Das ist mal eine gigantisch gute Nachricht: Die Mainzer Phoenixhalle ist gerettet! Die coole Konzerthalle in der alten Mombacher Wagenhalle wird von Dezember an wieder Spielstätte für Konzerte, Kabarett und viele neuen Events – mit neuem-alten Industriecharme. Am Montagnachmittag unterzeichneten die neuen Betreiber den Vertrag mit der Beos AG, der Besitzerin des Geländes. Und nur 45 Minuten später gaben schon alle eine Pressekonferenz. „Der Phoenix wird fliegen“, freute sich Finanzmanager Hanns-Christian von Stockhausen. Das Ziel: die Nummer zwei der Hallen im Rhein-Main-Gebiet werden.

Neue Phoenixhalle - Das neue Wohnzimmer der neuen Betreiber
Die neuen Betreiber Spode, Heinrich und von Stockhausen in ihrem mneuen Wohnzimmer – Foto: gik

Damit geht eine ein Jahr währende Hänge- und Zitterpartie mit einem Happy End zuende. Zum 1. März dieses Jahres hatte ja der alte Betreiber Matthias Becker die Phoenixhalle an ihre Besitzer zurückgegeben, seither war unklar, wie es weiter gehen würde – und ob. Zur Rettung machten sich die „Phoenixhelden“ auf: die Veranstaltungsmanager Ralph Heinrich und Torsten Spode sowie Rechtsanwalt und Finanzexperte von Stockhausen. „Die vergangenen zwölf Monate waren sehr aufregend und sehr spannend“, sagte der Anwalt.

Initialzündung von Heinrich: Der Phoenix darf nicht sterben

Die Initialzündung kam von Ralph Heinrich, der gemeinsam mit Spode die Veranstaltungagentur Light & Sound führt. Heinrich las in der Zeitung von dem Aus der Halle nach Beckers Rückzug – und war alarmiert: „Ich habe hier so viele geile Konzerte erlebt, ich konnte einfach nicht glauben, dass die Halle sterben soll“, erzählte er Mainz&. Dann seien die Gedanken gekommen, dann die Idee und schließlich „die Challenge“, wie Heinrich sagt: „Dann machen wir’s halt!!!“

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Das war alles andere als einfach: Die Stadt Mainz weigerte sich, die Neuen finanziell zu unterstützten. Man werde nicht „etwas, was Miese schreibt“ weiter führen, sagte Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) der Allgemeinen Zeitung. Also mussten die Neuen selbst sammeln gehen – und holten sich Hilfe bei von Stockhausen. Der einstige Inkasso-Anwalt gründete schon einmal ein Startup und sagt von sich selbst, es mache ihm einfach Spaß, gute Verträge für langfristige Kooperationen zu machen.

Rückbau Phoenixhalle März 2015 - Foto Wassmann
Rückbau der alten Veranstaltungshalle weckte den Industriecharme – Foto: Wassmann

Staub der alten Halle abschütteln, Industriecharme wecken

So entstand ein „extrem agiles, geländegängiges, kreatives Team“, wie Heinrich sagt, und das tat neue Geldgeber auf – darunter einen Mainzer Unternehmer – und entwickelte vor allem ein neues Konzept: „Die Halle wird eine neues Gesicht bekommen, wir wollen den Staub der alten Halle abschütteln“, erklärt Heinrich. Was er damit meinte, war heute vor Ort schon zu besichtigen: Die alte Phoenixhalle wurde in den vergangenen Monaten auf ihren Urzustand zurückgebaut.

Nun verströmt die ehemalige Waggongfabrik wieder ihren industriellen Charme, mit offenen Eisenpfeilern und einer großartigen Weite. „Es gibt die drei Schiffe nicht mehr“, sagt Heinrich, „das spielt uns aber in die Karten.“ Drei Schiffe? Damit ist die alte Dreiteilung der Phoenixhalle gemeint: Links der Eingangs- und Barbereich mit den Toiletten, dann die eigentliche Halle in der Mitte und schließlich der dritte Teil rechts davon, der eigentlich nur selten genutzt wurde.

