Vergangenen Donnerstag kündigte die Stadt Mainz das Aus für die Flamingos im Stadtpark an, die Nachricht bewegt seither die Gemüter der Mainzer – und die Empörung überwiegt. Die Flamingos seien ein unverzichtbarer Teil der Mainzer Stadtkultur, eine wichtige Tradition und ein geliebtes Ausflugsziel: Das Unverständnis der Mainzer ist groß. Eine Petition im Internet fordert nun den Erhalt der Mainzer Flamingos, ein Tierarzt argumentiert dabei, die Umsiedlung bedeute für die Tiere mehr Stress als das Weiterleben wie bisher: Die Hauptforderungen deshalb: Den Dialog mit den Bürgern und die Suche nach einer artgerechten Lösung.

Seit dem Jahr 1962 leben im Mainzer Stadtpark Flamingos, ihr Bestand war in den vergangenen Jahren stark geschrumpft: Statt einstmals 20 Tieren, leben derzeit nur noch sechs Flamingos in einem eigen gestalteten Bereich des Parks. Den Vögeln steh t ein eigener Weiher zur Verfügung und sogar ein Vogelhaus mit Fußbodenheizung für kalte Wintertage. Um das Wohlbefinden der Vögel kümmerte sich unter anderem ein Ende 2013 gegründeter Verein mit dem Namen „Schräge Vögel“, der auch das Flamingohaus sponsorte. Gründungsmitglied unter anderem: die damalige Mainzer Umweltdezernentin und heutige Umweltministerin Katrin Eder (Grüne).
Am 12. Juni verkündete deren Nachfolgerin im Mainzer Umweltamt, Janina Steinkrüger (Grüne), die Stadt wolle die Flamingos im Stadtpark nun abschaffen – der Grund. Tierschutz. Flamingos seien Herdentiere, für eine artgerechte Haltung brauche es eine Gruppe von mindestens zehn Vögeln jeder Art, argumentierte Steinkrüger – damit bräuchte es 20 Flamingos für Mainz, weil die jetzigen Tiere aus zwei Arten stammen. Kleinere Gruppen setzten die Vögel unter Stress, eine Erweiterung sei ebenfalls geprüft worden, betonte Steinkrüger – doch dem stehe der Tierschutz entgegen: Neue Tiere müssten flugunfähig gemacht werden, das sogenannte Kupieren der Flügel sei aber verboten.
Petition für Erhalt der Flamingos im Mainzer Stadtpark
Doch gegen die Entscheidung regt sich Widerstand: Am Samstag starteten Mainzer Bürger eine Petition für den Erhalt der Mainzer Flamingos im Stadtpark auf der Plattform change.org, bis Sonntagabend hatte sie bereits 438 Unterzeichner. „Wir fordern die Stadt Mainz auf, die geplante Umsiedlung der Flamingos auszusetzen und gemeinsam mit engagierten Bürgern, Fachleuten und dem Verein Schräge Vögel e.V. Alternativen zum Verbleib der Flamingos im Stadtpark zu erarbeiten“, heißt es in der Petition. Konkret solle geprüft werden, wie eine artgerechte Haltung der Flamingos vor Ort weiter möglich sei – etwa durch Vergrößerung der Gruppe, den Bau einer denkmalschutzgerechten Voliere oder andere kreative Lösungen.

