Die Hitzewelle rollt, Mainz erwartet den heißesten Tag des Jahres – aber nicht nur die Menschen haben Durst: Auch die Stadtbäume leiden massiv unter Hitze und vor allem unter der anhaltenden Trockenheit. Schon im April rief die Stadt Mainz zum Wässern von Bäumen auf, das dürfte jetzt auch nicht schaden. Der BUND Mainz veranstaltet am 12. August eine Baumgieß-Aktion, es ist bereits die zweite ihrer Art. Man habe nicht den Anspruch, alle Bäume der Stadt selbst zu gießen, schon gar nicht regelmäßig, heißt es beim BUND: Man wolle für die Problematik sensibilisieren und zur Nachahmung animieren.
Bereits die vergangenen Jahre (!) seien für die Stadtbäume in Mainz „ein echter Härtetest“ gewesen, sagte der Leiter des städtischen Grünamtes, Olaf Nehrbaß im April dieses Jahres – und rief schon da, mitten im Frühjahr, zum Wässern der Stadtbäume auf. Die Bäume litten unter der Trockenheit der vergangenen beiden Jahre, schon in den Sommerhalbjahren 2018 und 2019 habe es wenige Niederschläge gegeben, und das gleichzeitig mit neuen Hitzerekorden.
„Trotz ergiebiger Niederschläge im Februar und der ersten Märzhälfte 2020“ mache sich bereits wieder Trockenheit bemerkbar, hieß es im April. Der Monat habe den Negativtrend mit zu hohen Temperaturen, großen Sonnenstundenanteilen und trockenen Ostwinden weiter verschärft. Seit Anfang April fuhr das Grün- und Umweltamt der Landeshauptstadt Mainz daher schon wieder Wasser an die Bäume und versuchte, das natürliche Niederschlagsdefizit auszugleichen – gerade bei den Jungbäumen. „Ein Jungbaum nimmt pro Wässerungsgang gerne auch 100 Liter und mehr an Wasser auf, um die Blattneubildung und den Start in die neue Vegetationsperiode gut zu meistern“, sagte Nehrbaß.
Und Nehrbaß richtete ungewöhnlich früh im Jahr die Bitte an alle Naturfreunde: „Unterstützen Sie unsere Jungbäume auch in diesem Jahr wieder – nicht erst im Sommer bei Hitzerekorden!“ Bei der großen Anzahl des zu versorgenden Baumnachwuchses sei jede Gießkanne, jeder Eimer Wasser, den die Mainzer zusätzlich an die Bäume bringen könnten, willkommen. Die Stadt versucht dazu, gerade Jungbäume mit Wassersäcken auszustatten, die über Tage hinweg die Bäume mit Wasser versorgen.
Jetzt sind die Hitzerekordtage da, und nun gilt das Wässern natürlich ganz besonders – der Umweltverband BUND Hatte deshalb Ende Juli eine erste „Baumgieß-Aktion“ organisiert: 18 Personen hätten dabei, ausgerüstet mit Gießkannen und Bollerwagen, etwa 150 Bäume in der Mainzer Neustadt mit je 50 Liter versorgt.
„Wir wurden dabei von vielen Passanten angesprochen, die meisten äußerten sich positiv und meinten, dass die Bäume wirklich dringend Wasser bräuchten“, berichtete Kreisgruppensprecher Matthias Ding. Andere – mit einer Trinkflasche in der Hand! – hätten den Sinn der Aktion eher nicht kapiert: „Warum macht ihr DAS?“, hätten tatsächlich einige gefragt. „Es war nicht schwer, ihnen zu erklären, dass bei dieser Sommerhitze nicht nur die Menschen, sondern auch die Bäume durstig sind“, sagte Ding. Nach seinem Eindruck hätten an der Aktion auch Menschen teilgenommen, die sich alleine nicht trauen würden, in ihrer Straße einen Baum zu gießen, obwohl sie durchaus wissen, wie nötig es wäre. „Die gemeinsame Aktion hat also eine Hemmschwelle herabgesetzt“, konstatierte Ding.
Nun ruft der Umweltverband erneut zu einer Baumgieß-Aktion auf, am 12. August will man sich von 18.00 bis etwa 20.00 Uhr zum Wässern treffen. Man habe „nicht den Anspruch, alle Bäume der Stadt selbst zu gießen, schon gar nicht regelmäßig“, betonte Ding. Es gehe vielmehr darum, für die Problematik zu sensibilisieren und zur Nachahmung zu animieren – sprich: Ihr müsst nicht bis zum 12. August warten, um tätig zu werden.
Denn: Bäume gelten als hervorragende Klimaschützer, sie produzieren nicht nur Sauerstoff und verbrauchen dabei das klimaschädliche CO2, sie helfen auch dabei, Straßen und das Stadtklima herunterzukühlen. „Stadtbäume sind Schattenspender und haben eine kühlende Funktion, sie leisten vor allem im Stadtzentrum und in engen Straßen einen spürbaren Beitrag zur Verbesserung der Luftqualität“, heißt es beim BUND. Dank ihrer großen Blattoberflächen filterten sie sowohl Fein- und Grobstäube als auch giftige Stickoxide aus der Luft und reduzierten damit die Konzentration gesundheitsschädlicher Stoffe in der Atemluft der Stadtbewohner – und tragen so wesentlich zu einer gesteigerten Lebensqualität bei.
Die Stadt Mainz hat allerdings in den vergangen Jahren eine ganze Reihe Stadtbäume verloren, gut 150 Bäume wurden allein in diesem Jahr schon im Mainzer Stadtgebiet gefällt. Der Stadt gehen damit immer mehr Frische- und CO2-Spender verloren, denn es werden nicht im gleichen Umfang Bäume nachgepflanzt – CDU und ÖDP kritisieren das seit Jahren. Im Juli beschloss nun die Ampel-Koalition aus Grünen, SPD und FDP, eine Grünflächenoffensive zu starten und mehr Standorte für Bäume zu suchen – mehr dazu lest Ihr hier bei Mainz&.
In Wiesbaden betonte Umweltdezernent Andreas Kowol (Grüne) im Mai, der Stadt sei es gelungen, „die vielen alten Fehlstellen, an denen früher einmal Bäume gestanden haben, mit 650 Nachpflanzungen zu beseitigen.“ Die Straßen der Stadt seien für die Bäume „Extremstandorte“: Wenig Wurzelraum und viele Abgase aus dem Verkehr seien eine große Belastung, die durch die Trockenheit weiter dramatisch verschärft werde. Wiesbaden pflanzt deshalb auch vermehrt Bäume, die deutlich trockenheitsresistenter sind und sich für das Stadtklima eignen. Auf einer speziellen Liste des Grünflächenamtes stehen dabei etwa der Amberbaum, der Rot-Ahorn, die Rotesche oder der Zürgelbaum.
Info& auf Mainz&: Die nächste Baumgieß-Aktion des BUND findet am 12. August 2020 von 18.00 bis etwa 20.00 Uhr in der Mainzer Neustadt statt. Weitere Informationen und Anmeldung beim BUND Mainz unter der Mail-Adresse mainz(at)bund-rlp.de. Wer hat kann Gießkannen, Eimer und Handwagen mitbringen.