Halle künftig unterteilbar und mit Konferenzbereich

Künftig soll die Phoenixhalle mit ihren rund 5.000 Quadratmetern offen bleiben, aber in mehrere kleine Stücke unterteilt werden können. Das schafft geeignete Räume für kleinere Veranstaltungen, aber auch mal für mehrere Events gleichzeitig. „Wir können mit Kränen und Containern Unterteilungen schaffen“, erklärte der Architekt Carsten Ott. Die Toiletten werden an beiden Seiten gebaut, um die Teilbarkeit zu unterstützen, und es wird – neu – einen Bereich mit zwei Konferenzräumen geben. „Die Halle ist flexibel, sie ist offen“, betont Heinrich.

Neue Phoenixhalle - Da stand mal die Bar
Da stand mal die Bar, jetzt gibt’s eine offene Halle – Foto: gik

Das wiederum öffnet neue Möglichkeiten der Vermarktung: Konzerte soll es künftig hier natürlich auch geben, auch mit Kabarettisten und Komikern sei man bereits im Gespräch. Bülent Ceylan setzte sich ausdrücklich für den Erhalt der Halle ein, und wir glauben ja auch, dass Urban Priol gerne wiederkommt 😉

Messen wie die Stijl, Boxen, Ringen und Beachvolleyball

Daneben aber soll das neue-alte Industrieflair auch Firmen anziehen: Autofirmen für Produktpräsentationen, andere Firmen für Tagungen oder Messen in coelem Flair. „Wer für seine Produkte eher den Industriecharme braucht, wird hierher kommen“, glaubt Ott. Auch bei den Messen wollen die neuen Veranstalter nach denen fischen, die eine andere und auch kleinere Location als die Messe Frankfurt suchen. Mit der Mainzer Designmesse Stijl ist man sich offenbar schon einig – im Frühjahr 2016 wird die Stijl wohl vom Alten Postlager nach Mombach umziehen und endlich mehr Platz haben. Und die Location passt ja auch vom Stil her 😉

Doch damit nicht genug: „Wir sind auf der Suche nach Sportevents, Showsportveranstaltungen und auch Events im Breitensport“, verriet Heinrich. Die Halle erlaubt eine Arena-Bestuhlung, damit könnten hier künftig auch Boxevents oder Wrestling stattfinden, den Ringern vom ASV Mainz 88 habe man die Halle schon für Halbfinals oder Finals angeboten. „Die haben schon gesagt, sie kommen sehr gerne“, berichtet von Stockhausen.

Ziel: Platz zwei hinter der Festhalle Frankfurt

Rückbau Phoenixhalle Halle von oben März 2015 - Foto Wassmann
Rückbau der alten Halle von oben: Viel Luft für Bälle – Foto: Wassmann

Mit 13 Metern Höhe ist die neue Phoenixhalle zudem für alle Ballsportarten zugelassen, der begehrliche Blick der Veranstalter geht in Richtung Beachvolleyball, aber auch Indoor-Kletterevents sind gut denkbar. Die neue Halle wird für 5.000 Besucher zugelassen sein, damit steigt sie ganz oben in der Klasse ein: „Unser Ziel ist ganz klar: wir wollen uns im Rhein-Main-Gebiet direkt hinter der Festhalle Frankfurt positionieren“, betont Heinrich. Schließlich habe man eine Zulassung für 200 Besucher mehr als die Jahrhunderthalle in Höchst. Damit hätte Mainz auf einen Schlag eine Großevent-Location – und ein Ausweichquartier, wenn die Rheingoldhalle tatsächlich mal in die Renovierung geht….

