Sie ist die Grande Dame der Meenzer Fastnacht, das heiß geliebte „Margittsche“: Margit Sponheimer ist bis heute die ungekrönte Königin der Mainzer Fastnacht. Ihre Hits wie „Wähle 06131“ und „Gell, du hast mich gelle gern“ kennt in Mainz jeder, ihr größter Erfolg  „Am Rosenmontag bin ich geboren“ ist eine wahre Hymne. Am 7. Februar wird Margit Sponheimer stolze 80 Jahre alt, und immer noch steht sie live auf der Bühne, voller Energie und mit einer unnachahmlichen Ausstrahlung. Doch „die Sponheimer“ war immer mehr als „S’Margittsche“: Die Sängerin und Schauspielerin war auch Vorreiterin von Frauen auf der Fastnachtsbühne. Mainz& gratuliert mit diesem Portrait, das 2017 zu ihrem 75. Geburtstag entstand – wir mussten nicht viel ändern.

Margit Sponheimer an ihrem schwarzen Flügel in ihrem Haus in Ober-Olm. – Foto: gik

Der große schwarze Flügel im Wohnzimmer erinnert daran: Dies ist das Haus einer Vollblutmusikerin. „Ich wollte immer auf die Bühne, als kleines Kind schon“, erzählt Margit Sponheimer. Die Grande Dame der Mainzer Fastnacht wurde berühmt mit Liedern wie „Am Rosenmontag bin ich geboren“ und „Gell, Du hast mich gelle gern.“ Als „Mädchen“ machte sie ihre ersten Schritte auf der Fastnachtsbühne, geduldet und liebevoll getäschtelt sozusagen vom männlichen Establishment.

Was aber viele nicht wissen: Margit Sponheimer war die erste Frau, die Fastnachtslieder auf einer Bühne vor großem Publikum sang. Sie war die Bahnbrecherin für die vielen, die nach ihr kamen, und sie wurde „die Margit“ der Nation. Am Boden geblieben ist sie trotz aller ihrer Erfolge, trotz ihrer Beliebtheit: „Ein Promi?“, sagt Margit Sponheimer, „nein, das bin ich net.“

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In Frankfurt geboren, in Mainz Auto-Tachometer verkauft

Moment mal: Margit Sponheimer, kein Promi? „Meine Mutter hat den schönen Satz geprägt: Heute Star, morgen Schnuppe“, sagt die Sponheimer ganz gelassen: „Wenn du mit den Füßen auf dem Boden bleibst, kannst du nicht so tief fallen.“  Margit Sponheimer ist ein Kind der Nachkriegszeit, mit vier, fünf Jahren sang sie in Frankfurter Hinterhöfen Lieder der Amerikaner wie Lilli Marleen, und weil die Eltern sich kein Klavier leisten konnten, bekam die kleine Margit ein Akkordeon. In einer Frankfurter Akkordeonschule lernte sie das Spielen.

Margit Sponheimer vor einigen Jahren als Marktfrau beim GCV auf der Bühne. – Foto: gik

Nein, Margit Sponheimer ist weder am Rosenmontag noch in Mainz geboren, aber in der Fastnachtszeit schon: Am 7. Februar 1943 kam sie in Frankfurt zur Welt, mit acht Jahren zog sie mit ihrer Familie nach Mainz. Die Eltern hatten ein Geschäft für Auto-Tachometer, die junge Margit stand ganz selbstverständlich im weißen Kittelchen hinter dem Tresen und bediente die Kunden.

Es war die Nachkriegszeit, und in Deutschland stand Überleben auf dem Stundenplan. Fleiß, Disziplin, Leistung, das waren die Werte, mit denen die junge Margit aufwuchs. Eine Lehre zum Groß- und Einzelhandelskaufmann absolvierte sie, doch da war ja noch die Bühne: Von 1959 an sang sie in der Fastnacht. Bei einem Neujahrskonzert mit den Gonsbachlerchen, der Gesangstruppe des legendären Herbert Bonewitz, entdeckte sie Toni Hämmerle, der legendäre Songschreiber.

