Publikum: Es gebe noch einige Restkarten, verriet Sitte. Im Rahmen der Sitzung werde auch neuen Rednern eine Chance gegeben – darunter sollen endlich auch wieder mehrere Frauen sein. Die Mainzer Fastnacht litt in den vergangenen Jahren akut unter einem weiblichen Rednermangel, nun scheint endlich Nachwuchs in Sicht.

Los geht’s am 11.11. um 18.11 Uhr an, das Programm werde „locker vier Stunden“ brauchen, verriet Sitte – danach lädt der MCC noch zum närrischen Chillout.

Info& auf Mainz&: Karten für die MCC-Sitzung am 11.11. im Kulturheim Weisenau kosten 28,- Euro und können hier über die MCC-Homepage bestellt werden.