Mit der Mainzer Marketing Gesellschaft, aber auch mit Unterhaus und Frankfurter Hof sei man in gutem Kontakt, versichern die neuen Betreiber – hier also wächst vielleicht endlich mal zusammen, was zusammen gehört… Eines ist klar: „Miese schreiben“, das haben die Betreiber nun wirklich nicht vor. „Es gibt so viele, die wollen, es gibt keinen Mangel an Kunden“, versicherte uns Heinrich. Nur sei eben die alte Phoenixhalle „in die Jahre gekommen“, der Look nicht mehr ganz aktuell gewesen. „Der Industrielook ist total angesagt, so muss die ganze Halle sein“, schwärmt Heinrich. Da fließe auch die eignene Erfahrung aus „1.000 Konzerthallen“ als Veranstaltungamanager ein…

Neue Phoenixhalle - Halle leer
Die neue Phoenixhalle ganz leer – Foto: gik

Beos AG: Phoenixhalle „für die ganze Stadt Mainz wahnsinnig wichtig“

Dazu bekommt der alte Phoenix nun auch ein neues Brandschutzkonzept, eine neue Lüftung und Klimaanlage, einen neuen Boden…. Rund 2,5 Millionen Euro wollen die Betreiber in die Kur der Halle investieren, und auch die Beos AG steuert einige Hunderttausend Euro bei. „Wir freuen uns wahnsinnig, dass der Weg des Phoenix weiter geht“, sagte Stephan Gubi. Projektmanager der Beos AG. Seit 2008 betreue man nun das gesamte Gelände der Waggonfabrik, das Aus von Becker habe die Firma „in eine mittlere Schockstarre versetzt.“

„Wir glauben, dass die Phoenixhalle für die ganze Stadt Mainz ein wahnsinnig wichtiger Baustein ist“, betont Gubi. Für die Waggonfabrik sei die Halle natürlich sowieso das Herzstück, viele Mieter kamen auch wegen der kulturellen Nutzung der Halle. „Die Phoenixhalle hat 17 Jahre lang an diesem Standort Kulturgeschichte geschrieben“, betont Gubi, und bekannte, „man ist dann auch Liebhaber von solchen Schmuckstücken…“ Wir auch!

Neue Phoenixhalle - Neue Betreiber vor der Halle mit Daumen
Daumen hoch für die neue Phoenixhalle – Foto: gik

Wiedereröffnung mit Weihnachtsthema

Auch das Thema Parkplätze wird übrigens neu geordnet, derzeit ein Parkplatzmanagement entworfen. Klar ist schon: Der alte Parkplatz vor dem Gelände bleibt erhalten, auch die Parkplätze an der Halle selbst. Dazu kommen nun Parkplätze hinter der Halle und von der Beos AG selbst, sowie Ausweichflächen am Mombacher Schwimmbad. Insgesamt sollen so 700 bis 800 Stellplätze rund um die Phoenixhalle zur Verfügung stehen.

Die Halle selbst geht jetzt aber erst mal in den Umbau, die Zeit bis Dezember ist knapp. Dann soll der Phoenix wieder seine Flügel ausbreiten und fliegen. Eröffnung soll mit einem Weihnachtsthema sein, dann sollen auch die Teilnehmer des Bandwettbewerbs zur Rettung der Phoenixhalle ihre Kreationen präsentieren.

Danach werde aber „sehr schnell“ ein Programm stehen, versichert Heinrich: Etwa 20 Vorverträge seien schon unterschrieben worden. Und von Stockhausen machte klar: „Wir haben heute nur den Startschuss geben, jetzt laufen wir los – und jetzt brauchen wir Partner.“ Also, wenn Ihr zufällig eine Location für ein Kulturevent sucht… Bitte melden!

Info& auf Mainz&: Die Retter der Phoenixhalle mit ihren Phoenixhelden findet Ihr auf dieser Internetseite, einen Hintergrundartikel von Mainz& über das Aus der alten Halle hier.

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