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Premiere auf der Bühne an der Seite von Ernst Neger

1964 durfte sie erstmals als Sängerin auf die große Fernsehbühne, mit Ernst Neger, dem „singenden Dachdecker“. Eine Frau als Solistin, erzählt Sponheimer, war damals völlig undenkbar. Doch dann gab es ein Jahr später in der Dachdeckerfirma von Ernst Neger einen tödlichen Unfall, Neger sagte alle Fastnachtsauftritte ab – und Toni Hämmerle rief sie an: Komm sofort nach Gießen! „An einem Montagnachmittag entstand dieses eine, besondere Lied, und am Donnerstag war Premiere“, erzählt Sponheimer: „Der Flügel wurde auf die Bühne geschoben, der Saal rief ‚Neger!‘ Und dann hat Gott Jokus den Narrenhimmel aufgemacht – und das Lied war sofort da.“

Margit Sponheimer 2018 in ihrem "Wohnzimmer": Auf der Bühne bei "Mainz bleibt Mainz". - Foto: gik
Margit Sponheimer 2018 in ihrem „Wohnzimmer“: Auf der Bühne bei „Mainz bleibt Mainz“. – Foto: gik

„Gell, du hast mich gelle gern“ wurde der erste große Hit der Sponheimer, am Rosenmontag waren bereits 20.000 Singles des Liedes verkauft. „Die Zeitung titelte: Ein neuer Stern am Fastnachtshimmel“, erinnert sich die Sponheimer schmunzelnd, „es war eine Sensation.“ Zum ersten Mal war eine Frau in Deutschland ein Fastnachtsstar. „Ich habe die Tür aufgemacht in dieser Männerdomaine“, sagt die heute 79-Jährige selbstbewusst.

Fortan war „das Margittsche“ aus der Fastnacht nicht mehr wegzudenken, immer neue Hits kamen: „So wie mein Papa“, „En ganzen Korb voll Grünes“, „Wähle 06131“. Ihren größten Hit aber komponierte der Österreicher Charly Niessen: „Am Rosenmontag bin ich geboren“ wurde ab 1969 zum Erkennungslied der Sponheimer. Wenn das heute 20.000 Fußballfans und mehr im Stadion von Mainz 05 anstimmen, bekomme sie eine Gänsehaut, bekannte sie einmal.

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Schauspielerin beim Volkstheater, Ehrenbürgerin von Mainz

Mitte der 1980er Jahre begann sie vorsichtig, sich zu emanzipieren, ging statt im Abendkleid in Kostümen auf die Bühne, sang jetzt von Marktfrauen und dem melancholischen Clown. Und sie begann, bei Wind und Wetter durch die Festzelte der Nation zu tingeln. „Freiberufler, Frau, nicht verheiratet, das war ich“, sagt Sponheimerim Rückblick. Geheiratet hat sie erst mit 50 Jahren, als sie 28 war, kam ihr Freund bei einem Flugzeugabsturz ums Leben. „Ich hatte ja nie Zeit zu heiraten und auch keine Lust“, sagt sie, „und man konnte früher auch nicht hochschwanger auf die Bühne, Bauch zeigen – so weit waren wir nicht.“

Wandlungsfähig, vielfältig: Margit Sponheimer als anrührender Clown 2017 beim GCV. – Foto: gik

1998 sagte sie der Fastnacht adé und ging zum Volkstheater Frankfurt, machte einen harten Schnitt, lernte einen neuen Job: Schauspielerin. Gut sei das gewesen, sagt sie: „Ich musste ein Haus verlassen, um ein anderes zu betreten.“ Gut zehn Jahre lang spielte sie in Frankfurt Theater, 2010 erschien ihre Autobiographie, natürlich mit dem Titel „Am Rosenmontag bin ich geboren.“

Die Autobiographie ist längst ausverkauft, gelegentlich gibt Margit Sponheimer aber noch Lesungen, irgendwo in der Republik. Sie sei immer wieder überrascht und angerührt, dass die Menschen das hören wollten, sagt sie. „Ich habe alles erreicht, was man mir als Talent mitgegeben hat“, sagt sie: „Man soll seine Träume leben, den Mut dazu haben.“ 2018 verneigte sich schließlich die Stadt Mainz vor ihr – und machte Margit Sponheimer zur Ehrenbürgerin von Mainz.

