Mitte Mai wollte das Gutenberg-Museum in Mainz eigentlich am alten Standort seine Tore schließen, im Juni in sein Interimsquartier im Naturhistorischen Museum umziehen – doch daraus wird vorerst nichts: Weil wichtige Sicherheitstüren derzeit nicht lieferbar sind, verzögert sich der Umzug wohl bis in den Herbst. Für Weinfans ist das indes eine gute Nachricht: das beliebte Mainzer Marktfrühstück könnte damit in dieser Saison auf dem Liebfrauenplatz bleiben – die Verhandlungen zwischen Stadt und Mainzer Winzern laufen aber noch.

Das Gutenberg-Museum mit dem alten Schellbau am Liebfrauenplatz in Mainz. - Foto: gik
Das Gutenberg-Museum mit dem alten Schellbau am Liebfrauenplatz in Mainz. – Foto: gik

Der Neubau des Gutenberg-Museums in Mainz war lange umstritten und umkämpft, nach dem Scheitern des Bibelturms in dem Bürgerentscheid 2018, entwickelte eine breit aufgestellte Arbeitswerkstatt im Jahr 2020 ein Konzept für einen Neubau des Museums: Am alten Standort am Liebfrauenplatz soll nun ein Museumsneubau entstehen, der marode Schellbau dafür abgerissen werden. Im Oktober 2022 hatte die Stadt dazu das Ergebnis eines Architektenwettbewerbs für den Neubau vorgestellt.

Der Zeitplan sah nun eigentlich vor, das Gutenberg-Museum am alten Standort letztmals zum Internationalen Museumstag am 19. Mai zu öffnen – danach sollte das Museum schließen und an seinen Interimsstandort im Naturhistorischen Museum in der Reichsklarastraße umziehen. Zur Mainzer Johannisnacht Ende Juni wollte man am Ausweichquartier wieder öffnen, der Liebfrauenplatz am Dom derweil zur Großbaustelle für Abriss und Neubau werden.

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Lieferprobleme bei Spezial-Sicherheitstüren für Gutenberg-Bibeln

Doch daraus wird nun erst einmal nichts: Es gebe aktuell „Lieferprobleme von Seiten der Spezialfirma in Bezug auf die technisch hochkomplexen Sicherheitstüranlagen“, teilte die Stadt Mainz am Donnerstag mit. Diese Türen seien aber unabdingbar, und zwar besonders für die unschätzbar wertvollen Gutenberg-Bibeln, den Hauptexponaten des Museums. Gerade für sie müssten die sicherheitstechnischen Voraussetzungen gewähreistet sein und durch die Versicherung abgenommen werden können, betonte die Stadt.

Schatzkammer des Gutenberg-Museums in Mainz mit den weltberühmten und kostbaren Gutenberg-Bibeln. - Foto: Gutenberg Museum
Schatzkammer des Gutenberg-Museums in Mainz mit den weltberühmten und kostbaren Gutenberg-Bibeln. – Foto: Gutenberg Museum

Ohne die Sicherheitstüren, kann auch der Umzug ins Ausweichquartier nicht stattfinden, bei der Stadt rechnet man nun mit einem neuen Termin im Herbst 2024. Der Betrieb des Gutenberg-Museums werde durchgehend gewährleistet sein, auch die Buchungen von Führungen seien weiter möglich, versichert die Stadt, die weiterhin der Träger des Weltmuseums der Druckkunst ist. Die Planungen für den Neubau des Gutenberg-Museums am alten Standort blieben „von den neuen Entwicklungen unbeeinflusst und schreiten sehr gut voran.“

Die Baustelle am Liebfrauenplatz wird damit aber nicht, wie ursprünglich geplant, im Sommer, sondern ebenfalls erst nach dem Umzug des Museums im Herbst 2024 eingerichtet. Das wiederum dürfte positive Auswirkungen auf das beliebte Mainzer Marktfrühstück haben: „Die verzögerte Baustelleneinrichtung am Gutenberg-Museum kann auch Auswirkungen auf das samstägliche Marktfrühstück der Mainzer Winzer auf dem Liebfrauenplatz haben“, heißt es bei der Stadt vorsichtig: „Ob eine Verlegung des Marktfrühstücks – wie bisher geplant – ab Sommer 2024 notwendig sein wird oder nicht, dazu befinden sich die Verwaltung der Landeshauptstadt Mainz und der Verein der Mainzer Winzer aktuell in konstruktiven Gesprächen.“

Verlagerung Mainzer Marktfrühstück: Winzer wollen bleiben

Tatsächlich ist die Verlegung des Marktfrühstücks zwischen Stadt und Mainzer Winzern durchaus umstritten: Bei der Stadt Mainz präferiert man die Verlegung auf den Rathausvorplatz, doch bei den Winzern ist der Jockel-Fuchs-Platz alles andere als beliebt. Die große Betonfläche zwischen Rathaus und Rheingoldhalle gilt je nach Wetter als zugig oder brütend heiß, dazu kommt der „Baustellen-Charme“ des Rathauses und eine wenig einladende Umgebung auf  der Hochfläche.

Die steinerne Apsis auf dem Liebfrauenplatz ist samstags Schauplatz des Mainzer Marktfrühstücks. - Foto: gik
Die steinerne Apsis auf dem Liebfrauenplatz ist samstags Schauplatz des Mainzer Marktfrühstücks. – Foto: gik

Die Mainzer Winzer kritisieren zudem, dass sie für die An- und vor allem für die Abfahrt des Standes mitten durch das Brandzentrum müssen – und das ausgerechnet am hochfrequentierten Samstag. „Wir würden gerne auf dem Liebfrauenplatz bleiben“, sagte der Vorsitzende der Mainzer Winzer, Ralf Boller, im Gespräch mit Mainz& – schließlich sei ein Weinstand ohne markt kein Marktfrühstück mehr.

Bei den Mainzer Winzern könnte man sich deshalb auch noch eine ganz andere Lösung vorstellen: Den durch eine Art Stein-Apsis abgegrenzten Bereich unmittelbar am Dom auf dem Liebfrauenplatz als begrenzte Fläche für das Marktfrühstück ausweisen, und die Besucher mit Zugangsbändchen einlassen – ob das allerdings bei den derzeit mehr als Tausend Besuchern pro Samstag umsetzbar ist, ist noch unklar.

Info& auf Mainz&: Mehr zur Streitfrage um die Verlagerung des Mainzer Marktfrühstücks lest Ihr auch hier bei Mainz&. Einen ausführlichen Bericht über die Pläne zum Neubau des Gutenberg-Museums findet ihr hier bei Mainz&.