Die derzeit sechs Flamingos – vier Kuba-Flamingos und zwei Rosaflamingos – seien seit Jahrzehnten im Mainzer Stadtpark heimisch, argumentiert der Initiator, offenbar der Mainzer Professor für Wirtschaftsinformatik, Bernhard Ostheimer: „Diese Tiere haben ihr ganzes Leben hier verbracht und gehören fest zum Stadtparkinventar.“ Generationen von Kindern und Familien seien „am Flamingoteich ins Staunen geraten, Schulklassen haben hier anschaulich Biologie gelernt, und Spaziergänger erfreuen sich seit über 60 Jahren an den eleganten Vögeln“; so Ostheimer weiter: „Die Flamingos sind Teil unserer Stadtgeschichte und unseres Herzbluts – ihr geplanter Weggang trifft die gesamte Stadtgemeinschaft im Herzen.“
Die Flamingos seien zudem bereits betagte Tiere, ein Transport in fremde Umgebungen bedeute erheblichen Stress und Risiken für sie, argumentiert die Petition weiter – und zitiert den Tierarzt für Wirtschafts-, Wild- und Ziergeflüge, Dr. Dietmar Steinmetz mit einer deutlichen Warnung: „Die Umsiedlung der Flamingos in einen anderen, fremden Haltungsbereich bedeutet mehr Stress für die Tiere als das Weiterleben in gewohnter Umgebung“, so Steinmetz. Man fordere die Stadt deshalb auf, „nicht vorschnell Abschied von den Flamingos zu nehmen“ – sondern stattdessen den Dialog mit den Bürgern zu suchen.
Petition fordert Stadt zu Dialog auf: Sucht konstruktive Lösung!
„Die Stadt soll in einen konstruktiven Dialog mit uns treten“, fordert Ostheimer, der Verein „Schräge Vögel“ und viele Unterstützer stünden mit Finanzmitteln und konkreten Iden bereit. In der Vergangenheit habe man bereits mehr als 250.000 Euro für den Stadtpark gesammelt. „Gemeinsam können wir die Verantwortlichen überzeugen, dass Mainz seinen Flamingos ein gutes, artgerechtes, tierwohlorientiertes Zuhause hier bieten kann“, heißt es weiter. Ziel sei „ein verbindlicher Plan zum Erhalt der Flamingos in Mainz, der sowohl dem Tierwohl als auch den gesetzlichen Anforderungen gerecht wird.“

Die Stadt habe doch gerade erst mit dem Wechsel von einem Großfeuerwerk zu einer Drohnenshow zur Mainzer Johannisnacht gezeigt, dass sie bereit sei, neue Wege für den Tierschutz zu gehen. „Diesen positiven Wandel sollten wir fortsetzen, indem wir eine Lösung für die Tiere finden, statt sie fortzugeben“, so die Petition weiter: „Unsere Botschaft an die Stadt: Bitte nutzt die gebotene Unterstützung aus der Bürgerschaft und lasst uns gemeinsam Verantwortung für „unsere“ Flamingos übernehmen, anstatt sie abzuschieben.“
Die Entscheidung zur Abschaffung der Flamingos gehörte am Wochenende wohl zum meistdiskutierten Thema in Mainz, viele Mainzer zeigten sich entsetzte. Da war von „Willkür“ die Rede und der Frage, ob denn wohl auch die Flamingos gefragt worden seien. „Schon als Kind habe ich es bewundert, meine Kinder haben es bewundert und auch die heutigen Enkel“, schreibt ein Mainz&-Leser: „Die haben doch nicht mehr alle Latten am Zaun!“ Warum man die verbleibenden Tiere „nicht einfach in Ruhe leben bis zum Ende“, wunderte sich ein anderer, und eine Leserin kritisierte: „Wieder geht in Mainz eine Ära zuende.“
Es gibt aber auch andere Stimmen: Ebenfalls bei Change.org findet sich Petition, die sich für die Schließung des Flamingo-Weihers im Stadtpark einsetzt- die Petition stammt allerdings schon vom 01. Januar 2022, und dürfte damit überholt sein. Die Petition kritisiert, dass die Vögel Teile ihrer Flügel amputiert bekommen, dies sei „ein grausamer Akt, der nur dem Mensch dient“, während die Vögel „ihr tristes Dasein“ am Weiher lebten, „schwer traumatisiert und verstümmelt.“ Die Argumentation wurde am Wochenende auch von diversen Unterstützern der Abschaffung verbreitet, weswegen wir sie hier zitieren. Die Petition hat bislang 264 Unterschriften erzielt.
Info& auf Mainz&: Einen ausführlichen Bericht zur Abschaffung der Flamingos im Mainzer Stadtpark findet Ihr hier bei Mainz&. Die Petition gegen die Abschaffung der Flamingos findet Ihr hier im Internet, den Verein „Schräge Vögel“ gibt es hier.