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Wenn Margit singt, herrscht in Mainz Ausnahmezustand

Mit ihrem „Ruhestand“ von der Schauspiel-Bühne kam die Fastnacht zurück. Das Fernsehen holte sie immer wieder vor die Kamera bei „Mainz bleibt Mainz“, sie trat bei Jubiläumssitzungen wie etwa beim Gonsenheimer Carneval-Verein 2017 auf. Da sang sie „Sag Ja, sag dreimal Ja zu deinem Leben“ – es war wie ein Lebensbekenntnis. Bei der „Stehung“ in Mainz-Gonsenheim wurde sie 2015 von einem ganzen Saal voller junger Leute frenetisch gefeiert von einem ganzen Saal junger Leute frenetisch gefeiert – und „la Sponheimer“ reagierte gerührt: Nervös sei sie gewesen, erzählte sie damals, sie habe ja nicht gewusst, ob sie mit ihren „Liedern beim Jungvolk“ ankomme.

Margit Sponheimer 2015 bei der "Stehung". - Foto: gik
Margit Sponheimer 2015 bei der „Stehung“. – Foto: gik

Doch das Jungvolk hat sie längst zur Ikone erklärt: „Margittsche – hat uns gelle-gern“, rappten 2018 die RotRockRapper, und dichteten ein Jahr später in ihrem Mega-Hit „Ich hab‘ Uniform“: „Dass wir bekannt, in allen Herren Ländern sind – verdanken wir: uns’rer Marketenderin.“ Und Ernst Neger-Enkel Thomas setzte der Mainzer Fastnachts-Ikone ein musikalisches Denkmal mit seiner wunderschönen Hommage: „Wenn Margit singt“.

Es ist eben wirklich so, wie Thomas Neger dichtete: „Wenn Margit singt, dann gibt sie Vollgas, dann ist sie außer Rand und Band. Wenn Margit singt, dann herrscht in Mainz Ausnahmezustand.“ Zu beobachten war das wieder einmal am 2. Januar 2023 beim Generalappell der Mainzer Ranzengarde – hier auf Youtube könnt Ihr Euch das ansehen. Wenn die Sponheimer auf der Bühne steht und singt, tobt der Saal, weil die Menschen spüren: Hier steht ein Vollblutprofi, eine Frau, die ihre ganze Energie, ihre ganze Persönli9chkeit ihrem Publikum schenkt. „Ich muss in einem früheren Leben mal ein Zirkuspferd gewesen sein“, sagt sie lachend, „das ist einfach mein Leben, ich blühe damit.“

 

Margit Sponheimer und Mainz&-Chefin Gisela Kirschstein bei einer gemeinsamen Lesung im Jahr 2019. - Foto: Mainz&
Margit Sponheimer und Mainz&-Chefin Gisela Kirschstein bei einer gemeinsamen Lesung im Jahr 2019. – Foto: Mainz&

Info& auf Mainz&: Am 7. Februar 2018 wurde Margit Sponheimer im Mainzer Stadtrat mit der Ehrenbürgerwürde der Stadt Mainz geehrt – mehr dazu hier. Wir haben im Artikel diverse Videos mit Auftritten von Margit Sponheimer verlinkt – Ihr findet sie alle hier in unserem Mainz&-Youtube-Kanal.

Unser Portrait von Margit Sponheimer ist übrigens Teil eines Buches von Mainz&-Chefin Gisela Kirschstein: In „Starke Frauen“ portraitiert sie 30 Frauen aus Mainz und der Rhein-Main-Region, Fastnachterinnen, Unternehmerinnen, Winzerinnen – und eben auch Margit Sponheimer. Mehr dazu lest Ihr hier auf Mainz&.

 

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