Kaum klettern die Temperaturen mal ein bisschen in die Höhe, da warnen die Wetterdienste schon wieder vor schweren Unwettern: Am Dienstag kann es demnach ab dem Mittag in Mainz und großen Teilen des Westens Deutschlands zu schweren Gewittern mit teils extremem Unwetterpotenzial kommen. Dabei können sich sogar Superzellen bilden, die mit Sturm oder sogar Orkanböen und schwerem Hagel daherkommen. Sogar Tornados seien nicht ausgeschossen, warnt der Deutsche Wetterdienst.
Das Wetter spielt in diesem Sommer wahrlich seine gruseligen Seiten aus: Nach wochenlangem Regen und den schweren Überschwemmungen, gefolgt von viel zu kalten Temperaturen wie seit 12 Jahren nicht mehr, sollen diese Woche die Temperaturen endlich mal in Richtung Sommer klettern – da kündigen sich bereits neue Unwetter an: „Morgen steht uns eine Unwetterlage bevor“, warnt Niklas Weise, Meteorologe bei Wetter Online: „In einem breiten Streifen quer durch die Mitte entwickeln sich einige kräftige Gewitter.“
Grund ist eine Luftmassengrenze, die zwischen einem Tief über Skandinavien und einem Hoch vor Spanien genau über der Mitte Deutschlands verläuft. Dabei transportiert vor allem das Hoch sehr feuchte Luft vom Mittelmeer direkt zu uns nach Norden – über Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen treffen dabei zwei gegensätzliche Windgeschwindigkeiten sowie hohe Temperaturunterschiede aufeinander. Das betrifft auch Mainz und das Rhein-Main-Gebiet, die genau im besonders gefährdeten südlichen Bereich der Luftmassengrenze liegen.
Warnung vor Superzellen mit Hagel und möglichen Tornados
Das Ergebnis: Örtlich drohten schwere Sturmböen, großer Hagel und Starkregen, warnen die Wetterdienste einhellig. Örtlich könnten sogar auch Orkanböen mit Stärken zwischen 90 und 120 Kilometern pro Stunde und größerem Hagel zwischen 3 und 5 Zentimetern einhergehen, heißt es beim Deutschen Wetterdienst (DWD). Lokal sei auch heftiger Starkregen mit Mengen um 30 Liter pro Quadratmeter innerhalb kurzer Zeit möglich.
„Vereinzelte Tornados sind besonders im Westen nicht ausgeschlossen“, warnt der DWD weiter. Wie auch bei Wetter Online heißt es hier auch: Auch Superzellen könnten nicht ausgeschlossen werden – diese hochgefährlichen Gewitterzellen sind besonders langlebige Gewitterwolken, die oft heftige Begleiterscheinungen wie großen Hagel, sintflutartige Regenfälle und Sturm bis hin zu Orkanböen mit sich bringen. „In 10 bis 20 Prozent aller Superzellen entsteht ein Tornado“, weiß Niklas Weise.
„Gewöhnliche Gewitterzellen werden zu Superzellen, wenn bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind“, erklärt der Meteorologe weiter: „Vor allem ein rotierender Wirbel im Inneren der Wolke zeichnet diesen Gewittertyp aus.“ Generell sind die Zutaten für die Entstehung eines Gewitters ausreichend feuchte und warme Luft in tieferen Schichten der Atmosphäre, eine möglichst starke Temperaturabnahme mit der Höhe und ein Hebungsantrieb, der die Auslösung des Gewitters überhaupt erst ermöglicht.
Gewittergefahr bleibt im Südwesten
„Für die Entstehung einer Superzelle muss zudem die Windscherung, also die Änderung der Windrichtung und der Windgeschwindigkeit mit der Höhe, erhöht sein“, erklärt Weise. Solche extremen Zellen entstehen häufig erst kurzfristig und in lokal eng begrenzten Räumen – wie etwa die Superzelle im April 2023 über Mainz-Ebersheim, in der sich tatsächlich ein kleiner Tornado bildete, und bei der 30 Häuser zum Teil schwer beschädigt wurden.
Wo solche Zellen auftreten, ist praktisch nicht vorherzusagen, die Vorwarnungen können aber die Bereiche aufzeigen, wo es ein Potenzial dafür gibt. „Grundsätzlich lässt sich die Wetterlage im Voraus gut erkennen“, sagt Weise: „Das heißt, wir können sagen, dass Gewitter in einer bestimmten Region sehr wahrscheinlich sind. Welcher Ort aber von einem Gewitter getroffen wird, lässt sich nicht vorhersagen.“
Die Luftmassengrenze sorgt auch für deutliche Temperaturunterschiede: Während im Nordwesten die Höchsttemperaturen nur bei etwa 20 Grad liegen, können im Süden in der schwülwarmen Luft bis zu 33 Grad erreicht werden, heißt es beim DWD. Deshalb geht es auch mit der Gewitterlage den Rest der Woche weiter: In der Nacht zu Mittwoch kann es im Südwesten weiter zu häufigeren und teils kräftigeren Gewittern kommen, so der DWD.
„In den darauffolgenden Tagen stehen hauptsächlich im Süden weiterhin stellenweise kräftige Gewitter mit Unwetterpotenzial an“, so die Vorhersage: „Vor allem am Freitag deutet sich nach jetzigem Stand eine neue Unwetterlage durch schwere Gewitter an.“
Info& auf Mainz&: Ausführliche Infos zur aktuellen Wetterlage findet Ihr hier beim Deutschen Wetterdienst im Internet. Gerade wenn Ihr zum Public Viewing bei der EM geht: Bitte behaltet auch die Wetterlage im Auge, das geht besonders gut mit der Warn-Wetter-App des DWD oder der App „Wetter Radar“ von Wetter Online – die zeigt sehr verlässlich an, ob Regenwolken oder Gewitter gerade auf Euch zuziehen. Mehr zum ungewöhnlichen Sommer 2024 lest Ihr hier bei Mainz&.